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Ökoterroristen bedrohen die Welt!
Der Milliardenerbe George Morton kommt einer unglaublichen Verschwörung auf die Spur: Um die Aufmerksamkeit der Medien auf die bevorstehende Klimakonferenz zu lenken, macht die Umweltorganisation NERF gemeinsame Sache mit Ökoterroristen. Diese haben eine weltweite Serie von Naturkatastrophen vorbereitet. Lässt sich das Unheil noch aufhalten?

Produktbeschreibung
Ökoterroristen bedrohen die Welt!

Der Milliardenerbe George Morton kommt einer unglaublichen Verschwörung auf die Spur: Um die Aufmerksamkeit der Medien auf die bevorstehende Klimakonferenz zu lenken, macht die Umweltorganisation NERF gemeinsame Sache mit Ökoterroristen. Diese haben eine weltweite Serie von Naturkatastrophen vorbereitet. Lässt sich das Unheil noch aufhalten?

Autorenporträt
Michael Crichton wurde 1942 in Chicago geboren und studierte in Harvard Medizin. Crichton, der seit Mitte der Sechzigerjahre Romane schrieb, griff immer wieder gekonnt neueste naturwissenschaftliche und technische Forschungen auf. Für die international erfolgreiche Serie "Emergency Room" schrieb er das Drehbuch. Seine Thriller wurden auch als Filme weltweite Erfolge, über siebenundzwanzig Romane und hundert Millionen verkaufte Bücher stehen für sein Werk. Im November 2008 starb Michael Crichton im Alter von 66 Jahren.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.01.2005

