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Aus dem Inhalt:
Die politische Wende und ihre Hintergründe
Wo steht Österreich nach dem diplomatischen Supergau?
Welche historischen und politischen Fehler waren für den größten Imageschaden der Zweiten Republik verantwortlich?
Der verfehlte Umgang mit Jörg Haider
Österreich in der EU: Eine Gemeinschaftspolitik ohne Konturen, ohne Zielsetzung, ohne Visionen
Zur politischen Seelenlage: Einem Land wurden die Worte zurückgegeben, die Debatten und die Konflikte

Produktbeschreibung
Aus dem Inhalt:

Die politische Wende und ihre Hintergründe

Wo steht Österreich nach dem diplomatischen Supergau?

Welche historischen und politischen Fehler waren für den größten Imageschaden der Zweiten Republik verantwortlich?

Der verfehlte Umgang mit Jörg Haider

Österreich in der EU: Eine Gemeinschaftspolitik ohne Konturen, ohne Zielsetzung, ohne Visionen

Zur politischen Seelenlage: Einem Land wurden die Worte zurückgegeben, die Debatten und die Konflikte
Autorenporträt
Wolfgang Böhm begann seine journalistische Laufbahn beim Nachrichtenmagazin "profil", war dann lange Jahre außenpolitischer Redakteur der "Presse", später Chef vom Dienst und leitet derzeit die dortige Europaseite.

Otmar Lahodynsky war lange Zeit EU-Korrespondent und stellvertretender Chefredakteur der Tageszeitung "Die Presse", wechselte danach als Leiter der Außenpolitik zum "Kurier" und koordiniert derzeit die Innen- und Europapolitik des Nachrichtenmagazins "profil".
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.04.2001

