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Die Geschichte der römischen Literatur in einem Band: Autoren und Werke, Geschichte und Kultur, Wertung und Wirkung
Nach einem einleitenden Überblick über die lateinische Sprache, die Entfaltung der römischen Literatur, ihre wesentlichen Epochen, über Herkunft und soziale Stellung der Schriftsteller und über das römische Buchwesen behandeln drei große literaturgeschichtliche Kapitel die Vorklassik, die Klassik, untergliedert in die Zeit Ciceros und die Zeit des Augustus, und die Nachklassik mit den Zentren Seneca, Manierismus, Klassizismus, Archaismus.
Dabei stellt Fuhrmann die Literatur
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Produktbeschreibung
Die Geschichte der römischen Literatur in einem Band: Autoren und Werke, Geschichte und Kultur, Wertung und Wirkung

Nach einem einleitenden Überblick über die lateinische Sprache, die Entfaltung der römischen Literatur, ihre wesentlichen Epochen, über Herkunft und soziale Stellung der Schriftsteller und über das römische Buchwesen behandeln drei große literaturgeschichtliche Kapitel die Vorklassik, die Klassik, untergliedert in die Zeit Ciceros und die Zeit des Augustus, und die Nachklassik mit den Zentren Seneca, Manierismus, Klassizismus, Archaismus.

Dabei stellt Fuhrmann die Literatur in ihre Zeit, macht stets ihre geschichtlichen und kulturellen Voraussetzungen deutlich und erläutert jeweils auch die literarische und geistesgeschichtliche Wirkung. Dennoch bleiben Autoren und Werke im Mittelpunkt der Betrachtung, wobei nicht nur die großen (Schul-)Klassiker, sondern auch die weniger bekannten Dichter und Fachschriftsteller, nicht zuletzt die Juristen gewürdigt werden. Souverän urteilend, stilistisch glänzend und inhaltlich höchst anregend führt Fuhrmann durch die Literatur eines halben Jahrtausend.
Autorenporträt
Manfred Fuhrmann, geboren 1925, studierte Musik, Alte Sprachen sowie Römisches Recht und war von 1962 bis 1990 Professor für Klassische Philologie an den Universitäten von Kiel und Konstanz. Seit 1989 ist er ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Heidelberg. 1990 wurde ihm der Johann-Heinrich-Voss-Preis für die Übersetzung der Reden Ciceros durch die Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt verliehen. Er starb am 12. Januar 2005. Er veröffentlichte u. a. Die antike Rhetorik (1984), Cicero und die römische Republik. Eine Biographie (1989), Rom in der Spätantike (1994), Europas fremd gewordene Fundamente (1995), Seneca und Kaiser Nero. Eine Biographie (1997), Geschichte der römischen Literatur (1999) und Der europäische Bildungskanon des bürgerlichen Zeitalters (1999).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.04.1999

Ringen mit Karthago
Manfred Fuhrmanns Literaturgeschichte Roms · Von Jan Rüdiger

Es ist schön, von einem neuen Buch sagen zu können, daß es gefehlt hat. Manfred Fuhrmanns ganz private römische Literaturgeschichte ist ein elegantes Werk. In sichtlich an den klassischen Vorbildern orientiertem, zuweilen archaisierendem Stil fordert Fuhrmann die Leser zu einem langen Spaziergang durchs antike Rom auf. Wer dem Folge leistet, der muß sich seiner Führung anvertrauen: Gelehrte Kontroversen finden nicht statt, an Wegscheiden wird nicht gezögert. Schon mit den ersten Worten teilt uns der Cicerone mit, was wir zu erwarten haben: "kein auf Vollständigkeit erpichter Tatsachenspeicher, kein Forschungsinstrument, kein Nachschlagewerk fürs Detail". Für das Detail bleibt Michael von Albrecht, welcher der römischen Literatur unter demselben Titel eintausend Seiten mehr gewidmet hat. Fuhrmanns Buch läßt sich in einem Zug durchlesen, und deswegen hat es gefehlt.

