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Luisa ist Mitte zwanzig, sie lebt in Wien und bewegt sich im Dreieck zwischen ihrer Nachbarin Frau Sunder, ihrer kessen Freundin Valerie und Frank. Sie mag Frank, der zwei Leben führt, eines unter der Woche mit Krawatte und Anzug und eines am Wochenende mit seinem Auto und Luisa. Und dann entdeckt sie, daß Frank und Valerie sich kennen. Aber da ist noch etwas anderes, das Frank vor ihr versteckt. Eine tickende Zeitbombe, wie sie einmal denkt. Dabei gab es in Luisas Leben schon genügend tickende Zeitbomben, vor allem als sie noch im Dorf wohnte mit ihren Eltern und der kleinen Schwester.…mehr

Produktbeschreibung
Luisa ist Mitte zwanzig, sie lebt in Wien und bewegt sich im Dreieck zwischen ihrer Nachbarin Frau Sunder, ihrer kessen Freundin Valerie und Frank. Sie mag Frank, der zwei Leben führt, eines unter der Woche mit Krawatte und Anzug und eines am Wochenende mit seinem Auto und Luisa. Und dann entdeckt sie, daß Frank und Valerie sich kennen. Aber da ist noch etwas anderes, das Frank vor ihr versteckt. Eine tickende Zeitbombe, wie sie einmal denkt. Dabei gab es in Luisas Leben schon genügend tickende Zeitbomben, vor allem als sie noch im Dorf wohnte mit ihren Eltern und der kleinen Schwester. Unliebsame Dinge wiederholten sich, und es war Luisa, "als ob die Welt sich in die verkehrte Richtung drehte". Zum Glück gab es Herrn Zamboni, den Friseur, bei dem sie Tee kochen durfte, und seinen Hund, der im Schaufenster lag und leise vor sich hin pfiff. Melinda Nadj Abonjis Prosa ist eine fragile Textur über Geheimnisse in einer Zeit, in der es keine Geheimnisse mehr gibt. Ein Debüt, dem man sich nicht entziehen kann.
Autorenporträt
Melinda Nadj Abonji, geb. 1968 in Becsej, Vojvodina ist Autorin und Musikerin. Zunächst studierte sie Germanistik und Geschichte. Seit 2006 leitet sie eine freie Schreibwerkstatt in Zürich. Für "Tauben fliegen auf" erhielt sie den Deutschen Buchpreis 2010 sowie den Schweizer Buchpreis 2010.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Martin Zingg preist dieses Buch als "beeindruckendes" Romandebüt, in dessen Mittelpunkt die 25-jährige Luisa steht, deren Kindheits- und Jugenderfahrungen von Gewalt geprägt sind. Die Zürcher Autorin, die bisher als "Textperformerin" einige Bekanntheit errungen hat, zeichnet hier die "frühkindliche Traumatisierung" und ihre Verbindung zur Gegenwart einer jungen Frau nach, die sich nur auf den ersten Blick als "durchaus heitere" Persönlichkeit darstellt, teilt der Rezensent mit. In vielen kleinen, "oft merkwürdig zerrissen nebeneinander stehenden" Episoden wird deutlich, wie stark die Vergangenheit in Luisas Leben immer noch wirkt und der Rezensent ist von der "Behutsamkeit", mit der die Autorin die verschiedenen Begebenheiten verknüpft, sehr eingenommen. Die "überraschenden Schnitte", die "gewagten Wiederholungen" und die Abschweifungen geben dabei dem Buch etwas "Flackerndes" und Alptraumartiges, konstatiert Zingg, der es gut findet, dass dieser "außergewöhnliche" Roman nicht alle Geheimnisse der Hauptfigur am Ende auch lüftet.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.05.2011

