12,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Broschiertes Buch

Auto, PC, Internet - wenn die Menschheit mit technologischen Neuerungen konfrontiert ist, zeigt sie immer dieselben Reflexe: "Wer braucht das?", "Ist das nicht viel zu teuer?", "Verdirbt das nicht das Denken?" Erkenntnisfördernd sind solche Standardreaktionen nicht unbedingt, und daher wirft Kathrin Passig in sechs ursprünglich für den "Merkur" verfassten Essays einen genaueren Blick auf Phänomene, die oft als Anzeichen für den bevorstehenden Untergang des Abendlands betrachtet werden: auf E-Books, Internetforen und den Datenexhibitionismus der "Quantified Self"-Bewegung.

Produktbeschreibung
Auto, PC, Internet - wenn die Menschheit mit technologischen Neuerungen konfrontiert ist, zeigt sie immer dieselben Reflexe: "Wer braucht das?", "Ist das nicht viel zu teuer?", "Verdirbt das nicht das Denken?" Erkenntnisfördernd sind solche Standardreaktionen nicht unbedingt, und daher wirft Kathrin Passig in sechs ursprünglich für den "Merkur" verfassten Essays einen genaueren Blick auf Phänomene, die oft als Anzeichen für den bevorstehenden Untergang des Abendlands betrachtet werden: auf E-Books, Internetforen und den Datenexhibitionismus der "Quantified Self"-Bewegung.
Autorenporträt
Passig, KathrinKathrin Passig, geboren 1970, ist Journalistin und Schriftstellerin. 2006 wurde sie mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet. Zuletzt veröffentlichte sie gemeinsam mit Sascha Lobo das Buch Internet - Segen oder Fluch.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.03.2013

Wer will so was?
Kathrin Passig weiß, wie
unoriginell Technologiekritik ist
„Standardsituationen der Technologiekritik“, das scheint auf den ersten Blick ein wissenschaftlich dröger Titel zu sein; auf den zweiten aber erweist sich seine Ironie. Kathrin Passig, der wir auch schon das äußerst aufschlussreiche „Lexikon des Unwissens“ verdanken, meint damit: Es soll sich ja keiner, der gegen neue Gimmicks grummelnd hinhaltenden Widerstand leistet, einbilden, dass seine Kritik originell sei. Sieben Einwände, die stets in der gleichen Reihenfolge die Durchsetzung einer neuen Technologie begleiten, hat die Autorin ausgemacht, und in der Tat, man erkennt sie alle wieder und findet keine darüber hinaus. Es geht typischerweise los mit „What is it good for?“, gefolgt von „Wer will denn so was?“, wenig später ergänzt durch „Ist doch bloß eine Modetorheit“; Nummer sieben, schon deutlich auf dem Rückzug, betont die Unzuverlässigkeit der neuen Gerätschaften. Passig bringt schlagende Belege, angefangen bei der Einführung der Muskete statt des Bogens im englischen Heer 1591, und längst nicht zu Ende, wenn Johannes B. Kerner im Wahlkampf 2009 bestreitet, dass Twittern in der Politik je eine Rolle spielen könnte. „Who the hell wants to hear actors talk?“ fragt 1927 ein Studioboss, als gerade der Tonfilm erfunden wird. Ja, es gibt eben nichts Neues unter der Sonne, sobald es Neues unter der Sonne gibt!
  Passig hat fünf Essays zusammengestellt, die einzeln zwischen 2009 und 2012 bereits im Merkur erschienen sind. Außer von den Klischees der Neuerungsfeindschaft handeln sie von der Zukunft des Buchs und der kritischen Empfehlung, von der Organisierbarkeit bei Internetforen, von guten und schlechten Gründen, Dialog und Transparenz zu scheuen, von Gründen, Sinn und Grenzen der Selbstvermessung. Ihr erstes Verdienst besteht in jedem Fall darin, die unproduktive Frontstellung Pro und Contra beiseitezuwischen und stattdessen genau hinzusehen, was eigentlich los ist, im Bewusstsein, dass, was kommt, kommt. Es hilft nichts, sich die Finger in die Ohren zu stecken und „Lalala!“ zu rufen: Mit dieser physiognomischen Metapher fasst sie die konservative Kulturkritik zusammen. Immer schreibt sie geistreich, knapp, klar, klug und nüchtern, und es ist erstaunlich, wie viele neue Einsichten und Ansichten auf nur zehn Seiten Platz haben können. Der Band aus der Edition Unseld ist klein und unprätentiös und gibt heute schon einen Vorgeschmack davon, wie das Buch der Nachbuch-Ära aussehen könnte: ein Gebilde, das keine Eignung zum Verschenken, Protzen, Teilhaben und ähnlichen sozialen Ritualen besitzt. Es will tatsächlich bloß gelesen werden.
BURKHARD MÜLLER
Kathrin Passig: Standardsituationen der Technologiekritik. Suhrkamp Verlag (edition unseld), Berlin 2013. 101 Seiten, 12 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Leise skeptisch, leise ironisch, aber insgesamt positiv und freundlich bespricht Franz Schuh diese Essaysammlung der bekannten Publizistin und Bachmann-Preisträgerin. So technikskeptisch er selber empfindet - obwohl er sich dem Sturm der Zeit tapfer anzupassen versucht -, so sehr versteht Schuh doch Passigs Kritik an den Rückzugspositionen gerade qualifizierterer Menschen, die sich durch die Digitalisierung abgehängt sehen. Passig kritisiere deren Standardausreden gegen Netz und Medienwandel als infantil, und sie mache deutlich, dass die Widersprüche durch die Personen selbst gehen: Sie profitiert als Leserin, sagt Passig, und sie leidet als vom Print abhängige Autorin. Schuh sieht's ähnlich.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.05.2013

