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Als Max Schrems von Facebook alle über ihn vorliegenden Daten verlangte, bekam er 1.200 A4-Seiten, darauf auch viele von ihm gelöschte Informationen. Mit seinem daraufhin angestrengten Verfahren gegen Facebook wurde er zum international beachteten David, der gegen die Goliaths des Internets antritt. Er erklärt in "Kämpf um deine Daten" den Datenwahnsinn so einfach wie Jamie Oliver das Kochen: Wie Konzerne ihre Kunden durchleuchten, auch ohne dass diese ihre Daten offenlegen. Wie aus harmlosen Daten neue, hoch persönliche Informationen oder sogar unsere zukünftigen Gedanken hochgerechnet…mehr

Produktbeschreibung
Als Max Schrems von Facebook alle über ihn vorliegenden Daten verlangte, bekam er 1.200 A4-Seiten, darauf auch viele von ihm gelöschte Informationen. Mit seinem daraufhin angestrengten Verfahren gegen Facebook wurde er zum international beachteten David, der gegen die Goliaths des Internets antritt. Er erklärt in "Kämpf um deine Daten" den Datenwahnsinn so einfach wie Jamie Oliver das Kochen: Wie Konzerne ihre Kunden durchleuchten, auch ohne dass diese ihre Daten offenlegen. Wie aus harmlosen Daten neue, hoch persönliche Informationen oder sogar unsere zukünftigen Gedanken hochgerechnet werden. Wie die Industrie systematisch die Gesetze bricht und uns so lange mit leeren Floskeln einlullt, bis wir überzeugt sind oder entnervt aufgeben. Wie die Behörden und Staaten dem machtlos gegenüber stehen und wie uns das im täglichen Leben betrifft. Und vor allem, wie wir das ändern können.
Autorenporträt
Max Schrems wurde 1987 in Salzburg geboren. Für sein Studium der Rechtswissenschaften zog er 2007 nach Wien, wo er seitdem lebt. Mit seiner Initiative "europe-v-facebook.org" hat der 26-Jährige das soziale Netzwerk bereits zu mehr Transparenz und einem verantwortungsvolleren Umgang mit den Daten seiner Nutzer bewegt.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Als echten Wurf zur rechten Zeit bezeichnet Uwe Ebbinghaus das Buch von Max Schrems. Als Leser stellt sich der Rezensent vor allem viele junge Internetnutzer vor, die hier lernen können, dass sich Großkonzerne und Supercomputer auch ohne technische Detailkenntnisse durchschauen lassen. Wird das Ganze so informativ wie humorvoll präsentiert wie von Schrems, ahnt Ebbinghaus allerdings auch, dass jeder Netznutzer aus der Lektüre prinzipiell etwas über seine Rechte lernen kann und der Mythos der digitalen Welt gehörig zusammenschrumpft. Der Autor, erfahren wir, verfügt nicht nur über ein intelligentes Erzähltalent, sondern auch über jede Menge Erfahrung mit der Datenkrake Facebook und der IT-Industrie im Allgemeinen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.06.2014

Mit Daten sollten wir besser gar nichts bezahlen

Eine Entzauberung der Digitalwirtschaft: Der junge Jurist und Kläger gegen Facebook Max Schrems zeigt, was hinter den vollmundigen Slogans der IT-Industrie wirklich steckt.

Außer den Programmierern des sozialen Riesennetzwerks gibt es wohl keinen Menschen auf der Welt, der sich mit Facebook so gut auskennt wie der sechsundzwanzig Jahre alte Wiener Jurist Max Schrems. Anders als viele seiner Altersgenossen, hat er den amerikanischen Internetgiganten nicht nur an der Benutzeroberfläche, sondern auch in seinen algorithmischen Tiefen kennengelernt. Als Schrems während des Studiums in Amerika einen Facebook-Vertreter bei einem Vortrag leichthin sagen hörte, dass das Unternehmen europäische Grundrechte ignoriere, wurde seine Neugier geweckt: Was treibt Facebook da eigentlich?

Schrems machte von seinem Auskunftsrecht Gebrauch und erwirkte im Jahr 2011 nach längerem Hin und Her die Herausgabe der Daten, die der Konzern über ihn gespeichert hatte. Er bekam ein pdf-Dokument mit Rohdaten, die, obwohl Schrems nur Gelegenheitsnutzer war, ausgedruckt 1222 Seiten umfassten - ein Umfang, den im letzten Jahrhundert nur Stasi-Akten von Spitzenpolitikern erreichten. Misstrauisch machte ihn, dass das Konvolut auch Daten enthielt, die er mit den gängigen Werkzeugen von Facebook längst gelöscht hatte, und solche, die nur durch Big-Data-Anwendungen errechnet worden sein konnten: sein Universitätsort, den er nie angegeben hatte, und sein wahrscheinlicher letzter Aufenthaltsort.

