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Alfred Kohler bettet das Leben von Christoph Columbus ein in die Geschichte der europäischen Expansion, die mit den Fahrten des Seefahrers ihren Ausgang nahm. Er zeichnet die Reisen Christoph Columbus' nach und beantwortet die Frage, wie sich die Welt zu Lebzeiten des Entdeckers von Amerika veränderte. Er schildert dabei auch das Asien- und Afrikabild des Spätmittelalters, das entscheidend für Columbus werden sollte, und bietet einen Einblick in die Konflikte zwischen Europa und der muslimischen Welt während des 15. Jahrhunderts. Als der italienische Seefahrer Christoph Columbus (eigentlich…mehr

Produktbeschreibung
Alfred Kohler bettet das Leben von Christoph Columbus ein in die Geschichte der europäischen Expansion, die mit den Fahrten des Seefahrers ihren Ausgang nahm. Er zeichnet die Reisen Christoph Columbus' nach und beantwortet die Frage, wie sich die Welt zu Lebzeiten des Entdeckers von Amerika veränderte. Er schildert dabei auch das Asien- und Afrikabild des Spätmittelalters, das entscheidend für Columbus werden sollte, und bietet einen Einblick in die Konflikte zwischen Europa und der muslimischen Welt während des 15. Jahrhunderts.
Als der italienische Seefahrer Christoph Columbus (eigentlich "Christoforo Colombo", 1451-1506) nach Westen segelte, wollte er bekanntlich nicht Amerika entdecken, sondern Ostindien auf einem kürzeren Seeweg erreichen. Den Auftrag dazu hatte die Königin Isabella von Kastilien erteilt, um Gewürze, Edelsteine und Seidenstoffe zu besorgen. Statt dessen landete er zunächst auf den Bahamas, ehe er nach Kuba und Haïti weiterfuhr. Er sollte noch dreimal die beschwerliche Reise nach Amerika antreten, ehe er von seiner letzten Reise krank zurückkehrte. Christoph Columbus starb zurückgezogen und vergessen; bis zum Schluß hielt er an dem Glauben fest, Indien erreicht zu haben.
Autorenporträt
Alfred Kohler ist Professor für Neuere Geschichte an der Universität Wien. Bei C.H.Beck erschien u.a.: Ferdinand I. 1503-1564 (2003) sowie Karl V. 1500-1558. Eine Biographie (2005).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.05.2006

Phantasieprodukte im Bordell

Er starb nicht als ruhmreicher Entdecker Amerikas, sondern als Indienfahrer, der zu viel versprochen und zu wenig gehalten hatte. Lange glaubte man seinen Beteuerungen, der westliche Seeweg nach Indien erschließe unermeßliche Reiche und Reichtümer. Von vier kostspieligen Expeditionen brachte Christoph Columbus dann Pflanzen, Papageien, Masken, etwas Edelmetall und ein paar Wilde zurück. Damit hatte er die Geduld seiner Geldgeber am spanischen Hof genug strapaziert. Sie ließen ihn fallen und einen recht einsamen Tod sterben. Erst in den Jahren danach entdeckte man, daß er auf einen neuen Kontinent gestoßen war und dazu noch einen, der tatsächlich unvorstellbare Schätze barg.

In diesem Mai jährte sich Columbus' Todestag zum fünfhundertsten Mal, und pünktlich erscheint ein Stapel neuer Studien, die sich der tragischen Ironie seines Lebens annehmen. Zwei von ihnen liegen uns vor; sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Das eine ist ein schmales, aber stoffreiches Bändchen, das Alfred Kohler, ein profunder Kenner der Reichs- und Kaisergeschichte im sechzehnten Jahrhundert, veröffentlicht hat ("Columbus und seine Zeit". C.H. Beck Verlag, München 2006. 221 S., geb., 18,90 [Euro]). Wie der Titel andeutet, schreibt Kohler keine Biographie im engeren Sinne, sondern entwirft ein wahrhaft weltumspannendes Panorama einer Epoche, die er treffend als "eine europäische Sattelzeit" bezeichnet - ein Begriff, den die Geschichtsschreibung üblicherweise dem späten achtzehnten Jahrhundert vorbehält.

