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Ulrich Körtner zeichnet in diesem Buch die Grundzüge einer christlichen Anthropologie, die das Recht des Menschen auf Unvollkommenheit ebenso verteidigt wie sein Recht, sich den medizinischen Fortschritt zunutze zu machen. Ein grundsätzliches, nachdenkliches Buch, das weit über die Kirchen hinaus die Diskussionen über 'Bio-Ethik' neu beleben wird.
Die neuen Anthropotechniken wie Präimplantationsdiagnostik, Stammzellforschung oder Hirnforschung setzen auf die technische Manipulation des menschlichen Körpers bis hinein in die kleinsten Bausteine. Gerade Christen haben diesen Möglichkeiten
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Produktbeschreibung
Ulrich Körtner zeichnet in diesem Buch die Grundzüge einer christlichen Anthropologie, die das Recht des Menschen auf Unvollkommenheit ebenso verteidigt wie sein Recht, sich den medizinischen Fortschritt zunutze zu machen. Ein grundsätzliches, nachdenkliches Buch, das weit über die Kirchen hinaus die Diskussionen über 'Bio-Ethik' neu beleben wird.
Die neuen Anthropotechniken wie Präimplantationsdiagnostik, Stammzellforschung oder Hirnforschung setzen auf die technische Manipulation des menschlichen Körpers bis hinein in die kleinsten Bausteine. Gerade Christen haben diesen Möglichkeiten bisher mit Formeln wie "Bewahrung der Schöpfung" ein entschiedenes Nein entgegengesetzt. Aber besteht wirklich Anlaß, alarmiert zu sein? Widersprechen die neuen Life Sciences einem christlichen Menschenbild?

Ulrich Körtner setzt einer verbreiteten Fortschritts- und Technikfeindlichkeit eine Anthropologie entgegen, die ein dynamisches Verständnis der Schöpfung nicht ausschließt und uns lehrt, das Menschsein unter heutigen Lebensbedingungen mit anderen Augen zu sehen. Mit genauer Kenntnis der neuen Biotechnologien verknüpft er ethische Einzelfragen mit anthropologischen Grundeinsichten und zeigt, worin deren orientierende Kraft für das biotechnologische Zeitalter besteht. Damit liegt erstmals seit Jahrzehnten wieder eine christliche Anthropologie vor, die es erlaubt, auf gleicher Augenhöhe auf neue naturwissenschaftliche Erkenntnisse und Möglichkeiten zu reagieren.
Autorenporträt
O. Univ.-Prof. Dr. Ulrich H. J. Körtner, Jahrgang 1957. Seit 1992 Ordinarius und Vorstand des Instituts für Systematische Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien; Vorstand des Instituts für Ethik und Recht in der Medizin der Universität Wien; Mitglied mehrerer Ethikkommissionen, darunter der Bioethikkommission des österreichischen Bundeskanzlers und der World Commission on the Ethics of Scientific Knowledge and Technology (COMEST) der UNESCO.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.08.2005

Hauptsache, verantwortlich
Ulrich Körtner betet Rechtfertigungen für die Biopolitik herbei

Wie geht man in der evangelischen Theologie auf die Biowissenschaften zu? In welches Verhältnis will man sich hier zu den neuen Technologien dieses Sektors setzen? Ulrich Körtner, Professor für evangelische Theologie an der Universität Wien und Mitglied der österreichischen Bioethikkommission, lotet die Spielräume aus. Er meint, die Zunft der Theologen könne sich den Biowissenschaften unbefangener nähern, als viele ihrer Vertreter dies bislang getan hätten. Der nicht selten zu beobachtende "Gestus prophetischer Kultur- und Wissenschaftskritik" und der daraus hervorgehende biopolitische Alarmismus seien dem "Ernst" der zu verhandelnden Probleme nicht angemessen. Der medizinische Fortschritt sei nicht mehr aus der Welt zu schaffen. In seiner Folge sei dem Menschen an den Grenzen des Lebens eine "Verantwortung" zugewachsen, aus der er sich nicht durch willkürliche Selbstbegrenzung davonstehlen könne.

