Nicht lieferbar
Die Grandauers und ihre Zeit - Purucker, Willy
Schade – dieser Artikel ist leider ausverkauft. Sobald wir wissen, ob und wann der Artikel wieder verfügbar ist, informieren wir Sie an dieser Stelle.
  • Audio CD

Als die ersten Folgen "Die Grandauers und ihre Zeit" 1979 im Bayerischen Rundfunk gesendet wurden, war das Echo überwältigend. Eine neue Funkfamilie war geboren, und begeistert verlangte man nach Fortsetzung. Es wurden 28 Folgen - eine grandiose Familiensaga, die nicht nur Hörfunkgeschichte gemacht hat. Auch als Fernsehserie ("Die Löwengrube") hat sie das Publikum begeistert. Willy Purucker erzählt die Familiengeschichte der Grandauers über drei Generationen, vom letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Die historischen Ereignisse des Zeitgeschehens spiegeln…mehr

Produktbeschreibung
Als die ersten Folgen "Die Grandauers und ihre Zeit" 1979 im Bayerischen Rundfunk gesendet wurden, war das Echo überwältigend. Eine neue Funkfamilie war geboren, und begeistert verlangte man nach Fortsetzung. Es wurden 28 Folgen - eine grandiose Familiensaga, die nicht nur Hörfunkgeschichte gemacht hat. Auch als Fernsehserie ("Die Löwengrube") hat sie das Publikum begeistert. Willy Purucker erzählt die Familiengeschichte der Grandauers über drei Generationen, vom letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Die historischen Ereignisse des Zeitgeschehens spiegeln sich im privaten Leben. Es ist die Perspektive des einfachen Mannes, aus der Willy Purucker erzählt, zunächst des Dorfgendarmen Ludwig Grandauer, der an die neu gegründete Kriminaldirektion nach München versetzt wird, später seines Sohnes Benno, der beruflich in die Fußstapfen seines Vaters tritt. Willy Purucker, schreibt Ponkie in der AZ, "weiß um das Ach und Weh der Menschen und wie die sich Ausdruck verschaffen - Er beherrscht die Sprache in ihren Milieunuancen, den dunklen Humor und den hellen Schlitzohrwitz, und wie spannend, wie vergnüglich sich das anhört, ist in der volkstheatralisch artifiziell inszenierten Rundfunkgeschichte 'Die Grandauers' zu erleben."
Autorenporträt
Willy Purucker, geboren 1925 in München, begann seine berufliche Laufbahn 1945 als Zeichner und Karikaturist für die Neue Zeitung, dem Vorläufer der Süddeutschen Zeitung. Sein Feuilletonredakteur war niemand Geringerer als Erich Kästner. In der Folge schrieb er unzählige Hörfunksendungen. Sein Hörspiel "Die Grandauers", die von 1979 bis 1985 im Bayerischen Rundfunk lief, diente als Vorlage für die Fernsehserie "Die Löwengrube", für die er 1991 den Bayerischen Fernsehpreis und 1992 den Adolf-Grimme-Preis in Gold erhielt.
Trackliste
CD 1
1Einquartierung.Oktober-November 1893/Track 100:04:39
2Einquartierung.Oktober-November 1893/Track 200:04:57
3Einquartierung.Oktober-November 1893/Track 300:03:44
4Einquartierung.Oktober-November 1893/Track 400:05:51
5Einquartierung.Oktober-November 1893/Track 500:05:48
6Einquartierung.Oktober-November 1893/Track 600:05:12
7Einquartierung.Oktober-November 1893/Track 700:05:34
8Einquartierung.Oktober-November 1893/Track 800:06:03
9Einquartierung.Oktober-November 1893/Track 900:04:31
CD 2
1Haberfeldtreiben.Winter 1893/94-Frühsommer 1894/Track 100:03:00
2Haberfeldtreiben.Winter 1893/94-Frühsommer 1894/Track 200:01:49
3Haberfeldtreiben.Winter 1893/94-Frühsommer 1894/Track 300:02:29
4Haberfeldtreiben.Winter 1893/94-Frühsommer 1894/Track 400:02:03
5Haberfeldtreiben.Winter 1893/94-Frühsommer 1894/Track 500:02:07
6Haberfeldtreiben.Winter 1893/94-Frühsommer 1894/Track 600:03:06
7Haberfeldtreiben.Winter 1893/94-Frühsommer 1894/Track 700:04:56
8Haberfeldtreiben.Winter 1893/94-Frühsommer 1894/Track 800:03:45
9Haberfeldtreiben.Winter 1893/94-Frühsommer 1894/Track 900:01:29
10Haberfeldtreiben.Winter 1893/94-Frühsommer 1894/Track 1000:02:07
11Haberfeldtreiben.Winter 1893/94-Frühsommer 1894/Track 1100:02:17
12Haberfeldtreiben.Winter 1893/94-Frühsommer 1894/Track 1200:03:26
13Haberfeldtreiben.Winter 1893/94-Frühsommer 1894/Track 1300:03:21
14Haberfeldtreiben.Winter 1893/94-Frühsommer 1894/Track 1400:02:16
15Haberfeldtreiben.Winter 1893/94-Frühsommer 1894/Track 1500:04:10
16Haberfeldtreiben.Winter 1893/94-Frühsommer 1894/Track 1600:02:25
CD 3
1Hochzeit.August 1897/Track 100:06:14
2Hochzeit.August 1897/Track 200:03:25
3Hochzeit.August 1897/Track 300:03:57
4Hochzeit.August 1897/Track 400:02:35
5Hochzeit.August 1897/Track 500:03:20
6Hochzeit.August 1897/Track 600:01:20
7Hochzeit.August 1897/Track 700:04:08
8Hochzeit.August 1897/Track 800:02:14
9Hochzeit.August 1897/Track 900:01:31
10Hochzeit.August 1897/Track 1000:07:27
11Hochzeit.August 1897/Track 1100:02:27
12Hochzeit.August 1897/Track 1200:04:27
13Hochzeit.August 1897/Track 1300:02:02
14Hochzeit.August 1897/Track 1400:01:29
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.11.2007

