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London 1521: Eine Serie von Selbstmorden versetzt die Stadt in Aufruhr. Junge Schüler hinterlassen Abschiedsbriefe, in denen sie erklären, Gott habe sie verlassen. Hinter vorgehaltener Hand flüstert man sogar von einer Seelenpest. Andrew und seine Freunde, Internatsschüler am New Inn – das selbst bereits unter dem Einfluss dieser seltsamen Krankheit steht – begeben sich auf die Spuren dieser rätselhaften Todesfälle. Ein packender historischer Kriminalroman und zugleich ein philosophischer Thriller über Glaubensfragen und Atheismus. Man schreibt das Jahr 1521, es ist die Zeit Heinrichs VIII.,…mehr

Produktbeschreibung
London 1521: Eine Serie von Selbstmorden versetzt die Stadt in Aufruhr. Junge Schüler hinterlassen Abschiedsbriefe, in denen sie erklären, Gott habe sie verlassen. Hinter vorgehaltener Hand flüstert man sogar von einer Seelenpest. Andrew und seine Freunde, Internatsschüler am New Inn – das selbst bereits unter dem Einfluss dieser seltsamen Krankheit steht – begeben sich auf die Spuren dieser rätselhaften Todesfälle. Ein packender historischer Kriminalroman und zugleich ein philosophischer Thriller über Glaubensfragen und Atheismus. Man schreibt das Jahr 1521, es ist die Zeit Heinrichs VIII., als sich Dinge zutragen, die den Menschen Angst bereiten. Die Stadt ist voller Gerüchte. Junge Schüler und Studenten bringen sich um, weil sie den Glauben an Gott verloren haben und keinen Weg mehr sehen, im verbleibenden Nichts zu leben. Sir Thomas Morland, Unterschatzkanzler des Königs, wird mit der Untersuchung dieser "Seelenpest" beauftragt. Seine Tochter Margaret und der Internatsschüler Andrew sind leidenschaftlich verliebt. Doch sie können sich nur heimlich treffen, weil Sir Thomas strikt gegen die Verbindung ist. Andrew ist ihm nicht geheuer, zumal der mit seinen Freunden vom Geheimbund "The Blackfrairs Seven" ebenfalls den mysteriösen Todesfällen nachforscht. Sind es wirklich Selbstmorde oder hat da jemand seine Hand im Spiel? Und welche Rolle spielen Margarets Vater und gar der König selbst? Die Wahrheit kommt nur zögerlich ans Licht und bis dahin sieht sich jeder vor die Frage nach seinem eigenen Glauben gestellt. Gibt es einen Gott, der die Welt erschuf und allem Sinn verleiht? Kann man daran zweifeln und trotzdem leben? Ein brisanter historischer Roman, der die Leser in eine aufregende Epoche voller großer Fragen versetzt und dessen Spannung und unheimliche Atmosphäre in Bann ziehen.
Autorenporträt
Jürgen Seidel wurde 1948 in Berlin geboren. Nach einer handwerklichen Ausbildung lebte er drei Jahre lang in Australien und Südostasien, bevor er nach Deutschland zurückkehrte, das Abitur nachmachte und ein Studium der Germanistik und Anglistik mit der Promotion abschloss. Jürgen Seidel veröffentlichte Erzählungen, Hörspiele, Rundfunkbeiträge, literaturwissenschaftliche Publikationen - und zahlreiche Jugendromane. Er lebt mit seiner Familie in Neuss.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.08.2004

Glaube, Liebe, Tod
Jürgen Seidels Krimi aus der Zeit Heinrichs des Achten

Was ist die Seelenpest? Vorgeblich eine Seuche, die 1521 in London grassierte und durch den Keim des Glaubenszweifels ausgelöst wurde: An verschiedenen Stellen der Stadt werden tote Jugendliche aufgefunden, die in Abschiedsbriefen behaupten, sie könnten nicht mehr weiterleben, weil sie den Glauben an Gott verloren hätten. Soweit das fiktionale Szenarium von Jürgen Seidels Jugendroman, der in einer Zeit weltanschaulicher Umbrüche spielt und dessen kriminalistischer Hintergrund auf dem Gerücht basiert, die Lutheraner hätten ihre Leute aus Deutschland ausgeschickt, um englische Jugendliche zu ermorden. Deshalb beauftragt König Heinrich VIII. seinen Unterschatzkanzler Thomas Morland, eine Atheismuskommission einzuberufen, die die Vorfälle untersuchen soll.