Willkürlich in diesem Sinne ist für Körtner insbesondere die "Resakralisierung der menschlichen Natur, genauer gesagt, der von personaler Existenz und ihrer Lebensgeschichte zunächst technisch abstrahierten Formen menschlichen Lebens". Dieser Position setzt Körtner eine "rechtfertigungstheologische Rekonstruktion der Schöpfungslehre" entgegen. Es sei die von unserer biologischen Beschaffenheit unabhängige, zuvorkommende und freie Gnade Gottes, welcher der Mensch seine Anerkennung und Rechtfertigung verdanke. Schaut man genauer hin, erweisen sich die Unterschiede zwischen beiden Auffassungen jedoch als recht geringfügig. Auch nach Körtners Überzeugung ist das geschöpfliche Leben "die irdische Konkretion der Rechtfertigung". Entgegen dem ersten Eindruck plädiert deshalb auch er nicht für eine Trennung zwischen Personsein und Menschsein. Im Gegenteil: Mit einer Entschiedenheit, der auch Robert Spaemann seine Billigung nicht versagen könnte, betont Körtner, daß das Personsein des Menschen mit dessen leiblicher Existenz gegeben sei.

In der frühesten Phase der embryonalen Entwicklung, bei der Frage nach dem genauen Zeitpunkt des Lebensbeginns, meint Körtner allerdings eine prinzipiell unaufhellbare Grauzone auszumachen. "Theologisch gesprochen, manifestiert sich in der Unbestimmtheit des Lebensanfangs das Geheimnis der menschlichen Person." An dieser Stelle zeitigt die von Körtner angenommene Emanzipation der schöpfungstheologischen Dimension der Menschwerdung von deren biologischer Basis gewichtige praktische Konsequenzen. Sie ermöglicht es ihm nämlich, den "Ursprung oder Grund der eigenen Lebensgeschichte in Gott von einem zeitlich fixierbaren Anfang zu unterscheiden" und den Lebensschutz erst zu einem Zeitpunkt einsetzen zu lassen, an dem das Vorliegen von Leben nicht mehr zweifelhaft ist. Damit verschafft Körtner sich eine rechtfertigungstheologische Begründungsbasis dafür, dem frühen Embryo einen strikten moralischen oder gar rechtlichen Schutz zu versagen. Eine kategorische Ablehnung der Präimplantationsdiagnostik (PID) hält er konsequenterweise für "ethisch nicht gut begründet". Die eigentlich theologisch relevante Frage laute vielmehr, "ob im Geiste der Liebe gehandelt, das heißt aber auch die Not der betroffenen Paare gesehen wird".

Nüchterner formuliert, liefert Körtner die Lebenschance der getesteten und sodann gegebenenfalls verworfenen Embryonen den Informationsinteressen ihrer Eltern aus. Der Geist der Liebe weht auf Kosten des Embryos. Zwingend ist diese Lösung keineswegs. Würde es der Achtung vor der schöpferischen und rechtfertigenden Macht Gottes nicht viel eher entsprechen, auch in Zweifelsfällen sozusagen auf Nummer Sicher zu gehen und deshalb auch der labilen Phase um den Lebensbeginn herum Respekt und Schutz angedeihen zu lassen? Statt von theologischen Überlegungen scheint Körtner hier eher von dem Anliegen motiviert worden zu sein, nur nicht mit den von ihm vermuteten "moralischen Intuitionen der Bevölkerung" in Konflikt zu kommen.

