16,90 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Gebundenes Buch

1 Kundenbewertung

Teddybär Otto ist alt geworden. Er hat ein ungewöhnliches Leben hinter sich, ist durch viele Hände gewandert und wurde erst nach Jahren wieder fest in die Arme geschlossen... Die Geschichte eines wilden Teddybärenleben, die auch die Geschichte einer großen Freundschaft und eines schrecklichen Krieges ist.

Produktbeschreibung
Teddybär Otto ist alt geworden. Er hat ein ungewöhnliches Leben hinter sich, ist durch viele Hände gewandert und wurde erst nach Jahren wieder fest in die Arme geschlossen... Die Geschichte eines wilden Teddybärenleben, die auch die Geschichte einer großen Freundschaft und eines schrecklichen Krieges ist.
Autorenporträt
Tomi Ungerer, geboren am 28. November 1931 in Straßburg, verpatzte die Reifeprüfung, trampte dafür durch ganz Europa und veröffentlichte erste Zeichnungen im ¿Simplicissimus¿. In New York begann sein unaufhaltsamer Aufstieg als Illustrator, Kinderbuchautor, Zeichner und Maler. Seine Bilderbücher, etwa ¿Die drei Räuber¿ oder ¿Der Mondmann¿, sind moderne Klassiker. Tomi Ungerer starb 2019 in Cork, Irland.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.10.1999

Der Bär, der viel gesehen hat
Tomi Ungerers Bilderbuch eines bewegten Lebens: "Otto"

Was wir hier sehen, sind die Bilder eines Lebens. Ein Teddybär erzählt seine Autobiographie; sein Name ist Otto. Zum Zeitpunkt der Niederschrift ist er ein gepflegter alter Teddy-Herr geworden. Wir sehen ihn in Schlips und Kragen an der Schreibmaschine, nachdenklich schaut er den Betrachter durch seine Brillengläser an. Man kann es ihm aus den Augen lesen: Er war nicht immer so gut gekleidet. Oft trug er gar nichts am Leib. Dies ist ein Bär, der viel gesehen hat. Es gibt Bilder, die gehen ihm nicht aus dem Kopf.

Tomi Ungerer lässt Otto den Moment als seinen ersten erinnern, in dem er die pieksenden Stiche der Schneiderin spürt, die ihm Augen annäht. Jetzt ist er lebendig, denn er kann sehen. Auch weiterhin ist die Geschichte dicht an den visuellen Eindrücken des Bären entlangerzählt, und sie ist auch so gezeichnet: Wie mit weit aufgerissenen Augen, in Bildern, die immer wieder über ihren Rahmen hinauswollen.

Zunächst ist alles friedlich und normal. Otto ist ein Geburtstagsgeschenk für den kleinen David. Der und sein bester Freund Oskar hecken mit Otto Streiche aus - zum Beispiel kann man Frau Schmidt aus dem Stockwerk unter ihnen wunderbar erschrecken, wenn man Otto als Gespenst vor ihrem Fenster vorbeisausen lässt. Doch dann wird David abgeholt; er ist Jude. Ein Bild zeigt ihn mit dem Judenstern, stolz reckt er die Brust, trägt ihn wie einen Orden. Nur am Blick der Mutter merkt man, dass da etwas nicht stimmt. Vor dem Abtransport kann David seinem Freund noch schnell den Teddy in die Arme drücken. Und bald darauf bricht der Krieg aus.

In diesem Teil des Buches werden die Bilder übermächtig: Feuer, dichter Qualm, schwarze Fensterhöhlen in den halb eingestürzten Häusern, eine zerborstene Straßenbahn, dazwischen Soldaten, tot oder lebendig. Es bleibt kaum Raum für ein paar Zeilen Text neben diesen lärmenden, eiligen, unperfekten Bildern. Man kennt sie aus Ungerers Erinnerungsbuch "Die Gedanken sind frei": Dies alles sah und erlebte der halbwüchsige Tomi Ungerer im umkämpften Straßburg.

