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Wichtig ist dem Autor die Verbindung zwischen Antikommunismus und dem Umgang mit der NS-Vergangenheit in der Bundesrepublik von 1949 bis heute. Der Band bietet eine historisch-politische Darstellung von Inhalt, Form und Gehalt des Antikommunismus in Deutschland. Ausgehend von einem persönlichen Schicksal - Walter Timpe -, wird dargestellt, wie sich der Antikommunismus entwickelte. Im zweiten Teil des Buches geht es um den Antikommunismus nach 1945 als integralen Bestandteil der bundesdeutschen Nachkriegsideologie. Hierzu wird ein Überblick über die Rückkehr der alten NS-Eliten in Staat und…mehr

Produktbeschreibung
Wichtig ist dem Autor die Verbindung zwischen Antikommunismus und dem Umgang mit der NS-Vergangenheit in der Bundesrepublik von 1949 bis heute.
Der Band bietet eine historisch-politische Darstellung von Inhalt, Form und Gehalt des Antikommunismus in Deutschland. Ausgehend von einem persönlichen Schicksal - Walter Timpe -, wird dargestellt, wie sich der Antikommunismus entwickelte. Im zweiten Teil des Buches geht es um den Antikommunismus nach 1945 als integralen Bestandteil der bundesdeutschen Nachkriegsideologie.
Hierzu wird ein Überblick über die Rückkehr der alten NS-Eliten in Staat und Gesellschaft gegeben, der wiederum dezidiert antikommunistisch begründet wurde. Schlüsselfigur dabei: Konrad Adenauer. Im Buch werden daher wichtige Reden, Aufsätze und die Erinnerungen Adenauers untersucht. Zur Untermauerung werden außerdem die Kabinettsprotokolle der ersten beiden Regierungen Adenauers ausgewertet, die teils skurrile, teils unglaubliche Vorgänge zum Thema Antikommunismus liefern.
Außerdem findet sich eine Übersicht über die Debatten bis zum heutigen Tag. Dabei wird unterstrichen, dass eine Kritik des Antikommunismus nur von einem antistalinistischen Standpunkt aus betrieben werden kann. Linksdogmatische Positionen werden mit konservativ-antikommunistischen verglichen. Den Abschluss des Buches bildet eine Auseinandersetzung mit rückwärtsgewandter Kritik am Antikommunismus, die die wahren Momente im Antikommunismus - der ihn u. a. so wirksam gemacht hat - nicht beachtet.
Autorenporträt
Jan Korte, 1977. Politikwissenschaftler. MdB für »Die Linke« und Mitglied in deren Vorstand. Arbeitet zu den Themen Wehrmachtsdeserteure, republikanische Spanienkämpfer und Antikommunismus in der Geschichte der Bundesrepublik.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.08.2009

Zweierlei Wahrheiten
Streitschriften für und wider die Linkspartei
Im Juni 1930 erklärte das Politbüro der KPD allen „faschistischen” Kräften den Kampf. Gemeint waren keineswegs nur die Nationalsozialisten, sondern auch alle „wichtigen bürgerlichen Parteien”. In Bonn diskutierte am 19. September 1950 die Bundesregierung, wie Firmen bestraft werden können, welche die KPD unterstützen – „sei es durch Entzug öffentlicher Aufträge, sei es durch Auferlegung von Buße”. Am 27. September wird nach Umfragen etwa jeder zehnte Wähler der Partei Die Linke seine Stimme geben. Was hat eine bald 80 Jahre alte KPD-Erklärung damit zu tun? Und was ein Kabinettsprotokoll aus der frühen Ära Adenauer?
Hubertus Knabe, Leiter der Gedenkstätte im einstigen Stasi-Untersuchungsgefängnis Berlin-Hohenschönhausen, hat ein Buch geschrieben, das mit „Honeckers Erben” betitelt ist und die „Wahrheit über Die Linke” verspricht. Jan Korte, ein junger Bundestagsabgeordneter der Linken, beschreibt in seinem Buch „Instrument Antikommunismus” den „Sonderfall Bundesrepublik”. Knabe will die Linkspartei entlarven, Korte den Umgang mit ihr. Die KPD-Erklärung und das Kabinettsprotokoll gehören zum jeweiligen Beweismaterial.
Es ist das große Geschütz, das Knabe gleich zu Beginn auffährt. Spreche man in Deutschland über die Katastrophe des NS-Regimes, werde oft übersehen, dass die Weimarer Republik „von zwei Seiten bekämpft wurde: von den Nationalsozialisten und den Kommunisten”. Ein ganzes Kapitel widmet er den „Totengräbern von Weimar” – in der Absicht, seine Warnung vor der Linkspartei auf ein historisches Fundament zu stellen. Die alte kommunistische Parole „Weg mit dem System” ertöne heutzutage leicht abgewandelt wieder in der Forderung nach dem Systemwechsel. Die Linkspartei, mahnt Knabe, sei eine Gefahr für die Demokratie.
Korte fängt den Ball auf. „In der Bundesrepublik gilt unter Konservativen bis heute”, klagt er, „Sozialismus gleich DDR, Mauer und Stacheldraht”. In diesem „vernebelten Klima” würden keine Unterschiede gemacht und „linke Fundamentalkritik am Stalinismus” werde nicht zur Kenntnis genommen. Den Antikommunismus der westdeutschen Nachkriegszeit schildert der Niedersachse als „Allzweckwaffe” zur Relativierung und Verdrängung der Nazi-Zeit. Korte räumt ein, dass die KPD schon vor ihrem Verbot „in erster Linie an sich selbst” gescheitert sei wegen ihrer Ausrichtung auf die totalitäre Sowjetunion und die DDR. Für die Gegenwart ermahnt er seine Partei, es sei von „grundlegender Bedeutung, antistalinistische Positionen einzunehmen, um Antikommunismus glaubwürdig und nachhaltig bekämpfen zu können”. Der Antikommunismus freilich brauche keine „reale Grundlage, wie zum Beispiel fehlende demokratische Rechte in der DDR, auf die er verweisen kann, sondern ist reine Ideologie”.
Für Knabe wird andersrum ein Schuh daraus. Der frühere Mitarbeiter der Stasi-Unterlagenbehörde und Streiter wider die DDR-Verkitschung sieht in der PDS/Linkspartei eine Lobby zur Verdrängung von SED-Unrecht. Dass er sich nicht vor dem Part des Eiferers fürchtet, stellt Knabe in Fernseh-Talkshows und bei anderen öffentlichen Auftritten unter Beweis. Nun hat er einen privaten Verfassungsschutzbericht über die Linkspartei vorgelegt, beginnend mit der „saarländischen Männerfreundschaft” Oskar Lafontaines zu Erich Honecker. „Wie kein anderer Sozialdemokrat biederte er sich damals bei dem Diktator an und half ihm, seine menschenverachtende Politik in der Bundesrepublik populär zu machen”, schreibt Knabe über Lafontaine, der als junger Oberbürgermeister von Saarbrücken die DDR und den saarländischen Landsmann Honecker besuchte. Nach Lafontaines Aufstieg zum Ministerpräsidenten sei das Saarland zum „Lieblingsbundesland” der SED avanciert, behauptet Knabe und verweist auf eine Verdreifachung der Saar-Exporte in die DDR.
Interessant, aber was verrät es über die Linkspartei? Mehr als der von Franz Josef Strauß eingefädelte Milliardenkredit über die CSU? Und was sagt es über die SPD, der Lafontaine doch damals noch überaus zugehörig war? Der Saarländer mag sich Honecker angebiedert haben. Mit seinem Glauben, dem Frieden sei durch Stabilisierung der Ostblock-Diktaturen am besten gedient, befand er sich auf Parteilinie. Weil Knabe entlastende Momente fast durchgängig außer Acht lässt, leidet die Glaubwürdigkeit seiner Streitschrift.
