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Vor 150 Jahren starb in Paris Giacomo Meyerbeer ? einer der bedeutendsten Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts. Zu diesem Anlaß legen Sabine Henze-Döhring und Sieghart Döhring eine moderne Biographie des Meisters der Grand opéra vor. Sie beschreiben den persönlichen, intellektuellen und künstlerischen Werdegang ihres Protagonisten und bieten eine anregende Einführung in dessen OEuvre.Im Jahr 1791 als Sproß einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie geboren, wächst Jakob Liebmann Meyer Beer im Klima des Berliner Reformjudentum heran und genießt eine exzellente Erziehung, die ihm alle künstlerischen…mehr

Produktbeschreibung
Vor 150 Jahren starb in Paris Giacomo Meyerbeer ? einer der bedeutendsten Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts. Zu diesem Anlaß legen Sabine Henze-Döhring und Sieghart Döhring eine moderne Biographie des Meisters der Grand opéra vor. Sie beschreiben den persönlichen, intellektuellen und künstlerischen Werdegang ihres Protagonisten und bieten eine anregende Einführung in dessen OEuvre.Im Jahr 1791 als Sproß einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie geboren, wächst Jakob Liebmann Meyer Beer im Klima des Berliner Reformjudentum heran und genießt eine exzellente Erziehung, die ihm alle künstlerischen Entfaltungsmöglichkeiten eröffnet. Seinen musikalischen Schliff erhält er in Italien, ehe er in Paris sein Schaffenszentrum findet. Dort entstehen Meisterwerke wie Robert le Diable und Les Huguenots, dort wird er zur Leitfigur des europäischen Opernschaffens. Sein Genie trägt ihm die Freundschaft Alexanders von Humboldt ein, sein Erfolg im Ausland aber auch berufliches Avancement in der altenHeimat, wo er von Friedrich Wilhelm IV. zum Preußischen Generalmusikdirektor und Hofkapellmeister ernannt wird. In seinem künstlerischen Schaffen aber wird er mit Opern wie Le Prophète, Dinorah und L?Africaine / Vasco de Gama noch wahre Höhepunkte folgen lassen. Wer diese außergewöhnliche Biographie Giacomo Meyerbeers liest, wird sich wünschen, daß seine Werke wieder öfter auf den Spielplänen erscheinen!
Autorenporträt
Sabine Henze-Döhring lehrt als Professorin für Musikwissenschaft an der Philipps-Universität Marburg. Sieghart Döhring lehrte bis zu seiner Emeritierung als Professor Theaterwissenschaft/Musiktheater an der Universität Bayreuth; er ist Vorsitzender des Meyerbeer-Instituts, Thurnau.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.03.2014

Der
Pompmeister
Viele Jahre hat er die Opernspielpläne beherrscht –
das Leben und das Werk von Giacomo Meyerbeer
VON JENS MALTE FISCHER
In einem sehr weit verbreiteten deutschen Opernführer des Jahres 1931 (106 000 Exemplare bis dato) ist über Giacomo Meyerbeer zu lesen: „Meyerbeer ist einer der begabtesten Musiker gewesen, die wir kennen; mit dieser natürlichen Anlage verband er ein seltenes Wissen, eine außerordentliche Beherrschung aller Formen, sicheren Blick für alles Bühnenmäßige. Ihm fehlte nur eins: die Achtung vor der Heiligkeit seiner Kunst. Der Effekt war ihm alles, ihm opferte er die künstlerische Wahrhaftigkeit, die edle Schönheit. So hat er allerdings riesige Erfolge errungen, sie halten aber nicht stand, – sein Stern ist schon sehr verblichen.“
  Der Blick in dieses Buch ist lehrreich, denn er zeigt, dass es nicht erst die Nationalsozialisten waren, die den jüdischen Erfolgskomponisten deutscher Provenienz, italienischer Frühphase (daher der italianisierte Vorname), Pariser Karriere und eines zwischen Berlin und Paris kosmopolitisch sich aufteilenden Künstlerlebens von den Spielplänen verdrängten. Das Zitat zeigt auch beim näheren Hinsehen, dass bereits vor 1933 die Argumente der Meyerbeer-Kritik antisemitisch grundiert waren – und sie berief sich dabei ausdrücklich, oder wie hier zwischen den Zeilen, auf Richard Wagners perfide Polemik gegen den verhassten Konkurrenten, dem er eigentlich sehr dankbar für frühe Förderung hätte sein müssen. Schon um 1900 war, ausweislich der Spielplanstatistiken, der ganz große Erfolg Meyerbeers, der 1864 gestorben war, vorbei. Und doch hatte er eben diese Spielpläne einst beherrscht, war vor dem Durchbruch von Verdi und Wagner der weltweit erfolgreichste Opernkomponist gewesen, mit einer Handvoll Werke, die der penible und vorsichtige Maestro oft jahrelang in der Schublade liegen ließ, wenn ihm die optimalen Bedingungen für die Realisierung nicht gegeben erschienen. Und eigentlich waren es nur vier Werke, die für den Weltruhm Meyerbeers sorgten, zu seinen Lebzeiten nur drei: „Robert le Diable“ (Robert der Teufel), „Les Huguenots“ (Die Hugenotten), „Le Prophète“ (Der Prophet) und schließlich „L’Africaine“ (Die Afrikanerin), erst im Jahr nach seinem Tod uraufgeführt und erst seit kurzem in korrekterer Fassung und mit einem korrekteren Titel nach dem Helden der Oper „Vasco de Gama“ genannt.
