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Achtmal im Jahr, immer an einem Dienstag, wartet die internationale Finanzszene auf eine Nachricht aus den USA. Dann verkündet die Washingtoner Notenbank, seit 14 Jahren unter dem Vorsitz von Alan Greenspan, den kurzfristigen Zinssatz, der wie ein elektrischer Impuls auf dem ganzen Globus Aktivitäten auslöst, die Börsen von Frankfurt bis Hongkong beeinflußt und buchstäblichMilliarden bewegt. Die Kreditvergabe unter Banken wie Pfandbriefe, Geschäftskredite und Hypotheken, die Schaffung von Arbeitsplätzen und das nationale und internationale Wirtschaftswachstum sind abhängig von diesem Beschluß…mehr

Produktbeschreibung
Achtmal im Jahr, immer an einem Dienstag, wartet die internationale Finanzszene auf eine Nachricht aus den USA. Dann verkündet die Washingtoner Notenbank, seit 14 Jahren unter dem Vorsitz von Alan Greenspan, den kurzfristigen Zinssatz, der wie ein elektrischer Impuls auf dem ganzen Globus Aktivitäten auslöst, die Börsen von Frankfurt bis Hongkong beeinflußt und buchstäblichMilliarden bewegt. Die Kreditvergabe unter Banken wie Pfandbriefe, Geschäftskredite und Hypotheken, die Schaffung von Arbeitsplätzen und das nationale und internationale Wirtschaftswachstum sind abhängig von diesem Beschluß des Federal-Reserve-Chairman.Mit gutem Grund gilt Greenspan als "der mächtigste Mann in der Welt" (FAZ), zumindest in Friedenszeiten. Legendär sind seine etwas kryptischen Äußerungen, die von Finanzmaklern weltweit und oft gegensätzlich interpretiert werden.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.05.2001

Der mächtigste Währungshüter
Zweierlei Blick auf Alan Greenspan

Bob Woodward: Greenspan. Dirigent der Weltwirtschaft. Europa Verlag, Hamburg/Wien 2001, 349 Seiten, 44,50 DM.

Justin Martin: Alan Greenspan. Der Hohepriester des Geldes. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart/München 2001, 376 Seiten, 49,80 DM.

Wie kaum ein anderer hält Alan Greenspan die Akteure an den internationalen Finanzmärkten in Atem. Jedes seiner Worte klopfen die Anlagestrategen rund um die Erde auf Hinweise über die künftige Geldpolitik der Federal Reserve Bank (Fed) ab. Meist ist es freilich kaum möglich, aus den verschachtelten, komplizierten und immer auch mehrdeutigen Bemerkungen des Notenbankgouverneurs geldwerte Informationen zu ziehen. Nach eigenem Bekunden ist Greenspan sogar darum bemüht, sich in einer Weise auszudrücken, die keine eindeutigen Schlüsse auf den künftigen geldpolitischen Kurs der Notenbank zuläßt. Gleichwohl eilt Greenspan nach fast vierzehn Jahren an der Spitze der Fed der Ruf voraus, durch seine Geldpolitik den Grundstein für den langen, fast ein Jahrzehnt dauernden Aufschwung der amerikanischen Wirtschaft gelegt zu haben.

In zwei Büchern, die in diesem Frühjahr in deutscher Übersetzung auf den Markt gekommen sind, bemühen sich die Autoren, Einblicke in das Leben des wohl mächtigsten Währungshüters der Welt zu geben sowie die Hintergründe und Zusammenhänge seiner Geldpolitik zu erläutern. Man mag zwar annehmen, die Lektüre eines einzigen Buches zum Thema reiche aus, um alles Wissenswerte über Greenspan zu erfahren. Daß dem jedoch nicht so ist, weil die Autoren die inhaltlichen Schwerpunkte recht unterschiedlich setzen, wird in den englischen Originaltiteln deutlicher als in den deutschen Ausgaben: "Greenspan: The Man behind Money" (Martin) und "Maestro: Greenspan's Fed and the American Boom" (Woodward) .

Während Justin Martin, ehemals Redakteur des amerikanischen Wirtschaftsmagazins Fortune, ein Bild des Menschen Greenspan zeichnet und sorgsam wichtige Stationen von dessen Leben beschreibt, konzentriert sich Bob Woodward, Redakteur der Washington Post und für die Enthüllung des Watergate-Skandals mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet, auf die Zeit Greenspans als Notenbankchef.

Woodward stützt sich in seinen Beschreibungen auf eine Reihe nicht näher bezeichneter Informanten aus dem politischen Apparat der amerikanischen Hauptstadt, vor allem aber auf die Protokolle der Sitzungen des Offenmarktausschusses. Es wird deutlich, in welch hohem Maß die amerikanische Geldpolitik in den zurückliegenden Jahren von Greenspan und seinen Ideen und Vorstellungen bestimmt worden ist. Fast immer ist es Greenspan gelungen, seinen Willen durchzusetzen, selbst gegen den Widerstand einer Reihe anderer Mitglieder des geldpolitischen Rates.