Klick doch mal rüber!

Ob das Internet nun ein seelischer Nicht-Ort, eine fremdgesteuerte Egoblase oder die längste Prolltheke der Welt ist, darüber wird unter Kulturkritikern nur bezüglich der Reihenfolge gestritten. Kulturkritiker sind laut Kathrin Passig Leute, die vor Zeiten vor den Gefahren des Lesens warnten und die jetzt das Buch aus Geruchsgründen bewerben. Die Autorin, die sich in einer bücherregallosen Welt ohne Einbußen an innerer Zufriedenheit eingerichtet hat, gibt der Gutenberg-Galaxis und ihren Advokaten in den Kolumnen, die sie für den "Merkur" schrieb und die jetzt zu einem - Sie ahnen es - Buch kompiliert wurden, einen Abschied ohne Wehmut. Dass Leserkommentatoren grundsätzlich die dümmeren Menschen und überforderte Buchverkäufer klüger als effiziente Empfehlungsalgorithmen seien, dass es besser sei, sich einer duseligen Stimmung hinzugeben, als sich mit digitalen tools in der Realität zu verorten, dagegen weiß Passig viele Argumente. Nicht jedes davon überzeugt. Mal findet sie gerade etwas anderes interessanter als das Argument der Gegenseite, mal setzt sie eine Pointe an Stelle einer Erklärung, mal rät sie Kritikern, doch woanders hinzuziehen und es besser zu machen. Beeindruckend ist der unerschütterliche Wille, sich im positiven Denken nicht beirren zu lassen, was sie am Ende selbst mit Benjamin Franklins Selbsterziehungsprogrammen sympathisieren lässt, die den Tag in Minuteneinheiten zerlegten. Selten wurde aber auch so pointensicher und elegant über das Internet und seine konkreten Vorzüge geschrieben, dass auch der Kulturkritiker Gefallen daran findet. (Kathrin Passig: "Standardsituationen der Technologiekritik". Suhrkamp Verlag, Berlin 2013, 103 S., br., 12,- [Euro].)

thom

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr