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Bayern im Spiegel seiner Herrscher Dieser eindrucksvolle Biographien-Band bietet einen Überblick über Leben und Wirken der Herrscher Bayerns vom frühen Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Ausgewiesene Historikerinnen und Historiker lassen in 25 informativen und faszinierenden Portraits mehr als eintausend Jahre bayerischer Geschichte lebendig werden.

Produktbeschreibung
Bayern im Spiegel seiner Herrscher
Dieser eindrucksvolle Biographien-Band bietet einen Überblick über Leben und Wirken der Herrscher Bayerns vom frühen Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Ausgewiesene Historikerinnen und Historiker lassen in 25 informativen und faszinierenden Portraits mehr als eintausend Jahre bayerischer Geschichte lebendig werden.
Autorenporträt
Alois Schmid lehrt als Ordentlicher Professor für Bayerische Geschichte und Vergleichende Landesgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München; er ist zudem Erster Vorsitzender der Kommission für bayerische Landesgeschichte an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.02.2002

Kunstfreunde
Kein ethnisches Naturprodukt: Die Herrscher im Land der Bayern
Bücher wie das hier anzuzeigende werden vermutlich nicht nur vom sogenannten interessierten Laien gelesen. Auch andere Rezipienten werden nach einem Buch greifen, das den Titel „Die Herrscher Bayerns” trägt. Jene nämlich, die in ihrer historischen Lektüre vor allem die Bestätigung landsmannschaftlicher Identität suchen.
Dass dieser Griff auch für den von „Fachleuten” wie Bildungselite vielgeschmähten, wiewohl als Garant der Auflage höchst willkommenen Bavarica- Konsumenten kein Fehlgriff ist, sondern – sofern er die Überlegenheit solider und differenzierter Information über die ermüdende Tradierung folkloristischer Klischees akzeptiert – unabweisbaren Bildungs-Nutzen garantiert, wird ihm schon auf den ersten Seiten klar gemacht: Die „unbestreitbare innere Stimmigkeit altbayerischer Art”, so heißt es dort, komme keineswegs als „ethnisches Naturprodukt” einher. Als staatliches und kulturelles Gebilde sei Bayern vielmehr „Produkt eines langen historischen Prozesses”. Die Bayern selbst, so darf der Leser folgern, konnten schon immer – im Gegensatz zur Phobie ihres derzeitigen Ministerpräsidenten – als Musterbeispiel einer „durchrassten” Gesellschaft gelten. Die Geschichte Bayerns also gewinnt – als Geschichtsschreibung – nur Profil und Kontur im Kontext deutscher und europäischer Geschichte.
Dieser methodische Rahmen, den Friedrich Prinz bereits im ersten Beitrag über Bayerns ältestes Herzogsgeschlecht, die Agilolfinger, und jenen Tassilo III., der zwischen den Mühlsteinen der karolingischen Machtpolitik zerrieben wurde, vorgibt, strukturiert letztlich das ganze Buch, das in 25 chronologisch geordneten Einzelbeiträgen fast 1500 Jahre bayerischer Geschichte im Modell biographischer Studien vorführt.
Das gelingt durchweg überzeugend, wenn auch, je nach Temperament und Interessenschwerpunkt der Autorinnen und Autoren, in stilistisch und darstellerisch unterschiedlichem, doch stets treffsicherem Zugriff. Vor allem bleibt es glücklicherweise nicht bei der bloßen Nacherzählung von Lebensläufen und Regierungszeiten: Jedes – in der Frühzeit einem Dynastengeschlecht, von der frühen Neuzeit an einem Herrscher gewidmeten – Kapitel gerät zur paradigmatischen Studie über die je herausragenden, bedrängenden, die Epoche definierenden Probleme, Besonderheiten, Deutungshorizonte.
So ist beispielsweise Michael Menzels Beitrag über Kaiser Ludwig den Bayern zugleich eine höchst informative Studie über die das gesamte Mittelalter strukturierende Machtkonkurrenz zwischen Papst- und Kaisertum. Der Kirchenhistoriker Manfred Weitlauff exemplifiziert an den Biographien Wilhelms IV. und Ludwigs IV. die politischen Auswirkungen der Reformation; Winfried Müller referiert am Beispiel Max’ III. Joseph das ebenso widersprüchliche wie einander bedingende Wechselspiel von Absolutismus und Aufklärung.
Wenn es denn ein viele bayerische Herrscher definierendes, vom Mittelalter bis in die neueste Zeit reichendes Gemeinsames gibt, so ist dies die Selbststilisierung in der Kunst. Ob Albrecht V. oder Ferdinand Maria, ob Max Emanuel oder Karl Theodor, ob Ludwig I. oder Ludwig II.: Die Förderung von Kunst, Musik oder – durch Max III. Joseph – Wissenschaft war ihnen geradezu existenziell, sie hatten nicht unbedingt ein selbstlos-mäzenatisches Anliegen, vielmehr wurde die Kunst eigensinnig, zuweilen rücksichtslos eingesetzt als Repräsentations- und Identifikationsmittel feudaler Machtpolitik. Die Resultate dieser zuweilen bis zum wirtschaftlichen Ruin führenden Verschwendungssucht – die eine Herrschertugend war – werfen heute auch materiellen Nutzen ab. Auf die Idee, in Zeiten schmaler Portefeuilles ausgerechnet auf dem „Kultursektor” zu sparen, wäre – zu unserem Glück – keiner dieser Potentaten gekommen.
„Die Herrscher Bayerns” sind aus einer Ringvorlesung an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität hervorgegangen. Im Buch zusammengeführt, fügen sich die 25 Einzelstudien zu einem einheitlichen Ganzen: einer politischen, Kirchen-, Kultur- und Sozialgeschichte Bayerns im europäischen Rahmen, die den Fachhistoriker, den an Geschichte interessierten Laien und den (selbst- )kritischen Bayern-Fan gleichermaßen vorzüglich bedient.
NORBERT H. OTT
ALOIS SCHMID, KATHARINA WEIGAND (Hrsg.): Die Herrscher Bayerns. 25 historische Portraits von Tassilo III. bis Ludwig III. Verlag C.H. Beck, München 2001. 447 Seiten, 25,50 Euro.
Bayerns Lieblingskönig: Ludwig I.
Foto:
dpa
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Das Buch mit 25 Beiträgen aus einer Ringvorlesung an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität über Bayerns Regenten von Tassilo III. bis Ludwig III. stößt bei Norbert H. Ott auf größte Begeisterung. Nicht nur, dass 1500 Jahre Geschichte Bayerns hier Revue passieren gefällt dem Rezensenten, sondern auch, dass die Beiträge allesamt "paradigmatische Studien" über die jeder Epoche eigenen Probleme, Besonderheiten und Bedeutungshorizonte sind. Eins war allen Herrschern gemeinsam, hat der Rezensent erkannt: Sie förderten Kunst, Musik und Wissenschaft, wenn auch nicht aus edlen, sondern aus egoistischen Motiven. Immerhin, seufzt Ott, in schlechten Haushaltszeiten hätten diese Herrscher an der Kultur als letztes gespart. Der Sammelband, ist der Rezensent überzeugt, werde als umfassende Politik-, Kirchen-, Kultur- und Sozialgeschichte Fachhistoriker, Laien und mehr oder weniger kritische Bayern-Fans gleichermaßen begeistern.

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