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Wenn das Fundament eines Hauses bröckelt, reicht es nicht, im Dachgeschoss ein Fitnessstudio einzurichten. Das Fundament einer Gesellschaft sind ihre Kinder. In seinem vehementen Plädoyer zeigt Ulrich Deupmann, wie eine aktive und moderne Bevölkerungspolitik aussehen kann. Eltern sein muss Spaß machen und honoriert werden. Kinder kriegen darf keine Strafe sein. Alle Kinder, gleich welcher Herkunft, brauchen die bestmögliche Ausbildung. Kinder für Deutschland - das ist das wichtigste Projekt für die nächsten zwanzig Jahre.

Produktbeschreibung
Wenn das Fundament eines Hauses bröckelt, reicht es nicht, im Dachgeschoss ein Fitnessstudio einzurichten. Das Fundament einer Gesellschaft sind ihre Kinder.
In seinem vehementen Plädoyer zeigt Ulrich Deupmann, wie eine aktive und moderne Bevölkerungspolitik aussehen kann. Eltern sein muss Spaß machen und honoriert werden. Kinder kriegen darf keine Strafe sein. Alle Kinder, gleich welcher Herkunft, brauchen die bestmögliche Ausbildung.
Kinder für Deutschland - das ist das wichtigste Projekt für die nächsten zwanzig Jahre.

Autorenporträt
Ulrich Deupmann, Jahrgang 1965, studierte Politik, Geschichte und Journalismus in Münster, München und Madrid; seit 1990 Parlamentskorrespondent und Büroleiter für verschiedene Zeitungen und Magazine, u.a. für die "Süddeutsche Zeitung" und den "Spiegel", seit 2003 Leiter des Haupstadtbüros der "Bild am Sonntag". Ulrich Deupmann wurde 1994 mit dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.05.2005

Das Kind ist der Vater aller Dinge
Nachwuchs jetzt: Ulrich Deupmanns pädokratisches Manifest

Militante Nichtraucher können einem den Nerv töten. Vegetarier sind auch so ein Fall. Oder Tierschützer. Das Schlimmste daran ist, daß sie allesamt zu 80 Prozent recht haben. Man kann ihnen eigentlich nicht mit gutem Gewissen widersprechen. Gerade deshalb wünscht man sich manchmal lieber einen Gesprächspartner, der nach der Gänseleberpastete seine Zigarre genießt und dazu einen Schnaps zuviel trinkt, als eine Kassandra. Trotzdem hören wir auf sie. Wir rauchen weniger, essen mehr Gemüse und fordern Rußfilter. Wir schämen uns manchmal sogar, weil wir zu selten das Richtige tun.

Das Traktat von Ulrich Deupmann gehört in diese Schublade. Der Autor erklärt uns, was er für das gegenwärtige deutsche Grundübel hält und was wir dagegen unternehmen müssen. Deupmann denkt an Deutschland. Seine Diagnosen und seine Therapievorschläge beziehen sich auf den ganzen Staat. Die Bundesländer sind ihm als selbständig agierende Einheiten zu klein, obwohl er Finnland und Dänemark als Vorbilder hinstellt. Dort gibt es jeweils nicht mehr Einwohner als in Hessen. Gesamtdeutschland soll "zurück an die Spitze der Bildungsnationen gelangen". Wir müssen die "führende Denkfabrik für die ganze Welt" werden. Wieso "Spitze" und "führend"? Warum so chauvinistisch? Das ist wohl nur Rhetorik. Deupmann geht es um den Wohlstand für alle à la Ludwig Erhard. Der Laden soll brummen, damit jedermann sein gutes Auskommen hat. Ob wir damit auf Platz eins oder auf Platz 17 liegen, ist dann hoffentlich nur von sekundärer Bedeutung.

