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Eine eindrückliche Recherche und ein Warnruf zum Schutz unserer Demokratie
Nach den dramatischen Anschlägen des 11. Septembers 2001 wurde ein internationaler "Antiterrorkampf" ausgerufen. Damit einher ging die Entwicklung und Verabschiedung zahlreicher Antiterrorgesetze. Die Autorin und Dokumentarfilmerin Marita Neher recherchierte, was die Antiterrorgesetzen und ihre Folgen wirklich für uns und unsere Gesellschaft bedeuten und zeigt eindrücklich anhand verschiedener Fälle, wie ganz gewöhnliche Bürger in das Netz des Antiterrorkampfes gerieten, die entweder völlig unschuldig waren oder sich…mehr

Produktbeschreibung
Eine eindrückliche Recherche und ein Warnruf zum Schutz unserer Demokratie

Nach den dramatischen Anschlägen des 11. Septembers 2001 wurde ein internationaler "Antiterrorkampf" ausgerufen. Damit einher ging die Entwicklung und Verabschiedung zahlreicher Antiterrorgesetze.
Die Autorin und Dokumentarfilmerin Marita Neher recherchierte, was die Antiterrorgesetzen und ihre Folgen wirklich für uns und unsere Gesellschaft bedeuten und zeigt eindrücklich anhand verschiedener Fälle, wie ganz gewöhnliche Bürger in das Netz des Antiterrorkampfes gerieten, die entweder völlig unschuldig waren oder sich nur relativ geringer Vergehen schuldig gemacht hatten. Ein beunruhigender Einblick in eine Realität, in der im Namen der Sicherheit Rechtsstaatlichkeit und Demokratie sehenden Auges ausgehöhlt werden.

»Diejenigen, die bereit sind, grundlegende Freiheiten aufzugeben, um ein wenig kurzfristige Sicherheit zu erlagen, verdienen weder freiheit noch Sicherheit.«
Benjamin Franklin
Autorenporträt
Marita Neher ist Dokumentarfilmerin und Produzentin. Seit 20 Jahre dreht sie u. a. für arte Dokumentationen. Seit mehreren Jahren setzt sie sich mit Krieg und globalem Terror auseinander und drehte dafür in Länder wie der DR Kongo, Afghanistan, Kambodscha und Myanmar. Zum 10. Jahrestag der Terrorattentate von 9/11 recherchierte und realisierte sie die Dokumentation "Freiheit oder Sicherheit. Der Anti-Terrorkampf und seine Folgen". Sie lebt in Berlin.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Was Überwachung konkret bedeuten kann, erfährt Daniel-C. Schmidt im Buch der Dokumentarfilmerin Marita Neher anhand von Gesprächen, die die Autorin mit Betroffenen geführt hat. Der Aufruf der Autorin zu mehr Rechtsstaatlichkeit statt noch mehr Überwachung hat für Schmidt allerdings auch seine Schwächen. So empfindet der Rezensent die erzählten Geschichten als zu fragmentarisch, als dass dem Leser die Unschuld der Betroffenen unmittelbar einleuchtete. Ein für Schmidt akzeptables Reflexionsniveau erreicht der Text erst im letzten von vier Kapiteln. Hier geht dem Rezensenten unmittelbar auf, wie eng die Interessenverbindungen zwischen Politik, Wirtschaft und Industrie in Sachen Sicherheit wirklich sind.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.08.2013

