Marktplatzangebote
13 Angebote ab € 2,00 €
  • Buch mit Leinen-Einband

1 Kundenbewertung

In der Zerrissenheit des Islamismus liegt seine größte Gefahr
Al Qaida und die Taliban, Hisbollah und Hamas, Syrien und Iran - sie alle bedrohen den Westen. Es wäre allerdings ein gefährlicher Irrtum, diese Kräfte für einen geschlossenen, starken Feind zu halten. Denn durch die islamische Welt geht vielmehr ein tiefer Riss. Doch das ist kein Grund zur Entwarnung, sagt Olivier Roy: Er macht deutlich, dass die eigentliche Gefahr von den Spannungen innerhalb der islamistischen Gruppen ausgeht und zeigt, welche Politik wir ihr entgegensetzen müssen.
Der islamistische Terrorismus stellt eine
…mehr

Produktbeschreibung
In der Zerrissenheit des Islamismus liegt seine größte Gefahr

Al Qaida und die Taliban, Hisbollah und Hamas, Syrien und Iran - sie alle bedrohen den Westen. Es wäre allerdings ein gefährlicher Irrtum, diese Kräfte für einen geschlossenen, starken Feind zu halten. Denn durch die islamische Welt geht vielmehr ein tiefer Riss. Doch das ist kein Grund zur Entwarnung, sagt Olivier Roy: Er macht deutlich, dass die eigentliche Gefahr von den Spannungen innerhalb der islamistischen Gruppen ausgeht und zeigt, welche Politik wir ihr entgegensetzen müssen.

Der islamistische Terrorismus stellt eine weltweite Bedrohung dar. Doch der vom Westen propagierte "Krieg gegen den Terror" ist nicht zu gewinnen. Weder ist der Islam ein einheitliches Gebilde, noch sind geopolitische Militäraktionen eine angemessene Reaktion auf deterritorial agierende Selbstmordattentäter. Um zu bestimmen, wie der Westen künftig mit dieser Gefahr umgehen soll, müssen wir erst einmal danach fragen, wie die regionalen und globalen Kräfteverhältnisse wirklich sind, wer denn eigentlich der Feind ist und wie man ihm wirksam begegnen kann.

In seinem neuen Buch deckt der renommierte Islam- und Terrorismusexperte Olivier Roy die politischen Irrtümer des Westens auf, erklärt klar und anschaulich die innerislamischen Verhältnisse und Spannungen und liefert verblüffende Erkenntnisse über die Organisations- und Funktionsweise der Al Qaida.
Autorenporträt
Olivier Roy ist Forschungsdirektor am Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) und unterrichtet an der Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales und an der Sciences Po in Paris. Er hat zahlreiche Bücher und Aufsätze über den politischen Islam, den islamistischen Terrorismus sowie den Mittleren und Nahen Osten veröffentlicht. Sein Buch "Der islamische Weg nach Westen" (2006) wurde zu einem häufig zitierten Standardwerk. Olivier Roy ist ein weltweit gefragter Islamismus-Experte.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.03.2008