Morlands sechzehnjährige Tochter Margaret ist in Andrew verliebt, den Sohn eines heruntergekommenen Ratsschreibers, mit dem sie sich heimlich trifft. Ihre Liaison wird brisant, als Andrew in den Sog der sich häufenden vorgeblichen Selbstmorde gerät und als geistiger Unruhestifter verdächtigt wird, wo er doch selbst als Opfer ausersehen war. Denn die Kernerfindung von Seidels Roman ist der perfide Test, ob Jugendliche in der Lage sind, ihr Leben weiterzuführen, wenn sie tief in ihrem Glauben erschüttert wurden. Diesen Test durchzuführen, ist der königliche Brautbeschauer Aron Boggis beauftragt, ein skrupelloser Verführer, der schließlich selbst Hand anlegt, um die jugendlichen Verzweiflungstaten vorzutäuschen und das Volk dadurch von neuen Glaubensrichtungen abzuschrecken. Die wahren Auftraggeber aber bleiben im dunkeln. Könnte der König selbst die Schlüsselfigur sein?

Den jugendlichen Freigeist Andrew und die starke, kämpferische Margaret hat Jürgen Seidel klar umrissen. Ihr individualistisches Aufbegehren gegen die gesellschaftliche Ordnung ist ein Brückenschlag von unserer Zeit ins sechzehnte Jahrhundert. Die Hauptfigur Thomas Morland, inspiriert vom historischen Thomas Morus, ist ein zwiespältiger Charakter, ein Machtmensch einerseits, ein liebevoller Vater andererseits; ein ehemaliger Kartäuser und geheimer Zweifler, der sich selbst und andere quält um der Gerechtigkeit willen ebenso wie aus Haß und Rachgier. Sein Pendant ist der Lehrer Clifford, der sich vom aufrecht gläubigen Mann zum religiösen Eiferer wendet, dem der Zweck jegliche Mittel heiligt. Den geistigen Zwiespalt der damaligen Zeit in die Figuren hineinzulegen, sie nicht eindimensional darzustellen ist dem Autor gerade hier hervorragend gelungen.

Vor allem aber geht es Jürgen Seidel um ein kriminalistisches Verwirrspiel in geheimnisvoll historischem Ambiente, um ein Mordkomplott mit dem Zeug zur Staatsaktion. Durchwoben von einer zarten, zunehmend leidenschaftlichen Liebesgeschichte, ist all das spannend erzählt, mit der Option für den Leser, seiner Phantasie am Schluß der Geschichte freien Lauf zu lassen.

MARTINA WEHLTE

Jürgen Seidel: "Die Seelenpest". Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim 2004. 293 S., geb., 14,90 [Euro]. Ab 14 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

An den Beginn des 16. Jahrhunderts, in die Zeit, als erste Zweifel an der starren Religion aufscheinen, entführt Jürgen Seidels historischer Kriminalroman um eine Serie rätselhafter Selbstmorde an einem Londoner Konvikt, berichtet Fritz Wolf. Eine Reihe von Schülern nimmt sich das Leben und bekundet in Abschiedsbriefen, den Glauben an Gott verloren zu haben - die Rede von einer "Seelenpest" kommt auf, so der Rezensent. Vor diesem Hintergrund erzähle der Autor die Emanzipationsgeschichte eines jungen Liebespaares - Andrew und Margret -, das sich über Klassenschranken und Konventionen hinwegsetzt. Seidels "vielschichtiges" Buch verwebt Geschichte und Gegenwart in einer "schönen Dialektik", lobt Wolf, ohne dabei die Fremdheit des mittelalterlichen Lebens zu verwischen.

© Perlentaucher Medien GmbH