Knabe will die Bevölkerung vor einem „Etikettenschwindel” warnen. Kader der alten Staatspartei SED hätten immer noch das Sagen in der Linkspartei, warnt Knabe und nennt Namen, beginnend mit Parteichef Lothar Bisky und endend bei der Bürgermeisterin des Berliner Bezirks Lichtenberg-Hohenschönhausen. Er „enthüllt”, dass die Partei massive Staatsausgaben fordert und mit seriöser Außenpolitik wenig zu tun hat. Sein Werk richtet sich so doch eher an jene, die schon immer wussten, warum die Linkspartei für sie unwählbar ist.
Knabe kommt auch zurück auf die Vorwürfe gegen Gregor Gysi, er habe mit der Stasi zusammengearbeitet. Für Knabe „besteht nach sorgfältiger Prüfung der MfS-Unterlagen und unter Berücksichtigung der Verteidigungserklärungen Gysis sowie der von ihm aufgebotenen Zeugen kein Zweifel an dieser Zusammenarbeit”. Ausführlich widmet er sich der Stasi-Fraktion im Bundestag. Der behindertenpolitische Sprecher der Linksfraktion, Ilja Seifert, hat seine Mitarbeit zugegeben. Die Stasi bescheinigte ihm „Engagement, Schöpfertum und Initiative”. Der Abgeordnete Lutz Heilmann arbeitete bei der Stasi-Hauptabteilung Personenschutz, der Wessi Dieter Dehm wurde von der Stasi als Informant geführt. Wenn Knabe der Linkspartei an anderer Stelle vorhält, sie erschleiche sich Einfluss bei den Gewerkschaften, so trägt das lächerliche Züge. Und wenn er die Partei einerseits als staatsgefährdend, andererseits an der Macht in ostdeutschen Ländern und Berlin als „gnadenlos opportunistisch” brandmarkt, ergibt sich kein schlüssiges Bild.
„Durch die versuchte Parallelisierung von DDR und Linkspartei soll der Antikommunismus in der Bevölkerung erneut zum Leben erweckt werden, um
tagespolitischen Nutzen zu ziehen”,
behauptet Korte. Das ließe sich ver-
mutlich entkräften. Knabe ist es nicht gelungen. DANIEL BRÖSSLER
HUBERTUS KNABE: Honeckers Erben. Die Wahrheit über die Linke. Propyläen, Berlin 2009. 448 Seiten, 22,90 Euro.
JAN KORTE: Instrument Antikommunismus. Sonderfall Bundesrepublik. Dietz, Berlin 2009. 128 Seiten, 9,90 Euro.
Für Hubertus Knabe sind Gregor Gysi und Oskar Lafontaines Partei Die Linke „Honeckers Erben”. Für Jan Korte ist diese Einordnung „reine Ideologie”. Foto: Reuters
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Anerkennend äußert sich Rezensent Jörg Sundermeier über Jan Kortes Untersuchung der gesellschaftlichen Bedeutung und der ideologischen Wirksamkeit des Antikommunismus in der BRD nach 1945. Der Autor, Mitglied der Linkspartei, weist seines Erachtens überzeugend nach, dass der Antikommunismus vor allem in den 50er und 60er Jahren die Funktion hatte, die Eliten, die sich während der NS-Zeit den Nazis angedient hatten, auch weiterhin an der Macht zu halten. De facto habe die KPD schon zum Zeitpunkt ihres Verbots keine Rolle mehr gespielt. Deutlich wird für Sundermeier zudem, dass sich der Antikommunismus vor allem gegen die SPD richtete. Manchmal scheint ihm Kortes Buch ein wenig "schlampig" und "zu sehr von Parteipolitik" geprägt. Andererseits hebt er hervor, dass das Buch im Unterschied zu anderen linken Publikationen zum Thema auch Fehler der Kommunisten benenne.

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