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Niks lernt Charlie kennen, als er mit seinem Vater Mahris für mehrere Wochen von Riga nach Deutschland kommt. Während Mahris Arbeit sucht, streunen die Jungen durch die Stadt und Charlie zeigt Niks, was er besonders gut kann: sich unsichtbar machen. Egal, ob in einer Menschenmenge oder in einem Geschäft, manchmal ist Charlie einfach weg. Oft sind dann auch Portemonnaies, Skateboards oder anderes Zeugs verschwunden. Niks ist fasziniert von Charlies Talent ...

Produktbeschreibung
Niks lernt Charlie kennen, als er mit seinem Vater Mahris für mehrere Wochen von Riga nach Deutschland kommt. Während Mahris Arbeit sucht, streunen die Jungen durch die Stadt und Charlie zeigt Niks, was er besonders gut kann: sich unsichtbar machen. Egal, ob in einer Menschenmenge oder in einem Geschäft, manchmal ist Charlie einfach weg. Oft sind dann auch Portemonnaies, Skateboards oder anderes Zeugs verschwunden. Niks ist fasziniert von Charlies Talent ...
Autorenporträt
Lieske, Tanya
Tanya Lieske ist Autorin und Literaturkritikerin. Sie schreibt Bücher für Kinder und Erwachsene. Im Deutschlandfunk (Köln) moderiert sie die Literatursendung »Büchermarkt«. Tanya Lieske lebt mit ihrer Familie in Düsseldorf, ein zweiter Schreibtisch steht in Irland.

formlabor
Maja Bohn, geb. 1968 in Rostock, absolvierte eine Buchhändlerlehre und arbeitete mehrere Jahre im Verlagswesen, bevor sie an der Kunsthochschule in Berlin Weißensee studierte und mit einem Diplom in Kommunikationsdesign abschloss. Seitdem lebt und arbeitet sie als freie Illustratorin und Autorin in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.02.2018

Sommer in Düsseldorf
Tanya Lieskes Kinderkrimi "Mein Freund Charlie"

Nach "Fliegen können" gehört "unsichtbar werden" zu den Wunschträumen von Jungs jeden Alters. Nun haben unsichtbare Helden gern mal große Schwachstellen - im Fall von Niks, dem Helden von "Mein Freund Charlie", ist seine Schwäche auch seine größte Stärke: Er kann nicht anders, als absolut ehrlich zu sein. Auch wenn er klaut. Oder mit Einbrecherwerkzeug irgendwas aufbricht. Alles Dinge, die Niks noch nicht konnte, bevor er seinen Freund Charlie kennengelernt hat, seinen allerbesten Freund.

Es kommt einiges zusammen in den wenigen Tagen, die Niks zum ersten Mal im Ausland verbringt. Dinge, die extrem unwahrscheinlich sind. Ungefähr so wahrscheinlich, wie seine Sommerferien in Düsseldorf zu verbringen. Zumal, wenn man aus Riga kommt und die Ostsee vor der Haustüre hat. Und dann wie Niks, ungefähr elf, mit seinem Vater Mahris, ungefähr Mitte dreißig, ein schäbiges Studio an der Linienstraße bezieht und mitten in einen Bandenkrieg unter Einbrechern gerät. Mahris hofft auf einen Job auf einer deutschen Baustelle, um die Winterkasse aufzubessern. Denn in Lettland, erklärt er, herrsche Krise.

Natascha hingegen, Charlies Stiefschwester, weiß es besser: "Ohne Geld bist du in dieser Welt ein Dreck", sagt sie. Und mit einfacher Arbeit werde keiner reich. Natascha, Charlie und der zurückgebliebene Muskelmann Vladimir haben mit ehrlicher Arbeit wenig Erfahrung. Sie gehören zu Nataschas Vater: Schon bei der ersten Begegnung ahnt Niks, dass er einem Verbrecher gegenübersteht. Neben langen Fingern zeichnet den Clan aber auch eine merkwürdige Form von großem Herzen aus.

Es sind krasse Gegensätze, die Tanya Lieske in "Mein Freund Charlie" aufwirft: ehrliche Lebenskünstler und Kriminelle, familiäre Geheimnisse, der russische Jungganove Charlie und der lettische Tagträumer Niks. Ich-Erzähler Niks ringt mit sich, mit Moral und Erziehung, wenn er mit Charlie unterwegs ist. Der heißt mit Nachnamen Sorokin, "Elster" - ein Motto. Auch Ozols, der Nachname von Niks, scheint ein Motto zu sein. Auf Lettisch heißt das "Eiche". So beständig, wie man es diesem Baum nachsagt, ist Niks allemal: Diebstähle, Raub, Körperverletzungen, Entführung - mit ihm nehmen die Leser Einblicke in eine realistisch geschilderte Gangsterwelt, in der schon die Jüngsten ihre eigene Rechtfertigungsphilosophie entwerfen. Gleichzeitig zeigt Lieske so gesellschaftliche Verschiebungen und Missstände. Wobei Niks dennoch ein Glückskind ist, gesegnet mit einem Vater, der in vielem versagen mag, aber nicht in der Treue zu seinem Kind.

Das mit allerhand Leerstellen überzeugend anzulegen, gelingt Lieske ebenso wie die Milieuschilderungen, denen es an feiner Ironie nicht fehlt. Umso deutlicher fällt aber die Ausgangsfiktion ab: Niks erzählt seine Abenteuer als Schulaufsatz unter dem Motto "Was hast du in den Ferien erlebt?". Ein fadenscheiniger Aufhänger, der weder in der Haltung noch sprachlich durchgehalten wird. Noch weniger gelingt es der Autorin, im Kontrast zu den farbigen Gangsterszenen, das lettische Kolorit zu erzeugen, um das sie sichtlich ringt. All das "Ar labunakti!" ("Gute Nacht!") hier, die Blaubeeren da, erzeugen beinahe ebenso einen Eindruck von Ferien-Besinnungsaufsatz: Als habe da jemand einen Aufenthalt im malerischen Riga, die Begegnung mit der lettischen Kultur, unbedingt in einem Buchvorhaben verarbeiten wollen, das weit weg von Niks "Stabu iela", der "Stabstraße" in Riga, spielt. Das exotischere Milieu aber ist das der Linienstraße - und das fremde Land ist Niks Herz, das in diesem Sommer größer wird.

EVA-MARIA MAGEL

Tanya Lieske: "Mein Freund Charlie". Roman.

Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim 2017. 171 S., geb., 12,95. Ab 10 J.

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»Tanya Lieske hat einen wunderbar leichten Roman über Freundschaft in schwieriger Zeit geschrieben, über Recht und Unrecht und wie man den richtigen Weg am Ende findet.« Rolf Brockschmidt, Der Tagesspiegel, 5.10.2017 »Ein toller Jugendroman: Erfrischend unpädagogisch, voller wichtiger Gefühle und eigenwilliger Charaktere.« Marion Klötzer, Buch & Maus, 8.11.2017 »Tanya Lieske schreibt in 'Mein Freund Charlie' mitreißend und berührend von Armut, wilden Abenteuern mit echten Gangstern und großen freundschaftlichen Gefühlen.« Ina Hochreuther, Stuttgarter Zeitung, 16.2.2018