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Staatsminister Stein ist von seiner Parteichefin, der Bundeskanzlerin Christina Böckler, abserviert worden. Nun lebt er seine Leidenschaft für klassische Musik aus. Als er die Dirigentin Maria Bensson kennenlernt, beginnt er, ihr nachzureisen. Ist ihre Macht über die Musik das schöne Gegenbild zur kalten Macht der Kanzlerin? In Berlin erlebt Stein die Produktion von Wagners "Rheingold", einer Oper über den Missbrauch von Macht. Als sich eine Intrige entspinnt, deren Opfer Maria zu werden droht, verschafft er ihr die Bekanntschaft der Kanzlerin. Aber statt ihm dankbar zu sein, verbündet sich…mehr

Produktbeschreibung
Staatsminister Stein ist von seiner Parteichefin, der Bundeskanzlerin Christina Böckler, abserviert worden. Nun lebt er seine Leidenschaft für klassische Musik aus. Als er die Dirigentin Maria Bensson kennenlernt, beginnt er, ihr nachzureisen. Ist ihre Macht über die Musik das schöne Gegenbild zur kalten Macht der Kanzlerin? In Berlin erlebt Stein die Produktion von Wagners "Rheingold", einer Oper über den Missbrauch von Macht. Als sich eine Intrige entspinnt, deren Opfer Maria zu werden droht, verschafft er ihr die Bekanntschaft der Kanzlerin. Aber statt ihm dankbar zu sein, verbündet sich die Dirigentin mit der Politikerin. Steins Schicksal ist besiegelt.
Autorenporträt
Wolfgang Herles, geboren 1950 in Tittling, war von 1975 - 1980 Bonner Korrespondent des Bayerischen Rundfunks. 1980 - 1987 Redakteuer vom Bayerischen Rundfunk, 1987 - 1991 Leiter des Bonner ZDF-Studios, bis 1996 Leiter der ZDF-Talkshow "live". Seit 2002 ist er Moderator und Redaktionsleiter von "aspekte". Zahlreiche Buchveröffentlichungen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.08.2011

Notoperation Walküre
Live aus Salzburg und dem Kanzleramt: "Die Dirigentin", der neue Roman von Wolfgang Herles

In diesem Buch kommt alles vor, was Männerherzen freut: gute Weine, teure Bilder, schnelle Autos - und Elina Garanca.

Olivgrün! Darauf muss man erst einmal kommen. Tatsächlich ist dieser Fluss, wie alle Flüsse, grau. Manchmal, das hängt von der Tageszeit ab und dem Stand der Sonne, wirkt die Salzach auch graublau oder braungrau oder eher braungrüngrau mit einem Stich ins Bläuliche, je nachdem. Trotzdem heißt es im ersten Absatz der Geschichte von dem Ex-Minister Jakob und der Dirigentin Maria, die in Salzburg zur Festspielzeit beginnt, dieser Fluss sei "olivgrün" und der Himmel über Salzburg wie "blassblaue Himmelsseide", dazu die Burg "weiß", die Gassen "eng", die Steine "grau", und "vom Mozarteum her wehen Klavierklänge über den Mirabellplatz".

Ein glanzvoll verdichteter Auftakt: So viele kitschpostkartenfalsch kolorierte Formulierungen fließen einem beim Schreiben ja nicht automatisch in die Tasten. Das muss gewollt sein, da steckt harte Arbeit drin. Ja, gleich mit den ersten zwanzig Worten seines neuen Romans "Die Dirigentin" wirft sich Wolfgang Herles stilistisch entschieden dem Groschenheft in die Arme. Herles, der im September mit dem neuen ZDF-Literaturmagazin "Das blaue Sofa" startet, hat nach den beiden Politthrillern "Eine blendende Gesellschaft" und "Fusion" diesmal die unglückliche Liebesgeschichte eines Weicheis aufgeschrieben und dafür die Form eines maskulinen Lore-Romans gewählt. Das ist wagemutig, aber auch: gelungen.