"Macht Kinder!": So sieht der bunte Titel auf dem Umschlag auf den ersten Blick aus. Wenn wir diesem Befehl folgen und die Brille absetzen, entdecken wir vielleicht nie, daß das Buch "Die Macht der Kinder!" heißt. Es müßte "Die Macht den Kindern!" heißen, aber dann wäre das Spiel mit der Typographie nicht möglich. Die Botschaft des Propheten ist zweiteilig, sie ist quantitativ und qualitativ. Erstens müssen wir Deutschen in Zukunft mehr Kinder machen. Zweitens müssen wir alle Kinder, die zusätzlichen und die anderen, die deutschen und die zugewanderten, die armen und die reichen, in den ersten zehn Jahren ihres Lebens optimal ausbilden.

Zur Zahl der Kinder: Bei uns hat eine Frau im Durchschnitt 1,3 Kinder. Akademikerinnen kommen auf 1,1, und es sind naturgemäß nicht die schlechtesten Gene, die da verlorengehen. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung steigt. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, werden wir in einigen Jahren wieder einen Arbeitskräftemangel haben. Das bedeutet aber keine wirtschaftliche Erholung. Statt vieler Arbeitsloser gibt es dann viele zusätzliche Rentner. Der Rentenbeginn mit siebenundsechzig ist nicht die Schnapsidee weltfremder Politiker. Es wird genug Arbeit für die Alten geben, aber nicht genug Geld für Rentenzahlungen. Wenn wir diesen Effekt abmindern wollen, bleibt uns nichts übrig, als die Geburtenrate zu erhöhen. Daß das möglich ist, beweisen Länder wie Frankreich und die Vereinigten Staaten mit jeweils etwa zwei Kindern pro Frau. Ein positiver Effekt wird sich erst in Jahrzehnten einstellen, wenn unsere zusätzlichen Nachkommen in das Arbeitsleben eintreten.

Wie können wir die Geburtenzahlen steigern? Hier schildert Deupmann, was andere nord- und westeuropäische Länder in dieser Hinsicht unternehmen, und gibt konkrete Empfehlungen. Der Elternteil, der das Kind hauptsächlich aufzieht (also de facto meistens die Mutter), muß die Möglichkeit haben, ungehindert seinen gewählten Beruf zu lernen und auszuüben. Das gilt besonders für höher qualifizierte Mütter und für Studentinnen, die diese höhere Qualifikation erst anstreben. Dazu brauchen wir viele Kinderkrippen sowie Ganztagsplätze an den Kindergärten und Schulen. Weiterhin sollte es finanzielle Anreize für das Elterndasein geben. Davon darf man die gutverdienenden Eltern nicht ausnehmen. Gerade ihre Kinder sind als künftige Steuer- und Sozialversicherungszahler nötig. Im Durchschnitt bekommen wir in Deutschland aus finanziellen und anderen Gründen weniger Nachwuchs, als wir uns laut Umfragen wünschen. Daran sieht man, daß sich eine konsequente Bevölkerungspolitik demokratisch legitimieren läßt.

Wenn man den Eltern direkt oder indirekt Geld geben will, muß man es den Nichteltern wegnehmen. Die vage Hoffnung auf bessere Zeiten in zwanzig oder dreißig Jahren ist alles, was man als Ausgleich dafür bieten kann. Ein gutverdienender Kinderloser wird sich nicht freuen, wenn er mehr Steuern zahlen muß. (Dafür braucht er kein schlechtes Gewissen wegen seiner Kinderlosigkeit zu haben. Er bezahlt schließlich andere fürs Kinderkriegen.)

Worauf Deupmann verzichtet, ist eine Diskussion der wünschenswerten Bevölkerungsgröße. Man hat den Eindruck, daß er zu sehr dem Prinzip "big is beautiful" huldigt. An einer Stelle schreibt er, daß die Franzosen im neunzehnten Jahrhundert ein Bevölkerungswachstum von 31 auf "nur" 40 Millionen "beklagten". Dabei ist ja a priori nichts Negatives daran, wenn die Einwohnerzahlen langsam wachsen oder abnehmen. Man denke nur daran, wie schnell die Rohstoffvorräte zur Neige gehen. Weniger Menschen verbrauchen weniger Heizöl. Einen gewissen Rückgang der Bevölkerung können wir durch die gesteigerte Produktivität sicher kompensieren. Das Problem dürfte darin bestehen, daß wir zu schnell schrumpfen. Zu diesem Thema würde man in dem Buch gerne auch etwas lesen.