Es gibt immer wieder Geschichten von Spielsachen, die verloren gehen, auf unwahrscheinlichen Wegen durch die Welt kommen und schließlich wieder gefunden werden. Dieses Schicksal teilt auch Otto. Er wird bei einem Bombenangriff durch die Luft geschleudert, rettet einem amerikanischen Soldaten das Leben, indem er die Kugel abfängt, die diesem galt, kommt als Maskottchen der Truppe zu Ehren und nach Amerika. Dort, nach Jahren und weiteren Umwegen, sieht ihn eines Tages ein alter Mann im Schaufenster eines Trödelladens und reißt die Augen auf - Oskar ist es, und auch David lebt noch, wie sich bald herausstellt. Die drei Gefährten von einst gründen eine Wohngemeinschaft, die Geschichte ist aus.

Finden, verlieren, finden: Tomi Ungerer hat also eine eigentlich konventionelle, von ihrer Anlage her sogar kitschige Geschichte geschrieben. Die Illustrationen, so rühmt er in Interviews, seien ganz fix in zehn Tagen entstanden - was man ihnen auch ansieht. Sie wirken hastig hingeworfen; teils ist das charmant und schwungvoll, teils geht es aber auch zu Lasten der Genauigkeit. Die Gesichter der Menschen sind oft zu maskenhaft. Otto dagegen ist in jeder Lage und Lebensphase großartig getroffen. Immer hat er den konsternierten Blick, der für Teddybären so typisch ist, und immer spricht dennoch aus seinem Gesicht und der steifen Körperhaltung alles, was er fühlt: Spaß, Erstaunen, Furcht, Schmerz und schließlich das ganze Gewicht seiner Erlebnisse. Diesem Bären schenkt man Glauben. Daher hat der Kitsch hier keine echte Chance.

Dazu trägt auch der geradlinige Text bei. Ihn gibt es schon seit zehn Jahren. Damals riet Ungerers Verleger von der Buchidee ab - die Leser wollten keine Kriegsgeschichten mehr für Kinder, meinte er. In der Tat gab es zu viele Bücher mit zu großen Anliegen, und "Otto" wäre vielleicht als eines unter vielen "zum Thema Nationalsozialismus" fortsortiert worden. Vielleicht ist erst jetzt die Zeit gekommen, in der man auf so subtile, so tiefgründige wie beiläufige Weise vom Krieg und seinen Folgen erzählen kann. Im letzten Jahr war es "Der rote Wolf" von F. K. Waechter, die Autobiographie eines Hundes in Ottos Alter. Und in der kürzlich erschienenen Puppe "Elisabeth" (von Claire Nivola) hat Otto fast eine Schwester; auch sie erlebt ihr Wiedersehen durch eine amerikanische Schaufensterscheibe. Sie alle gehören einer neuen Generation von Figuren an, die von den Zeiten des Krieges erzählen. Otto ist unter ihnen derjenige, den die Kinder in ihr Herz schließen werden.

MONIKA OSBERGHAUS

Tomi Ungerer: "Otto. Autobiographie eines Teddybären". Aus dem Englischen von Anna Cramer-Klett. Diogenes Verlag, Zürich 1999. 32 S., geb., 26,90 DM. Ab 4 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Die Frage, ob Krieg und Nazi-Terror ein geeignetes Thema für ein Bilderbuch darstellen, beantwortet Ute Blaich mit ja - zumindest im Falle von Tomi Ungerers "Otto". Denn der Einfall, einen Teddy als Zeitzeugen ins Spiel zu bringen, bewahre Ungerer vor überflüssigem Pathos und Pädagogisieren. Gerade der lapidare Stil und die knappen Zeichnungen machten die Wirkung aus: "Was er sagen will, wird Konzentrat", schreibt Blaich.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Ach, was sind die putzigen Strölchlein der durchschnittlichen Krimis und Thriller für blasse Kerlchen gegen die absurde, böse Komik und Aussagekraft Ungererscher Gestalten.« Thomas Wörtche / Titel Magazin Titel Magazin