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Die Entwicklung der Stadt zur verkehrsreichen Metropole mit hektischer City und chromstahlverglaster Geschäftsmeile trägt dem Menschen als Individuum und seinem Bedürfnis nach Geborgenheit keine Rechnung. Wie wichtig der kleine überschaubare Lebensraum auch für den modernen Mobilisten ist, hat Hans Boesch schon früh erkannt. In dem Band Die sinnliche Stadt sind Aufsätze versammelt, in denen Boesch einen regelrechten "Verlust des Menschen in der Stadt" ausmacht. Der Autor, Verkehrs- und Stadtplaner zeigt mögliche Strategien zur Rückeroberung durch eine Neuentdeckung der Langsamkeit. Theorien…mehr

Produktbeschreibung
Die Entwicklung der Stadt zur verkehrsreichen Metropole mit hektischer City und chromstahlverglaster Geschäftsmeile trägt dem Menschen als Individuum und seinem Bedürfnis nach Geborgenheit keine Rechnung. Wie wichtig der kleine überschaubare Lebensraum auch für den modernen Mobilisten ist, hat Hans Boesch schon früh erkannt. In dem Band Die sinnliche Stadt sind Aufsätze versammelt, in denen Boesch einen regelrechten "Verlust des Menschen in der Stadt" ausmacht. Der Autor, Verkehrs- und Stadtplaner zeigt mögliche Strategien zur Rückeroberung durch eine Neuentdeckung der Langsamkeit. Theorien zum Blick des Städtebewohners und zur Notwendigkeit, das Quartier wieder zu einem menschenfreundlichen Ort der Kommunikation zu gestalten, machen dieses Buch zu einer Sammlung überraschender Ideen.
Autorenporträt
Hans Boesch, 1926 in der Ostschweiz geboren, studierte Tiefbautechnik, arbeitete als einer der anerkannten Verkehrsplaner der Schweiz und als Schriftsteller, veröffentlichte Romane, Satiren und Essays. Neben vielen anderen Auszeichnungen erhielt er für sein Gesamtwerk 1996 den hoch dotierten Jaeckle-Treadwell- und 1998 den Joseph-Breitbach-Preis. Hans Boesch lebte in der Nähe von Zürich und in den Bündner Bergen. Hans Boesch starb im Juni 2003.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.07.2001