Auch im übrigen weist Körtners Buch über den Menschen im biotechnischen Zeitalter immer dort Schwächen auf, wo es sich den konkreten Fragen der Biopolitik nähert. So nimmt Körtner mit keinem Wort dazu Stellung, ob die Zulassung der PID nicht sein Anliegen eines diskriminierungsfreien gesellschaftlichen Klimas zu konterkarieren droht. Zu den modernen Reproduktionstechniken hat er nicht mehr zu sagen, als daß ihre Zulässigkeit von den Zielen und der Grundeinstellung abhängen solle, die dabei gegenüber dem menschlichen Leben walte. Ansonsten beschränkt er sich darauf, aus dem Hut des christlichen Schöpfungsglaubens den "Ansatz einer Verantwortungsethik" zu zaubern, "welche die Verantwortung auf dem Gebiet der Biopolitik als Verantwortung aller Mitglieder der Gesellschaft begreift und als politische Konsequenz die Forderung nach größtmöglicher Partizipation aller an den anstehenden Entscheidungsprozessen hat".

Liebe, gute Absicht und möglichst viel Diskurs - kann dies wirklich alles sein, was die evangelische Theologie zur Beantwortung der aktuellen biopolitischen Fragen beizutragen hat? Körtner selbst weiß: "Wo suggestive Formeln an die Stelle klarer Begriffe treten, verflacht die Ethik zum moralischen Appell." Schade, daß er dieser Einsicht nicht immer treu geblieben ist.

MICHAEL PAWLIK

Ulrich H. J. Körtner: "Lasset uns Menschen machen". Christliche Anthropologie im biotechnischen Zeitalter. C. H. Beck Verlag, München 2005. 240 S., br., 17,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.12.2005