Seine römische Literatur - die Literatur, die "sich auf Rom bezog und durch Rom geprägt war" - umfaßt genau ein halbes Jahrtausend; sie beginnt 240 vor Christus mit Livins Andronicus und endet 238 nach Christus mit Censorinus. Die Spätantike bleibt als zeitlich und charakterlich deutlich separierte Epoche, "als die erste Rezeptionsstufe der Literatur Alt-Roms", ausgeschlossen und ebenso die römische Produktion in griechischer Sprache. Hingegen berücksichtigt Fuhrmann neben den im modernen Sinne "literarischen" Genres auch die Schriften der Juristen, Historiker, Geographen, Agronomen und eines Arztes wie Scribonius Largus, der sich rühmt, daß Kaiserin Valeria Messalina sein Zahnpulver gebrauche.

Mit dieser Definition erschließt Fuhrmann ein umfassendes Panorama der römischen Intellektualität, was ihm auch erlaubt, das zweite Jahrhundert der Kaiserzeit mit seinen überragenden juridischen Schriftstellern als Zeit der Konzentration statt als eine der Verkümmerung literarischer Energien zu bezeichnen. Er straft Epochengliederungen wie "Literatur der frühen Kaiserzeit" mit philologischer Verachtung. Vorklassik, Klassik, Nachklassik bilden seine Trias, wobei die Übergänge von Catull und Cicero, Ovid und Seneca markiert werden; die Nachklassik erlebt unter anderem Zeiten des "Manierismus" und des "Archaismus".

Indem die lateinische Sprache eingangs umrissen wird und charakteristische Zitate zweisprachig in den Text eingearbeitet sind, sorgt Fuhrmann dafür, daß sich die Leser in der römischen Welt zu Hause fühlen. Die Kapitel sind gut gegliedert, und die wenigen Fußnoten bleiben Belegstellen vorbehalten. Für die einzelnen Autoren bietet Fuhrmann Biographisches, Werkübersicht, Charakterisierung von Sprache, Stil, Technik sowie Bemerkungen zu Überlieferung und Rezeption: Ronsard und Bernini, Vondel und Fellini sorgen für einen Hintergrundton abendländischen Kulturerbes.

Auch spannende Überlieferungsgeschichten bieten im Vorübergehen Stoff zur Reflexion: etwa wenn man sich vergegenwärtigt, daß der heute nur von Liebhabern respektierte Lukan in rund zweihundert mittelalterlichen Handschriften überliefert wurde, Catull hingegen nur in einer einzigen, die der Bischof seiner Geburtsstadt aus lokalpatriotischen Gründen hegte. Jener unermeßliche Teil der römischen Literatur, der verlorengegangen ist (vom enzyklopädischen Werk des Varro im Umfang von 620 Buchrollen etwa bleiben nur neun erhalten), wird soweit wie möglich rekonstruiert.

Auch nur indirekt überlieferte Autoren werden in einem Absatz gewürdigt, der Elegiker Tibull erhält zwei Seiten, Cicero deren zwanzig. Fuhrmann stellt sie vor wie alte Freunde. Zuweilen spielt ihm diese Vertrautheit einen Streich, etwa wenn er versäumt, zu sagen, daß das Werk des Q. Fabius Pictor verloren ist. Auch Begriffe wie "Palimpsest" oder "Epitome" hätte er erläutern sollen. Dem römischen Buchwesen ein Kapitel zu widmen war ein glänzender Einfall.

Es ist eine fesselnde Besichtigung des antiken Rom. Wir entdecken Cato maior als Ahnherrn der Strukturgeschichte - er weigerte sich, in seiner Darstellung Roms von der Gründung bis in seine Gegenwart auch nur einen einzigen Personennamen zu nennen. Wir entdecken Caesar als Linguisten - während einer Alpenüberquerung verfaßte er einen Beitrag zu einer Debatte über Morphologie.

Wir erfahren, wieso Vergil die Landschaft Arkadien für alle Zeiten zum Inbegriff pastoraler Gegenwelten machte, und sinnen darüber nach, was es bedeutet, daß beim Abfassen der "Georgica" seine Produktivität unter einem Vers pro Tag lag. Wir hören den alternden Cicero bedauern, so viel Zeit auf das Lyriklesen verschwendet zu haben. Wir hören, wie Seneca, im Umfeld der Mächtigen sehr rasch zu enormem Reichtum gekommen, diesen philosophisch rechtfertigte sowie eine Ethik der Wohltätigkeit nur für Verdienstvolle entwickelte.

