Marktplatzangebote
4 Angebote ab € 2,95 €
  • Broschiertes Buch

Von der maritimen Handelsmacht 'Funan' und den Staatsbildungen des 6. - 8. Jahrhunderts über die Periode des kambodschanischen Großreichs von Angkor, der französischen Kolonialherrschaft, der Terrorherrschaft der 'Roten Khmer' bis zum aktuellen Stand heute spannt sich der Bogen dieser Geschichte Kambodschas.
Der Autor führt ein in die Kultur, Religion und Wirtschaft der Blütezeit der Khmer, die etwa vom 9. bis 15. Jahrhundert dauerte, und auch heute noch in zwiespältiger Weise im Bewußtsein der Bevölkerung verankert ist. Er zeigt, wie danach die Grundlagen für das moderne Kambodscha gelegt
…mehr

Produktbeschreibung
Von der maritimen Handelsmacht 'Funan' und den Staatsbildungen des 6. - 8. Jahrhunderts über die Periode des kambodschanischen Großreichs von Angkor, der französischen Kolonialherrschaft, der Terrorherrschaft der 'Roten Khmer' bis zum aktuellen Stand heute spannt sich der Bogen dieser Geschichte Kambodschas.
Der Autor führt ein in die Kultur, Religion und Wirtschaft der Blütezeit der Khmer, die etwa vom 9. bis 15. Jahrhundert dauerte, und auch heute noch in zwiespältiger Weise im Bewußtsein der Bevölkerung verankert ist. Er zeigt, wie danach die Grundlagen für das moderne Kambodscha gelegt wurden: Die Übernahme des Theravada-Buddhismus und die Verlagerung der Machtzentren nach Süden. Und schließlich schildert er die zunehmende Abhängigkeit von Thailand und Vietnam sowie den Einfluß Frankreichs, der bis weit ins 20. Jahrhundert hinein andauerte.

Inhalt:
Vorwort

Einführung
Historische Horizonte (vor Angkor)
Das Reich von Angkor
Kambodscha zwischen dem 14. und 19. Jahrhundert
Das französische Protektorat
Der unabhängige Staat
Anhang

Anmerkungen

Zeittafel

Herrscherliste

Liste der zitierten Inschriften

Bibliographie

Register
Autorenporträt
Dr. phil. Karl-Heinz Golzio, geboren 1947, Studium der Vergleichenden Religionswissenschaft, Indologie und Orientalischen Kunstgeschichte, arbeitet am Indologischen Seminar der Universität Bonn. Zahlreiche Veröffentlichungen u.a. zu Themen der indischen Philosophie und zum Buddhismus.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.12.2003