Lesetipp zum Wochenende
Raster und Rausch
Hans Boesch erlebt die
Sinnlichkeit der modernen Stadt
Einen „kleinen Ruhm” hat der Schweizer Schriftsteller Hans Boesch gefunden, als er vor drei Jahren den erstmals vergebenen, hoch dotiert Josef-Breitbach-Preis erhielt. Kurz zuvor war der Roman „Der Kreis” erschienen, der dritte Teil seiner Simon-Mittler-Trilogie. Anlässlich des 75. Geburtstags von Hans Boesch hat jetzt Elsbeth Pulver unter dem Titel „Die sinnliche Stadt” Boeschs „Essays zur modernen Urbanistik” herausgegeben und mit einem kundigen Nachwort versehen, das den Verfasser als einen Ingenieur charakterisiert, „der nicht wie ein Ingenieur denkt”.
Nur ein einziger Text ist „literarisch” bereits im Titel: „Der moderne Staat und der Schriftsteller” (1969/1970). In ihm schreibt Hans Boesch seinen Kollegen eine Rolle zu, die auf den Namen des Helden seiner Trilogie verweist: „Sobald man dem Schriftsteller in eine Aufgabe für oder gegen den Staat einspannen will, besteht die Gefahr, dass man ihn zum Illustrator einer Idee oder Ideologie herabwürdigt und also missbraucht. Er wird zum Werbetexter. Umgekehrt muss der Schriftsteller sich davor hüten, ständig auf seine Narrenfreiheit zu pochen. Gibt man sie ihm, so wird er gern zum Hofnarren deklassiert, der zwar als einer der wenigen die Wahrheit sagen darf, den man aber auch nicht mehr ernst nimmt, wenn er seine Sache noch so ernst nimmt.”
Diese vermittelnde Position wird auch sichtbar in dem titelgebenden Essay „Die sinnliche Stadt”. Hans Boesch „weiß”, dass eine eskapistische oder nostalgische Rückkehr aufs Land nicht möglich ist, und umgekehrt plädiert er für das „Quartier” in der Stadt, für den „Nahbereich”, der ein anderes Maß erfordert als ein ziel- oder ausschlupforientiertes Autofahren. Und für eine andere Architektur: „Der Fußgänger hingegen, der ebenso oft verweilt, wie er sich bewegt, hat ein Blickfeld von beinah 360 Grad. Es umfasst eindeutig auch ein Oben und ein Unten, Kuppel und Grund. Seine Umwelt ist voller Gegenüber. Die wahrzunehmenden Objekte können sich in unmittelbarer Nähe oder in befreiender Weite befinden. Direkte, oft sogar körperliche Begegnung wechselt mit der Erfahrung des Abstandes, des Durchblicks, der Tiefe.”
Raumplanung als Anthropologie: „Ausgehend vom innersten Ort, dem Ort der Geborgenheit und Wärme, der paradiesischen Oase des Schoßes erfahren wir die Welt. Gleich dem Keim einer Zwiebel brechen wir Hülle um Hülle auf: erst Schoß und Schlaf, dann Bett, Kammer, Haus, schließlich Dorf und Stadt, Land und Kontinent.”
Eine poetologische Dimension besitzt der abschließende, autobiografisch und werkgeschichtlich erhellende Aufsatz „Raster und Ranke”. Er stellt die Antwort dar auf eine Umfrage zum Thema Rausch. Hans Boesch bezieht wiederum die „mittlere” Position zwischen der „Dynamik des Wildwuchernden” und dem „Statisch-Sturen der Reglementierung”. Er hat dem Essay einen Nachsatz folgen lassen und damit auch die Dynamik seines Doppellebens definiert, das lebendige Wechselspiel zwischen dem Ingenieur und dem Erzähler, oder auch, nach Kleist, zwischen Reflexion und Grazie. Das hat nichts mit einem bequemen Mittelweg zu tun: „Man kann selbstredend die Argumentation umkehren. Nicht der Raster befriedet den Rausch, sondern der Rausch ist ein einziges notwendiges Anrennen gegen unsere Verknöcherung im Raster.”
HERMANN WALLMANN
HANS BOESCH: Die sinnliche Stadt. Essays zur modernen Urbanistik. Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Elsbeth Pulver. Nagel & Kimche Verlag, Zürich 2001. 206 Seiten, 29,80 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Hermann Wallmann bespricht in einer kurzen Rezension den Essayband des Schweizer Schriftstellers und Ingenieurs, dessen Gegenstand die Stadt ist. Er weist auf eine politische, eine literarische und schließlich - im letzten Beitrag des Bandes - auf eine poetologische Dimension der Texte hin und sieht Boesch vor allem in einer vermittelnden Position der Welt gegenüber. Wallmann wirkt angetan, auch wenn er das nicht explizit formuliert. Immerhin lobt er das Nachwort der Herausgeberin als "kundig".

© Perlentaucher Medien GmbH
"Warum ich Hans Boesch, einen erklärten Freund und Feind des Rauschhaften, ganz anders lese und immer zugeneigter? Weil er im Gitterwerk seiner knappen Sätze eine unersetzliche Substanz, den betörenden Strom von Wahrnehmung und Gefühl härtet - die "Notizen zu Form und Rausch" im eben erschienen Essayband bestätigen ausdrücklich diese Vermutung - und also poetisch konterkariert! Weil überhaupt die Lust am Ergrifen von Gegenmassnahmen angesichts von Strömungen seinem Charakter eingestanzt scheint." Brigitte Kronauer, Tages-Anzeiger, 23.05.2001