In ihr, so der Grundtenor des Buches, setzt jener Prozeß ein, den die historisch kurzsichtige Gegenwart gerne für sich allein reklamiert: die Globalisierung. Mit den Entdeckungen der Europäer geriet die Geschichte in den Griff globaler Zusammenhänge. Kohler fragt denn auch nach den Begleitumständen der europäischen Expansion und stellt Vergleiche mit China und dem Osmanischen Reich an, die ihm zufolge im gleichen Zeitraum das Potential zu globalen Seemächten hatten, aber nicht ausschöpften.

Kohlers Überlegungen wirken äußerst anregend, auch dann, wenn auf die großen Fragen weniger große Antworten folgen, und sich der Leser, von Kontinent zu Kontinent katapultiert, selber hart auf seine Globalisierungstauglichkeit geprüft sieht. Der Autor erzählt nahe an den Quellen, macht einen diskreten Bogen um den spekulativen Wildwuchs der Columbusmythologie, hält überhaupt in allem eine sachliche Distanz, die ihn vor den üblichen moralischen Kurzschlüssen über "Columbus den Kulturzerstörer" bewahrt. Das Bändchen erlaubt nicht unbedingt tiefenscharfe Einblicke, sondern präsentiert eine impressionistische Gesamtschau von großem Farbenreichtum, mit Columbus als schwer faßbarer Gestalt, die nur zu Beginn und am Schluß des Buches in den Vordergrund rückt, dann aber in ihrer eigentümlich faszinierenden Widersprüchlichkeit. Mit ihrer lockeren Verknüpfung von globaler und individueller Geschichte bietet die Studie einen guten Einstieg in die komplexe Thematik des europäischen Aufbruchs zu neuen Ufern.

Zu einem anderen Genre, nämlich jenem der Populärbiographie, gehört das Columbus-Büchlein von Paul Barz, einem routinierten Biographen, der in den letzten zwei Jahren schon Lebensbeschreibungen von Mozart und Theodor Storm vorgelegt hat ("Christoph Columbus". Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2006. 187 S., br., 10,- [Euro]). Mit den Porträts in der endlosen Bildergalerie des Christoph Columbus hat es eine spezielle Bewandtnis: 1893 wurden an der Weltausstellung in Chicago siebzig Bildnisse des Columbus gezeigt, von denen keines dem andern glich. Ob schmal- oder dicklippig, adler- oder knollennasig, alle Gesichter waren gleichermaßen Phantasieprodukte, denn Columbus selbst hatte sich anscheinend nie porträtieren lassen. Auch in Barz' Buch führt nun die Einbildungskraft Regie, freilich ohne Not, denn die schriftliche Quellenlage zu Columbus ist, gemessen an der Überlieferungsdichte um 1500, hervorragend. Für Barz aber ist das nicht gut genug; er will den ganzen Menschen Columbus erfassen, auch den mutmaßlichen Kneipen- und Bordellbesucher. Und er will in sein Inneres blicken, wo es, wie der Leser erfährt, mitunter düster aussieht. Nach gescheiterten Verhandlungen mit der spanischen Krone ist "in ihm nichts als tiefstes Schwarz, trübe Gedanken, nackte Verzweiflung. So kommt er an einen Fluß, würde sich wohl am liebsten hineinstürzen. Was soll er noch, der ewige Versager, auf dieser Welt?"