Das rasende Ende des Industriezeitalters
Das Hörbuch „Die Grandauers” ist ein glänzend besetztes, ausgezeichnetes Unterhaltungsstück mit einer ärgerlichen Auslassung
Aus einer Familiengeschichte 52 Jahre herauszugreifen und binnen 24 Stunden in einem Hörspiel zu erzählen, geteilt in 28 Folgen für den Rundfunk, dieser Herausforderung war der Autor Willy Purucker so gut gewachsen, dass er nach der Sendung der Serie in den Jahren 1979 bis 1985 dieselbe Familie für ihren Fernsehauftritt noch einmal zu erfinden beauftragt wurde.
Im Herbst 1893 beginnt die Geschichte im bayerischen Oberland, wohin der junge Gendarm Ludwig Grandauer geschickt wird, um dem „Haberfeldtreiben” ein Ende zu bereiten: einem Brauch, welcher sittliche Vergehen der Dorfbewohner anprangert, der aber strafbar geworden war. Der Gendarm verliebt sich in die Kellnerin, diese muss wegen ihrer daraus folgenden Schwangerschaft selbst ein Haberfeldtreiben gewärtigen. Der Jüngling bekommt die Heiratserlaubnis erst nach fünf Dienstjahren. Vater und Mutter des Knaben Benno werden dank Schicksal schließlich als Eheleute die Begründer einer verbeamteten Kleinbürgerlichkeit.
Bis hierher und noch viele Jahre weiter verläuft diese von Purucker selbst als Erzähler angenehm begleitete Familiengeschichte kurzweilig, zumal der Gendarm die Karriereleiter hinaufklettert und Kriminaler in der Großstadt München wird. Wir hören von Kriminalfällen, aber auch von Innovationsschüben: Einführung der Skier im Winter 1893/94; die Vision der Verbrechensbekämpfung vom Rade aus, die Einführung des dienstlichen Velocipeds 1896; ein Elternpaar mit nunmehr drei Kindern, das 1902 auf dem Oktoberfest in München das erste „Hippodrom” besucht, wo man für 50 Pfennige fünf Minuten lang im Kreise auf Pferden reiten darf; die Trambahn kommt erstmals; 1905 hören wir von Koch- und Leuchtgas und den kleinen Adolf Grandauer ein Gedicht auf den Prinzregenten aufsagen; 1910 sorgt der Fotografenlehrling Benno für einen Skandal mit Nacktfotos; erste Autos rollen, Grammophone krächzen. Gesprochen wird nach bayerischer Mundart: anfangs noch recht stark, vor allem auf dem Lande, abgemildert später in München.
Eine Hörertäuschung
Die Unterhaltung wird außerdem getragen von familiären Ereignissen und von der Tätigkeit Grandauers, der sich bis in die Mordkommission hinaufdient, sowie von regionalen Ereignissen der Zeitgeschichte. So wird Mutter Agnes wie viele Tausend Bayern im Jahre 1912 von der Tuberkulose hinweggerafft.
1920 zeigt die Startmusik den Generationswechsel an. Nach dem Tod der Alten bleiben die Schauspieler Karl Obermayr und Ilse Neubauer dem Hörer als Träger von gemütvollem Wohlklang indes als nächste Generation erhalten. Und Benno Grandauer, die neue Hauptfigur, steigt über Vaters Fußstapfen hinaus bis zum Oberkommissär auf.
1923 betritt Sarah Kampensi die Spielbühne in Gestalt der Schwägerin des Kriminalen Benno, eine Berlinerin, die sich für ihre jüdischen Wurzeln kaum noch interessiert. Bis hierhin ist das Hörspiel ein ausgezeichnetes Unterhaltungsstück, das dem Hörer vor allem die Rasanz des Industriezeitalters verdeutlicht. Aber von der Handlung ab 1933 wird sowohl das Stück selbst als auch seine Rezeption zum Ärgernis. Den Überschwang in den lobenden Rezensionen teilt man gern, wenn es um die mit hervorragenden Schauspielern besetzten Figuren Puruckers geht. Aber dass Purucker Verfolgung und Mord der europäischen Juden unter den Tisch fallen lässt und der Bayerische Rundfunk ihn aufzuklauben bis heute nicht der Mühe wert erachtet – ist das Hörerverdummung aus Kalkül oder aus Unwissen?