Kenntnisreich beschreibt Woodward, was hinter den Kulissen von Fed, Finanzministerium und Weißem Haus vorging, als die Börse im Oktober 1987 zusammenbrach oder als Mexiko in der Mitte der neunziger Jahre in eine schwere Finanzkrise geriet. Das Für und Wider eines umfangreichen Hilfspakets, über das Greenspan mit dem damaligen Finanzminister Robert Rubin und dessen Stellvertreter, Lawrence Summers, diskutierte, wird ebenso geschildert wie die Umstände, die zum berühmt gewordenen Wort vom "irrationalen Überschwang" an den Finanzmärkten führten.

Woodwards Buch vermittelt viele interessante Hintergründe zu den wirtschaftspolitischen Vorgängen in der Ära Greenspan. Das Lesevergnügen der deutschen Ausgabe wird allerdings durch die bisweilen holprige Übersetzung, verbunden mit einigen sachlichen Ungenauigkeiten, ein wenig getrübt. Wer mehr über die Umstände erfahren möchte, die Greenspan beeinflußt und seinen Charakter geprägt haben, sollte zum Buch von Justin Martin greifen.

Greenspans Kindheit in New York, seine Liebe zum Baseball und zur Musik, beschreibt Martin anschaulich und interessant. Er schildert die enge Verbindung Greenspans zu seiner Mutter Rose sowie die Begegnung mit Ayn Rand, einer aus der Sowjetunion geflohenen Schriftstellerin und Philosophin, das Verhältnis zu seinem akademischen Lehrer Arthur Burns, die persönliche Abneigung gegen Präsident Richard Nixon. So entsteht das Bild eines "privaten" Alan Greenspan.

Mit einer Vielzahl von Bekannten und Weggefährten Greenspans hat Martin eingehende Gespräche geführt und dabei mancherlei Überraschendes zutage gefördert: daß Alan Greenspan schon in der Schulzeit eine Vorliebe für Zahlen hatte und von seinen Klassenkameraden als "Snob" angesehen wurde und daß der sonst als so schüchtern geltende junge Mann auf Geheiß von Freunden eine ihm bis dahin unbekannte junge Dame anrief und sie bat, mit ihm auszugehen. Nicht einmal ein Jahr später waren die beiden verheiratet. Die Ehe mit Joan Mitchell dauerte allerdings nur zehn Monate.

Martin beschränkt sich freilich nicht auf persönliche Anekdoten aus Greenspans Leben, sondern liefert auch eine Reihe von Hintergründen zu politischen und wirtschaftlichen Ereignissen des vergangenen Jahrhunderts, an denen Greenspan maßgeblich beteiligt war. Dabei geht Martin ein wenig sorgsamer als Woodward mit ökonomischen Zusammenhängen um. Die wenigen Ungenauigkeiten, beispielsweise bei Zahlenangaben, schmälern das Lesevergnügen indes nicht.

CLAUS TIGGES

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

In einer Doppelrezension bespricht Claus Tigges zwei Bücher über Alan Greenspan, die sich seiner Ansicht nach recht gut ergänzen.
1.) Bob Woodward: "Greenspan" (Europa Verlag)
Wie der Leser erfährt, liegt der Schwerpunkt dieses Buchs auf Greenspans Zeit als Notenbankchef. Privates tritt also demnach hier in den Hintergrund. Woodward stützt sich dabei, so Tigges, auf "nicht näher genannte Informanten aus dem politischen Apparat". Doch diese Anonymität schadet dem Buch seiner Ansicht nach offenbar nicht. Vielmehr findet Tigges, dass das Buch recht deutlich aufzeigt, wie sehr die amerikanische Geldpolitik von Greenspan in den letzten Jahren geprägt wurde und wie erfolgreich er darin war, seine Vorstellungen auch gegen erbitterte Widerstände im geldpolitischen Rat durchzusetzen. Gut gefallen Tigges auch die hier beleuchteten Hintergründe im Zusammenhang mit dem Börsen-Crash 1987 und den damaligen Vorgängen in der Fed, dem Finanzministerium und dem Weißen Haus. Bedauerlich findet der Rezensent lediglich die bisweilen etwas "holprige Übersetzung, verbunden mit einigen sachlichen Ungenauigkeiten".
2.) Justin Martin: "Alan Greenspan" (Deutsche Verlags-Anstalt)
Anders als Woodward beschäftigt sich Martin hier vor allem mit dem Privatmann Greenspan, seiner Kindheit und Jugend, seine Hobbys, Bekanntschaften und Prägungen, erklärt der Rezensent. Und so erfahre man "anschaulich und interessant" etwas über Greenspans Verhältnis zu seiner Mutter, seine Abneigung gegen Richard Nixon, aber auch über seine "Liebe zum Baseball und zur Musik". Martin wartet hier nach Tigges' Ansicht auch mit einiges Überraschungen auf, die er offenbar besonders Greenspans ehemaligen Klassenkameraden zu verdanken hat. Der Rezensent betont allerdings ausdrücklich, dass das Buch nicht nur aus Anekdoten besteht, sondern durchaus auch sachliche Hintergrundinformationen zu "politischen und wirtschaftlichen Ereignissen" bietet, bei denen Greenspan mitgewirkt hat. Im Vergleich zum Band Woodwards registriert Tigges hier einen etwas "sorgsameren" Umgang mit ökonomischen Zusammenhängen. Zwar hat er auch hier einige wenige Ungenauigkeiten bemerkt, doch tue dies der Qualität dieses Bandes insgesamt keinen Abbruch.

© Perlentaucher Medien GmbH
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