Wir lernen Römer kennen wie Albinovanus Pedo, einen Bekannten Ovids, der in epischen Hexametern die Schrecken der Nordsee beschrieb. Ein Asconius Pedanus deckte hundert Jahre nach Cicero durch Aktenstudium auf, wie der gerissene Rechtsanwalt im Prozeß gegen Milo den Tathergang zurechtgebogen hatte. Valerius Probus, ein in Syrien stationierter Legionär, wurde aus Enttäuschung über mangelnde Karrierechancen zum ersten großen Textkritiker der römischen Literaturgeschichte. Wir hören Horaz' berühmten Vers vom Denkmal, dauerhafter als Erz. Wir hören, wie der Fabeldichter Phaedrus nüchterner formuliert, sein Ruhm werde dauern, "solange man für lateinische Bücher Geld zahle".

Fuhrmann versorgt uns mit Einschätzungen: Epigrammatisch knapp und bewußt subjektiv, sind sie manchmal aufschlußreicher als Monographien. Etwa zu Horaz: "Die Oden sind das kultiviert-zurückhaltende Werk eines arrivierten Dichters, zu dessen wichtigsten Merkmalen die leise ironische Distanz und die Leichtigkeit des Tones zählen - wodurch das höchst Artifizielle dieser formal überaus anspruchsvollen Gebilde verschleiert wird. Die Illusion einer gleichsam kolloquialen Unmittelbarkeit ist mit syntaktischer Konzentration, poetischer Bildhaftigkeit und messerscharfer Prägnanz des Ausdrucks gepaart." Über das späte erste nachchristliche Jahrhundert bemerkt Fuhrmann: "Im ganzen dümpelte man auf stillen Wassern dahin." Gelegentlich werden die Kommentare des Doyens ein wenig ärgerlich, etwa wenn er die kleinen Gedichte der Sulpicia "unbeholfen und aufrichtig" nennt oder die lautmalerischen Sprachspiele des Ennius als "Abgeschmacktheiten" abtut.

Es ist ein konservatives Buch. Die Urteile des Emeritus klingen gelegentlich, als kämen sie aus einer anderen Zeit. Da ist die Rede vom "Wollen und Können der vorklassischen Schriftsteller" (auch Vergil wird "Kunstwollen" bescheinigt), vom "großen Ringen mit Karthago", und "der Klassik eignet . . . eine ungebrochene, ja kraftstrotzende Positivität".

Was man hier dem Autor als Recht auf persönliches Urteil zugute halten kann, wird bei historischen Exkursen fragwürdig. Die "große Reichskrise des dritten Jahrhunderts", komplett mit "plündernden und brandschatzenden Barbarenhorden", nutzt Fuhrmann als Dauerreferenz und Schlußpunkt. Für die Frühzeit huldigt er einem magisch-mythisch-rationalen Evolutionismus. Der Abriß der "sozialen Bedingungen literarischer Produktion im allgemeinen" ist banal, das Pyramidenbild vom Senator bis zum Sklaven wird reproduziert, als hätte ein Historiker wie Paul Veyne nicht ein viel differenzierteres Modell der Sozialstruktur der Sklaverei entworfen.

Aber dies ist im Grunde auch gar nicht Fuhrmanns Anliegen. "Als spannungsreiches Ensemble und farbensattes Panorama erfahren", wünscht er sich sein Buch, "worin der vom zwanzigsten Jahrhundert zerzauste Europäer immer wieder so etwas wie sein Alter ego zu erkennen vermag".

Manfred Fuhrmann: "Geschichte der römischen Literatur". Philipp Reclam Verlag, Stuttgart 1999. 408 S., geb., 49,80 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Dass sich ein Kenner wie der emeritierte Konstanzer Latinist Manfred Fuhrmann dazu entschließen konnte, eine Einführung in die römische Literatur zu verfassen, ist als Glücksfall zu bezeichnen. Die "Geschichte der römischen Literatur", die er vorgelegt hat, bietet auf verhältnismäßig knappem Raum und in äußerst lesbarer Form umfassende Information, ohne sich in den Einzelheiten zu verlieren, und macht auf klare, pointierte Weise mit den wichtigen Autoren und ihrem Werk bekannt. Der konsequente Einbezug der geschichtlichen und kulturellen Voraussetzungen macht das Buch auch für Leser, die mit der Antike weniger vertraut sind, zu einer gewinnbringenden Lektüre. Doch auch im antiken Rom Bewanderte dürften immer wieder auf Unbekanntes oder auf neue Zusammenhänge stoßen, etwa im Kapitel zu den sprachlichen, historischen und sozialen Bedingungen des literarischen Schaffens. Und einzelne Epochenüberblicke - beispielsweise zur Zeit Ciceros oder zum Manierismus und Klassizismus in der Nachklassik - sind knappe, scharfsinnig charakterisierende Synthesen, wie sie nur auf dem Hintergrund jahrzehntelanger Vertrautheit mit den Texten geschrieben werden können. Neue Zürcher Zeitung

