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Wenn die Maschinen uns nicht mehr brauchen Angenommen, die Entwicklung der Technik folgt demselben evolutionären Prinzip, das für alles Lebendige gilt: Was bedeutet das für unsere Zukunft? Werden Maschinen bald ohne uns auskommen? Wie können wir verhindern, in eine immer verhängnisvollere Abhängigkeit von Systemen zu geraten, die wir immer weniger verstehen? In seiner ebenso klugen wie unterhaltsamen Auseinandersetzung warnt Karl Olsberg eindringlich vor Naivität im Umgang mit den Annehmlichkeiten unserer hochtechnisierten Welt. Auf der Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse belegt er,…mehr

Produktbeschreibung
Wenn die Maschinen uns nicht mehr brauchen
Angenommen, die Entwicklung der Technik folgt demselben evolutionären Prinzip, das für alles Lebendige gilt: Was bedeutet das für unsere Zukunft? Werden Maschinen bald ohne uns auskommen? Wie können wir verhindern, in eine immer verhängnisvollere Abhängigkeit von Systemen zu geraten, die wir immer weniger verstehen?
In seiner ebenso klugen wie unterhaltsamen Auseinandersetzung warnt Karl Olsberg eindringlich vor Naivität im Umgang mit den Annehmlichkeiten unserer hochtechnisierten Welt. Auf der Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse belegt er, wie schnell wir uns dem Punkt nähern, an dem wir unser Schicksal nicht mehr selbst in der Hand haben. Aber er weist auch Wege, mit dieser immer komplexeren technischen Umwelt umzugehen.
"Wir haben längst die Kontrolle verloren über die Dinge, die wir schufen. Wenn wir eine Zukunft haben wollen, tun wir gut daran, das zu verstehen."
Immer schneller und unaufhaltsamer ist der technische Fortschritt. Schon heute kön-nen wir die uns tagtäglich umgebende Technik kaum noch verstehen. Karl Olsberg stellt als Experte die richtigen Fragen: Sind wir überhaupt die Herren dieser Entwick-lung? Sind wir dazu verdammt, in absehbarer Zeit durch unsere Schöpfung versklavt zu werden? Eindrucksvoll belegt er: Auch die Genese der Technik folgt dem evoluti-onären Prinzip allen Lebens. Schnell drängt sich ein ungeheurer Gedanke auf: der Mensch als Steigbügelhalter auf dem Weg zur Herrschaft der Maschinen. Die Zwangsläufigkeit von Olsbergs Darstellung ist bestechend und beängstigend zugleich. Verständlich fasst er Theorien von Charles Darwin bis zu Richard Dawkins, von Alan Turing, Ray Kurzweil, Stephen J. Gould u.v.a. zusammen und denkt sie konsequent weiter zu dem aufrüttelnden Szenario eines zukünftigen Lebens. Olsberg ist jedoch kein Technikfeind, er warnt lediglich vor der Naivität und Selbstüberschät-zung der Menschen. Gleichzeitig zeigt er, wie wir verantwortlich gegenüber unserer Zukunft und der unserer Kinder handeln.
Autorenporträt
Karl Olsberg, geb. 1960, studierte Betriebswirtschaft in Münster und promovierte über Künstliche Intelligenz. Er war Unternehmensberater bei McKinsey, Marketingleiter eines TV-Senders, erfolgreicher Gründer von zwei Unternehmen der New Economy, u.a. Preisträger "Start up des Jahres 2000" der "Wirtschaftswoche". Heute ist er Unternehmensberater in Hamburg und schreibt seit einigen Jahren. 2005 wurde er Sieger des Kurzgeschichtenwettbewerbs des "Buchjournals".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.07.2010

Alles blinkt und piept, als wären die Menschen nur das Servicepersonal ihrer Maschinen

Stehen wir vor einer technizistischen Abwicklung der Aufklärung? Karl Olsberg warnt davor, uns bei wegweisenden Entscheidungen blind auf Computerprogramme zu verlassen.

