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Du erwachst eines Morgens in deinem eigenen Bett, entdeckst beim ersten Blick in den Spiegel einen riesigen Knutschfleck und kannst dich einfach nicht erinnern, wie das passieren konnte. Filmriss!Die 27-jährige Kati Rickenbach erzählt mit Leichtigkeit und Ironie von ihren jungen Protagonisten, die mit Blackouts, Drogen, virtuellen Welten, Liebe und Krankheit zu kämpfen haben. Eine echte Comic-Soap!

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Produktbeschreibung
Du erwachst eines Morgens in deinem eigenen Bett, entdeckst beim ersten Blick in den Spiegel einen riesigen Knutschfleck und kannst dich einfach nicht erinnern, wie das passieren konnte. Filmriss!Die 27-jährige Kati Rickenbach erzählt mit Leichtigkeit und Ironie von ihren jungen Protagonisten, die mit Blackouts, Drogen, virtuellen Welten, Liebe und Krankheit zu kämpfen haben. Eine echte Comic-Soap!
Autorenporträt
Kati Rickenbach, geboren in Basel, zeichnet als Illustratorin am liebsten Comics. Sie lebt in Zürich und arbeitet im STRAPAZIN Atelier.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.07.2007

Gutenachtkuss mit zu viel Spucke
Kindheit, Jugend, Partylärm: Erinnerungsstücke von Anna Sommer und Kati Rickenbach
Schon am ersten Tag im Ferienlager verliebt Anna sich in Marco. Seine Oberlippe ziert ein zarter Schnurrbart, und im Sessellift legt er, als wäre es eine Selbstverständlichkeit, die Arme um ihre Schultern. Fortan ziehen sie Hand in Hand durch die Berge. Wäre da nur nicht der Gutenachtkuss, für den Marco entschieden zu viel Spucke braucht! Anna beklagt sich bei Evelyne – und bereut dies beim nächsten Aufenthalt unter der Dusche: Nachdrücklich zeigt die Freundin ihr, dass sie hofft, in der Abneigung gegen Jungs eine Gleichgesinnte gefunden zu haben.
Die Anekdoten aus Kindheit, Jugend und Beruf, die Anna Sommer in „Die Wahrheit und andere Erfindungen” erzählt, sind alles andere als ungewöhnlich. Wie in den meisten autobiographischen Comics erschließt sich dem Leser keine fremde, aufregende Welt; er findet sich vielmehr in seiner eigenen Mittelmäßigkeit, seinen kleinen Hoffnungen und Enttäuschungen gespiegelt. Und wie es zu diesem Genre gehört, verzichtet die Autorin auch nicht auf die halb spielerische, halb rituelle Herabsetzung der eigenen Person. Ihr besonderes Augenmerk gilt peinlichen Vorfällen, solchen, die man gerne vergäße, hafteten sie nicht im Gedächtnis wie mit kleinen Widerhaken fest.
Schrift und Bild hält Sommer zumeist säuberlich getrennt. Wie etwa bei Wilhelm Busch ist es hier möglich, allein den Text zu lesen; er enthält, wenn auch in sehr lakonischer Weise, alle wichtigen Informationen. Die Zeichnungen haben eine dienende, illustrative Funktion: Sie sind stets gleich groß, flächig und bestehen überwiegend aus Kontur. Dynamische Kompositionen spielen keine Rolle, weder was die einzelnen Bilder noch was deren Anordnung angeht. Gerade diese Reduktion hat aber ihren Reiz. In seinem fast mechanischen Aneinanderreihen von Erinnerungsstücken wirkt „Die Wahrheit und andere Erfindungen” wie der selbstironisch-parodistische Gegenentwurf eines Fotoalbums oder einer Diasammlung.
Ein dunkler Ton
