Marktplatzangebote
18 Angebote ab € 1,77 €
  • Gebundenes Buch

1 Kundenbewertung

Antje Rávic Strubel erzählt von einer ungewöhnlichen und unabwendbaren Liebe und von den langen Schatten eines untergegangen politischen Systems. Eine Insel in der Ostsee. Der junge Erik verliebt sich in die scheinbar unergründliche Vogelforscherin Inez. Aber die beiden werden beobachtet. Ohne es zu ahnen, sind sie längst in eine politische Intrige verstrickt. Die geschützte Insel wird zum schutzlosen Ort. Ein Roman, der von einer großen Liebe erzählt, von den Erinnerungen, Legenden und Lügen unserer Gegenwart, aber auch vom Glück, das im Vergänglichen liegt.

Produktbeschreibung
Antje Rávic Strubel erzählt von einer ungewöhnlichen und unabwendbaren Liebe und von den langen Schatten eines untergegangen politischen Systems.
Eine Insel in der Ostsee. Der junge Erik verliebt sich in die scheinbar unergründliche Vogelforscherin Inez. Aber die beiden werden beobachtet. Ohne es zu ahnen, sind sie längst in eine politische Intrige verstrickt. Die geschützte Insel wird zum schutzlosen Ort. Ein Roman, der von einer großen Liebe erzählt, von den Erinnerungen, Legenden und Lügen unserer Gegenwart, aber auch vom Glück, das im Vergänglichen liegt.
Autorenporträt
Antje Rávic Strubel, geb. 1974 in Potsdam, aufgewachsen in Ludwigsfelde, Ausbildung zur Buchhändlerin, Studium in Potsdam und New York. Antje Rávic Strubel lebt in Potsdam und in ihrem Ferienhaus im schwedischen Värmland.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.09.2011

Luftnummer im Vogelschutzparadies

Antje Rávic Strubel lässt die Figuren ihres neuen Romans in die politischen und menschlichen Abgründe der DDR fallen. Leider fällt ihr Buch gleich mit.

Wenn derjenige, der ein Geschehen zu rekonstruieren versucht, selbst im Zentrum dieses Geschehens gestanden hat, dann werden die Spuren nicht zu Indizien, die wie im Kriminalfall auf etwas Verdecktes verweisen. Vielmehr neigt die Erinnerung dazu, im Wissen um das, was folgen wird, aus nahezu allem einen Zeichenträger zu machen, der vorausdeuten, womöglich hätten warnen können. Wie ein letztes, nur noch halbherzig vorgetragenes Beharren auf Alltäglichkeit klingt deshalb der Satz, mit dem Antje Rávic Strubel ihren Roman einsetzen lässt: "Es hatte begonnen, wie es immer beginnt."

Und während die Insel, zu der Erik einen letzten Blick zurückwirft, langsam am Horizont verschwindet und Erik fast beschwörend diesen Satz noch einmal denkt, ahnt der Leser - und soll es ahnen -, dass eben gerade nicht alles war wie immer, sondern dass etwas Ungeheuerliches geschehen ist, seitdem Erik vor drei Monaten zu dem kleinen schwedischen Vogelschutzreservat vor der Küste Gotlands übergesetzt ist. Eine Auszeit hatte die Reise nach Schweden sein sollen, vor einem Wechsel des Studienfachs und einem Aufbruch in ein neues Leben. Nun laufen Journalisten über den Strand, haben sich zum Abschied zwischen ihn und Inez gedrängt, die am Wasser steht und ihm nachblickt, und Eriks Abfahrt wirkt nicht wie ein Aufbruch, sondern wie eine Flucht.

Es ist keine schlichte Liaison zwischen dem Studenten Erik und der gut sechzehn Jahre älteren Vogelkundlerin Inez, die das Unruhezentrum dieses Romans bildet. Antje Rávic Strubel lässt in "Sturz der Tage in die Nacht" mit einer dem Titel kaum nachstehenden Wucht ihre Figuren tief hinein nicht nur in deren familiäre, sondern in die politischen Abgründe der Vergangenheit rasen. Eine beinahe menschenleere, vor zivilisatorischen Eingriffen bewahrte Insel wird dabei zur Bühne, auf der Antje Rávic Strubel die Abseitigkeiten der Politik mit den Diesseitigkeiten der Liebe zusammenprallen lässt. Antje Rávic Strubel fügt damit diesem Bücherherbst, der ein halbes Jahrhundert nach dem Bau der Mauer auffallend viele Romane über die DDR hervorbringt, eine weitere literarische Auf- oder Nacharbeitung hinzu, die auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis steht.