Moral und Ohnmacht
Die von den USA ausgelöste Globalisierung der Bedrohung verhindert eine rationale Strategie gegen den Terror
Die Welt ist nach dem 11. September 2001 nicht sicherer geworden. Und das liegt keinesfalls nur am islamistischen Terrorismus. Olivier Roy, Forschungsdirektor am Pariser Centre National de la Recherche Scientifique, wirft den USA zwei strategische Irrtümer vor: den globalen Feldzug gegen den Terrorismus und die Intervention im Irak. Mit der These vom „Kampf der Kulturen” kann Roy wenig anfangen. Die Konflikte im Nahen Osten seien kaum ideologisch begründet und betreffen vor allem die muslimische Welt selbst, wo sich eine wachsende Kluft zwischen Sunniten und Schiiten öffnet. Eine Konfrontation des Islams mit dem Abendland verweist der Autor ins Reich der Legenden. Er kritisiert aber die „Globalisierung der Bedrohung” durch die Amerikaner, weil sie eine rationale Strategie gegen den Terror verhindere.
Doch der Autor vermeidet eine generelle USA-Schelte. Zwar sei es inzwischen üblich, die Bush-Regierung zu kritisieren, „doch die Ideen der amerikanischen Neokonservativen lagen gewissermaßen in der Luft und seither verwischen sie die Grenzen zwischen Rechts und Links. (. . .) Die Neokonservativen haben den Gedanken bis ins Extrem getrieben, dass die westlichen Werte universell sind und verbreitet werden müssen, notfalls durch direkte Intervention. In diesem Sinne verbindet sie mehr mit einem linken Fortschrittsglauben, der jeden kulturellen Relativismus ablehnt, als mit einer kolonialistischen Einstellung”.
Wer dieses mit viel Empathie geschriebene Buch liest, muss sich von scheinbaren Gewissheiten verabschieden. Die verbreitete Annahme, die Besetzung des Irak auf Ölinteressen zurückzuführen, stellt Roy in Frage. Die Öl-Lobby habe eine Intervention im Irak sogar abgelehnt. Ohnehin entfielen auf das Land nur zwei Prozent der globalen Ölproduktion. Der französische Islam- und Terrorismusexperte sieht die Vorgehensweise im Irak als Teil des amerikanischen Projekts „Großraum Mittlerer Osten”. Dabei führen die USA die islamistische Gewalt auf strukturelle Entwicklungsverzögerungen der arabischen Gesellschaften zurück. Deshalb stand zunächst die Reform der muslimischen Länder im Mittelpunkt der Antiterror-Strategie.
Doch Roy sieht hierin eine ideologische Verzerrung. Die Idee vom „Großraum Mittlerer Osten” übersehe die Bedeutung kultureller Vorstellungen, etwa die nationale Zugehörigkeit oder die religiöse Identität. Die Doktrin, die auf den drei Säulen Zivilgesellschaft, Privatisierung und gute Regierungsführung beruhe, offenbare eine universalistische Grundhaltung mit antikulturalistischen Zügen. Das gelte etwa für das (gutgemeinte) Bemühen um Gleichberechtigung, das bisweilen über das Ziel hinausschieße: „Zum Beispiel fordern die Entwicklungsprogramme in Afghanistan die gleichgewichtige Vertretung von Männern und Frauen in den dörflichen Gremien, die über die Verteilung der Hilfsleistungen entscheiden.” Dabei existiere „ein solches Maß an Parität (. . .) in keiner westlichen Gesellschaft mit Ausnahme von Norwegen”.
Die Demokratisierung entspricht Roy zufolge durchaus dem Wunsch des Volkes. Deren Scheitern führt er darauf zurück, dass die USA und die Hilfsorganisationen die Demokratie rein institutionell betrachteten. Die zentrale Frage nach der politischen Legitimität gehe unter. Roy hält dagegen die Berücksichtigung von Traditionen und des sozialen Gefüges eines Landes für unabdingbar.
Begriffe wie Terrorismus, Islamismus und Fundamentalismus werden gerne als Synonyme verwendet, doch Roy differenziert. Er beharrt auf dem Unterschied zwischen primär terroristischen und primär politischen Bewegungen, weshalb er auch für Verhandlungen mit der Hisbollah und der Hamas eintritt. Das dürfte manchem missfallen, aber Denkverbote lehnt dieser Autor ab: „Die Position moralischer Kompromisslosigkeit führt zu Ohnmacht.” Man bedenke nur, wie früher Arafats Fatah eingeschätzt wurde. Die Möglichkeit einer Demokratisierung der muslimischen Welt, ohne Islamisten einzubeziehen, die sich wie die türkische AKP für eine politische Integration und für die Demokratie entschieden haben, stellt Roy in Abrede. „Man muss wählen zwischen Erdogan und den Taliban.”
Selbst wer nicht jeder These beizupflichten vermag, muss konzedieren: Das ist keine Analyse, die in Schwarz und Weiß gehalten ist. Vielmehr hat der Autor, der an der renommierten Sciences Po in Paris lehrt, die Grautöne ausgeleuchtet. So besticht diese Abhandlung durch sachliche und kluge, von keiner Seite zu vereinnahmende Argumentation. Das macht Roys fulminantes Büchlein so lesenswert. RALF ALTENHOF
Olivier Roy
Der falsche Krieg
Islamisten, Terroristen und die Irrtümer des Westens. Siedler, München 2008. 188 Seiten, 19,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.02.2008

Schärfer denken!