In „Filmriss” von Kati Rickenbach erwacht Lela an einem Sonntagmorgen mit schwerem Kopf. Entsetzt stellt sie fest, dass auf ihrer rechten Schulter ein riesiger Knutschfleck prangt. Wer ist dafür verantwortlich? Seit sie auf einer Einladung sehr viel getrunken und wild getanzt hat, kann sie sich an nichts mehr erinnern. Sie ruft Nina an, mit der sie unterwegs war, aber diese hat selbst Probleme: Mit Johannes, den sie beim Speed dating kennengelernt hat, läuft es nicht mehr so recht; außerdem will ihr seit letzter Nacht nicht mehr der attraktive Joern aus dem Kopf gehen.
Auch Kati Rickenbach arbeitet mit einer sehr statischen Seitenaufteilung, bevorzugt aber, manchmal in diskreter Nachfolge des großen Zeichners José Muñoz, Nah- und Großaufnahmen ihrer Figuren, deren lebhafte Mimik und Gestik die kleinformatigen Panels fast zu sprengen drohen. Anders als Sommer, die strikt linear vorgeht, enthüllt sie in mehreren Rückblenden nach und nach die Hintergründe der Gegenwartshandlung. Und es bleibt nicht allein bei dem Liebesdurcheinander der jungen Paarungswilligen. Deren Wege durch die Stadt verknüpfen sich vielmehr mit einem Mann mittleren Alters, der sich anfangs als Psychologe ausgibt, in Wahrheit aber wohl ein entflohener Psychiatriepatient ist. In den Partylärm mischt sich ein dunklerer Ton, eine Ahnung von tieferer Gefährdung: Ich-Zerfall statt passagerer Amnesie. So sorgfältig die Autorin sonst konstruiert, hier lässt sie absichtsvoll manches offen – eine Anstachelung zur zweiten Lektüre, kaum dass man dieses starke Debüt beendet hat.
Anna Sommer und Kati Rickenbach stammen aus der Schweiz. Als Sommer vor elf Jahren „Damen Dramen”, ihr erstes Album, veröffentlichte, waren Comic-Macherinnen im deutschsprachigen Raum seltener als vierblätterige Kleeblätter. Das hat sich inzwischen geändert – auch weil die Ausbildungschancen besser geworden sind: „Filmriss” ist Rickenbachs Abschlussarbeit an der Schule für Gestaltung in Basel. Nach dem Regiestuhl und dem Dirigentenpult ist nun der Zeichentisch keine männliche Domäne mehr; es wurde höchste Zeit!
CHRISTOPH HAAS
ANNA SOMMER: Die Wahrheit und andere Erfindungen. Edition Moderne, Zürich 2007. Schwarzweiß. 64 Seiten, 14,80 Euro.
KATI RICKENBACH: Filmriss. Edition Moderne, Zürich 2007. Zweifarbig. 80 Seiten, 14,80 Euro.
Ein Fall von kurzzeitiger Amnesie: „Filmriss” von Kati Rickenbach Abb.: Edition Moderne
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ein "starkes Debüt" sieht Christoph Haas in Kati Rickenbachs Comic "Filmriss", der von den Irrungen und Wirrungen des Erwachsenwerdens erzählt. Die Geschichte um Lela, die eines Morgens mit schwerem Kopf erwacht und beim Blick in den Spiegel einen riesigen Knutschfleck entdeckt, an dessen Herkunft sie sich nicht erinnern kann, schätzt er als "sorgfältig konstruiert". Wie er verrät, bleibt es nicht beim harmlosen Liebesdurcheinander, denn ein entflohener Psychiatriepatient kommt ins Spiel und in den Partylärm mischt sich ein "dunkler Ton". Dabei enthülle die Autorin in Rückblenden nach und nach die Hintergründe der Gegenwartshandlung. Besonders gefallen haben Haas die Zeichnungen Rickenbachs, vor allem die Nah- und Großaufnahmen der Figuren mit ihrer "lebhaften Mimik und Gestik", die ihn an den großen Zeichner Jose Munoz erinnern.

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