Ist die Welt aus dem Gleichgewicht, oder sind wir hysterisch? Ein Pro und Contra über Michael Crichtons neuen Roman „Welt in Angst”
Der unglückliche Positivist
Pro: Michael Crichton erzählt die Geschichte der korrumpierten Empirie
Wenn wir bereits, wie es seit Jahren behauptet wird, im postindustriellen Zeitalter angekommen wären, müssten wir uns nicht über die Erderwärmung unterhalten. Dass die Freiheit der US-amerikanischen Wirtschaft in einem ursächlichen Zusammenhang mit den zerstörerischen Wirkungen der globalen Erwärmung steht, deren Folgen vom Nordpol über den Kilimandscharo bis zum Südpol zu beobachten sind, bezweifelt merkwürdigerweise kaum ein Autor zum Thema. Nicht mal die US-Regierung. Die weigert sich zwar weltmachtbewusst, das Kyoto-Protokoll zu unterschreiben. Sie hat die Verminderung der Produktion von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen aber auch in den Katalog ihrer Absichtserklärungen aufgenommen.
Und jetzt kommt einer und stört den Einklang der Gewissheit mit der Behauptung, das sei alles Humbug. Die Erde werde zwar wärmer, aber ob das ein menschengemachter oder „natürlicher” Prozess sei, lasse sich nicht entscheiden. Der Mann, der das behauptet, ist kein einsamer Demonstrant mit einem selbstgemalten Plakat vor dem Central Park in New York. Es ist Michael Crichton, Bestsellerautor und Erfinder der Möglichkeit der Zucht von lebendigen Dinosauriern, und er verbreitet sein Votum in den USA mit einer Startauflage von zwei Millionen Exemplaren.
„Welt in Angst”, wie der deutsche Titel lautet, kommt aber nicht einfach nur als Wissenschaftsthriller daher. Das Buch enthält ein Nachwort, Fußnoten und zwei Anhänge. In denen Crichton erklärt, warum „politisierte Wissenschaft gefährlich ist” und in einer „kommentierten Bibliografie” seine Quellen und damit auch seinen Gedankengang dem Spurenleser als Schnitzel präsentiert. Er hat ein wirkliches Problem. Er steht vor einem globalisierten Acker und weiß nicht recht, wo er den ersten Spatenstich setzen soll. Außerdem schreibt er aus einem anti-liberalen Affekt heraus. Sein Gegner ist das amerikanische Juste-milieu in Staat, Wissenschaft, Wirtschaft und Naturschutzorganisationen. Also fragt er nach dem Effekt, den die Protagonisten des Just-milieu im Zusammenhang mit der Erderwärmung zuerst hervorbringen. Und findet ihn in der Angst.
Dass es einen Konnex zwischen „ökologischer Kommunikation” (Niklas Luhmann) und der Angst gibt, hat Luhmann bereits 1986 betont und entgegen seiner sonstigen Gewohnheit der Angst „eine große politische und moralische Zukunft” vorausgesagt. „Die Angst kann den Anspruch erheben, allgemein zu sein: volonté générale”, schreibt Luhmann. Der Witz von Luhmanns Kennzeichnung der Angst als volonté générale wird deutlicher, wenn man eine Bestimmung des Philosophen Robert Spaemann dazunimmt: „,Volonté générale‘ ist ja ein ‚rechter‘ Begriff. Er repräsentiert das Erhaltungsprinzip der politischen Einheit des Staates”. Gegen die Angst als Erhaltungsprinzip des Status quo richtet sich Crichton und meint: Bangemachen gilt nicht. Das meint er so ernst, dass er fast seinen Thriller vergisst.
Spektakel für Spenden
Der ist dann auch schnell erzählt. Es beginnt mit einem Paukenschlag, um dessen aktuelle Konnotationen Crichton während des Schreibens noch nicht wissen konnte. In Paris arbeitet ein junger Physikdoktorand an Tsunami-Simulationen. Der junge Mann wird dabei von einer hübschen jungen Frau erst verführt und dann in der Seine versenkt. Dass die Terroristin eher aus einer Modelagentur rekrutiert wurde als aus der Studienstiftung des deutschen Volkes, ist dabei eine Art Kompositionsmuster. Frauen sind in „Welt in Angst” gern „schön” und „hinreißend”. Und so geht es weiter. Man kommt nach London in die „hippe Grafikagentur” Design/Quest, landet in Island, wo sich der Millionär und Umweltschützer George Morton vor einem Gletscher darüber wundert, „dass sich so viele Frauen für Geologie interessieren”. Tun sie allerdings nur bedingt. Hinter den Aktionen steckt ein gewisser Nicholas Drake, Chef der Umweltschutzorganisation NERF. Die hat die Probleme, die große Umweltschutzorganisationen zur Zeit haben. Das Spendenaufkommen geht zurück und ihre Aktionen werden nicht mehr so sehr wahrgenommen.
Also plant Drake ein Spektakel von mörderischen Ausmaßen. Ökoterroristen sollen ein künstliches Seebeben auslösen, in deren Folge ein Tsunami den Küstenbewohnern die verheerenden Folgen der globalen Erwärmung vor Augen führt. Auf dem Weg zurück in die öffentliche Wahrnehmung engagiert Drake aber nicht nur Terroristen. Er fälscht Forschungsergebnisse und bedrängt Wissenschaftler. Man ist Drake aber nicht ganz ausgeliefert. Es gibt da noch Kenner, MIT-Absolvent, „nicht sonderlich groß, aber kräftig, mit massigen Schultern und athletischem Brustkorb”. Typ ehrliche Haut, Geheimagent und Drake auf den Fersen. Man hastet mit den beiden durch die Geschichte, folgt langen Gesprächen über den Wandel der Universitäten in der Informationsgesellschaft und das System der Forschungsfinanzierung, um endlich zum Abspann zu kommen.