Olivier Roy, weltweit einer der besten Kenner des Islamismus, des Nahen und Mittleren Ostens, richtet einen dramatischen Appell an den Westen, um die Macht von Al Qaida zu brechen.

Um die ewigen politischen Debatten in unserer Familie abzukürzen, die in Wahrheit immer ein Wettbewerb nach dem oder der Linkesten im Raum waren, nutzte meine französische Großmutter gern einen Trick. Sie schob einfach den Satz "Ich habe ein Buch darüber gelesen" in den Raum, was ihr zumindest einen Ausgang aus der stets verfahrenen Argumentationslage gab. Es war eine klassische Ausgangslüge, denn meine Großmutter bezog ihr Wissen nahezu ausschließlich aus Filmen und Fernsehserien.

Dennoch wurde seinerzeit das Grundprinzip, wonach ein einzelnes Buch eine unübersichtliche argumentative Gefechtslage zu klären vermag, respektiert. Schließlich wollte man ja kein neues Fass aufmachen und nachfragen, welches eine Buch es denn bitte schön gewesen sein soll, welches klärt, ob die Amerikaner ein Fluch oder ein Segen sind. Das Radio und die Abendnachrichten waren für die kleinteilige Information, fürs Detail, zuständig, während das Buch die Dinge wieder im großen Maßstab ordnen würde. Das war der Pakt einer nun vergangenen Zeit.

Das Nachrichtenfernsehen und das Internet haben diese Gewichte in den neunziger Jahren völlig verschoben: Die beiden weltweit erfolgreichsten Nachrichtensender, Fox News und Al Dschazira, handeln weniger mit Nachrichten oder frischen Filmaufnahmen als mit Weltsichten. Der Zuschauer wird mit Übersichtlichkeiten getröstet, die kleinen Ereignisse müssen sich in das große Mosaik fügen. Auch das frei gestartete Internet wirkt zunehmend wie ein Feld von Millionen Metallspänen, unter dem jemand Magnete bewegt: Ähnliche Ansichten finden zusammen, verfestigen sich zu großen ideologischen Clustern, Zuschauer und User suchen Bestätigung oder, wie es bei den Mediaplanern heißt, Orientierung. Und weil das Geld zu bringen verspricht, überbieten sich die Medien darin, den Leuten den richtigen Weg nach Osten zu weisen.

Büchern kommt heute eine neue Funktion zu: die Leute zu verwirren, die Muster zu entwerten und klarzumachen, dass der Orient des einen der Okzident des anderen ist. Darum geht es auch dem französischen Politikwissenschaftler Olivier Roy, weltweit einer der besten Kenner des Islamismus und des Nahen und Mittleren Ostens: um die Erhöhung der Komplexität.

Roy ist mit voluminösen Werken bekannt geworden, legt aber nun einen schmalen, nicht weniger brisanten Band vor, in Wahrheit ist es ein verzweifelter Zwischenruf. "Der falsche Krieg" unternimmt in vier Kapiteln das, was sowohl die handelnden Politiker als auch die berühmten Experten immer wieder versäumen, nämlich einige fundamentale Fragen zu behandeln: Wer ist eigentlich unser Feind? Wie und mit welchen Mitteln bekämpft man ihn? Und vor allem: Wo bekämpft man ihn?