Im Schatten junger
Mädchennöte
Neu aufgelegt: Der Debütroman
von Melinda Nadj Abonji
Vorsicht ist geboten, wenn eine junge Frau ihr Haar „absichtlich in Fetzen“ trägt, wenn sie ihre geschminkten Lippen als „geschminkte Lippen“ bezeichnet und ihr Frühstück vorzugsweise im Klo runterspült. Denn mit dem Selbstbild einer jungen Frau, die ihre Weiblichkeit negiert oder provozierend ins Puppenhafte, also Willenlose abtönt und die unter einer Essstörung leidet, stimmt etwas nicht.
Größere Vorsicht ist allerdings geboten, wenn eine schreibende junge Frau mit genau jenen Attributen zeigen möchte, dass mit der jungen Frau, von der ihr erster Roman erzählt, etwas nicht stimmt. Denn mit der Literatur, die dabei herauskommt, stimmt selbst etwas nicht. Durch seine versatzstückhafte Stereotypie hat Melinda Nadj Abonjis Buch „Im Schaufenster im Frühling“ genauso Teil an der autoaggressiven Gewaltsamkeit, von der es handelt, wie durch die harten Schnitte und Wiederholungsschleifen, die den Textkörper bewusst verletzen.
Die junge Frau, um die es geht, heißt Luisa Amrein. Sie ist 25 Jahre alt, lebt in Wien und ist die Geliebte des Unternehmensberaters Frank, unter dessen Bett sie eines Tages eine Pistole findet. Wollte Frank damit sie erschießen oder seine Frau? Als Luisa ihm mit vorgehaltener Waffe diese Frage stellt, scheint es, als wäre sie durchaus bereit zu diesem tödlichen Quidproquo. Warum sonst hat sie für ihren melodramatischen Auftritt ein Kleid von Franks Frau angezogen? Oder ist alles noch komplizierter, und Frank wollte stellvertretend an Luisa wiedergutmachen, was sein Vater einst deren Freundin Valérie antat?
Dieser überkonstruierte Schlüsselmoment beschwört Erinnerungen an eine Kindheit herauf, die von männlicher Gewalt geprägt war und davon, wie deren Opfer diese Gewalt durch Selbstbestrafungen verdoppeln. All das erzählt Melinda Nadj Abonji im Ton eines Anti-Märchens, das den Leser umso mehr erschrecken lassen soll, als es jede Larmoyanz unterläuft. Doch dabei läuft es auch bald leer. Zu monoton und als rhetorisches Mittel durchsichtig ist diese fast nur aus Hauptsätzen bestehende Jugendbuch-Prosa („Im Bahnhof ist viel Luft und das Gegenteil von Bahnhof ist Friedhof“) und ihre pseudokindliche Apodiktik.
Mit ihrem zweiten Romans „Tauben fliegen auf“ gewann die 1968 in der Vojvodina geborenen Schweizer Autorin im vergangenen Jahr sowohl den Deutschen als auch den Schweizer Buchpreis. Dieser Doppelerfolg hat den Verlag Jung und Jung ermutigt, Abonjis erstmals 2004 bei Amman erschienenen Erstling „noch einmal ins Schaufenster“ zu stellen, wie es im Klappentext heißt. Die Formulierung spielt an auf den Friseursalon des netten Herrn Zamboni, der im Roman Luisas Beschützer ist und in dessen Schaufenster meist sein Hund schläft. Man hätte den schlafenden Hund mit dieser Neuausgabe nicht unbedingt wecken müssen. CHRISTOPHER SCHMIDT
MELINDA NADJ ABONJI: Im Schaufenster im Frühling. Roman. Verlag Jung und Jung, Salzburg und Wien 2011. 144 Seiten, 17,90 Euro.
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Manches Debüt sollte besser verborgen bleiben. Keinen Gefallen tut der Verlag der Autorin und ihrem Publikum mit dieser Neuausgabe, beschreibt Christopher Schmidt recht gnadenlos seine Empfindung nach der Lektüre von Melinda Nadj Abonjis Erstlingsroman über eine Frau, mit der etwas nicht stimmt, die zudem eines Tages einen Revolver unterm Bett ihres Geliebten entdeckt. Die versatzstückhaften Stereotypen und harten Schnitte im Text weisen für Schmidt etwas zu ostentativ auf den psychischen Zustand der Protagonistin hin. Und der streng parataktische Aufbau ruft bei Schmidt allenfalls Erinnerungen an Jugendbuchprosa wach.

© Perlentaucher Medien GmbH