In Stein gemeißelt
Karl-Heinz Golzio streift die Geschichte Kambodschas
Ein Land, das an seine Zukunft glaubt, sollte sich seiner Vergangenheit bewusst und seiner Gegenwart sicher sein. In Kambodscha scheint diese Gegenwart mitunter nur sehr schemenhaft wahrgenommen zu werden, während die Vergangenheit alles bestimmt und keiner so recht weiß, wie die Zukunft aussehen soll. Kambodscha heute, das ist ein verunsichertes, zwischen zwei großen geschichtlichen Polen zerrissenes Land. Hier steht ein geografisch weit ausgedehntes, kulturell hoch entwickeltes Reich Anfang des zweiten Jahrtausends einem finsteren, gewalttätigen, ja selbstmörderischen Regime gut ein halbes Jahrhundert später gegenüber.
Diese zwei Eckpunkte kennzeichnen das kleine südostasiatische Land, das dank seiner geografischen Lage so reich sein könnte, aber zum Armenhaus der Region zählt. Es ist eine Geschichte, die von Angkor zu Angkar führt: von den großartigen Tempelstädten zu den Kadern der Roten Khmer; von Königen wie Suryavarman und Jayavarman – den Erbauern von Angkor Wat und Angkor Thom und Begründern des Khmer-Reiches – zu Khieu Samphan, Ieng Sary, Nuon Chea und – allen voran – Pol Pot, die als geistige Führer der Khmer Rouge das Land in einen Steinzeitkommunismus führten und den Tod von etwa 1,7 Millionen Kambodschanern zu verantworten hatten.
Und dazwischen: Thronwirren, Eroberungen durch die Thais, Annexion durch die Vietnamesen, französische Kolonialisierung, japanische Okkupation, der schrittweise Weg in die Unabhängigkeit, ein prowestliches Marionettenregime unter Lon Nol und – als ob all dies noch nicht genug gewesen wäre: die illegale und lange Zeit gegenüber der Öffentlichkeit verschwiegene massenhafte Bombardierung des Landes durch die Amerikaner während des Vietnamkrieges.
So ist Kambodscha ein von vielfältigen Verwerfungen geprägtes Land; eine Nation, die nicht nur unter dem Trauma des Völkermords durch die Roten Khmer, sondern mehr noch unter jenem frühen der Eroberungen durch die Thais und die Vietnamesen leiden. Ultranationalistische Äußerungen und Pogrome gegen Vietnamesen sind keine Ausnahme, die anti-thailändischen Ausschreitungen Anfang diesen Jahres waren nur die Spitze eines Eisberges. Das Selbstbewusstsein der Khmer, die mehr als 90 Prozent der Bevölkerung ausmachen (Vietnamesen, Chinesen, moslemische Cham, Thais und Angehörige mehrerer Bergstämme stellen die restlichen zehn Prozent) ist außerordentlich fragil. Nicht nur die historischen Wunden reißen immer wieder auf, auch neue werden im direkten Vergleich mit den tigerstaatlichen Nachbarn ständig geschlagen. Kambodscha – auf der Suche nach einer neuen Identität – orientiert sich zu sehr an seiner Vergangenheit.
Hier könnte Karl-Heinz Golzio mit seinem Buch einen großen Beitrag zum Verständnis leisten. Doch Golzio verschenkt diese Chance. Er listet zwar viele Fakten auf, stellt aber keine Zusammenhänge her. Er verliert sich in speziellen Forschungsgebieten, ohne dass ihn das Große und Ganze zu interessieren scheint. So bemüht sich der Autor, den Indisierungsverlauf im ersten Jahrtausend durch die Interpretation von Inschriften zu belegen – und muss selbst in diesem, von ihm so geschätzten Interessensgebiet all zu häufig kapitulieren. Zu vieles scheint „zweifelhaft” oder im besten Fall „wahrscheinlich”. Welche Bedeutung ein lückenloser Nachweis der Indisierung haben könnte, bleibt unklar. An anderer Stelle erläutert er ausführlich, die auf Inschriften vorgefundene Nomenklatur der Herrscher des 6./7. Jahrhunderts, der so genannten Funan-Periode, lässt den Leser aber mit der Schlussfolgerung, was sich aus den unterschiedlichen Benennungen ergibt, weitgehend allein.
Während Golzio sich an diesen Abschnitten der kambodschanischen Geschichte seitenlang delektiert, hat er für die knapp vier Jahre des Pol-Pot-Regimes ebenso knappe vier Seiten übrig. Die vergangenen beiden Jahrzehnte seither bewältigt er – kaum noch verwunderlich – geradezu im Schweinsgalopp.
So hinterlässt die Lektüre des Buches den Eindruck, hier hat sich ein Indologe eines Landes angenommen, an dem ihn einzig und allein die seinem Fachbereich nahe Geschichte interessierte. Darüber hinaus stand er ihm fremd gegenüber, ebenso wie der Leser dem Buch bis zum Schluss.
EVELYN VOGEL
KARL-HEINZ GOLZIO: Geschichte Kambodschas. Das Land der Khmer von Angkor bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag, München 2003. 198 Seiten, 12,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensentin Evelyn Vogel zeigt sich ziemlich enttäuscht von Karl-Heinz Golzio "Geschichte Kambodschas". Sie hält Golzio vor, zwar viele Fakten abzuspulen, aber keine Zusammenhänge herzustellen. Ärgerlich findet sie zudem, dass sich Golzio in speziellen Forschungsgebieten verliert, "ohne dass ihn das Große und Ganze zu interessieren scheint." So beschäftigt sich Golzio etwa ausführlich mit der Nomenklatur der Herrscher des sechsten und siebten Jahrhunderts, während er die vier Jahre des Pol-Pot-Regimes auf nur vier Seiten abhandelt. Dass er die vergangenen beiden Jahrzehnte "geradezu im Schweinsgalopp" bewältigt, verwundert Vogel da kaum mehr. Insgesamt kann sie sich des Eindrucks nicht erwehren, hier habe sich ein Indologe eines Landes angenommen, "an dem ihn einzig und allein die seinem Fachbereich nahe Geschichte interessierte."

© Perlentaucher Medien GmbH