Roy schont weder die verantwortlichen Politiker noch die Leser. Er beginnt so: "Am Abend des 11. September 2001 besaß die amerikanische Regierung eine Blankovollmacht. Die öffentliche Meinung im Land war mobilisiert und entschlossen, die Schuldigen zu bestrafen. (. . .) Sechs Jahre später müssen wir einen kompletten Misserfolg konstatieren: Nicht eines der Ziele von damals wurde erreicht. Bin Ladin ist 2007 immer noch am Leben, ebenso Mullah Omar, der Anführer der Taliban. Es hat seit 2001 weitere terroristische Anschläge gegeben, und die Lage in der gesamten muslimischen Welt hat sich verschlechtert. Schlimmer noch: Am meisten profitiert von der neuen Situation Iran, Washingtons ärgster Feind, was eine neue Konfrontation befürchten lässt."

Roy geht daran, in diesem Buch jene Hausaufgaben zu machen, die eigentlich damals fällig waren, darum ist "Der falsche Krieg" keine ganz einfache Lektüre. Von der hehren Rhetorik des "Kriegs gegen den Terror" und der "Achse des Bösen" bleibt in Roys Bilanz kein vernünftiger Rest. Terrorismus und dass man dagegen ist - das ist keine geeignete Kategorie, um politischen Fortschritt zu erzielen, erklärt der Autor: Wandte man sich gestern noch gegen Arafat, so muss man heute seiner Fatah zur Hilfe eilen, um ein Gegengewicht zur Hamas zu stellen.

Die amerikanische Regierung - Roy greift sie nicht polemisch an, sondern verteidigt sie, wo immer möglich - taumelt mit allzu grobem Werkzeug durch die Region, sowohl, was die Begriffe als auch, ganz simpel, die Waffen angeht.

Mancher wird sich noch an das sagenhafte Diktum des damaligen Verteidigungsministers erinnern, der auf die von einem Soldaten vorgebrachte Kritik an der fehlenden Panzerung ihrer Mannschaftstransporter sagte: Man zieht in den Krieg mit der Armee, die man hat, nicht mit der, die man sich wünscht. Roy bestätigt das: Die Vereinigten Staaten waren nicht nur mit ihrer auf Lufthoheit und Territorialgewinne ausgerichteten Strategie fehlgeleitet, sie waren auch ideologisch motivierten Interpretationen der Lage aufgesessen, die einen echten Fortschritt in Nahost verunmöglichen. Erst sehr spät wurde den Offizieren der Koalitionstruppen klar, dass nicht die Bagdader Zentralregierung der wichtigste Akteur im Land war, sondern die Stämme, die es dann erst einmal aufwendig zur Kooperation zu bewegen galt.

Wertvolle Jahre gingen verloren, unschuldige Menschen verloren im Chaos ihr Leben. Die konzeptionelle Ignoranz des Westens geht zu Lasten arabischer Familien, deren Leid aber keine Konsequenzen für uns hat - auch das ist eine Wahrheit, die Roy in Erinnerung ruft, schließlich wird hier gerne so getan, als seien die Okzidentalen die Leidtragenden im Kampf der Kulturen.

Roy scheint kaum zu wissen, wo er anfangen soll, daher liest sich das Buch wie mit unterdrücktem Zorn geschrieben, als müsse er die Vereinfachungen alle auf einmal und wie im Furor entwerten: Weder gibt es einen globalen Vormarsch des Islamismus noch so etwas wie eine gemeinsame islamistische Front. Fundamentalisten, Dschihadisten und Islamisten sind völlig verschiedene Gruppierungen. Die radikalen Islamisten kommen in der Regel nur auf zwanzig Prozent der Wählerstimmen, es werden nur dann mehr, wenn umstandslos von Diktatur auf freie Wahl umgestellt wird oder besondere Unruhe herrscht. Die Scharia ist ein für Auslegungen offenes Normensystem und steht nicht notwendig für terroristisches Chaos. Die Muslimbrüder haben mit der Al Qaida nichts zu tun. Türken und Iraner sind keine Araber.

