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1941 begegnet Jacqueline van Maarsen auf dem Jüdischen Lyzeum Anne Frank. Sie sind schon bald unzertrennliche beste Freundinnen: Sie machen zusammen Hausaufgaben, lesen die gleichen Bücher, übernachten beieinander und gründen einen Mädchenclub. Als Anne eines Tages nicht mehr da ist, freut sich Jacqueline, da sie glaubt, dass die Franks in die Schweiz ausgereist seien. Erst nach dem Krieg berichtet ihr Otto Frank von Annes Schicksal. Jacqueline van Maarsen erzählt darüber hinaus die Geschichte ihrer Eltern, einer französischen Katholikin und einem niederländischen Juden, von ihren Kriegserlebnissen und wie sie selbst der drohenden Deportation entkam. …mehr

Produktbeschreibung
1941 begegnet Jacqueline van Maarsen auf dem Jüdischen Lyzeum Anne Frank. Sie sind schon bald unzertrennliche beste Freundinnen: Sie machen zusammen Hausaufgaben, lesen die gleichen Bücher, übernachten beieinander und gründen einen Mädchenclub. Als Anne eines Tages nicht mehr da ist, freut sich Jacqueline, da sie glaubt, dass die Franks in die Schweiz ausgereist seien. Erst nach dem Krieg berichtet ihr Otto Frank von Annes Schicksal. Jacqueline van Maarsen erzählt darüber hinaus die Geschichte ihrer Eltern, einer französischen Katholikin und einem niederländischen Juden, von ihren Kriegserlebnissen und wie sie selbst der drohenden Deportation entkam.
Autorenporträt
Jacqueline van Maarsen, geboren 1929, wuchs als Tochter eines holländischen Juden und einer französischen Katholikin in Amsterdam auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie Buchbinderin. Sie lebt heute in Amsterdam.

Stefanie Schäfer hat Dolmetschen und Übersetzen an den Universitäten Heidelberg und Köln studiert. Für herausragende übersetzerische Leistungen wurde sie mit dem Hieronymusring ausgezeichnet. Sie lebt in Köln.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.05.2004

Flaschenpost von Jopie
Heute erscheinen die Erinnerungen von Anne Franks bester Freundin
„Das Tagebuch der Anne Frank wurde weltberühmt, nachdem es in Amerika zunächst zu einem Theaterstück und anschließend zu einem Film verarbeitet wurde. Anne wurde eine Legende, und damit Annes Freundin Jopie, die im Tagebuch vorkommt, ein Teil dieser Legende. Jahrelang habe ich mich hinter dem Namen Jopie verstecken können, den sich Anne für mich ausgedacht hatte . . . Niemand wusste, dass ich Annes beste Freundin gewesen war, auch meine Bekannten nicht . . . Mittlerweile war ich mir jedoch der bedeutsamen Botschaft bewusst, die Annes Tagebuch übermittelt.”
In ihrem soeben auf deutsch erschienenen Erinnerungsbuch erzählt Jacqueline van Maarsen, alias Jopie fast lakonisch ihre eigene Familiengeschichte, in die sie ihre Begegnung und Freundschaft mit Anne Frank eingewoben hat. Entgegen der Erwartung, die der Titel „Ich heisse Anne, sagte sie, Anne Frank” suggeriert, geht es hier zentral um die Erzählerin selbst, die Anne in ihrem Tagebuch in Jopie umbenannte. Diese Perspektive unterscheidet das Buch von der herkömmlichen Literatur über Anne Frank und grenzt es auch ab gegen das Zeugnis „Meine Zeit mit Anne Frank” von Miep Gies, jener Frau, die Familie Frank in ihrem Versteck versorgte. Während Miep Gies in ihren Erinnerungen Anne Frank stets aus der Distanz der Erwachsenen beschreibt, eröffnet bei Jacqueline van Maarsen die Perspektive der gleichaltrigen Schicksalsgenossin eine überraschend spontane Sicht auf diese kindliche Freundschaft, die ihrer Intensität wegen von den Erwachsenen als eine Art Liebesbeziehung eingestuft wurde.
1941 lernen sich die beiden auf dem Jüdischen Lyzeum kennen, der einzigen Schule, die jüdischen Kindern nicht untersagt ist. Vom Tag ihrer ersten Begegnung an sind die beiden unzertrennlich. Sie übernachten gemeinsam, schwärmen nach Erledigung der Hausaufgaben für schöne Kleider oder begeistern sich für die Fotos der gerade umfeierten strahlend blonden Stars aus Nazi-Propagandafilmen.
Geschildert werden jedoch nicht nur die gewinnenden Seiten Annes, ihre große Intelligenz und ansteckende Lebensfreude, sondern auch die Untiefen dieser Freundschaft, wie der permanente Besitzanspruch Annes und ihre Eifersucht. Auch die Wirren der Pubertät, mit der Anne ihrem Temperament gemäß sehr offensiv umging, finden Erwähnung. So verwickelte sie gleichaltrige Jungs in peinliche Gespräche, um Antworten auf ihre drängenden Fragen zu erhalten. Lange hat man sogar Streichungen in Annes Tagebuch in Kauf genommen, um ein allzu realitätsgetreues Bild der Heranwachsenden zu vermeiden.
Anne bekam ihr Tagebuch als Geschenk zu ihrem dreizehnten Geburtstag am 12. Juni 1942 und schrieb es bis zu ihrer Deportation am 4. August 1944 fort, gleichzeitig überarbeitete sie es im Hinblick auf eine Veröffentlichung. „Es war nicht immer leicht, Annes beste Freundin zu sein. Sie war sehr anspruchsvoll und schnell eifersüchtig. Außerdem hatten wir völlig unterschiedliche Charaktere. Doch wir waren seelenverwandt.”
Jacqueline van Maarsen erzählt in ihrem Erinnerungsbuch in erster Linie die Geschichte der Rettung ihrer Familie, die sie dem unbedingten Lebenswillen ihrer katholischen Mutter verdankte. Zwar war diese zum jüdischen Glauben übergetreten und hatte auch ihre Kinder entsprechend erzogen, in Todesgefahr jedoch bekehrte sie sich wieder zum Katholizismus und ließ ihre Kinder konvertieren. Dadurch gelang es ihr, die Deportation ihrer Familie zu verhindern und sogar ihren jüdischen Mann zu retten.
Während die Tagebuchschreiberin Anne und ihre Freundin Jopie, die später Buchbinderin und Buchgestalterin werden sollte, brutal voneinander getrennt wurden, bleiben sie in Annes Tagebuch für immer verbunden, als sei seine zugleich enthüllende und verschlüsselnde Schriftlichkeit das größte Geheimnis dieser Freundschaft. Bezeichnend für die geschichtliche Grausamkeit, aber auch für die menschliche Treue von Jacqueline van Maarsen ist, dass sie mehr als sechzig Jahre gebraucht hat, um ihre Erwiderung auf Anne Franks Tagebuch niederzuschreiben.
Heute, da uns täglich neue Bilder der Gewalt gegen Wehrlose erreichen und die Sinnlosigkeit der Kriege dokumentieren, scheint diese Flaschenpost zur rechten Zeit einzutreffen.
SUSANNE SIMOR
JACQUELINE VAN MAARSEN: Ich heisse Anne, sagte sie, Anne Frank. Aus dem Niederländischen von Stefanie Schäfer. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2004. 250 Seiten, 17,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Anne Franks Freundin Jopie ist dank des berühmten Tagebuches selbst Legende. Wer sich hinter dem Fantasienamen versteckte, war lange Zeit unbekannt, behauptet Susanne Simor. Entgegen der Erwartung, die der Buchtitel nährt, erzählt das Erinnerungsbuch von Anne Franks bester Freundin nicht ein weiteres Mal deren Geschichte, sondern schildert Jacqueline van Maarsens eigene Familiengeschichte, die Simor sehr beeindruckt hat. Natürlich findet in diesem Buch auch die Freundschaft mit Anne Frank mehr als Erwähnung, die sich sehr intensiv, aber auch nicht unkompliziert gestaltet haben muss, weil Anne Frank "sehr anspruchsvoll und schnell eifersüchtig" war. Jacqueline van Maarsens Familie überlebte, weil die Mutter, ursprünglich Katholikin, den katholischen Glauben wieder annahm, ihre Kinder christlich taufen ließ und auf diese Weise sogar ihren jüdischen Mann retten konnte. Die beiden Mädchen, Anne und Jopie, wurden brutal getrennt; nur im Tagebuch Anne Franks scheinen sie auf immer und ewig miteinander verbunden, sinniert Simor und freut sich über van Maarsens freundschaftliche Entgegnung 60 Jahre später.

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