Alles kommt vor in der "Dirigentin", was ein durchschnittliches Männerherz antörnen kann: goldfarbene Negligés, gute Weine, teure Bilder, große Busen, Tigerlächeln, ein flotter Dreier, schnelle Autos, Kingsize-Betten, Unterwerfungsrituale und Machtgelüste, die Businessclass, die Wasabinüsse nachts an der Bar im Hotel "Adlon" und die Gala zum Nationalfeiertag mit den Reichen und Wichtigen dieser Republik, in Berlin am Pariser Platz, in Anwesenheit der Bundeskanzlerin, am 3. Oktober.

Drei Monate zuvor, in Salzburg, zur Festspielzeit, verliebt sich der soeben von der Kanzlerin aus dem Dienst entlassene Staatsminister Jakob Stein in die aufstrebende junge Dirigentin Maria Bensson. Sie dirigiert im Haus für Mozart den "Don Giovanni" in der Inszenierung von Claus Guth. Stein weint Tränen des Glücks. "Er, der sonst immer genau wissen muss, was mit ihm und in ihm geschieht, will jetzt nur noch bewegt werden." Begegnet der "Bewegerin" nach der Vorstellung im Lokal "Triangel" in der Philharmonikergasse, in Begleitung des "zottelbärtigen Intendanten Flimm". Folgt ihr auf ihren Konzertreisen nach Paris, Wien, Mailand, Zürich und Berlin, verehrt sie erst heimlich von weitem, wird dann zu ihrem treuen Aktentaschenträger. Stalkt sie, belästigt sie, wirft sich ihr zu Füßen. Und sie, eigentlich Lesbe und bei einer feschen Bankerin in festen Händen, gibt ihm ab und zu den kleinen Finger und geht mit ihm essen oder spazieren, da man ja als Musikerin nie weiß, wozu es eines Tages nützlich sein kann, einen Ex-Minister zu kennen. Eine hoffnungsvolle Beziehung also. Jeder der beiden hat etwas davon.

Maria Bensson ist, ebenso wie Jakob Stein, eine erfundene Figur. Es gibt weit und breit keine Dirigentin, auf welche ihre Beschreibung auch nur annähernd passt. Und dass der totalverliebte Masochist, Angeber und Schlappschwanz Stein, der offenbar ohne Abhängigkeit von einer starken Frau nicht leben kann, ein Selbstporträt des Autors sein soll, ist ebenso ausgeschlossen. Doch alle Statisten und Nebenfiguren des Romans gibt es auch in der Wirklichkeit. Sie tauchen teils unter eignem Namen auf, wie fast alle Musiker und Musiktheaterleute, von Jürgen Flimm über Jorma Panula, Mariss Jansons, Christian Thielemann und Riccardo Muti bis hin zu den schönen Sängerinnen Elina Garanca, Dorothea Röschmann, Waltraud Meier, Anna Netrebko und Anna Prohaska. Allerdings werden einige Musiker auch pseudonymisiert, darunter der Chef der Staatsoper Unter den Linden, der Generalmusikdirektor auf Lebenszeit Jonas van Bloomweghe - alias Daniel Barenboim.

Bloomweghe tritt an keiner Stelle des Romans persönlich auf. Er wird immer nur zitiert, als mächtiger Strippenzieher im Hintergrund, der es darauf anlegt, seine ehemalige Assistentin Bensson in eine kulturpolitische Position hineinzumanövrieren, von der aus sie zwingend zu seiner Nachfolgerin ernannt werden muss. Dies ist die sogenannte "Operation Walküre", ein Herzstück des Plots. Im ersten Schritt soll Maria Bensson an der Lindenoper den neuen "Ring des Nibelungen" dirigieren. Ihr treuer Stein darf zugucken, sitzt in den "Rheingold"-Proben und taucht ein in die Opernwelt, entwirft selbst Regie-Ideen ("Wilhelm II als Wotan"), wird seinerseits angebaggert von der Sängerin der Fricka, und so schürzt sich allmählich der Knoten, bis ein vertauschter Taktstock zu einem Unfall und fast in die Katastrophe führt.