Vermutlich ist es nicht den zurückliegenden Ereignissen selbst, sondern zu einem wesentlichen Teil dem groschenheftadäquaten Arrangement geschuldet, mit dem Antje Rávic Strubel sie in diesem paradiesischen Eiland zum Showdown bringt, dass das Treiben in dem windigen Vogelparadies relativ rasch zur Luftnummer verkommt. Schlussendlich ärgerlich wird es durch eben die Übereindeutigkeit der Zeichen, auf die Antje Rávic Strubel nicht nur Erik in der Rückschau, an der Reling der Fähre lehnend, stoßen lässt, sondern die sie dem Leser mit enervierender Penetranz in die Augen streut - als würde sie immerzu gegen ihre eigene Konstruktion anschreiben, die an dieser Stelle allenfalls angedeutet werden kann. Gerade eben nicht Spannung erhält das Ganze dadurch, sondern dem Geschehen wird auf diese Weise der dräuende Unterton einer antiken Tragödie verliehen, der indes nichts Zwingendes, allenfalls etwas Schulmeisterliches hat.

Auch dadurch wird der Bogen zur Antike geschlagen, dass die unerhörte Begebenheit, die hier erzählt wird, als eine moderne Variation des Ödipus-Mythos gelesen werden kann - versetzt in die niederen Ränge der Staatssicherheit und in die zwielichtigen Grauzonen der Nachwende-Aufsteiger. Zum zentralen Bild wird dabei für Antje Rávic Strubel der Lummensturz. Gleich in der ersten Nacht wird Erik von Inez mit auf die Klippen genommen, wo sie beobachten, wie die Jungvögel von den Brutfelsen stürzen, ohne wegen ihres weichen Knochenbaus Verletzungen davonzutragen, um schließlich im Meer von ihren Eltern wiedergefunden und weiter aufgezogen zu werden. Ein Initiationsritus im Tierreich, der unter Menschen aber eben nicht funktioniert. Hier erkennt ein Kind seine Mutter nicht ohne weiteres wieder, wenn sie einmal abhandengekommen ist. Dieses Drama bildet den Hintergrund von Antje Rávic Strubels Roman.

Dass es sich bei Inez, von der sich Erik vom ersten Moment an wie magisch angezogen fühlt, obgleich sie sich anfangs in sich gekehrt und kühl gibt, um seine leibliche Mutter handelt, die ihn unmittelbar nach der Geburt weggegeben - aus dem Nest gestoßen - hat, kann kaum verborgen bleiben. Nur für Erik und Inez, die bald ein Liebespaar werden, bleibt es das. Ganz abgesehen davon, dass es natürlich von einer zünftig orchestrierten Theatralik ist, dass Inez ihr Leben der wissenschaftlichen Erforschung und Beobachtung gerade des Lummensturzes, ihrer Spiegelgeschichte also, verschrieben hat, wird auch zunehmend unglaubwürdig, dass sie nicht den geringsten Verdacht schöpfen soll, während dem Leser alles bis ins Kleinste ausbuchstabiert wird.

Nicht zuletzt deshalb wird es unglaubwürdig, weil mit derselben Fähre wie Erik noch ein weiterer Protagonist aus Inez' Vergangenheit auf die Insel gekommen ist: Rainer Feldberg, den Inez zwar nicht zu kennen vorgibt, der ihr aber durch Verleumdungen bei ihren Vorgesetzten das Leben schwermacht und beständig mit latenten Drohungen und Andeutungen über ihr wahres Verwandtschaftsverhältnis um sie und Erik herumscharwenzelt. Ein Prachtexemplar von einem ehemaligen Stasi-Mitarbeiter, der sich nach der Wiedervereinigung für die schmutzigen kleinen Intrigen der Lokalpolitik verdingt hat. Wie sich die Fäden zwischen DDR-Vergangenheit und Provinzwahlkampf in den neuen Bundesländern und zwischen Familie und Politik spinnen und gesponnen wurden, lässt Antje Rávic Strubel in länger zurückreichenden Rückblenden erzählen, die Eriks rekapitulierende Erzählstimme ablösen. Gemeinsam mit dem Leser wird Inez, die zwischenzeitlich in Fieberträumen liegt, die in Bewegung setzen, was lange Jahre in den tiefsten Schichten des Bewusstseins eingefroren war, auf die Reise in DDR-Lauben, ungeheizte Wartburgs und kleine Studentenbuden nach Adlershof geschickt.