Werden dereinst Maschinen die Macht auf der Erde übernehmen? Wer jetzt an entfesselte Roboterarmeen denkt, die mit hochentwickelter künstlicher Intelligenz dem Menschen den Gehorsam verweigern, denkt viel zu spektakulär. Ja, die Maschinen werden uns entmündigen, meint der Informatiker, Unternehmensberater und Romanautor Karl Olsberg, sie sind schon dabei. Allerdings nicht mit irgendeiner Superwaffe, sondern durch Komplexität.

Es ist noch nicht lange her, da wurden in Computerzeitschriften die kompletten Programme für Computerspiele abgedruckt, der Interessierte tippte sie einfach ab. Heute besteht etwa Windows Vista aus mehr als 50 Millionen Programmzeilen, das sind 300 Bücher je 1000 engbedruckte Seiten, hat der Autor ausgerechnet. Das tippt nicht nur niemand ab, das überblickt auch niemand, und das hat auch niemand programmiert, jedenfalls kein Mensch. Da gibt es Sammlungen bestehender "Routinen", auf die Programmierer zurückgreifen können, dazu Planungs- und Verwaltungsprogramme für die bessere Übersicht und Codegeneratoren, die automatisch Programme schreiben. Der Programmierer braucht ihnen nur zu sagen, was sie tun sollen, nicht aber, wie. Und bei selbst lernenden Programmen wie künstlichen neuronalen Netzen kann der Programmierer es ihnen auch gar nicht sagen, weil er es nicht weiß. Sie suchen sich selbst den besten Weg. Die Technik, mit der wir uns immer enger umgeben, so die Analyse des Autors, ist bereits heute so komplex, dass wir sie ohne die Hilfe der Computer gar nicht mehr handhaben können.

Nun gehört es zwar seit langem zum Wesen der modernen Wissenschaft, dass niemand mehr alles verstehen kann, doch mit der Komplexität der Computertechnologie nähern wir uns einem Punkt, den Olsberg "technologische Singularität" nennt: Bald verstehen wir überhaupt nicht mehr, was um uns herum passiert. Sollte eine Form von eigenständiger Intelligenz entstehen, würden wir das wahrscheinlich gar nicht bemerken, meint der Autor. Stattdessen werden wir die Welt wieder mehr und mehr wie die Steinzeitmenschen wahrnehmen, werden daneben stehen, ein paar klägliche Manipulationsstrategien der Marke Regentanz aufführen und ansonsten hoffen, dass die Maschinen nett zu uns sind. So kündigt sich eine technizistische Abwicklung der Aufklärung an - eine Entwicklung, in die wir hineingeschlittert sind, ohne aus ihr wieder heraustreten zu können.

Kein Mensch durchschaut die Wege der Kapitalströme um den Globus. Also lassen Bankmanager die Risiken von Produkten durch spezielle Software abschätzen. Auch Rating-Agenturen benutzen Computerprogramme, um die Kreditwürdigkeit von Banken zu bewerten. Das Problem sind nicht die Programme, meint der Autor, das Problem ist, dass die Banker sie verwenden, ohne sie zu verstehen. Ein wesentlicher Teil der Kapitalmarktkrise dürfte deshalb darauf zurückzuführen sein, dass sich die Entscheider blind auf ihre Programme verließen, so Olsberg.

Damit stehen wir erst am Anfang einer Entwicklung, die uns über selbstlernende Programme zu autonomen Fabriken führen wird, in denen Maschinen die Entwicklung neuer Produkte unter sich ausmachen, so der Autor, und uns wird nichts anders übrigbleiben, als sie am Laufen zu halten. Ein Außerirdischer könnte auf die Idee kommen, die Maschinen oder auch die Städte seien die eigentlichen Herren des Planeten, die Menschen nur ihr Servicepersonal. Manche Computerprogramme spannen Menschen explizit für ihre Zwecke ein, etwa beim Versuch, Schutzprogramme zu überwinden. Verzerrt geschriebene Worte, die man bei manchen Anwendungen eintippen muss, um nachzuweisen, dass man ein Mensch ist, schicken Programme, die solche Hindernisse umgehen wollen, an Billigarbeiter in Fernost. Wenn es in Zukunft Systeme geben wird, die unsere Autos für uns lenken, werden schon die Versicherungsprämien dafür sorgen, dass sich niemand mehr den Luxus leisten kann, selbst zu steuern.