Auch die Gegenspielerin Barenboims auf der Politikerseite bleibt lange Zeit ein Phantom, obschon sie auf dem Cover des Romans abgebildet ist. Man sieht sie von hinten, einen roten Teppich hinuntersteigend: Kanzlerin Christina Böckler alias Angela Merkel.

Sollte es sich also um einen Schlüsselroman handeln? Falls ja, dann bleibt bis zum bitteren, offenen Ende unklar, wozu hier eigentlich der Schlüssel geliefert werden soll. Es gibt keine Enthüllungen, nicht einmal in maskierter Form. Was Herles so en détail aus der Welt der Politik und aus der Welt der Musik zu berichten weiß, zeugt zwar von einer feinen Kenntnis der Gepflogenheiten und jüngsten Geschehnisse, er serviert seine Bosheiten mit Eleganz und Scharfsinn. Doch es gibt nichts, das hinausginge über den üblichen Gossip.

Besonders schön sind die gruseligen kleinen Wahrheiten über den Alltag im Gefühlskraftwerk Oper, die normalerweise nicht in den Zeitungen stehen: "Wien, La Sonnambula. Er saß leider zwischen zwei Männern von mindestens zehn, zwölf Jahren und ebenso vielen Kilo mehr in den Sitz gedrückt als er, die von beiden Seiten seine Armlehnen beanspruchten. Stein mochte sie nicht riechen, atmete flach. Aus ihren geschlossenen Mündern konnte das Gemuffel nicht kommen, also aus den Poren, den Kleidern, den Haaren. Schlecht gereinigte alte Männer, faulendes Fleisch in Kammgarnanzügen."

Noch schlechter weg kommt nur die Kanzlerin. Sie ist eine Karikatur, zusammengesetzt aus all den negativen Imagekampagnen, die Merkel schon überstanden hat: konturlos, unentschlossen, vorsichtig, kalt, eine "Maschine, die crushed ice ausspuckt", mit Augen "wie ein Nachtsichtgerät". Allerdings lernt der Leser diesen Drachen nur kennen durch die Brille des beleidigten Ex-Mitarbeiters Stein, und er weiß längst, dass von dessen Urteil nicht viel zu halten ist.

Erst im letzten Drittel der Geschichte taucht Kanzlerin Böckler alias Merkel persönlich auf. Leutselig und musikaffin wendet sie sich bei besagtem Galadinner der Dirigentin Maria Bensson zu: zwei verwandte Seelen mit ähnlichen Problemen. Endlich wird das Dirigieren und das Regieren, wie es schon das bewährte Elias-Canetti-Zitat, das Herles dem Roman vorangestellt hatte, in eine zweideutige Engführung gebracht. Es kommt nämlich zu einer intimen Begegnung im Gästezimmer, bei der die beiden Damen Händchen halten, ja kitschigerweise sogar ihre Hände vergleichen. Die Kanzlerin hat kleine Patschhändchen: "Da haben wir also die visionäre und die pragmatische Hand. Die eine ein Instrument der Vernunft, die andere eines der Seele", sagt sie salbungsvoll. Die Dirigentin versucht, ernst zu bleiben. Vermutlich kommt ihr das ziemlich olivgrün vor.

Schlüssellochgucker Stein jedoch wittert sofort die feindliche Lesben-Union. Von da an gibt er den Löffel ab. Stein gibt sich auf, er hat nichts mehr zu sagen, er wird im wahrsten Sinne des Wortes bewusstlos: ein Opfer weiblicher Macht. Und wer weiß, vielleicht stirbt Stein sogar am Ende einen schönen Operntod, zu den letzten triumphalen "Rheingold"-Klängen, beim Einzug der Götter in Walhall: "Was in seinen Ohren dröhnt, könnte Beifall sein."

Vielleicht also doch am Ende ein Schlüsselroman? Ein belletristischer Beitrag zur Debatte um das wegbröckelnde Männlichkeitsbild? Man kann aber natürlich diesen brillant geschriebenen Roman mit all seinen fiesen kleinen ironischen Frechheiten auch einfach nur in einem Rutsch verschlingen, ganz ohne politische Begründung.

ELEONORE BÜNING

Wolfgang Herles: "Die Dirigentin". Fischer-Verlag, 240 Seiten, 18,85 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.08.2011

Adabeis Leiden
Sottisenschleuder: Wolfgang Herles’ Roman „Die Dirigentin“
Worüber würde man einem bekannten Journalisten, sagen wir mit den Gebieten Politik und Kultur, zu schreiben raten, wenn er das dringliche Bedürfnis verspürte, auch noch literarisch tätig zu sein? Richtig: Auf gar keinen Fall über Politik und Kultur.
Denn was schlimmstenfalls dabei herauskäme, ließe sich beispielsweise zu folgendem Romanplot zusammenbauen: In ihrer eiskalten Machtausübung hat eine gewisse Bundeskanzlerin namens Christina Böckler, die auch sonst alle Züge von Angela Merkel trägt, ihren Minister Jakob Stein entlassen. Seitdem taumelt der Kulturliebhaber a. D. vollkommen haltlos zwischen der Mailänder Scala und den Salzburger Festspielen hin und her. Bis er die heiße Dirigentin Maria Bensson kennenlernt, die wiederum an der Berliner Lindenoper das „Rheingold“ probt. Doch je weniger die von ihm wissen will, desto tiefer sinkt Stein zum regelrechten Stalker herab. Eines Tages aber braucht sie ihn doch: Weil der Regisseur des „Rheingold“ nämlich Kritik am Islam oder auch am Kapitalismus – genau versteht das niemand – üben will, indem Wotan bei ihm als Allah oder auch als Mohammed auftritt, kann niemand die Aufführung retten als die höchste Wagnerianerin im Kanzleramt. Also lässt Stein noch einmal seine Kontakte spielen. Mit schrecklichem Ergebnis: Die Dirigentin erweist sich als ebenso lesbisch wie die Kanzlerin und beginnt mit dieser eine Affäre.
Wir lernen: Die Frau schwingt zunehmend gern auch selbst das Stäbchen. Womit die Sache sich erledigt hätte, wenn der Journalist nicht Wolfgang Herles hieße, ein Jahrzehnt lang das Fernsehmagazin „aspekte“ moderiert hätte und bald (ab 16. September) als Redaktionsleiter und Moderator mit der Literatursendung „Das blaue Sofa“ beim ZDF sozusagen amtlich für das Buch zuständig wäre. Dass man seine Bedeutung nicht übersehen kann, dafür sorgt Wolfgang Herles nun im eigenen Roman „Die Dirigentin“ jedenfalls ständig. Da weiß jemand genau um die „gediegene Appetitlichkeit“ in der Confiserie Sprüngli (Zürich) und wie man kürzestfristig einen Tisch bekommt im „Einstein“ in Berlin.
Da veröffentlicht Herles seine ungedruckten Kritiken über reale Opernpremieren und schenkt die Gnade eines – meist durchsichtigen – Pseudonyms nur dort, wo die Sache sonst glatt justiziabel würde. Dass sein Regietheaterregisseur den Spitznamen „SS“ abkriegt, zeigt ungefähr das Niveau. Netrebko, Garanca, Kaufmann und „die junge Prohaska“: Verschont wird nur, was zu berühmt wäre für einen Angriff.
Denn Kultur ist für Herles anscheinend nur eine Gestalt der Distinktion. Weshalb die seitenlangen Musikbeschreibungen aus jenen „zweiten“ Allgemeinplätzen bestehen, die viel schlimmer sind als erste. Hat man zu Wagner, hat da wer gelernt, erst ein ambivalentes Verhältnis gewonnen, darf man ihn so detailliert lieben wie jeder Spießer zuvor. Denn wirklich schlimm müsste es ja hergehen, wo ein Herles sich nicht auskennte: im Theater mit seinen schrecklichen Intrigen! Hinter den Kulissen des politischen Betriebs! Wenn er wirklich auspackte, suggeriert das Buch, kein Stein in dieser Republik stünde morgen noch auf dem anderen. Dabei wird der Leser wohlgemerkt Herles’ Sottisen über die Kanzlerin oder über das Regietheater je nach persönlicher weltanschaulicher Haltung inhaltlich natürlich zutreffend oder amüsant finden dürfen.