Was bei dieser Reise zum Vorschein kommt, mag politisch wie menschlich abgründig sein, büßt bei Antje Rávic Strubel aber seine Brisanz ein, weil sie durch die Analogien zu Tierreich und Mythologie ihre Geschichte in den immer wiederkehrenden, ewigen Gesetzmäßigkeiten aufgehen lässt und ihr damit hintenrum die spezifisch historische Ungeheuerlichkeit wieder abspricht. Bedenklich nah an der Kolportage schrammt dieser Roman nicht zuletzt deshalb vorbei, weil seine Sprache ein ums andere Mal verrutscht, was man bei dieser Autorin so gar nicht kennt. Wenn sie Erik in lässigem Spätjugendjargon sprechen lässt, dann wirkt das auf linkische Weise aufgesetzt. Die Versuche, das fatale Liebesverhältnis in Worte zu fassen, changieren zwischen Kitsch und Angestrengtheit.

Das alles ist gerade deswegen so bedauerlich, weil Antje Rávic Strubel mit ihrem Roman ein Thema angeht, das sich zwanzig Jahre nach dem Ende der DDR mit großer Dringlichkeit den Weg an die literarische Oberfläche zu bahnen scheint: Nach Wawerzinek, Altwasser und jüngst Angelika Klüssendorf erzählt auch sie über das schmerzvolle Scheitern von Mutterschaft und zwischenmenschlicher Beziehung in der DDR. Man wäre diesen Grabungen und Rekonstruktionen gerade bei ihr zu gern gefolgt, hätte sie diese nicht in falsch verstandener Artistik überschrien.

WIEBKE POROMBKA

Antje Rávic Strubel: "Sturz der Tage in die Nacht". Roman.

S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2011. 342 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.09.2011