Stabile Bevölkerungszahlen sind keine Garantie für ein ökonomisches Wohlergehen. Deshalb kommt zur Quantität noch die Qualität ins Spiel: Alle Kinder müssen optimal ausgebildet werden. Nur so läßt sich unser Wohlstand retten. In den ersten zehn Lebensjahren werden die Weichen für unser Dasein gestellt. Deshalb sollten wir unsere Ausgaben für die Kindergärten und die Grundschulen verdoppeln. Vor allem das Potential des sozial schwachen Bevölkerungsdrittels können wir anders nicht ausschöpfen.

Ein besonderes Problem bilden die Kinder der Immigranten. Sie sind nicht dümmer als die deutschen Kinder, aber sie scheitern oft an mangelnden Kenntnissen der deutschen Sprache und an nicht ausreichender häuslicher Unterstützung. Wer daheim türkisch redet und viele Stunden am Tag türkischsprachige Fernsehsendungen anschaut, ist fast zwangsläufig in der deutschen Schule weniger erfolgreich. Er oder sie wird es nie zum Ingenieur bringen, der das Bruttoinlandsprodukt steigert. Das ist Deupmanns Forderung: Jeder Einwohner Deutschlands, der das Zeug zum Akademiker hat, muß das auch werden, und zwar nach Schema F auf dem ersten Bildungsweg. Wenn man von dieser Prämisse ausgeht, dann ist der Weg zu den höheren Weihen vorgegeben. Er beginnt mit einem Pflichtkindergarten, in dem jedes Kind von gut qualifizierten Erzieherinnen ausreichende Kenntnisse in der deutschen Sprache vermittelt bekommt. Die Schulen sind Ganztagsschulen, damit die Mütter ihren Beruf ausüben können. Alle Kinder werden möglichst lange zusammen unterrichtet, damit jedes eine Chance auf die weiterführende Schule hat. Die Universitäten führen stromlinienförmige und anwendungsnahe Masterstudiengänge ein.

Das alles klingt leider sehr nach der brutalen alten Methode des Prokrustes. Ist das nicht eine traurige Welt, in der wir nur dann unseren Wohlstand sichern können, wenn wir alle zwangsweise zum Heinzelmann ausgebildet werden? In diesem Modell ist zuwenig Platz für die persönliche Entscheidung. Deupmann schwärmt wiederholt von den Verhältnissen in der weiland DDR. Damit hat er nicht ganz unrecht, aber auch nicht ganz recht. Vielleicht kann man seine sinnvollen Ziele ja auch mit mehr Zuckerbrot und weniger Peitsche, mit mehr Markt- und weniger Planwirtschaft erreichen. Muß man das Schulsystem wirklich nur nach den Erfordernissen der künftigen Studenten ausrichten? Ist in unserer Gesellschaft nicht auch Platz für die Nur-Hausfrau, die ihre sieben Kinder ohne Kindergarten großziehen will? Dafür kann es dann eine andere Frau geben, die keine Kinder will und dafür nach dem Physiknobelpreis strebt. Was zählt, ist letzten Endes der statistische Durchschnitt.

Aber stellen wir uns einmal vor, Deupmanns Vorschläge würden zur Hälfte verwirklicht. Das wäre eine deutliche Verbesserung. Der Status quo ist ja auch nicht zufriedenstellend. Aber das Pendel muß jetzt nicht unbedingt weit in die entgegengesetzte Richtung ausschlagen. Unsere Kinder müssen nicht alle Designer, Gentechniker oder Systemprogrammierer werden. Ein paar Schäfer, Gemüsehändler und Schlangenbeschwörer brauchen wir auch. Wenn die Arbeitslosigkeit - wie Deupmann vorhersagt - zurückgehen wird, dann gibt es wieder mehr Chancen für Quereinsteiger, Spätberufene und Abendschüler. Vieles wird sich von selbst erledigen, wenn wir die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen haben. Vielleicht können wir von den Finnen und Dänen da einiges lernen. Deupmann sagt uns, worauf wir dabei achten müssen, um damit langfristig Erfolg zu haben.