Wenn überhaupt ein Krieg tobt, dann wütet er zwischen Sunniten und Schiiten oder rivalisierenden, von anderen Staaten bezahlten Milizen. Der Westen spielt da eine höchst undurchsichtige Rolle. Sie hat mit den Kanten eines Kriegs gegen den Terror, in dem die Freiheit Deutschlands auch am Hindukusch verteidigt wird, wenig zu tun. Bestimmte Staaten wie Syrien oder Pakistan haben sich längst raffinierte Instrumentarien zurechtgelegt, mit denen sie den Westen erpressen. Sie fördern oder dulden allerlei terroristische Aktivitäten, haben selbst aber keine Repressionen zu befürchten, weil das Chaos, das in beiden Ländern nach einem Regimewechsel droht, weit größer ist als der Schaden, den die Terroristen anzurichten vermögen. Die Differenz und Zersplitterung der Länder, die wir so schön als die islamische Welt bezeichnen, ist dem Autor zufolge derart tiefgreifend und umfassend, dass die Einheit des Islamismus nur an einer Stelle existiert: im Bedrohungsgefühl, das westliche Medien schüren. Dies, so Roy, ist zugleich die stärkste Waffe der Islamisten: "Wir müssen aufhören, die Welt durch die Zerrbrille von Al Qaida zu betrachten, denn darin liegt ihre einzige Macht."

Die berühmteste Terrororganisation der Welt erscheint bei Roy wie ein ziemlich verwehter Haufen, der darum aber nicht weniger gefährlich ist. Weit davon entfernt, irgendwo territoriale Fortschritte erreichen zu können, ist es eine Dachmarke für solche geworden, die früher zu den linksextremen Terrorgruppen gestoßen wären - insbesondere die Konvertiten sind unberechenbar. Mit dem Afghanistan-Krieg oder dem Palästina-Konflikt hat die neue, mehr und mehr virtuell organisierte Al Qaida kaum noch etwas zu tun. Hier versammeln sich neuerdings belgische Hausfrauen und britische Zahnärzte. Zum Glück gelingt ihnen kaum etwas. Eines Tages wird sich das aber ändern. Was dann? Es beschleicht einen das mulmige Gefühl, als habe Roy schon heute das wichtigste Buch für die Zeit nach dem nächsten großen Anschlag geschrieben.

NILS MINKMAR

Olivier Roy: "Der falsche Krieg". Islamisten, Terroristen und die Irrtümer des Westens. Aus dem Französischen von Ursel Schäfer. Siedler Verlag, Berlin 2008. 188 S., br., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
"Das Klügste, was derzeit über das Verhältnis zwischen islamischer und westlicher Welt zu lesen ist." Welt am Sonntag über "Der islamische Weg nach Westen"

"Dieses kleine, aber kraftvolle Buch zeigt die innere Logik der Konflikte im Nahen Osten und deckt ihre Widersprüchlichkeiten auf." Le Temps

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Einen "verzweifelten Zwischenruf" nennt Rezensent Nils Minkmar dieses Buch des französischen Politikwissenschaftlers Olivier Roy, einen der "besten Kenner" des Islams. Ausdrücklich begrüßt er das Anliegen des Autors, das intellektuelle Diskussionsniveau in den sträflich vereinfacht geführten Debatten über Islamismus und Terrorismus zu heben und ein komplexeres, angemesseneres Bild zu zeichnen. Minkmar attestiert dem Autor, eindringlich gegen die Vereinfachungen und Irrtümer des Westens anzuschreiben, die letztlich nur zu einer Verschärfung, nicht zu einer Lösung der Situation führen. Zustimmend äußert er sich etwa über Roys Analyse des US-amerikanischen Kriegs gegen den Terror, die sowohl die Fragwürdigkeit ideologisch motivierter Interpretationen wie auch der militärischen Strategie vor Augen führt. Er hebt zudem Roys Ausführungen über die tiefgreifenden Differenz und Zersplitterung der Länder vor Augen, die im Westen immer nur als "die islamische Welt" identifiziert werden. Der Autor verdeutliche hier, dass die Einheit des Islamismus nur an einer Stelle existiere: im von den westlichen Medien geschürten Bedrohungsgefühl, das zur stärksten Waffe der Islamisten werde.

© Perlentaucher Medien GmbH