Ein hoher Polizeibeamter hat vor Jahrzehnten die Genauigkeit von Puruckers Recherche gelobt. Aber in scheinbarer Arglosigkeit stützt das Hörspiel die Lüge, dass der deutsche Bürger, Polizei eingeschlossen, nichts geahnt hat vom millionenfachen Mord. Wie sonst soll man es verstehen, wenn den Juden zwischen 1933 und 1945 in diesem sonst allerlei technische, medizinische, soziale und politische Erscheinungen aufnehmenden Hörspiel nicht viel mehr zustößt als zwar widerwärtige, aber doch nur Belästigung? Das KZ Dachau bei München wird zwar erwähnt, aber bloß als Strafanstalt mit üblem Ruf. Entweder hat Purucker eben nicht recherchiert oder täuscht den Hörer bewusst. Es kann 1933 keinen Oberkommissär der Mordkommission gegeben haben, der nicht von den Ermittlungen der Münchener Staatsanwaltschaft wegen Erschießung von Gefangenen gehört hat: Im März 1933 wurden die ersten Dachauer Häftlinge im fix aufgebauten Lager noch von der bayerischen Landespolizei bewacht; am 11. April kam die SS dazu; am 12. April gab es die ersten drei Morde.
Im Mai 1933 übernahm die SS das Lager selbständig, im Juni leitete die Staatsanwaltschaft München Ermittlungen wegen Gefangenenerschießungen ein, welche nach einigen Monaten durch Anordnung von oben eingestellt wurden – jetzt war das KZ Dachau ein rechtsfreier Raum. 1938 wurden über 10 000 jüdische Männer aus Deutschland und Österreich ins Lager verschleppt. 1942 begannen die Transporte zur Vergasung nach Schloss Hartheim bei Linz und die medizinischen Experimente. All das soll den braven bayerischen Beamten, zumal dem nazi-skeptischen Benno Grandauer und seinem ebenso kritischen Chef in den zwölf Jahren nicht zu Ohren gekommen sein? Und, noch abwegiger: Darüber soll in einer jüdischen Familie kein Wort gesprochen worden sein? Sarahs Vater, ein Berliner Huthändler, war zwar von der Pogromnacht 1938 betroffen, verlor Vermögen und Wohnung, im Hörspiel brennt auch eine Münchener Synagoge, aber die Ströme von Blut, die durch das 3. Reich geflossen sind, umlaufen Puruckers Handlungsraum weiträumig.
Auch der Antje-Kunstmann-Verlag hielt es im ausführlichen Begleitheft nicht für nötig, das Fehlen des Holocaust zu kommentieren. Spaßig enden Krieg und Hörspiel: Als Amerikaner den Oberkommissar Grandauer in seinem Münchener Büro festnehmen, erklärt er ihnen ängstlich, die Heizplatte fürs Teewasser müsse noch ausgeschaltet werden, und ironisch bedankt sich der Sieger: „Wir sind Ihnen sehr dankbar, dass sie dazu beigetragen haben, das Schlimmste zu verhüten.” MARTIN Z. SCHRÖDER
WILLY PURUCKER: Die Grandauers und ihre Zeit. Eine Familiengeschichte. Hörspiel. Mit Willy Purucker, Karl Obermayr, Ilse Neubauer, Gustl Bayrhammer u.v.a. 1483 min., Verlag Antje Kunstmann, München 2007, 28 CD, 98 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Einen zwiespältigen Eindruck hat dieses zwischen 1979 und 1985 in 28 Folgen vom Bayrischen Rundfunk mit großen Erfolg ausgestrahlte und nun auf 28 CDs vorliegende Hörspiel über die Geschichte der Familie Grandauer bei Rezensent Martin Z. Schröder hinterlassen. Zwar würdigt er diese die Zeit zwischen 1893 und 1945 umfassende Familiensaga als ein "ausgezeichnetes Unterhaltungsstück". Auch die hervorragende Besetzung und das zeitgeschichtliche und kulturgeschichtliche Kolorit scheinen ihm höchst lobenswert. Zumindest bis 1933. Ab diesem Zeitpunkt nämlich kann sich Schröder über die Handlung des Stücks sowie über seine Rezeption nur noch ärgern. So hält er dem Autor Willy Purucker vor, die Verfolgung und Ermordung der Juden praktisch wegzulassen, und dem Bayrischen Rundfunk, dies einfach so hingenommen zu haben. Für ihn ein Fall von "Hörerverdummung", wahlweise aus "Kalkül" oder aus "Unwissen". Schröder legt in diesem Zusammenhang unter anderem dar, dass es 1933 in München keinen Kriminalbeamten - eine der Hauptfiguren ist der Nazi-Skeptiker und Kriminalkommisar Benno Grandauer - gegeben haben kann, der nichts von den Vorgängen im nahen Konzentrationslager Dachau wusste.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.03.2015

