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Mitten in der brodelnden Münchner Literatenszene zu Beginn des 20. Jahrhunderts sitzt eine junge Frau, die meistens still beobachtet. Sie heißt Regina Ullmann, ist dem anarchistischen Psychiater Otto Gross verfallen und wird eine der erstaunlichsten Schriftstellerinnen des deutschsprachigen Raums, von Rainer Maria Rilke gefördert, von Hermann Hesse und Thomas Mann verehrt. Es ist die Geschichte einer ungewöhnlichen Frau und einer tragischen Liebe, die sich die genaue Beobachterin Eveline Hasler einfühlsam anverwandelt.

Produktbeschreibung
Mitten in der brodelnden Münchner Literatenszene zu Beginn des 20. Jahrhunderts sitzt eine junge Frau, die meistens still beobachtet. Sie heißt Regina Ullmann, ist dem anarchistischen Psychiater Otto Gross verfallen und wird eine der erstaunlichsten Schriftstellerinnen des deutschsprachigen Raums, von Rainer Maria Rilke gefördert, von Hermann Hesse und Thomas Mann verehrt. Es ist die Geschichte einer ungewöhnlichen Frau und einer tragischen Liebe, die sich die genaue Beobachterin Eveline Hasler einfühlsam anverwandelt.
Autorenporträt
Eveline Hasler studierte Psychologie und Geschichte und war später als Lehrerin tätig. Sie lebt heute als freie Schriftstellerin im Tessin, Schweiz. Neben Büchern für Kinder schreibt die bekannte Autorin auch Romane für Erwachsene, die ebenso wie ihre Kinderbücher vielfach mit Preisen ausgezeichnet wurden.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.10.2007

