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Produktdetails
  • Reclams Universal-Bibliothek 4343
  • Verlag: Reclam, Ditzingen
  • 1986.
  • Seitenzahl: 197
  • Deutsch
  • Abmessung: 11mm x 98mm x 148mm
  • Gewicht: 107g
  • ISBN-13: 9783150043431
  • ISBN-10: 3150043433
  • Artikelnr.: 00000493
Autorenporträt
Christian Reuter, getauft 9. 10. 1665 Kütten bei Halle - nach 1712 an unbekanntem Ort. R. stammte aus einer Bauernfamilie und begann nach dem Besuch der Leipziger Thomasschule und des Merseburger Domgymnasiums erst im Alter von 23 Jahren mit dem Jurastudium in Leipzig, das er nie zu Ende führen sollte. Satirische Anspielungen auf Leipziger Bürger in seinen literarischen Arbeiten hatten Karzerstrafen, vorübergehende Relegationen und schließlich den Verweis von der Universität auf Lebenszeit zur Folge. 1700 wurde er Sekretär eines Kammerherrn in Dresden, aber auch hier fiel er möglicherweise wegen einer Komödie in Ungnade. In Berlin schlug er sich dann, nachweisbar ab 1703, mit höfischen Gelegenheitsdichtungen durch. Nach 1712 verliert sich seine Spur. Seine Leipziger Komödien um Frau Schlampampe und ihre kleinbürgerliche Familie entlarven, indem sie Anspruch und vulgäre Wirklichkeit gegenüberstellen, drastisch das Streben nach höherem sozialen Rang und vornehmer Lebensart. R. wies

den Vorwurf persönlicher Verunglimpfung mit einem Hinweis auf Molière zurück, dem er das meiste entnommen habe ('Les Précieuses ridicules', 1659). Die aufschneiderische Lügengeschichte um Schelmuffsky, den Sohn der Familie, führte die Kleinbürgersatire weiter. In einer Art sozialer Umkehrung machte R. in seinem letzten Stück einen heruntergekommenen Adeligen zum Gegenstand seiner satirischen Zeitdiagnose.
Rezensionen
"Schelmuffskys wahrhafftige curiose und sehr gefährliche Reisebeschreibung zu Wasser und Lande" ist, bitte schön, kein schnurriger Schelmenroman, keine butzige Lügengeschichte wie Münchhausen. Sondern eine rauschende Selbstfeier, eine Selbsterfindung im Geschwätz - ein Buch für alle, die glauben, ein solches müsste im Zeitalter der Talk-Shows, Interviews, "Porträts", im Zeitalter des allgegenwärtigen Ichs, der universellen und immer dummfeister daherschwadronierenden Selbstdarstellung erst noch geschrieben werden. Schon da, schon erfunden. Die Zeit

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Reuters dem prallen Leben, also Wein und Weib zugewandte Schelmereien aus dem 17. Jahrhundert sind längst "germanistische Pflichtlektüre", weiß Olaf Velte, und auf jeden Fall ein "Meisterwerk", das nicht nur die damalige Mode der Reiseliteratur aufs Korn nimmt, sondern als "Sittengemälde" auch gleich die Gesellschaft. Ruhm und Ehre haben sie dem Leipziger Theologiestudenten zwar nicht eingebracht, berichtet der Rezensent in einer ausführlichen Schilderung des bewegten Lebens des Autors, dem bereits vor der Abfassung des "Schelmuffsky" einige zu nahe an gewissen Leipziger Bürgern gehaltene, burleske Theaterstücke Haftstrafen im "Studentencarzer" einbrachten und von dessen Ende gleich gar nichts bekannt ist. Nur den stetigen Wiederentdeckungen einiger umso emphatischerer Kenner im Laufe der Literaturgeschichte sei es überhaupt zu verdanken, dass man sich auch heute noch, was Olaf Velte nur zu gerne tut, Reuters Sätze "hinter die Ohren" schreiben kann.

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