Was tun ?

Rechtzeitig Vorbereitungen für die Ostertage treffen, und dann ausreichend Hörzeit einplanen. Achtundzwanzig CDs mit einer Laufzeit von knapp fünfundzwanzig Stunden liegen vor einem, wenn man sich für Willy Purucker und seine Familiengeschichte "Die Grandauers und ihre Zeit" (Verlag Antje Kunstmann, 49,95 [Euro]) entscheidet. Die von 1980 bis 1985 im Bayerischen Hörfunk gesendete Reihe ist ein Genuss: Puruckers Tod Anfang Februar hat daran erinnert, dass dessen Meisterwerk gerade dabei war, in Vergessenheit zu geraten, denn sein Hörspiel, das später unter dem Titel "Löwengrube" als Fernsehserie Furore machte, war ausverkauft. Eilends hat der Verlag nachpressen lassen, so dass man nun wieder dem Schicksal der kleinbürgerlichen Polizistenfamilie vom Oktober 1893 bis zum Kriegsende im April 1945 folgen kann. Und wie schnell schlägt einen diese Erzählung in ihren Bann; auch Hörer, die nördlich der Mainlinie sozialisiert wurden, kommen mit dem in den ersten, ländlichen Folgen breiten Dialekt zurecht; spätestens wenn Benno Grandauer als Kriminalpolizist in die kleine Großstadt versetzt wird, klingt das alles gepflegt Münchnerisch, aber eben in allen Schattierungen der Milieus.

Die Sprecher sind von feinster Güte. Karl Obermayr in einer Doppelrolle als Vater wie Sohn Grandauer - ein sturer, sich nichts gönnender Pflichterfüller, der sich indes auf seinen moralischen Kompass verlassen kann. Was für den Großteil der Familie gilt, die mit Ausnahme des Bruders (Gerd Anthoff als ölig-gewinnender Weltanschauungsprediger) keine Sympathie für Hitler entwickelt. Ilse Neubauer, bis heute flächendeckend im BR-Einsatz, brilliert hier als Inflationsverliererin, die nach unten heiratet und dort über sich hinauswächst. Elmar Wepper, Gustl Bayrhammer, Toni Berger, Franziska Stömmer und nicht zuletzt Purucker selbst als Erzähler malen ein Panorama von der gar nicht nur guten alten Prinzregentenzeit bis in die schlechte neue Nazizeit, das allen, die einen Hauch von Zuneigung für München verspüren, den gar nicht glamourösen Wesenskern dieser Stadt freilegen wird.

HANNES HINTERMEIER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr