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Eine Königin für den Elysee? Schön wie ein Filmstar, Mutter von vier Kindern, unverheiratet und Sozialistin. Segolene Royal hat eine sensationelle politische Karriere hinter sich. 1981 wurde sie jüngste Beraterin und schon bald Protege von Staatspräsident Francois Mitterrand. Sie war dreimal Ministerin, ist seit 18 Jahren Abgeordnete sowie seit zwei Jahren Präsidentin der Region Poitou-Charentes und hat nun als erste Frau die Chance, in den Elysee-Palast, das Machtzentrum der Grande Nation, einzuziehen. Heiko Engelkes, langjähriger ARD-Korrespondent in Paris, beschreibt aus unmittelbarer Nähe…mehr

Produktbeschreibung
Eine Königin für den Elysee? Schön wie ein Filmstar, Mutter von vier Kindern, unverheiratet und Sozialistin. Segolene Royal hat eine sensationelle politische Karriere hinter sich. 1981 wurde sie jüngste Beraterin und schon bald Protege von Staatspräsident Francois Mitterrand. Sie war dreimal Ministerin, ist seit 18 Jahren Abgeordnete sowie seit zwei Jahren Präsidentin der Region Poitou-Charentes und hat nun als erste Frau die Chance, in den Elysee-Palast, das Machtzentrum der Grande Nation, einzuziehen. Heiko Engelkes, langjähriger ARD-Korrespondent in Paris, beschreibt aus unmittelbarer Nähe den Lebensweg dieser Frau, die innerhalb weniger Monate alle Beliebtheitsrekorde schlug und zum strahlenden Stern am politischen Firmament Europas aufstieg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.04.2007

Die weiße Dame
Ein Porträt der Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal
Im Nachbarland Frankreich geschieht Unerhörtes: Eine Frau greift nach der Macht im Staat. Derlei gab es allenfalls vor der Epochenschwelle der Französischen Revolution. Spontan fallen einem dazu die Heilige Johanna von Orléans, Katharina von Medici und die Pompadour ein, der sogar einmal der Elysée-Palast gehörte, der heutige Amtssitz des Staatspräsidenten. Seither, seit 1789, lagen Heil und Größe Frankreichs in Männerhänden. Diese Gewissheit ist nun bedroht, denn mit der Sozialistin Ségolène Royal bewirbt sich erstmals eine Frau um die Präsidentschaft der Republik. Am kommenden Sonntag wird sich zeigen, ob diese Premiere stattfindet oder ob die gerne weiß gewandete Dame im Duell der Stichwahl ihrem Konkurrenten Nicolas Sarkozy unterliegt.
Der langjährige ARD-Fernsehkorrespondent in Paris, Heiko Engelkes, hat es in einem flott geschrieben Buch unternommen, das Phänomen der Ségolène Royal einem deutschen Publikum nahezubringen. Das ist umso verdienstvoller, als Mme. Royal selbst in Frankreich bis vor einem Jahr eine unbekannte Größe war, eine Art Schneewittchen, die zwar seit 1988 ununterbrochen ein Abgeordnetenmandat in der Nationalversammlung innehat und auch seit 2004 Präsidentin von Poitou-Charentes ist, einer der ärmsten, weit westlich von Paris gelegenen Regionen Frankreichs, aber in allen ihren Ämtern eher still waltete. Lediglich Kennern und Liebhabern des französischen Käses fiel sie möglicherweise auf, als es ihr zu Beginn der 90er Jahre gelang, der regionalen Käsespezialität aus Ziegenrohmilch, dem „Chabichou”, das begehrte, weil absatzfördernde Gütesiegel „AOC” (Appellation d’origine controlée) zu verschaffen.
Heiko Engelkes schildert anschaulich das Herkommen von Ségolène Royal, die 1953 in Dakar, im westafrikanischen Senegal geboren wurde, der damals noch französische Kolonie war. Ihr Vater, ein strenggläubiger Katholik mit strikt konservativen Anschauungen, war Berufssoldat und nahm mit 44 Jahren im Rang eines Oberstleutnants seinen Abschied, weil er mit General de Gaulles Algerien-Politik nicht übereinstimmte. Mit ihren Geschwistern wuchs sie in dem kleinen lothringischen Dorf Chamagne auf, wo beim Ritual des sonntäglichen Kirchgangs, wie Engelkes schreibt, „der hagere pensionierte Oberstleutnant Jacques Royal, ein Monokel im Auge, dunkel gekleidet und mit glänzenden Reitstiefeln angetan, seiner Frau und seinen acht Kindern wie bei einer Parade voranschritt”. Man ahnt, dass das keine sonderlich glückliche Kindheit gewesen ist.
Umso erstaunlicher, dass es Ségolène Royal mit Zähigkeit und Willenskraft gelang, diesem engen Milieu zu entkommen und ihr Studium 1980 an der Elitehochschule ENA, der École nationale d’administration, erfolgreich zu beenden. Dieser Abschluss öffnete ihr die Tür zu einer politischen Karriere, die sie 1982 als Beraterin von Staatspräsident François Mitterrand begann. Danach ging es eher unauffällig weiter, bekleidete sie verschiedentlich in von den Sozialisten gestellten Regierungen nachrangige Kabinettsposten im Umwelt-, Unterrichts- und Familienministerium, auf denen sich politisch wenig bewegen ließ, was einen bleibenden Eindruck hätte hinterlassen können.
Was also ist das Besondere, das Ségolène Royal so unwiderstehlich macht, dass es ihr gewissermaßen handstreichartig gelang, ihre männlichen Konkurrenten, die „Parteielephanten”, sämtlich zur Strecke zu bringen und sich als sozialistische Kandidatin für die Präsidentschaftswahl 2007 durchzusetzen? Der Verweis auf ihre jähe, durch Meinungsumfragen immer wieder bestätigte Beliebtheit, vermag dieses Geheimnis nicht zu erhellen. Auch Heiko Engelkes versagt sich in seinem Porträt, mit dem er detailliert ihren atemberaubenden Siegeszug innerhalb des Parti Socialiste beschreibt, eine Vermutung zu äußern. Vielleicht ist es aber einfach nur so, dass Ségolène Royal, eben weil sie ein unbeschriebenes, ein weißes Blatt ist, eine ideale Projektionsfläche für unterschiedlichste Erwartungen ist.
Dem entspricht, dass in dem Maße, wie ihre Beliebtheit wuchs, sie immer weniger sagte. Damit folgt sie genau einer Taktik, die ihr politischer Ziehvater Mitterrand meisterlich beherrschte, der darum wusste, dass sich das Verlangen auf den umso mehr konzentriert, der sich entzieht und verweigert. Auffällig ist jedenfalls, dass Ségolène Royal es vermieden hat, sich mit konkreten Programmaussagen festzulegen, was ihren Konkurrenten Nicolas Sarkozy zunehmend in Verzweiflung treibt. Auf das zweistündige Fernsehduell, das sich die beiden am Abend des 2. Mai liefern, darf man also besonders gespannt sein, denn dessen Verlauf dürfte für den Ausgang der Stichwahl entscheidend sein. JOHANNES WILLMS
HEIKO ENGELKES: Ségolène Royal. Eine Frau auf dem Weg zur Macht. Aufbau-Verlag, Berlin 2007. 155 S., 12,95 Euro.
Im gleichen Maß, wie ihre Beliebtheit in Frankreich wuchs, verstummte sie immer mehr. Doch das „unbeschriebene Blatt” Ségolène Royal hat dennoch Chancen, am kommenden Sonntag die erste Präsidentin Frankreichs zu werden. Foto: AP
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Johannes Willms begrüßt dieses Porträt der französischen Präsidentschaftskandidatin Segolene Royal, das Heiko Engelkes, langjähriger ARD-Korrespondent in Paris, verfasst hat. Verdienstvoll scheint ihm das Buch schon deswegen, weil Royal auch in Frankreich bis heute eine eher unbekannte Größe ist. Bei Engelkes hat er eine Menge über Royals Herkunft aus einem streng katholischen, konservativen Elternhaus, ihr Studium an der Elitehochschule ENA und den Beginn ihrer politischen Karriere 1982 als Beraterin Mitterrands erfahren. Instruktiv findet Willms die gründliche Schilderung von Royals phänomenalem Siegeszug innerhalb der Sozialistischen Partei, wobei er hervorhebt, dass sich Engelkes Spekulationen über die Frage nach dem Besonderen, Unwiderstehlichen dieser Poltikerin versagt. Willms scheint sie, gerade weil sie "ein unbeschriebenes, ein weißes Blatt" ist, eine "ideale Projektionsfläche für unterschiedlichste Erwartungen".

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