Das Leben ist sehr wohl verfügbar!
Ulrich H.-J. Körtner über die christliche Anthropologie im biotechnologischen Zeitalter
So ist man es gewöhnt: Die modernen Biowissenschaften schaffen die Fakten, und hinterdrein marschiert die Ethik auf, geteilt in ihre beiden Chöre der Barmer und Händeringer links, rechts der Hausjuristen, die mögliche Regressansprüche an ihren Arbeitgeber abzuschätzen suchen. Und auf welche Seite da die Christen zu stehen kommen, scheint nicht schwer zu erraten.
Darum nimmt man den Band „Lasset uns Menschen machen - Christliche Anthropologie im biotechnologischen Zeitalter” des evangelischen Theologie-Professors Ulrich H.-J. Körtner nicht ohne Skepsis zur Hand. Und man muss sich seinen Weg in dieses Buch hinein auch erst verdienen: Die lange Einleitung ergeht sich in einem Bulletin-Deutsch, das einigermaßen ungeduldig macht. Aber nach und nach beginnt das Buch seine Substanz zu zeigen. Der Leser, der sich zunächst nur an seinen alten Argwohn gegen Luther erinnert, wird in die erstaunliche Tiefe des evangelischen Freiheitsbegriffs eingeführt, der ohne weiteres auch jüngeren neurologischen Erkenntnissen über die Innervation von Willensakten standhält. Freiheit, so erfahren wir von Körtner, schließe selbstverständlich das Schicksal nicht aus - denn selbst wenn wir uns für oder gegen etwas frei entschieden, so wird doch der Gegenstand, über den wir entscheiden, uns durch die Besonderheit unseres Lebens geboten; diese jedenfalls hätten wir vorgefunden. Nicht einmal Gott sei als unbedingt frei zu denken, das wäre mit seiner Treue nicht zu vereinbaren.
Grenzen, Fristen, Rechte
Körtner müht sich nicht mit Definitionen ab, sondern gibt sich damit zufrieden, dass der Mensch zu seinem Kern das in Gott bewahrte Geheimnis habe. Er entsteht irgendwo auf dem Weg zwischen der Befruchtung und der Geburt. Wo genau, das brauche man gar nicht zu wissen; aber jedenfalls nicht auf einmal, und dem unterschiedlichen Grad seiner Ausbildung entsprächen unterschiedliche Grade der Schutzpflicht, mit pragmatisch gesetzten Grenzen und Fristen. Er fragt, mit welchem Recht eine Gesellschaft, die den Schwangerschaftsabbruch bis zum dritten Monat freigegeben hat, sich über den Gebrauch von Stammzellen für die Forschung erregt. Solche Gelassenheit erweist sich säkularen Angsthasen wie Jürgen Habermas, die von der „Unverfügbarkeit des Lebens” schwadronieren und prompt in Widersprüche geraten, als deutlich überlegen. Leben, sagt Körtner, bestehe geradezu in der Verfügung über Leben, dem eigenen und dem fremden - wie könnte es sonst Elternschaft geben! Er betont auch, dass im Zeitalter des „Machbaren”, wie es mit unbegründeter Geringschätzung heißt, Unterlassen ebenso ein zu verantwortendes Handeln bedeutet wie Tun; keineswegs sei, wer gar nichts tue, schon auf der ethisch sicheren Seite. Den Fundamentalchristen, die ihre Bibelzitate als Totschlag-Argumente schwenken, schreibt er ins Stammbuch, sie sollten gefälligst die ganze heilige Schrift lesen und nicht nur das, was ihnen gerade in den Kram passt.
Und, um einen letzten von Körtners Gedanken wenigstens anzureißen: er lehnt die Fokussierung auf den Begriff der „Werte” ab, der gegenwärtig in den Lehrplänen und Sonntagsreden blüht. Jeder „Wert” sei partikular in der Wurzel und universal im Anspruch und also notwendig: aggressiv; dem Wort stecke zudem sein Ursprung aus der ökonomischen Sphäre tief in den Knochen. Gegen eine unverankerte und daher zu hohler Rhetorik neigende Ethik der Werte setzt er die genuin christliche Haltung der Liebe, die die Handlungen leitet.
Etwas unklar bleibt, für wen eigentlich Körtner sein Buch verfasst hat. Vokabeln wie „kerygmatisch” und „soteriologisch”, auch gewisse Spitzen gegen die Position der katholischen Kirche, legen die Vermutung nahe, dass es ihm vor allem um binnentheologische oder doch binnenevangelische Verständigung geht. Das wäre schade; denn was Körtner zu sagen hat, ist bedenkenswert für alle - nicht zuletzt als Beispiel dafür, zu welchen Einsichten selbst auf unruhigem Terrain eine starke, ruhige Überzeugung befähigen kann, die man hier achten lernt, auch wenn man sie nicht teilt.
BURKHARD MÜLLER
ULRICH H.-J. KÖRTNER: „Lasset uns Menschen machen”. Christliche Anthropologie im biotechnologischen Zeitalter. C.H. Beck Verlag, München 2005. 239 Seiten, 17,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nicht wirklich überzeugt zeigt sich Rezensent Michael Pawlik von Ulrich Körtners Buch "Lasset uns Menschen machen". Wie er berichtet, sucht Körtner, Professor für evangelische Theologie der Universität Wien und Mitglied der österreichischen Bioethikkommission, darin nach Rechtfertigungen für die Biopolitik, auch um Skeptiker in seiner Zunft zu überzeugen. Der Autor unterscheide den "Ursprung oder Grund der eigenen Lebensgeschichte in Gott" und den "zeitlich fixierbaren Anfang" des Menschen, und verschaffe sich so eine rechtfertigungstheologische Begründungsbasis dafür, dem frühen Embryo einen strikten moralischen oder gar rechtlichen Schutz zu versagen. Konsequenterweise halte er eine kategorische Ablehnung der Präimplantationsdiagnostik (PID) für "ethisch nicht gut begründet". Theologisch relevant sei vielmehr die Frage, "ob im Geiste der Liebe gehandelt, das heißt aber auch die Not der betroffenen Paare gesehen wird" (Körtner). Pawlik hält dem Autor vor, von dem Anliegen motiviert zu sein, nicht mit den von ihm vermuteten "moralischen Intuitionen der Bevölkerung" in Konflikt zu kommen - und nicht von theologischen Überlegungen. Generell findet Pawlik das Buch immer dann schwach, wenn es um konkrete Fragen der Biopolitik geht. Mit keinem Wort nehme der Autor etwa dazu Stellung, ob die Zulassung der PID nicht sein Anliegen eines diskriminierungsfreien gesellschaftlichen Klimas zu konterkarieren drohe.

© Perlentaucher Medien GmbH
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