  Man wird feststellen können, dass seit dem Ende des Ersten Weltkriegs diese einstmals so durchschlagenden Erfolge immer mehr zur Chimäre wurden – da bedurfte es in Deutschland nur eines kleinen äußeren Stoßes wie dem durch die NS-Kulturpolitik, um das Werk der Eliminierung ganz zu vollenden. Aber auch andernorts, wo diese Kulturpolitik keine Macht hatte, erging es Meyerbeers Werken nicht besser. Nur ganz selten tauchte eines von ihnen auf, meist in verfälschter Form, verließ die Bühnen dann wieder, ohne einen Nachhall zu erzeugen. Meyerbeer war mausetot, so schien es (so wie man auf ganz anderem Feld ja auch Gustav Mahlers Musik in den fünfziger Jahren für mausetot hielt).
  Nun aber, so scheint es, hat sich das Blatt gewendet, der Wind gedreht, und es ist nicht erst das Jahr des 150. Todestages 2014, das diese Signalwirkung bezeugt. Bereits seit einiger Zeit mehren sich die Anzeichen für eine kontinuierliche Wiederbelebung der „Grand Opéra“ insgesamt, jenes Operntyps, der nicht von Meyerbeer allein verkörpert wird (schließlich ist auch die französische Erstfassung von Verdis „Don Carlos“ dazuzurechnen, außerdem Werke Rossinis und Halévys), aber doch in ihm seine zentrale Formulierung gefunden hat. Zwar kann man immer wieder auch heute noch hören, dass es sich bei Meyerbeers Opern um Pomp und Prunk vergangener Epochen handele, aber man muss solchen Klischees nur mal das „Grand Duo“ aus den „Hugenotten“ entgegenhalten, um zu demonstrieren, dass er auch in der Lage war, Szenen von großer Intimität zu hinreißender Wirkung zu verhelfen.
  Es tut sich also was: auf dem CD- und DVD-Markt sind zur Zeit alle einigermaßen wichtigen Werke Meyerbeers (mit einer temporären Ausnahme), teilweise in konkurrierenden Editionen vertreten. Die Briefe und Tagebücher des Komponisten, eine kulturgeschichtliche Quelle ersten europäischen Ranges für die Epoche zwischen 1820 und 1864, liegen seit einiger Zeit komplett vor. Neue Editionen der Opern werden erarbeitet. Opernhäuser spielen wieder verstärkt Meyerbeer in zum Teil herausragenden Aufführungen – die Deutsche Oper Berlin hat angekündigt, in den nächsten Spielzeiten die Hauptwerke des Berliner Meisters neu auf die Bühne zu bringen. Das alles, so hat es den Anschein, ist nicht nur ein Strohfeuer des Jubiläumsjahres 2014, sondern setzt früher an und bringt damit die Hoffnung mit sich, dass es auch länger anhalten wird.