Man wird beim Lesen das Gefühl nicht los, dass es Crichton genauso geht. Im Anhang stellt er seine Gedankenlinie vor, die er nicht breit ausmalt, aber immerhin so skizziert, dass man sie nachzeichnen kann. „Wir brauchen eine neue Umweltschutzbewegung mit neuen Zielen und neuen Organisationen. Wir brauchen mehr Menschen, die vor Ort arbeiten, draußen in der Natur, und weniger Menschen hinter Computerbildschirmen. Wir brauchen mehr Wissenschaftler und weniger Anwälte”, lautet sein Credo. Nimmt man das ernst, dann folgt daraus erstens, dass Crichton symbolische Politik nicht mag, und zweitens, dass er keine andere Welterklärung kennt, als die von den Wissenschaften hergestellte.
Und damit wird es schwierig. Denn so naiv, dass er nicht weiß, dass Politik, Technologie und Wissenschaft sich gegenseitig durchdringen, ist er nicht. Also versucht er, den Komplex zu entwirren und benennt einen Gegner, mit dem seiner Meinung nach das Übel in die Ökologie beziehungsweise Biologie kam: Thomas Robert Malthus. Die Vorliebe für den Bevölkerungstheoretiker nennt er „ungesund”. Das ist eine feine Kritik am Denker der Gesundschrumpfung der Menschheit durch die Auslese und Zucht der Gesunden und Besten. Und es ist ein Angriff auf den politischen Darwinismus. Es gibt mittlerweile eine ganze Literatur darüber, welche Bedeutung Malthus’ Essay „Über die Bevölkerung” für die Konzeption des „Kampfes ums Dasein” für Darwin hatte. Crichton zieht von Malthus aus eine Linie ins Horrorkabinett der Eugenikforschung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Eugenik ist für Crichton der Inbegriff einer „politisierten Wissenschaft”. Was er dazu in seinem kurzen Statement schreibt, hat es in sich und entzieht sich der ironisierenden Kritik, mit der angelsächsische Zeitungen ihn bedachten.
Eugenik-Forschung hatte Anhänger in allen Lagern, rechts und links, bei Frauenrechtlerinnen, sie wurde von George Bernhard Shaw, Winston Churchill und Woodrow Wilson gleichermaßen geschätzt. Die Rockefeller Foundation unterstützte noch 1939 in Deutschland Eugenikforschungsprojekte auf „höchstem Niveau”. Bei Crichton kann man es nachlesen, und für die Verhältnisse in Deutschland hat er die beste Quelle, die man haben kann: Ute Deichmanns Standardwerk „Biologen unter Hitler”. Crichton dient Deichmanns Studie als Argument gegen die oft unterstellte unabhängige Wahrheitssuche der Naturwissenschaftler. Deichmann hatte wie selbstverständlich bei den Recherchen zu ihrer Studie nach politischen Weisungen gesucht, die den Wissenschaftlern den Weg in ihre grausamen Versuche wiesen, und keine gefunden. Es gab keine. Die Forscher brauchten keine. Sie lieferten die politisch gewünschten Versuche und Resultate auch ohne Befehl.
Dem Bogen, den Crichton von der Eugenikforschung zum Phänomen der Erderwärmung zieht, muss man nicht folgen. Das verlangt Crichton nicht. Was man aber sehen kann, ist, wie sich eine große Theorie, die der globalen Erwärmung, als Erklärungsschema über Dinge legt, die damit erst mal nichts zu tun haben. Wenn Walforscher sich überlegen, wie sie ihre Forschungsfragen mit der Erderwärmung in Verbindung bringen können, weil es „in dem Topf gerade Geld gibt”, dann kann daraus nicht nur falsches Denken, sondern auch korrumpierte Empirie folgen. Wenn unter dem Vorwand der eventuell bald einsetzenden Verknappung fossiler Brennstoffe wie Erdöl die Atomenergie als „saubere Energie” ins Bewusstsein zurückgeschrieben wird, dann finden sich in Crichtons Bibliografie Hinweise auf diesen Unfug.
Es gibt nämlich ein Übertragungsproblem von Theorien auf Gegenstände, für die sie nicht gemacht sind. Mit dem von Robert Aunger herausgegebenen Band „Darwinizing Culture” zitiert Crichton eines der Bücher, in dem in wünschenswert klarer Form an einigen Fallbeispielen die Darwinisierung der Kultur durchgespielt wird. Umgekehrt verfährt Crichton in seiner Kritik der Ökologie. Es gibt kein ökologisches Gleichgewicht, sagt er und liefert ein paar Quellen, die das verdeutlichen. Eine Wissenschaft aber, die von idealisierenden Prämissen ausgeht, liefert auch an Eliteuniversitäten keine exakte Beschreibung der Verhältnisse.
Im Unterschied zu dem Eindruck eines älteren weisen Mannes, den soviel nicht mehr in seinem Glück erschüttern kann, den Crichton öffentlich gern von sich gibt, sind Anhang und Bibliografie hochgradig nervös infiziert. Sie zeichnen das Bild eines unglücklichen Positivisten.
CORD RIECHELMANN
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.03.2005