Die Überlebenstechniken der Vögel
Reißer, Melodram, Politgroteske – und Nachbild der DDR: Antje Rávic Strubels Roman „Sturz der Tage in die Nacht“
Es gibt schwere, ungelenk wirkende Vögel, die sich von einer Felswand in die Tiefe stürzen, wie ein Stein zu fallen scheinen und erst kurz vor der Meeresoberfläche durch den plötzlich entstehenden Aufwind zu fliegen beginnen. Dieser Sturz ist das zentrale Motiv in Antje Rávic Strubels Roman, es kehrt in verschiedenen Bildern und Traumsequenzen wieder, und es legt eine poetisch flirrende Schicht unter diesen Text. Das Evozieren solcher Zwischenwelten, die atmosphärische Verdichtung von etwas Unfassbarem ist die Stärke dieser Autorin, das Ergründen psychischer Ränder und Grauschattierungen. Diese Stärke prägt auch ihr neues Buch „Sturz der Tage in die Nacht“. Doch diesmal wollte die Autorin mehr.
Die Geschichte des 25-jährigen Erik, der auf einer abgelegenen Ostseeinsel die 41-jährige Inez trifft, ist nicht nur die einer verbotenen Liebe, sondern auch etlicher anderer Vorabendserien; sie ist ein Reißer, ein Spionagethriller und eine zeitgenössische Politgroteske. Das entfaltet sich in immer neu ausholenden Schwüngen, und besonders der Anfang des Romans legt viele Fährten aus, die erst viel später annähernd entschlüsselt zu werden scheinen und letztlich doch auf entscheidende Weise diffus bleiben.
Das Schüren der Spannung nimmt in den ersten Passagen ausgesprochen programmatische Züge an: „Es hatte begonnen, wie es immer beginnt. Es beginnt auch jetzt noch immer.“ Derlei Formeln wiederholen sich, vor allem, wenn in regelmäßigen Abständen die Rückreise Eriks nach seinem dreimonatigen Aufenthalt eingeschoben wird. Das hat etwas Überinstrumentiertes, es ist wie eine zu starke Besetzung der Blechbläser, die an einschlägigen Stellen Pathos erzeugen und ausweiten. Man lernt früh begreifen, dass das zugrundeliegende Rätsel ungeheuer groß und verwegen sein muss.
Erik ist eher zufällig auf der Insel gelandet – ein Tagestrip von Gotland aus, eine geführte Tour zu seltenen Vogelreservaten. Hier gibt es kaum Menschen, es ist eine exemplarische Seelenlandschaft, eine dramatische Kulisse. Inez ist Projektleiterin und beendet gerade nach drei Jahren ihre Doktorarbeit über Trottellummen und Tordalken. Die beginnende Anziehung zwischen dem jungen Erik und der kühlen Wissenschaftlerin ist sehr genau beschrieben, es hakt sich an einzelnen Details fest: die weißen Träger ihres BHs, die weißer sind als der Sand und das Meer und in diesem Weiß etwas entfernt Verheißungsvolles haben.
Erik ist mit kennzeichnenden Attributen für seine Generation versehen (Techno-Mönchsgesänge, exzentrische Anzüge, Chucks); Inez hingegen wirkt wie jemand, der einiges hinter sich hat und hier zur Ruhe gekommen ist. Die Nähe und Entfernung dieser beiden Figuren changiert, doch jenes Grundtremolo, das sehr bedeutsam durch alle Zeilen hindurchzittert, wird immer stärker und verselbständigt sich.
Spätestens, als die Geschichte von Eriks Mutter Annegret eingeblendet wird, ahnt man etwas. Sie hat ihn adoptiert. Zu bedeutungsvoll wird damit die Vergangenheit von Inez ergänzt, die mit 16 ein Kind zur Adoption freigegeben hat. Inez: ist hier das Wort „Inzest“ nicht automatisch enthalten? Alles läuft auf den Moment hinaus – es ist eher eine Vielzahl von schleichenden Momenten, von Verdacht und Zerstreuung, von Verdichtung und Verdunkelung –, in dem den beiden klar wird, wen sie da gegenseitig vor sich haben. Und das ist dann der Höhepunkt des Melodrams.
Es gibt aber auch die Chargenrolle, das verderblich Schmierenkomödiantische. Dafür sorgt der ehemalige Stasi-Mann Rainer Feldberg, der jetzt eine Agentur namens „Mega Operation & Risk Protection“ betreibt und dem richtigen Vater von Erik wieder den Sohn zuführen soll. Feldberg ist eine unheilvolle Witzfigur, seine Sprache weist ihn schon von weitem als gelernten Spitzel aus. Er hat ungefähr dieselbe Funktion wie früher Klaus Kinski in den Edgar Wallace-Verfilmungen der Schwarz-Weiß-BRD. Den schwierigsten und engsten Grat zwischen Satire und Klamotte erklimmt der Hund Feldbergs, der auf die Befriedigung der sexuellen Bedürfnisse seines Herrchens abgerichtet ist.