ERNST HORST

Ulrich Deupmann: "Die Macht der Kinder". S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2005. 237 S., geb., 16,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.07.2005

Viel hilft manchmal wenig
Ein Plädoyer für eine bessere Familienpolitik
Die Bundesrepublik gibt jährlich 150 Milliarden Euro für Familien aus. Doch viel hilft in diesem Fall wenig: Kindergärten halten Bildung teilweise für unwichtig und verpassen die wichtigen ersten Lernjahre. Schulen schaffen es nicht, Kinder aus ausländischen Familien und aus der Unterschicht angemessen zu fördern. Paare wünschen sich zwar Kinder, doch die deutsche Geburtenrate verharrt auf niedrigstem Niveau.
Der Journalist Ulrich Deupmann streitet daher für Korrekturen der Familienpolitik. Sein hervorragendes Plädoyer begründet er vor allem mit der demografischen Entwicklung: Nur wenn es mehr Geburten gebe, könne die Vergreisung des Landes mit ihren ökonomischen Folgen gebremst werden. Die Stärke des Buches ist, dass Deupmann daraus zwei Argumente entwickelt, die selten gemeinsam betrachtet werden: Zum einen müsse die Situation der Familien verbessert werden, sodass sie ihre Kinderwünsche realisieren können - durch bessere Kinderbetreuung und veränderte finanzielle Förderung nach skandinavischem Vorbild. Zum anderen, so der ehemalige SZ-Journalist, der heute das Berliner Büro der Bild am Sonntag leitet, müsse die Bundesrepublik auch Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern in Kindergärten und in den ersten Schuljahren besser unterstützen. Nur so hätten sie später als qualifizierte Arbeitskräfte eine Chance.
Der Autor liefert, gestützt auf die wichtigsten Untersuchungen der vergangenen Jahre, eine detaillierte Analyse des familien- und bildungspolitischen Systems. Er appelliert nicht an Eltern, sondern an Politiker aller Parteien. Folgerichtig mündet sein Buch in einen „10-Punkte-Plan für die Kinderrepublik Deutschland”. Etwas rätselhaft bleibt Deupmanns Optimismus. Er skizziert kenntnisreich, dass der Bund zu den Rentenkassen Milliardenbeträge zuschießt, neben denen die Ausgaben für Kinderkrippen und Kindergärten lächerlich wirken. Auch föderalistische Selbstblockaden beschreibt Deupmann anschaulich - und doch scheint er zu hoffen, dass sich das System grundlegend verbessern lässt. Diese erstaunliche Zuversicht - nach einer überzeugend düsteren Gegenwartsbeschreibung - mindert den Wert der Analyse aber nicht.
FELIX BERTH
ULRICH DEUPMANN: Die Macht der Kinder. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2005. 220 Seiten, 16,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Ulrich Deupmanns Plädoyer für eine andere Familien- und Bildungspolitik und eine moderne Bevölkerungspolitik hat Rezensent Warnfried Dettling rundum überzeugt. Ohne eine größere Zahl von Kindern nämlich sei der Wohlstand der Gesellschaft und die Wohlfahrt der Menschen auf Dauer nicht zu halten. Wie der Autor sieht auch Dettling die Zukunftsfähigkeit eines Landes in Gefahr, wenn die Kinder ausbleiben. Wichtig findet er Deupmanns Buch aus drei Gründen: Seine umfassenden Analyse, seine Vorschläge, die auf einen radikalen Umbau der gesamten Gesellschaft zielen, und seine Lösungen, die in die richtige Richtung weisen. Deupmann beschreibt nicht nur die "demografische Zeitbombe", er geht auch das bevölkerungspolitische Erbe des "Dritten Reiches" ein und erörtert Themen wie Bildung für alle und die Bedeutung des Humankapitals für die Wissensgesellschaft. Dettlings Zustimmung findet insbesondere Deupmanns Forderung, Kinder auf der Agenda des Landes ganz nach vorne zu rücken. Sein Resümee: ein "kluges, informatives und auch gut geschriebene Buch".

© Perlentaucher Medien GmbH