Damit sind wir bei der zweiten Parallele zu den Columbus-Malern: Die künstlerische Freiheit, die sich der Autor nimmt, kommt nicht unbedingt der künstlerischen Qualität zugute. Läßt er seiner Phantasie freien Lauf, so bleibt diese beim nächstliegenden Klischee hängen, am liebsten von der schlüpfrigen bis blutigen Sorte. Stilistisch hält sich Barz an die Hilfsregel, daß man über Wüsten in trockener, über Gewässer in flüssiger Sprache zu schreiben habe, und manövriert seinen Columbus durch ein Wellental aus boulevardeskem Slang und erhabenem Duktus. Mit diesem sturmen Stil gelingt es ihm recht gut, dem hochseeunerfahrenen Leser eine Ahnung jener Gemütslage zu vermitteln, die man gemeinhin Seekrankheit nennt. Die Chance populärer Geschichtsschreibung, gute Lesbarkeit mit wissenschaftlicher Qualität zu verbinden, ist hier vertan.

CASPAR HIRSCHI

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.05.2006

Entdeckung, Fortschritt, Entrechtung, Völkermord
Wofür er nicht alles stehen muss: Neue Bücher über Christoph Kolumbus, dessen Todestag sich an diesem Samstag zum 500. Mal jährt
Wohl bei keiner anderen historischen Figur überlagert der Mythos so sehr die Person wie bei Christoph Kolumbus. Kein zweiter Mensch wurde so sehr zur Chiffre für einen Wendepunkt der Welt-Geschichte, ja vielleicht für den Beginn globaler Geschichte überhaupt. Als solcher steht er für eine Auseinandersetzung mit der wohl wirkmächtigsten Entwicklung der letzten fünfhundert Jahre, der Europäisierung der Erde im Zuge der Kolonialisierung. Sein Name steht je nach weltanschaulichem Standpunkt für Entdeckung und Fortschritt oder für Entrechtung und Völkermord.
Er galt lange als Symbol für Wagemut und Heldentum, aber auch für Hybris und Scheitern. Er öffnete Europa den Weg nach Amerika und wusste doch selbst nichts davon. Bis zuletzt glaubte er, in Indien angekommen zu sein. Der spanischen Krone ermöglichte er den Aufbau eines Weltreiches, in dem die Sonne nie untergeht, selbst jedoch wurde er seiner Ämter enthoben und in Ketten von Hispaniola nach Spanien zurückgebracht. Auch wenn er nochmals in die Neue Welt reisen durfte, sein Nimbus war ruiniert. Am 20. Mai 1506 starb er weitgehend vereinsamt, wenn auch nicht ganz so verarmt, wie es die Legende will, im spanischen Valladolid.
Man erinnert sich an ihn über viele Jahrhunderte vor allem als herausgehobenes Individuum.Er galt als Mann der Tat, der sich nicht lange mit Reflexionen aufhielt, der das sprichwörtliche Ei zum Stehen brachte. Und tatsächlich war er weder Denker noch Wissenschaftler, sondern offenbar ein begnadeter Seemann, der besessen von seiner Idee die Begabung hatte, andere von seinen Plänen zu überzeugen und Geldgeber zu finden. Derartige Gestalten hat es in der Geschichte des öfteren gegeben, wir erfahren meist aber nur von den erfolgreichen.
Schon die Frage, ob Kolumbus erfolgreich war, ist schwierig zu beantworten, denn sein Ziel, den Seeweg über den Atlantik nach Indien zu erreichen, hat er verfehlt – und nicht einmal erkannt, dass er 1492 nicht in Indien angekommen war, sondern auf einigen, einem „neuen“ Kontinent vorgelagerten, Inseln. Berühmt wurde er also in seinem Scheitern als „Entdecker“ Amerikas, das ihm nun auch die Rolle eines tragischen Helden verlieh. Seine Überhöhung zum Vater der kolonialen Expansion ist jedoch ebenso überzogen – es gibt Gründe anzunehmen, dass die Zeit einfach reif war für diese „Entdeckung“ –, wie ihn haftbar zu machen für die unglaublichen Verbrechen der Conquista und der nachfolgenden Besiedlung Süd- und Nordamerikas.