Wenn nichts
mehr privat ist
Marita Neher über das
Spitzelsystem in Demokratien
Die Frage, ob es so etwas wie einen demokratischen Überwachungsstaat überhaupt geben kann, wird uns noch eine Weile beschäftigen. Was das Preisgeben von persönlichen Daten betrifft, führt der Bürger schon lange kein selbstbestimmtes Leben mehr. Selbst wer sich dagegen entschließt, sein Ich auf den Selbstdarstellungsplattformen diverser sozialer Netzwerke zu modellieren, entkommt der Überwachung nicht.
  Wie schnell ein jeder in das Raster der Geheimdienste geraten und welche weitreichenden Konsequenzen die behördliche Überwachung mit sich bringen kann, beschreibt die Dokumentarfilmerin Marita Neher in ihrem Buch „Albtraum Sicherheit“. Das teils repressive Freiheitsverständnis der Geheimdienste geht natürlich auf die Anschläge vom 11. September 2001 zurück. Konsequenz: Die westliche Welt erklärte dem Terrorismus den Kampf – und beschränkt seither nach und nach die Rechte der eigenen Bürger. Der Angst vor Attentaten begegnet der Staat, indem er potenzielle Terroristen möglichst früh zu erkennen versucht. Und das bedeutet, so die Autorin, „nichts anderes als Überwachung, und zwar einer möglichst großen Anzahl von Menschen“.
  Dem Mantra, dass der, der nichts zu verbergen habe, schließlich auch nichts befürchten müsse, entzieht sich Neher gleich zu Anfang ihres Plädoyers für mehr Rechtsstaatlichkeit in dem international ausufernden Sicherheitsapparat. Sie setzt sich für die Unschuldsvermutung ein und stellt fest: „Dieses Prinzip gilt offenbar nur für ‚normale‘ Kriminelle, für potenzielle Terroristen gilt es nicht.“
  Was genau sie damit meint, erklärt sie anhand von Gesprächen mit diversen verdächtigen Personen, die präventiv festgenommen wurden und mitunter jahrelang in Untersuchungshaft saßen, ohne je eine Straftat verübt zu haben. Ihre Geschichten bleiben allerdings bruchstückhaft, ihre Unschuldsbekundungen muss der Leser größtenteils unhinterfragt als wahre Behauptung hinnehmen.
  Es sind die schwächsten Stellen dieses Buches, das zwar einen guten Einblick in die Thematik Sicherheitspolitik gewährt, ungeachtet dessen aber erst im letzten der vier Kapitel die nötige reflektierende Tiefe erlangt. Dieser Abschnitt über den prosperierenden Wirtschaftszweig Sicherheit ist kenntnisreich erzählt und fördert erstaunliche Verbandelungen auf EU-Ebene zwischen Industrie, Politik und Wissenschaft zutage, die wiederum knallharte Geschäftsinteressen nahelegen, artig kaschiert unter dem Deckmäntelchen europäischer Sicherheitsinteressen.
  Wie akut die Terrorgefahr tatsächlich ist, darüber geben die Sicherheitsbehörden selbstredend ungern Auskunft. Sie sammeln weiter klammheimlich ihre Daten über uns – scheinbar so wenige wie nötig, in Wahrheit so viele wie möglich. Auch das führt dazu, dass das Misstrauen gegenüber unserem demokratischen System wächst. Die beschränkte ist keine erstrebenswerte Freiheit; niemand fühlt sich sicherer, wenn nichts mehr privat ist.
DANIEL-C. SCHMIDT
Marita Neher : Albtraum Sicherheit. Interessen und Geschäfte hinter der Sicherheitspolitik. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2013. 240 S., 14,99 Euro.
Daniel-C. Schmidt ist freier Journalist.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.09.2013

Unter Verdacht in Tag und Nacht
Angst- und Sicherheitsdiskussion muss entkoppelt werden

Die Enthüllungen eines Whistleblowers über die umfassenden Abhörpraktiken eines US-Nachrichtendienstes haben weltweit für Aufsehen gesorgt und das Interesse einer breiten Öffentlichkeit auf die Frage gerichtet, ob und wie weit ein Staat zum Schutz der nationalen Sicherheit Grundrechte einschränken darf. Diesen Fragenkomplex untersucht die Dokumentarfilmerin Marita Neher in ihrem auf einem Film zum zehnten Jahrestag von 9/11 basierenden Buch "Albtraum Sicherheit".