Diese Analysen sind faszinierend, selten genug zu lesen, und wegen der Sachkenntnis des Autors in Computerdingen hätte man gerne mehr davon, doch leider ist dies nicht das Einzige, was es über dieses Buch zu berichten gibt. Olsberg entdeckt in der Entwicklung der Technik einen abstrakten Evolutionsprozess und bettet seine Analysen deshalb in einen Mem-Evolutions-Überbau nach dem Vorbild der in Sachen Genetik nicht mehr ganz aktuellen Theorie von Richard Dawkins ein. Die Erfindung der Computer wird zu einem Schritt in der Evolution der Meme, also der Ideen, die sich ebenso wie die Gene außerhalb unserer Kontrolle verbreiten und unabhängig davon, ob sie gut für uns sind. Der Autor füllt viele Seiten mit Memtheorie und den abstrakten Eigenschaften der Evolution, die überall am Werk ist, wo Mutation, Reproduktion und Selektion zusammenkommen. Menschen und ihre Autos verhalten sich demnach zueinander wie Bienen und Blütenpflanzen, die Entscheidungen der Konstrukteure sind die Mutationen, die der Kunden die Selektion.

Dieser Überbau dient Olsberg dazu, deutlich zu machen, dass die Prozesse, die um uns herum ablaufen, sich zwar aus einzelnen Entscheidungen zusammensetzen, in ihrer Gesamtheit aber nicht auf bewusste Entscheidungen zurückgehen. Und so, wie wir uns nicht bewusst entscheiden, die Umwelt zu verschmutzen, können wir uns auch nicht einfach entscheiden, es auf sich beruhen zu lassen. Das ist zweifellos richtig und bedenkenswert, doch schon die Rede von egoistischen Genen, die Lebewesen benutzen, ist problematisch, für Meme gilt dies erst recht. Als Retter in der Not fungiert trotz aller Manipulation durch die egoistischen Meme im letzten Kapitel dann erstaunlicherweise doch der freie Wille - samt der (sprachlich nicht gerade sensiblen) Aufforderung, mutig die Meme zu selektieren, die gut für uns sind.

Mit seinen Analysen deckt Olsberg eine ebenso faszinierende wie unheimliche Schicht unserer Wirklichkeit auf und warnt vor allzu sorglosem Umgang mit den Segnungen der Technik. Die Meme hätte er dazu vielleicht gar nicht gebraucht.

MANUELA LENZEN

Karl Olsberg: "Schöpfung außer Kontrolle." Wie die Technik uns benutzt. Aufbau Verlag, Berlin 2010. 297 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ojeoje, die Technik ist auf dem besten Weg, uns abzuschaffen. Computerprogramme sind bereits so komplex, dass sie nur von Computern geschrieben und verstanden werden können, nicht mehr von Menschen. Wo das hinführt, hat man bereits bei der Wirtschaftskrise gesehen: Die Broker haben die computergestützte Berechnung von Kapitalströmen nicht mehr verstanden, und schon ging es den Bach runter. So etwa die Theorie des Informatikers und Autors Karl Olsberg. Rezensentin Manuela Lenzen findet das als Warnung vor einem "sorglosen Umgang" mit der Technik durchaus plausibel. Nur dass Olsberg seine Thesen mit einem "Mem-Evolutions-Überbau" krönt, der noch dazu an die "nicht mehr ganz aktuellen" Theorien Richard Dawkins' anknüpft, hat sie nicht überzeugt.

© Perlentaucher Medien GmbH