Wolf bleibt Wolf
Österreichs FPÖ ist schwächer, aber nicht ungefährlicher geworden
WOLFGANG BÖHM, OTMAR LAHODYNSKY: Der Österreich-Komplex. Ein Land im Selbstzweifel, Böhlau Verlag, Wien 2001. 168 Seiten, 39,80 Mark.
Gleich Eingangs muss eine zentrale These der Autoren bestritten werden, die behauptet, die SPÖ-ÖVP-Koalition sei „abgewählt” worden. Das ist unrichtig. Bei den Nationalratswahlen im Herbst 1999 stimmten mehr als 60 Prozent für diese beiden Parteien, und auch die unmittelbar danach durchgeführten Meinungsumfragen signalisierten diesem Bündnis mehr Akzeptanz als einer Regierungsbeteiligung der FPÖ. Es ist somit die Wortwahl der Freiheitlichen, die hier unkritisch wiedergegeben wird. Nicht etwa war die SPÖ- ÖVP-Koalition „nicht mehr tragbar”, sondern sie war aufgrund ihrer inneren Konstellation nicht mehr tragfähig. Das aber macht einen Unterschied.
Wichtiger erscheint da schon, dass Wolfgang Schüssel seine allerletzte Chance genützt hat, Kanzler zu werden. Nun hat er versprochen, Haider zu entzaubern. Der Abstieg der FPÖ durch den Einstieg in die Regierung ist freilich alles andere als eine ausgemachte Sache. Man sollte die ersten Wahlergebnisse nicht überbewerten. Der Niedergang der FPÖ wurde seit 15 Jahren so oft prophezeit, wie er sich nicht erfüllte.Wenn die Autoren Böhm und Lahodynsky über die neuen Koalitionäre schreiben: „Sie haben das alte politische System umgestülpt”, so muss das gelesen werden wie es dasteht: Sie haben das Innere nach außen gekehrt, dabei hat sich an der Substanz wenig geändert. Der vom SPÖ-ÖVP-Verhandlungskomitee ausgearbeitete, aber dann nicht ratifizierte Koalitionspakt vom 16. Januar 2000 hätte sich wenig vom späteren Regierungsabkommen zwischen ÖVP und FPÖ unterschieden. Außer auf der Ebene des politischen Klimas ist keineswegs von einer „tiefen Wende” in Österreich auszugehen.
Wo samma denn
Das Land ist auch nicht im Selbstzweifel, wie der Untertitel des Buches suggeriert. Es herrscht vielmehr eine betroffene Trotzigkeit: Wir brauchen uns das nicht bieten zu lassen. Wo samma denn? „Nach dem Prinzip , Right or wrong, my country‘ zeigte eine klare Mehrheit der Österreicher kein Verständnis für die Strafmaßnahmen”, urteilen Böhm und Lahodynsky. Die Sanktionen führten also genau zu dem, was Haider wollte und was er trotz der Lautstärke des Protestes auch durchsetzte: zum nationalen Schulterschluss. Mit „Brüssel” wurde ein bequemes Feindbild installiert.
Die gegen Österreich angestrengten Maßnahmen werden in diesem Band jedoch nie auf ihren relevanten Gehalt geprüft. Außer einigen wenigen nicht angetretenen Staatsbesuchen, verweigerten Handshakes, abgesagten Familienfotos und verhinderten Karrieren einiger österreichischer EU-Beamter ist ja nichts passiert. Der Begriff der „Sanktionen” war also in jeder Hinsicht überzogen. Dafür wurde er in Österreich allerdings breitest ausgeschlachtet: „Die Sanktionen uferten aus und wurden unkontrollierbar”, schreiben die Autoren, ja sie behaupten sogar: „Österreicher wurden zu diskriminierbarem Freiwild erklärt.” Solche Aussagen, die auf kleinere, aber nie handgreifliche Feindseligkeiten gegenüber Österreichern im Ausland verweisen, stellen eine maßlose Übertreibung dar, die wohl mehr auf gekränkten Nationalstolz als nüchterne Einschätzung schließen lässt.
Kein Ende in Sicht
Über weite Strecken liest sich das Buch wie ein Artikel, der nicht aufhören will. Detail- und Insiderkenntnisse ersetzen eben keine Analyse. Auch haben sich einige sachliche Fehler, insbesondere, was die neuere Geschichte der FPÖ betrifft, eingeschlichen; so hat etwa die SPÖ-Kärnten nie für Haider als Landeshauptmann gestimmt.
Der Umgang der FPÖ mit der nationalsozialistischen Vergangenheit ist in keiner Weise „schlampig”, wie die Autoren fahrlässigerweise anmerken. Versatzstücke des Nationalsozialismus verwendet Haider stattdessen äußerst präzise, so dass er Distanz und Bekenntnis je nach Bedarf beliebig kombinieren und sein jeweiliges Publikum bedienen kann. Denn nicht alles sei schlecht gewesen, sagt Haider: die Autobahnen, der Kampf gegen den Bolschewismus, die Abschaffung der Arbeitslosigkeit. Da finden sich nicht wenige wieder. Wenn einer wie Haider von „ordentlicher Beschäftigungspolitik” im Dritten Reich spricht, Konzentrationslager „Straflager” nennt, oder erst zuletzt von einem „Spekulanten” namens Ariel Muzicant spricht, der „Dreck am Stecken hat”, dann ist das jedenfalls auf alles andere als auf Schlampigkeit zurückzuführen. Das ist Kalkül der übelsten Sorte.
FRANZ SCHANDL
Der Rezensent ist Historiker und Publizist in Wien.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der Rezensent hat einiges auszusetzen. Franz Schandl geht es nämlich eindeutig zu FPÖ-freundlich zu in diesem Buch. Zunächst einmal ist da die unkritische Übernahme der Wortwahl der FPÖ. Es macht einen Unterschied, meint Schandl, ob man schreibt, die SPÖ-ÖVP-Koalition sei "nicht mehr tragbar" gewesen, oder ob man richtigerweise feststellt, dass sie aufgrund ihrer inneren Konstellation nicht mehr "tragfähig" gewesen sei. Ferner kritisiert Schandl die Darstellung der von der EU gegen Österreich angestrengten Sanktionen: Unreflektiert und in ihrer Übertriebenheit eher Ausdruck von gekränktem Nationalstolz denn von nüchterner Einschätzung, meint er. Schließlich macht der Rezensent noch auf eine besonders ärgerliche Fahrlässigkeit der Autoren aufmerksam. Der Umgang der FPÖ mit der nationalsozialistischen Vergangenheit sei nämlich keineswegs "schlampig", wie man schreibe, vielmehr zeuge die Verwendung von Versatzstücken des Nationalsozialismus durch Haider von großer Präzision: "Das ist Kalkül der übelsten Sorte."

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