Wie eine moderne Beschäftigung mit Kolumbus aussehen kann, lehren die zu seinem 500. Todestag erschienenen Biografien, und das auf unterschiedliche Weise. Vor allem Alfred Kohler geht ambitioniert zu Werk. Er liefert nichts weniger als die Biografie einer Epoche, in der Europa eine fundamentale geopolitische Neuausrichtung vornahm. Denn die Versuche der Portugiesen und Spanier, den Seeweg nach Indien zu erkunden, waren auch eine direkte Reaktion auf das expandierende Osmanische Weltreich. Der Fall von Konstantinopel bedeutete ja nicht nur das Ende des Oströmischen Reiches, sondern auch die Unterbrechung wichtiger Handelsrouten von Europa nach Asien. Da erschienen die Unternehmungen der Portugiesen und Spanier lukrativ. Aber auch die innereuropäische Staatenwelt mit ihren Verwerfungen spiegelt sich in Kolumbus’ Biografie. Im Europa vor dem Erstarken der Nationalstaaten war es eben nicht so ungewöhnlich, dass ein Genueser Bürger zuerst in Lissabon sein Glück versuchte, und als der dortige König dies ablehnt, dann für die spanische Monarchie eine Welt eroberte. Erst der Nationalismus des 19. und 20. Jahrhundert führte zur nationalen Vereinnahmung von Kolumbus, gut nachzulesen in der Einführung in Leben, Werk und Nachwirken von Frauke Gewecke. Dort finden sich im Vergleich zu Kohler auch ausführlichere biografische Angaben. Vor allem die Kapitel zur Nach- und Erinnerungsgeschichte garantieren eine faszinierende Lektüre. Wem eher an einer traditionellen Biografie gelegen ist, der greife zu Corina Buchers Spurensuche zur Person Kolumbus. Der große analytische Atem fehlt zwar, entschädigt wird der Leser jedoch durch eine bekömmliche Mikrohistorie der Person Kolumbus, wenn auch nicht ganz frei von heroischer Überhöhung.
Versteht man Kolumbus aus seiner Zeit heraus, so werden viele der ehedem historiografisch bedeutenden Diskussionen, etwa ob er die Idee vom Westweg nach Indien von anderen kopierte, oder aber, ob er tatsächlich der erste „Entdecker“ war, gegenstandlos. In der Auseinandersetzung über Kolumbus geht es dann weniger darum, was wir über die Neue Welt durch ihn erfahren können, sondern was wir über die Alte Welt lernen können, etwa über den Konflikt der christlichen Nationen mit der osmanischen Weltmacht. Aber auch dieses Thema ist angesichts der derzeitigen Spannungen von herausgehobener Aktualität und führt in gewisser Weise zurück in die Neue Welt. Genau für diese Interdependenz der atlantischen Welt steht aber der Name Kolumbus.
JÜRGEN ZIMMERER
CORINA BUCHER: Christoph Kolumbus. Korsar und Kreuzfahrer. Primus Verlag, Darmstadt 2006. 288 Seiten, 24,90 Euro.
FRAUCKE GEWECKE: Christoph Kolumbus. Leben, Werk, Wirkung. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006. 153 Seiten, 17,95 Euro.
ALFRED KOHLER: Columbus und seine Zeit. Beck Verlag, München 2006. 221 Seiten, 18,90 Euro.
Das undatierte Gemälde stellt Christoph Kolumbus und seine Besatzung im Oktober 1492 bei der Landung auf der Insel dar, die er San Salvador nannte.
Foto: AP
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Zu Christoph Columbus' 500. Todestag sind drei Bücher über den Entdecker erschienen, die Caroline Schnyder in einer Sammelbesprechung rezensiert. An Alfred Kohlers Buch über "Columbus und seine Zeit" findet die Rezensentin vor allem die Darstellung der Art und Weise, wie Columbus mit dem empirischen und theoretischen Wissen der damaligen Zeit umging und es sich zu Nutze zu machen wusste, sehr erhellend. Der Autor nehme in seinem Buch zudem große geografische Räume in den Blick, er stelle mitunter "fast collagenartig" die globale Seefahrt von China bis Afrika dar und untersuche auch die weiträumigen ökonomischen Beziehungen der Kontinente untereinander, so Schnyder zufrieden.

© Perlentaucher Medien GmbH