  Dazu passt die neue Meyerbeer-Biografie aus der Feder von Sabine Henze-Döhring (Mitherausgeberin der Briefe und Tagebücher) und Sieghart Döhring (seit vielen Jahrzehnten im Zentrum der internationalen Meyerbeer-Forschung). Von zwei solch eminenten Kennern von Werk und Person Meyerbeers erwartet man etwas Besonderes, und die Erwartungen werden nicht enttäuscht. In diesem Buch entsteht auf begrenztem Raum eine ausgewogene Darstellung nicht nur der Biografie (als solche firmiert die Publikation), sondern vor allem auch des Werks. Wer es als die angekündigte Biografie in die Hand nimmt, wird vielleicht erstaunt sein, wie viel Werkbeschreibung und Werkanalyse es enthält (wer noch mehr biografische Fakten sich wünscht, der sei verwiesen auf Reiner Zimmermanns Darstellung von 1991).
  Die Intention der Verfasser ist jedoch verständlich: die Vitalisierung Meyerbeers muss künftig vor allem auch über das Werk laufen, nicht nur über die unbestritten farbige und faszinierende Biografie eines Berliner Juden, der nicht konvertierte, wenn er auch die Religionsgesetze keineswegs streng befolgte. Das Beispiel Felix Mendelssohn Bartholdys jedoch zeigt, dass die Konversion in dieser Epoche nicht mehr davor schützte, antisemitisch attackiert zu werden. Die Darstellung fängt die Zeitatmosphäre präzise ein, nicht nur durch die klug ausgewählten, teilweise weitgehend unbekannten Abbildungen. Es gibt auch Überraschungen für den Kenner: die Freundschaft Meyerbeers mit Alexander von Humboldt ist bisher nie so hell beleuchtet worden wie hier. Aus genauester Kenntnis werden die großen Opern Meyerbeers gegen den Vorwurf der Plakativität, der groben Effekte, des Schielens nach dem unmittelbaren Erfolg verteidigt.
  Wer Argumente sucht dafür, die Subtilität der musikalischen Sprache, die Raffinesse der Dramaturgie, die Verschränkung von Vergangenem und Gegenwärtigem in diesen Werken herauszupräparieren, wird in diesem Buch schnell und reichhaltig fündig werden. Ebenso fundiert werden die Gründe für den Niedergang der Grand Opéra insgesamt, wie auch die eigenartige, gelegentlich auch beklemmende Nachgeschichte der Werke Meyerbeers dargestellt. Dies ist für alle, die bisher bereits auf Meyerbeer aufmerksam geworden sind, das richtige Buch zur richtigen Zeit, und Novizen werden sich erst recht belehrt und bereichert fühlen können.
  Als Motivation zur Lektüre mag ausreichen: Richard Wagner hat schon genug Erfolg – mit seiner versuchten Meyerbeer-Vernichtung darf er nicht durchkommen. Es sieht doch ganz danach aus, als ob er hier als hasserfüllter Prophet ebenso scheitern wird wie der Held von Meyerbeers Oper.
Sabine Henze-Döhring, Sieghart Döhring : Giacomo Meyerbeer. Der Meister der Grand Opéra. Eine Biographie. Verlag C. H. Beck, München 2014. 272 Seiten, 22,95 Euro.
Wagners perfide Polemik
gegen den Konkurrenten
wirkte lange nach
Giacomo Meyerbeer im November 1825. (Stich: Freeman).  
Hulton Archive/Getty Images
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

"Das richtige Buch zur richtigen Zeit", schreibt Rezensent Jens Malte Fischer nach der Lektüre der neuen Giacomo-Meyerbeer-Biografie. Nicht nur, weil sich der Todestag des Opernkomponisten in diesem Jahr zum 150. Mal jährt, sondern auch, weil sein lange zu Unrecht vergessenes Werk nun immer häufiger auf den Spielplänen steht, berichtet der Kritiker. Dass mit Sabine Henze-Döhring und Sieghart Döhring nun zwei exzellente Kenner Meyerbeers ein derart lesenwertes Werk vorlegen, wird der Wiederentdeckung zugute kommen, glaubt Fischer, der hier nicht nur eine gründlich recherchierte Biografie über den Komponisten liest, sondern auch zahlreiche brillante Werkanalysen und -beschreibungen. Auch Überraschendes tritt hier zutage, so der Kritiker - etwa die Freundschaft zwischen Alexander von Humboldt und dem Berliner Juden Meyerbeer. Dieses Buch ist in jedem Fall eine Bereicherung, meint Fischer.

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