Unappetitlich wird die Sache deshalb, weil Herles Literatur als ungeschützten Rahmen für die Fortsetzung des Meinungsjournalismus mit anderen Mitteln, nämlich unter der Gürtellinie, begreift. Solcher Kolportage verfällt die Kritik an der Politik zum Generalressentiment, dass alle Macht böse sei. Man liest nach: Dass Helmut Kohl persönlich Herles von der Leitung des ZDF-Hauptstadtstudios Bonn mobbte, daraus wurde schon 1996 der Roman „Eine blendende Gesellschaft“. Was sich im neuen Buch noch als Selbstironie tarnen will, treibt die klebrige Vertraulichkeit bloß auf ihre larmoyante Spitze. Wer denn schließlich wäre Jakob Stein? Ein wandelnder Minderwertigkeitskomplex, ständig in Sorge, etwas Banales zu sagen, unfähig, Frauen seine Gefühle auszudrücken, ein Möchtegernkünstler, der vor seiner Stereoanlage dirigiert und heimlich Regiekonzepte entwirft? „ . . . nur leider kein Goethe, der aus schmerzendem Inneren eine Marienbader Elegie presst“. Er selbst ja wieder ist’s, nötigt jede Seite zu verstehen: Herles der ewige Adabei, der hineinwill ins „Staatsoperndirigentenbett“; Herles Wagners sabbernder Zwerg Alberich, verdammt zur Macht statt zur Minne, zur Literatursendung statt zum Literatentum; Herles, der sich hier selbst erhöht, indem er sich öffentlich erniedrigt.
Denn „das wahre Leben fängt mit Frauen an“. In die Frau aber geht’s über die Macht oder über die Kunst. Kann die Frau beides selbst, muss sie lesbisch sein. Denn könnte sie den Mann lieben, sie wäre ja doch nur wieder eine Schlampe. Man muss wahrlich nicht frauenbewegt sein, um die zwanghafte Vulgarität, mit der Herles über wirklich jede auftauchende Frauenfigur schreibt, ekelhaft zu finden. „Verzeih mein Seelenstriptease!“, schreibt der Minister eine SMS an die Dirigentin. Nein, Herr Herles, denn, stellen Sie sich so was mal vor, wir haben das alles über Sie überhaupt nie wissen wollen. MICHAEL STALLKNECHT
WOLFGANG HERLES: Die Dirigentin. Roman. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main. 237 Seiten, 18,95 Euro.
Verschont wird in diesem
Buch nur, wer zu berühmt
ist für einen Angriff
Ab dem 16. September wird der Journalist Wolfgang Herles die Literatursendung „Das blaue Sofa“ moderieren. Foto: Svea Pietschmann/ZDF
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Mit Humor und Nonchalance entledigt sich Elisabeth Raether dieser Lektüre, die sie bestimmt dann und wann mit ihrem Schicksal als Literaturkritikerin hadern ließ. Aber was soll's, Wolfgang Herles ist bekannt aus Funk und Fernsehen, und wenn eine solche Person einen Roman schreibt, wird er auch besprochen. Er erzählt die Geschichte eines abgehalfterten Politikers, der sich in eine schöne Dirigentin verliebt - Raether schlägt als Gattungsbezeichnung für diese Art von Literatur "Männerbuch" vor. Leider verzichte Herles dabei aber auf alle Techniken ironischer Brechung, die die Literaturgeschichte zur Verfügung stellt (vielleicht hält er sie in Bezug auf sein alter ego für unangemessen) und kolportiere sein "Auskennertum" bezüglich Wein, Musik und teure Hotels mehr oder weniger eins zu eins, so dass Raether eigentlich immer nur Herles' Miene vor sich sieht, wenn er von seinem Protagonisten erzählt. Sie rächt sich für diese Vision mit dem Verweis auf ein "Frauenbuch". Die Damenwelt träume nämlich nicht von so einem wie Herles, sondern davon, "mit einem erstaunlich empfindsamen bretonischen Fischer in den Sonnenuntergang zu segeln".

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