Manfred Fuhrmann (...) ist auf den Leser von Heute zugegangen. Er setzt weder Sprachkenntnisse noch eine literaturwissenschaftliche Ausbildung voraus: alle lateinischen Zitate werden übersetzt, Fachbegriffe allgemein verständlich erklärt. Nur so besteht die Hoffnung, dass die Schätze der römischen Literatur auch in Zukunft wahrgenommen werden. Auf alles Modische verzichtet Fuhrmann gerne, er schätzt die strenge Systematik, bleibt immer bei der Sache und sagt gerade dadurch "Nimm und lies". Wer einen Begriff von römischer Literatur bekommen möchte, nicht nur von den großen Kunstwerken der Klassiker, sondern auch von inhaltlich zwar hochinteressanten, doch literarisch oft weniger bedeutenden Autoren, von Fachschriftstellern aller Art, sollte sich die Kompetenz dieses Begleitbuchs zu Nutze machen. Süddeutsche Zeitung

Die "Geschichte der römischen Literatur" wird auch bei denen, die sich nicht beruflich mit der klassischen Antike befassen, Begeisterung wecken: für Cicero und die Zeit des Augustus, für Seneca und die weniger bekannten Autoren der Nachklassik. Fuhrmann erzählt nicht nur von Literatur, sondern auch von den Zeitumständen, unter denen sie entstanden ist - ein intellektueller Genuss. Rheinische Post

Die "Geschichte der Römischen Literatur" ist ein außerordentliches Werk geworden, in dem man sich nicht nur festliest, sondern vor allem immer weiter liest - weit über die Stelle hinaus, an der man sich über einen Autor oder ein Buch hätte unterrichten lassen wollen. Badische Zeitung

Eine bessere Einführung in dieses weite, aber keineswegs unüberschaubare Gebiet der Tradition ist schwerlich denkbar. Berliner Zeitung

Es ist nicht nur der untrügliche Blick für das Wesentliche, der fasziniert und dem Leser für Vieles die Augen öffnet, sondern auch die klare, verständliche Diktion und die Gabe, eine für jede Epoche und jeden Autor letztlich identische Aufgabenstellung so abwechslungsreich zu lösen, dass der Leser nicht ermüdet, sondern auf das nächste Kapitel gespannt ist. Forum Classicum
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Thomas Ribi lobt diesen Band für seine übersichtliche, prägnante und allgemeinverständliche Darstellung der römischen Literatur. Dabei gliedere Fuhrmann seine Geschichte konventionell, aber einleuchtend nach Epochen (also nicht nach Gattungen oder anderen Ordnungsprinzipien). Ribi zeichnet kurz Fuhrmanns Gang durch die römische Literaturgeschichte nach - von einer Homer-Übersetzung im dritten Jahrhundert vor Christus bis ins dritte Jahrhundert nach Christus. Die spätantike und christliche Entwicklung schließt Fuhrmann nach Angaben des Rezensenten dabei aus. Bei Fuhrmann erscheine die römische Literatur "als Beispiel einer konsequent `abgeleiteten` Literatur". Über die ganze Dauer der römischen Literatur blieben die griechischen Vorbilder verbindlich - nur die Satire hätten die Römer als eigenständige Literaturform entwickelt. Ribi betont nochmals, dass Fuhrmanns Band gerade auch jenen Lesern Gewinn bringe, die keine alten Sprachen gelernt haben und sich ein Bild von dieser Epoche machen wollen. Auch historische und gesellschaftliche Zusammenhänge stelle Fuhrmann her.

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