Der Angriff auf die Twin Towers sei danach nicht nur für die Vereinigten Staaten das Fanal für den "Krieg gegen den Terror" und die Jagd auf Islamisten unter Inkaufnahme massiver Menschenrechtsverletzungen gewesen. Auch in Europa, das den Vereinigten Staaten "kritiklos" gefolgt sei, habe es danach einen Paradigmenwechsel gegeben. Sie zählt alleine in Deutschland 90 Gesetze, die mit konkretem Terror-Bezug und dem Ziel erlassen oder novelliert wurden, die Bürger mit allen Mitteln zu schützen. Dies finde seinen Ausdruck in dem Bemühen für umfassende Prävention, die - so die Autorin - aber nichts anderes sei als Überwachung einer möglichst großen Anzahl von Menschen.

In diesem Zusammenhang äußert sie Zweifel, ob nicht durch die mit den Anti-Terror-Gesetzen verbundenen Einschränkungen wichtige freiheitliche Prinzipien - etwa der Schutz der Privatsphäre oder die informationelle Selbstbestimmung - aufgegeben wurden. Anhand von verschiedenen Interviews mit Politikern, Spitzenvertretern von Polizei und Verfassungsschutz sowie Juristen untersucht Neher, "wie hoch der Preis für eine vermeintlich verbesserte Sicherheit ist" und wie die deutsche Politik auf 9/11 reagiert hat.

Aufgrund von vier Fallbeispielen aus verschiedenen europäischen Ländern, in denen Personen ohne Beweise zur "Zielscheibe der Terrorfahnder" mit teilweise langen Haftzeiten wurden, hat sich bei ihr der Eindruck verfestigt, dass jeder von uns als Verdächtiger in die Fänge der Sicherheitsbehörden geraten kann, wobei oft die Unschuldsvermutung auf der Strecke bleibt. Deshalb seien die Zweifel an der Rechtsstaatlichkeit der Sicherheitsvorsorge gewachsen. Nahezu überall sei eine gefährliche Stimmungsmache gegen - vor allem junge - Muslime festzustellen, die nicht selten vorschnell zu Terroristen gestempelt würden. Der Terrorismus aber, so das Credo der Autorin, dürfe nur unter Einhaltung der Grund- und Menschenrechte bekämpft werden, sonst spiele man den Terroristen in die Hände.

Das Schlusskapitel widmet sich dem Einfluss von Wissenschaft, Forschung und Industrie auf die Sicherheitsstrategie. In einer Gesellschaft, in der man mit dem Argument, "Alles ist besser als tot zu sein", Kritik an der Einschränkung von Freiheitsrechten aushebele, gebe die Industrie mit ihren technischen Entwicklungen klar die Richtung zu Prävention und Überwachung vor. Deshalb müsse die Angst- und Sicherheitsdiskussion entkoppelt werden, sonst bestehe die Gefahr, dass die Gesellschaft, die man sichern möchte, durch die Sicherheitsmaßnahmen selbst bedroht wird.

Marita Neher legt mit ihrem Appell, bei der Suche nach Sicherheit vor dem Terror nicht Menschen- oder Grundrechte über Bord zu werfen, den Finger zweifellos in eine kaum noch zu heilende Wunde. Leider mutet dabei ihre Argumentation sowie ihr in verschiedenen Variationen dargebotenes ceterum censeo, der Forderung nach einer Balance zwischen Sicherheit und Freiheit, mitunter zu holzschnittartig an.

HANS EHLERT

Marita Neher: Albtraum Sicherheit. Interessen und Geschäfte hinter der Sicherheitspolitik. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2013. 240 S., 14,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Sie versteht es, komplexe Sachverhalte in einfachen Bildern auszudrücken, schildert eindrucksvoll Einzelschicksale und liefert gut recherchierte Fakten und Daten Martin Zähringer Deutschlandradio 20130825