Die endgültige Aktualität wird schließlich repräsentiert durch Felix Ton, den eigentlichen Vater Eriks. Er hat ebenfalls eine ausgedehnte Stasikarriere hinter sich und nutzt seine Verbindungen nach der Wende für Korruption und effiziente Unternehmens-Transaktionen. Jetzt ist er Bundestagskandidat für die CDU im Wahlkreis Potsdam und möchte beim wählenden Publikum mit dem „wiedervereinigten Sohn“ punkten.
Die raunenden Sätze in diesem Buch und die abenteuerliche Plot-Konstruktion bedingen sich, es kommt ziemlich dick. Die Handlungsfäden verknäueln sich zu einem gewaltigen, schwer überschaubaren Knoten. Alles erscheint in einem schwülen Gewitterlicht. Hollywood, Schauerroman und Gender-Studies amalgamieren sich. Man wird dem Roman Antje Rávic Strubels allerdings nicht gerecht, wenn man ihn auf die effektgeladene und -heischende Handlung reduziert. Denn innerhalb der gespenstisch-künstlichen Szenerie gelingen ihr sprachlich ausgefeilte Passagen.
Und die Vergangenheit der Figuren ist mit einem suggestiven Realismus beschrieben. So konkret wie in einzelnen Episoden dieses Romans ist die DDR selten eingefangen worden; man spürt die Luft, man riecht die Gerüche, man schmeckt ihre Konsistenz. Allein die Schilderung einer Grillfete in der Datscha Rainer Feldbergs geht weit über die Ausstattungsschmieden à la „Good-Bye Lenin“ oder „Sonnenallee“ hinaus – der sumpfig-sandige Boden, der bröselnde schmutzige Beton, das improvisierte Klo, die erbärmlichen kleinen Lustgewinne: hier rückt einem die Lagermentalität, die diese deutsche Biedermann-Diktatur hervorbrachte, auf beklemmende Weise nah. Vor allem in der Figur der Inez werden die DDR-Erfahrung, die Familiensituationen und Ausweglosigkeiten sehr einprägsam verkörpert.
Diese Kunst des Entfaltens von Gefühlsfarben setzt sich in der Natur- und Vogelmetaphorik fort. Die Autorin setzt vor einer sich ständig verändernden Meer- und Himmelskulisse innere Bewegungen in Szene, und die Überlebenstechniken der Vogelpopulationen werden mit den Stimmungen von Inez und Erik ineinandergeblendet. Die verqueren Zwischen- und Grenzbereiche im Bewusstsein des Inzests sind in einem künstlichen Zwielicht ausgeleuchtet, und es werden dafür ästhetische Formen genutzt, die man vom Film und vom O-Ton-Hörspiel her kennt.
Obwohl alles darauf angelegt ist, dass es keine Tabus mehr gibt, geht dieser Roman jedoch von den überkommenen Effekten des Tabus aus. In Strubels Text scheint eine Eigendynamik des Spektakulären eingetreten zu sein – ein solch starker Sog, dass der Plot sich nur durch Übersteigerung und Überzeichnung definieren konnte. So ist es wohl am besten, man hält sich an die Qualitäten des „Lummensprungs“, ein Naturphänomen, das Inez und Erik ganz am Anfang beobachten: die jungen Vögel, die noch nicht flugfähig sind, werden von den Eltern, aus Schutz vor den Möwen, die steilen Felsklippen hinuntergestoßen, wo sie auf dem Meer aufprallen und durch ihr Wärmepolster zunächst geschützt sind. Was danach kommt, bleibt offen.
HELMUT BÖTTIGER
ANTJE RÁVIC STRUBEL: Sturz der Tage in die Nacht. Roman. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2011. 437 Seiten, 19,95 Euro.
Der Stasi-Mann betreibt jetzt
die Agentur „Mega
Operation & Risk Protection“
Den schwierigsten und engsten
Grat zwischen Satire und
Klamotte erklimmt ein Hund
„Nur die Vögel beherrschten den Wind“ – in Antje Rávic Strubels neuem Roman verkörpern sie die Leichtigkeit und den Schrecken zugleich. Foto: plainpicture.com
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Wohlwollend, aber letztlich nicht überzeugt zeigt sich Rezensentin Nina Apin von Antje Ravic Strubels Roman "Sturz der Tage in die Nacht". Anfangs folgt sie der Geschichte um eine Vogelforscherin, die auf einer schwedischen Ostseeinsel ihre DDR-Vergangenheit in Form eines 16-jährigen Jungen und eines Stasi-Psychopathen einholt, noch gern. Doch stört sie zunehmend das Konstruierte und das Raunende der Geschichte. Und auch wenn in der Mitte des Buchs das Geheimnis um die Vogelforscherin enthüllt scheint, bleibt für sie vieles im Dunkeln, wird nicht zu Ende geführt, so dass sie zunehmend das Interesse verliert. Allerdings hat sie das Buch dann doch zu Ende gelesen, vor allem wegen Strubels "wunderbarer Beschreibung der Ostseelandschaft".

© Perlentaucher Medien GmbH
ein beeindruckender Roman [...]. Überzeugend gelingt es der Autorin in 'Sturz der Tage in die Nacht', Naturbeobachtungen ins Verhältnis zur Historie zu stellen. Michael Opitz Deutschlandfunk (Büchermarkt) 20120123