Wird schon nichts passieren
Blondes Umweltgift: Michael Crichtons Katastrophenthriller / Von Joachim Müller-Jung

Mitten in der Nacht in einem französischen Labor für Wellenmechanik kommt ein argloser Physikdoktorand einer exotischen Schönheit näher und muß genauso unverhofft, wie er sich seinen Träumen hingibt, sein Leben dafür hergeben. Etwa zur gleichen Zeit füllen an verschiedenen Orten der Welt diverse Gruppen von bis dahin noch gesichtslosen Ökokriegern ihre Waffenarsenale, um die Welt in eine furchtbare Apokalypse zu steuern: Sie rüsten sich mit modernster Bergbau- und Tiefseetechnik aus, mit deren Hilfe sie die Küste Kaliforniens unter verheerenden Tsunamiwellen begraben wollen, sie setzen Brigaden in Gang, die in der Antarktis Eisberge absprengen, schmelzen und tödliche Blitze mit Fangleinen aus den Wolken angeln sollen. Und das alles nur, um auf eine Klimaschutzkonferenz aufmerksam zu machen, deren schicksalhafte Bedeutung in den Augen der Ökobanditen nicht genügend gewürdigt wird. Eine Verschwörung der Gutmenschen. Das alles versucht der Geheimdienstmitarbeiter Kenner zu unterbinden, zusammen mit dem Milliardär Morton, der sich schon lange fragt, was die Umweltschützer eigentlich mit seinen Millionen anfangen, dessen Anwalt sowie einer blonden Schönheit. Eine Geschichte, die für einen Thriller allemal genug Spannung liefern würde - zumal wenn Michael Crichton, der ungekrönte König des Wissenschaftskrimis, die Puppen tanzen läßt.

Aber Crichtons Figuren bleiben diesmal seltsam blaß. Der Autor des Dinosaurierspektakels im Jurassic Park und der angriffslustigen Nanoorganismen, die in Hollywood mächtig Beute machten und die Leinwand so schnell eroberten wie die Bestsellerlisten, hat sich auf ein ungewöhnliches literarisches Experiment eingelassen: Er hat den Roman als Rahmenhandlung für seine wissenschaftskritischen Moralinjurien eingesetzt. Verkehrte Welt. Auf sechshundert Seiten mit einem Nachwort und zwei Anhängen, wovon einer darüber handelt, "warum politisierte Wissenschaft gefährlich ist", präsentiert Crichton das Ergebnis seiner dreijährigen Recherchen zum Thema Klimawandel. Seine niederschmetternde Erkenntnis: Die vermeintlich ehrenwerte Klimaforschung ist in Wahrheit von knallharten Interessen geleitet, niemand könne schlüssig beweisen, daß die Erderwärmung letztlich vom Menschen verursacht sei und zu dem desaströsen Ende führen werde, das in den Szenarien der Wissenschaft und Klimapolitik ausgemalt wird.

Immer wieder läßt Crichton seine Protagonisten, allen voran Geheimdienstmann Kenner, der die Erkenntnisse seines "Instituts für Risikoanalysen" stets wortreich preisgibt, die unpopuläre Botschaft verbreiten. Er schreckt weder vor der Abbildung spröder Klimadiagramme zurück noch vor philosophischen Untertönen, wenn er etwa den Milliardär Morton dozieren läßt: "Wißt ihr eigentlich, meine Freunde, daß wir mehr über den Mond wissen als über die Ozeane der Erde? Aber wie Montaigne vor vierhundert Jahren sagte: Von nichts sind wir fester überzeugt als von dem, worüber wir am wenigsten Bescheid wissen."

Crichton moniert die hysterisierte Gesellschaft. Er, der ironischerweise selbst mit seinen fiktiven bunten Kreaturen manche Hysterisierung befördert hat, verzweifelt jetzt an der überbordenden Phantasie, die mit den Computermodellen der Klimaforschung in die Welt und die Köpfe gekommen ist. Dabei ist seine Grundthese zwar nicht neu und originell, aber durchaus eine Diskussion wert. Denn in der Wissenschaft selbst, weniger in ihrer Darstellung nach draußen, sind die Unsicherheiten, die insbesondere mit der Prognose des Weltklimas verbunden sind, ja keineswegs ein Tabu. In dieser Hinsicht ist Crichtons Fundamentalkritik an einer vermeintlichen "Konsenswissenschaft" alles andere als eine "neokonservative Absurdität", wie es seit der ersten Veröffentlichung des Romans mitunter zu lesen war. Crichton, der selbst als Mediziner in Harvard ausgebildet wurde, beweist damit vielmehr eine Kritikfähigkeit, deren Unterdrückung auf Dauer eher schädlich als nützlich sein dürfte.

In seinem Roman freilich, in dem das Gutmenschentum auf Kosten der (letztlich unbekannten) Wahrheit eskaliert und bis zur Perversion zu einem "politisch-juristisch-medialen Komplex, kurz PJM" - in Anlehnung an den nicht weniger verhaßten militärisch-industriellen Komplex -, mutiert, überspannt Crichton nicht selten den Bogen. Seine Faktenhuberei, die dem Leser die Fragwürdigkeit der gängigen Klimauntergangsszenarien vor Augen führen soll, gründet nicht selten selbst auf fragwürdigen Quellen oder verdreht die Aussagen derselben, wie es seit Jahren einige unseriöse Skeptiker unter zunehmend schwindender Beteiligung der Öffentlichkeit vormachen. Bösewicht Drake läßt Crichton mitteilen, was ihn selbst zur Weißglut bringt: "Wir befinden uns nämlich, ob wir wollen oder nicht, mitten in einem globalen Krieg: Information gegen Falschinformation."

Die Wissenschaft betreibt scheinbar das Geschäft des Romanciers: Fiktion vermischt sich mit Fakt. Offenbar ist Crichton nicht bereit, diese Anmaßung der ehrenwerten Gelehrtengesellschaft zu schlucken. Wenn Roland Emmerich mit dem Segen der Klimaforscher die Welt im Klimachaos versinken und New York symbolträchtig unter Eis begraben läßt, dann darf die Gegenthese nicht minder phantastisch daherkommen. Allerdings hinterläßt Crichtons Plot einen ganz anderen Nachgeschmack im ökologisch sensiblen Gemüt des durchschnittlichen Westeuropäers. Denn in der Botschaft des Romans steckt eine Perversion des Naturschutzgedankens, die hierzulande kaum für möglich gehalten wird und, selbst wenn sie in der Fiktion daherkommt, schon fast als ketzerisch gelten muß.

Als literarisches Thema hat das keineswegs triviale Spiel mit der Angst vor dem Weltuntergang durchaus seine Reize, wie nicht zuletzt Frank Schätzing mit seinem "Schwarm" vorgemacht hat. Nur ist es für einen Thriller völlig ungeeignet, wenn es mit jedem Dialog und jeder Figur so moralinsauer daherkommt wie in diesem Fall.

Michael Crichton: "Welt in Angst". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Karl Blessing Verlag, München 2005. 602 S., geb., 24,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Patrick Illinger ist richtig wütend auf Michael Crichton: Nichts als Besserwisserei, Verschwörungstheorie und absichtliche Fehlinformation, weswegen er ganz klar die Contra-Position innerhalb der unentschiedenen SZ-Redaktion übernimmt. Nun ist ein Thriller nicht zur wissenschaftlichen oder politischen Aufklärung, sondern zur Spannung verpflichtet, doch gerade Crichton habe immer beides bestens miteinander verbunden. Im vorliegenden Roman aber hat ihn das Ressentiment gepackt: Ausgerechnet auf die Umweltschützer hat er es abgesehen und konstruiert eine mächtige Klimaforschungslobby, die es mit Schreckensvisionen von bevorstehenden Katastrophen auf die Hirne und Geldbeutel der globalen Gemeinschaft abgesehen hat. Und dabei, schimpft Illinger, wird der "aktuelle Stand des Wissens schlicht negiert, verkehrt und zur Unkenntlichkeit verstümmelt", während die Handlung "zu einem Pausenfüller... verkommt" und die Charaktere so "durchschaubar" wirken, "als hätten sie eine Leuchtschrift auf der Brust". Fazit: Schlecht und unlauter.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Crichton hat ein dringendes Anliegen, und das ist für einen Unterhaltungsschriftsteller immer eine gefährliche Geschäftsgrundlage. Er will beweisen, dass Umweltschützer in erster Linie Ideologen sind und die Fakten nicht akkurat auswerten."
(Der Spiegel)

"Was die Verwandlung von trockenen Fakten in spannende Geschichten angeht, kann keiner Michael Crichton das Wasser reichen."
(Süddeutsche Zeitung)