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Das bisher unveröffentlichte Tagebuch Helmuth James von Moltkes und die Briefe aus der Haft Helmuth James von Moltke, der ab 1940 einen Widerstandskreis gegen das Nazi-Regime um sich scharte, saß vor seiner Hinrichtung im Januar 1945 ein Jahr lang in Haft. Sein Gefängnis-Tagebuch und die Briefe an Freya von Moltke aus dieser Zeit waren bisher unbekannt.
Die bewegenden Dokumente führen vor Augen, wie das Terror-Regime den zunächst privilegierten Schutzhäftling, der im Konzentrationslager britische Parlamentsdebatten und die Londoner Times lesen durfte, immer weiter drangsaliert und
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Produktbeschreibung
Das bisher unveröffentlichte Tagebuch Helmuth James von Moltkes und die Briefe aus der Haft
Helmuth James von Moltke, der ab 1940 einen Widerstandskreis gegen das Nazi-Regime um sich scharte, saß vor seiner Hinrichtung im Januar 1945 ein Jahr lang in Haft. Sein Gefängnis-Tagebuch und die Briefe an Freya von Moltke aus dieser Zeit waren bisher unbekannt.

Die bewegenden Dokumente führen vor Augen, wie das Terror-Regime den zunächst privilegierten Schutzhäftling, der im Konzentrationslager britische Parlamentsdebatten und die Londoner Times lesen durfte, immer weiter drangsaliert und schließlich zum Tode verurteilt hat. Vor allem zeigen sie eindrucksvoll, wie Moltke sich und andere nicht aufgegeben und bis zum Schluß zumindest geistigen Widerstand geleistet hat. Wie die "Briefe an Freya" sind Tagebuch und Briefe aus der Haft ein Höhepunkt der deutschen Wider-standsliteratur.

"Ich bin nun den vierten Sonntag hier und habe noch keine Kirchenglocke gehört. Die Sonntagsgeräusche unterscheiden sich von den Alltagsgeräuschen dadurch, dass das Hundegebell noch anhaltender ist und die Marschlieder den ganzen Vormittag füllen ...
Man fühlt sich so durchaus im Land der Gottlosen. Ich habe nie gedacht, dass das so spürbar wäre."
Tagebucheintrag im Konzentrationslager Ravensbrück, 28. Februar 1944
Autorenporträt
Helmuth James Graf von Moltke, geboren 1907 im kleinen Dorf Kreisau/Schlesien, geboren, studierte Rechtswissenschaften und wurde aufgrund seiner engagierten Opposition gegen den Nationalsozialismus (er war der Gründer des 'Kreisauer Kreises') 1945 zum Tode verurteilt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.04.2009

Der Tod als ständiger Begleiter
Helmuth James Graf von Moltkes Briefe aus der Haftzeit

"Ein merkwürdiges Jahr geht für mich zu Ende. Ich habe es eigentlich vor allem unter Leuten verbracht, die für einen gewaltsamen Tod präpariert wurden, und viele von denen haben ihn inzwischen erlitten (...), hier in Tegel sind auch schon, glaube ich, etwa 10 aus meiner Gruppe hingerichtet worden. Der Tod ist so ein Begleiter des ganzen Jahres geworden." Dies schrieb Helmuth James Graf von Moltke aus der Haftanstalt in Berlin-Tegel an seine Frau Freya, während er auf 1944 zurückblickte und selbst eine Verurteilung zum Tode erwartete.

Moltke hatte zu diesem Zeitpunkt schon fast ein ganzes Jahr Haft in Gefängnissen und im Konzentrationslager hinter sich. Der Rechtsanwalt und Kriegsverwaltungsrat im "Amt Ausland Abwehr" im Oberkommando der Wehrmacht war im Januar 1944 verhaftet worden, nachdem er einen Kollegen vor einem Spitzel gewarnt hatte, den die Gestapo in einer oppositionellen Gruppe, dem Solf-Kreis, plaziert hatte. Moltke selbst hatte sich vom Solf-Kreis ferngehalten, so dass die Gestapo trotz monatelanger Ermittlungen in dieser Sache kein weiteres belastendes Material gegen ihn fand.

Moltke war nach einem einwöchigen Aufenthalt im Hausgefängnis des Reichssicherheitshauptamtes in der Prinz-Albrecht-Straße 5 ab Anfang Februar 1944 im Zellenbau des KZ Ravensbrück inhaftiert. In diesem Teil des Konzentrationslagers, das ansonsten weiblichen Häftlingen vorbehalten war, waren auch politische Gefangene untergebracht. Moltke hatte hier besondere Vorrechte: Er durfte weiterhin zivile Kleidung tragen. Seine Essensrationen entsprachen denen der SS-Wachmannschaften. Er konnte sich Bücher kommen lassen. Seine militärische Dienststelle hatte es darüber hinaus durchgesetzt, dass er während der Haft weiterhin seine Tätigkeit als völkerrechtlicher Berater für das Oberkommando der Wehrmacht ausüben konnte. So erhielt Moltke regelmäßig Akten gebracht und traf sich unter Aufsicht mit ehemaligen Kollegen, um dienstliche Belange durchzusprechen. Noch wichtiger aber war, dass seine Frau ihn regelmäßig besuchen durfte. Zusätzlich schrieb sich das Ehepaar in rascher Folge.