Lernen und leiden in Schwabing
Die Schweizer Schriftstellerin Eveline Hasler präsentiert eine Liebesgeschichte aus der Münchner Künstlerszene im Jahr 1907
Hinter der gläsernen Eingangstür des Cafés hängt ein schwerer Friesvorhang aus Leder. Wer ihn mit kräftigem Armschwung teilt, dem schlägt dicke Luft entgegen: Tabakschwaden, Kaffeedampf und der Geruch modriger Plüschpolster. Extravagant gekleidete Künstler und Intellektuelle beäugen sich gegenseitig an ihren Tischchen, spielen Billard oder diskutieren heftig. Abend für Abend sind es dieselben Gäste, und sie wettern allesamt über die preußische Ordnung, die langsam auf das freiheitliche München überzugreifen droht. Eine solche Atmosphäre herrscht in Schwabings Café Stefanie, Ecke Theresien- und Amalienstrasse, im Jahr 1907.
„Orte haben ihre Geschichten”, weiß die Schweizer Schriftstellerin Eveline Hasler, die durch Romane über historische Frauenfiguren („Anna Göldin, die letzte Hexe”, „Tells Tochter”) bekannt wurde. Sie ist eine Ortsfetischistin, besucht zu allen Tages- und Nachtzeiten die Schauplätze ihrer Bücher. Und für die Recherchen zu ihrem jüngsten Roman „Stein bedeutet Liebe” (Nagel & Kimche) hat Hasler Schwabing besucht: Es geht um die Schriftstellerin Regina Ullmann (1884 – 1961), deren Lebensgeschichte sich eng mit dem Café Stefanie verquickt. Die junge Ullmann lernt und leidet in diesem innovativen Gedankenmilieu des Jahres 1907.
Man muss sich folgende Szene vorstellen: Mutter Ullmann und Tochter sitzen im Stefanie, und die forsche Mama versucht, für die stotternde Regina Kontakte zu Literaten zu knüpfen. Denn die Tochter will nichts anderes als dichten und braucht den Austausch mit Gleichgesinnten. Da tritt ein blonder, sportlich braun gebrannter Mann an ihr Tischchen heran: der österreichische Psychiater Otto Gross (1877 – 1920). Dem Kokainsüchtigen gefällt die schwermütige Regina, und er bittet charmant darum, ihren Genius wecken zu dürfen. Überrascht willigt die Mutter ein. „Ein Unglücklicher, der einer Unglücklichen hilft”, erkennt die junge Ullmann luzide. Die entscheidenden Therapiestunden finden in der Fendstraße nahe der Münchner Freiheit statt. Dort wohnen die Ullmann-Frauen, und aus der gegenüberliegenden Wirtschaft Weinbauer holt die Mutter oft das Essen – das Lokal gibt es immer noch, dort hat sich Eveline Hasler erst vor einigen Monaten für ihre Schauplatz-Recherchen mit deftiger Kost gestärkt.
In der Ullmann-Wohnung steigert Gross die Heilbehandlung durchs „Beiwohnen”: Regina wird schwanger, der mittellose Psychiater lässt sie schließlich sitzen. Während der langwierigen Loslösung voneinander gehen die beiden Unglücklichen oft in den Englischen Garten, vorbei an der neuerbauten Seidlvilla. In dieser wird Eveline Hasler heute Abend lesen. Das Unglücklichsein steigert sich, denn Regina muss das Kind weggeben. Aber am Ende hat Gross ihren Genius doch geweckt, sie kann aus dem erlebten Leid wichtige literarische Impulse gewinnen. Regina geht weiterhin ins Stefanie und lässt die Magie dieses Ortes auf sich wirken.
„Schwabing hat noch immer etwas von einem offenen Weltdorf, noch immer spüre ich seinen schöpferischen Geist”, fasst Eveline Hasler ihre persönlichen Eindrücke zusammen. Ihr Roman hat zwar kein Happy End, aber es gibt eine hoffnungsvolle Wendung: Die junge Ullmann wird von Rilke entdeckt und gefördert. Regina ist einer der wenigen schreibenden Frauen, die sich in jener Zeit entfalten können. (Eveline Hasler liest heute Abend in der Seidl-Villa, Nikolaiplatz 1b, 19.30 Uhr.) PETER JANKOVSKY
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Positiv hat Oliver Pfohlmann diesen Roman Eveline Haslers über den Sexualrevolutionär Otto Gross und die Dichterin Regina Ullmann aufgenommen. Er attestiert der Autorin, Historie und Fiktion gekonnt in einer "sinnlichen Sprache" zu verbinden. Die Beziehung des Psychanalytikers und der unsicheren Schriftstellerin erscheint für ihn als "Begegnung zweier Seelenverwandter". Der Roman vermittelt in seinen Augen zahlreiche interessante Einblicke in das Seelen- und Sexleben der frühen Schwabinger Boheme. Er begrüßt, dass die Autorin Gross' Vater, der seinen kranken Sohn in die Psychiatrie einweisen ließ, Gerechtigkeit widerfahren lässt und dass sie die Reden von der Befreiung der Frau, dem Ende des Patriarchats und der kommenden Revolution fürs Mutterrecht als hohl entlarvt. Zudem sieht er in Haslers Roman einen willkommen Anlass, die weitgehend vergessene von Autoren wie Hermann Hesse, Thomas Mann oder Robert Musil sehr geschätzte Schriftstellerin Ullmann wiederzuentdecken.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Ein Porträt in geschickter Balance zwischen trivialer Unterhaltung und dokumentarischer Einfühlung." Dorothea Dieckmann, Neue Zürcher Zeitung, 23.10.07

"In bewährter Manier kombiniert Hasler auch diesmal Historie und Fiktion, knüpft in ihrer sinnlichen Sprache einen genau recherchierten Faktenteppich, montiert, durch Kursivschrift kenntlich gemacht, Originalzitate der Beteiligten in ihren Roman, der im Übrigen auf die Macht der Empathie vertraut." Oliver Pfohlmann, Die Tageszeitung, 12.01.08

"Ein großer Roman, ein fantastisches Buch." Katja Nele Bode, Focus, 01/08

"Die Erfolgsautorin schreibt gewohnt packend." Serge Kuhn, Aargauer Zeitung, 24.08.07

"Stein bedeutet Liebe liest sich als eindrückliches Psychogramm einer unglücklichen, in einem literarischen Sinn aber kreativ wirkenden Liebesbeziehung in einer Epoche des geistigen und gesellschaftlichen Umbruchs, die einfühlsam-überzeugend, aber ganz unaufdringlich mitporträtiert ist." Charles Linsmayer, Der Bund, 23.08.07