Die Briefe aus Moltkes Feder, die seine Frau aufbewahren konnte, und ein Tagebuch, das der Graf in der Haft führte, hat der Moltke-Biograph Günter Brakelmann jetzt herausgegeben. Beide Quellen lassen auf beeindruckende und sich gut ergänzende Weise erkennen, wie Moltke als tiefgläubiger Protestant mit seinem Schicksal umging. Diszipliniert teilte er sich seinen monotonen Haftalltag ein. Neben seinen dienstlichen Verpflichtungen kümmerte er sich intensiv um die Bewirtschaftung seines landwirtschaftlichen Besitzes in Kreisau und gab seiner Frau und seinem Gutsverwalter immer wieder detaillierte Ratschläge. Seinen Halt fand der Graf jedoch in anderem: in der innig erwiderten Liebe zu seiner Frau und seinen Kindern und in seinem Glauben. Wer manche der bewegenden, ja berührenden Passagen an Freya liest, kann nachvollziehen, warum die Witwe im Rückblick die Haftzeit ihres Mannes in Ravensbrück als eine Zeit der besonderen Nähe zwischen ihr und ihrem Mann bezeichnete. Tagebuch und Briefe ermöglichen überdies, in ganz außergewöhnlicher Weise zu beobachten, wie sich der Jurist Moltke in täglicher Lektüre mit Bibel und theologischer Literatur auseinandersetzt und sich das als wahr Erkannte aneignet.

Einzelne ebenfalls abgedruckte Briefe aus der Haftzeit in Tegel lassen erkennen, welche Auswirkungen die Briefzensur auf die Inhalte hatte, da Moltkes Tegeler Briefe anders als die Ravensbrücker Korrespondenz heimlich aus dem Gefängnis herausgeschmuggelt wurden. In den unzensierten Briefen berichtete er offen von Mitgefangenen, Folter und Lagerterror, beschreibt den Haftalltag, aber auch seinen Prozess vor dem Volksgerichtshof. Erst diese Tegeler Briefe lassen deutlich werden, wie die Gestapo nach dem 20. Juli 1944 schrittweise Moltkes zentrale Rolle im Widerstand gegen den Nationalsozialismus als führender Kopf des Kreisauer Kreises aufdeckte, sich seine Haftbedingungen dramatisch verschlechterten und wie er sich auf die drohende Hinrichtung vorbereitete. Umso bedauerlicher ist es, dass sich Freya von Moltke nicht entschließen konnte, alle Tegeler Brief zum Abdruck freizugeben. Zur vorliegenden Edition ist anzumerken, dass Briefe und Hafttagebuch eine intensivere Kommentierung verdient hätten - wie sie Beate Ruhm von Oppen bei Moltkes Briefen an Freya aus den Jahren 1939 bis 1945 vorbildlich leistete. Die lesenswerte Einleitung Brakelmanns kann dies leider nicht völlig kompensieren.

CHRISTOPHER DOWE

Günter Brakelmann (Hrsg.): Helmuth James von Moltke: Im Land der Gottlosen. Tagebuch und Briefe aus der Haft 1944/45. Mit einem Geleitwort von Freya von Moltke. C. H. Beck Verlag, München 2009. 350 S., 24,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Wer Helmuth James von Moltke in "seiner ganzen integeren Größe" kennenlernen wolle, schreibt Rezensent Volker Ullrich, der müsse dieses Tagebuch und die darin enthaltenen Briefe aus der Haft lesen. Denn sie zeigten einen Mann, der sich auch von den erniedrigenden Umständen seiner Haft und dem subtilen Terror der Gestapo nicht habe brechen lassen. Der bei aller Leidenschaft, mit der er am Leben gehangen habe, doch bereit gewesen sei, für seine moralischen Werte zu sterben. Erst jetzt habe sich seine hochbetagt in den USA lebende Witwe zur Veröffentlichung dieser sehr persönlichen Dokumente entschlossen. Briefe und Tagebuch seien unter den Bedingungen der Zensur entstanden und gäben teilweise nur sehr verschlüsselt Auskunft über die Umstände, unter denen Molke das letzte Jahr seines Lebens verbrachte. Der Rezensent äußert bewunderndes Staunen über die umfängliche und intensive Lektüre Moltkes in der Haft. Die "zärtliche" Präsenz seiner Frau in all diesen Briefen, von der selbst nur ein einziger Brief in dieser Edition enthalten sei, bewegt den Rezensenten ebenso, wie Moltkes innige Beziehung zu seinen beiden "Söhnchen".

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