Schrems beschloss als einer der ersten Nutzer überhaupt, Facebook wegen Vergehen gegen das europäische Datenschutzrecht zu verklagen. Diese Geschichte ist weltweit in den Medien erzählt worden und Schrems streitet sich bis heute mit der zuständigen irischen Datenschutzbehörde - einer Behörde übrigens, die über einem Supermarkt in der irischen Provinz angesiedelt ist und unter ihren zwanzig Mitarbeitern, so Schrems, keinen einzigen Juristen oder Techniker zählt. Man kann sich gut vorstellen, dass auch für andere Großkonzerne wie Google oder IBM eine Europa-Zentrale in Irland nicht nur aus steuerlichen Gründen interessant war.

Die Hausjuristen von Facebook müssen jedenfalls gefeixt haben, als sie bei einer Analyse der irischen Rechtslage feststellten, dass das Land bei der Umsetzung der EU-Datenschutzrichtlinie vergessen hatte, Strafzahlungen festzulegen. Trotzdem versuchte Facebook, Schrems' Klage zu verhindern, schickte sogar seinen Chef-Lobbyisten zu Verhandlungen nach Wien und machte die schon fest etablierte Gesichtserkennung rückgängig. Doch Schrems beharrte auf seiner Klage, der inzwischen, mit Hilfe des Crowdfunding-Vereins "Europe versus Facebook", eine Reihe weiterer gefolgt sind.

Es ist aber nicht nur das Erzähltalent, mit dem Schrems seine Initiationsgeschichte schreibt, das besticht. Seine Trümpfe spielt er in der gedanklichen Durchdringung der IT-Industrie aus. Im "Daten-Monopoly" mit dem Bürger liege diese momentan klar in Führung, weil sie es vermocht habe, bunt angemalte Mythen im kollektiven Bewusstsein festzusetzen. Die Art und Weise, in der Schrems diese Mythen im Anschluss durchleuchtet, ist ein intellektuelles Vergnügen.

"Die Nutzer zahlen doch mit ihren Daten!", lautet der wohl verbreitetste Slogan der Digitalwirtschaft. Schrems hält dem entgegen, dass doch ein Großteil der Inhalte auf den Seiten von Unternehmen wie Facebook oder Google von den Nutzern selbst gratis zur Verfügung gestellt werde. Und wer sage eigentlich, dass der Nutzer einen angemessenen Jahresbeitrag für die angebotenen Dienste zurückweisen würde? Hier ist dann für Lobbyisten der Zeitpunkt gekommen, das immer wieder zu hörende Totschlagargument anzubringen: "Der Nutzer möchte im Netz nichts bezahlen!"

Ein anderer Slogan der Digitalwirtschaft lautet: "Wir machen doch alles nur, um die Werbung auf den Nutzer zuzuschneiden." Dem hält Schrems entgegen, dass personalisierte Werbung längst nicht so effektiv ist, wie alle tun. Werbetreibende erzählten das hinter vorgehaltener Hand. Die komplette Durchleuchtung des Nutzers geschehe im Grunde bloß für ein paar lausige Klicks mehr, resümiert Schrems. Nur wegen Cent-Beträgen wird unser Grundrecht auf Datenschutz aufgelöst.

Wie steht es nun mit dem Über-Mythos der digitalen Welt, der offenbar auch das zaghafte Handeln der Politik gegenüber der IT-Industrie bestimmt: "Datenschutz schadet Wirtschaft und Innovation!" Auch von Vertretern der Bundesregierung, die an diesem Donnerstag nach einer über zweijährigen Blockade in Brüssel abermals über die Datenschutz-Grundverordnung debattieren, wird ja immer wieder in Anschlag gebracht, dass die vielen Bestätigungshäkchen, die durch strengeren Datenschutz angeblich nötig würden, den Nutzer abschreckten; ein Verbotsprinzip gefährde den freien Fluss der Information. Die Antwort, die Schrems darauf gibt, ist ebenso erstaunlich wie naheliegend: "In Wirklichkeit lassen sich ein paar Unternehmen, die keine Ahnung von der Rechtslage haben, einfach nur sicherheitshalber pauschal etwas absegnen, das ohnehin erlaubt ist, und gehen uns damit auf die Nerven." Die wirklichen notwendigen Erklärungen beträfen dagegen nur die Datenweitergabe, also das Ausspähen für Werbeklicks.

Fast hatte man sich abgewöhnt zu fragen, warum beim Buch- oder Schuhkauf im Internet eigentlich hundertseitige Datenschutzerklärungen und Nutzungsbedingungen nötig sein sollen. Die gleichen Produkte kann man ja auch ohne diesen Aufwand telefonisch bestellen und zugeschickt bekommen. Es ist ziemlich offensichtlich: Wer online entsprechende Erklärungen verlangt und behauptet, sie seien nicht in einfachen Symbolen darstellbar, hat etwas zu verbergen. Und zum Stichwort prosperierende Wirtschaft und Innovation schiebt Schrems noch die Frage nach, was denn innovativ daran sein soll, als Quasimonopolist ungehindert junge Konkurrenten aufzukaufen und sich durch Rechtsbrüche Vorteile zu verschaffen?

Am Schluss des Buchs kann man nach vielem Kopfschütteln ein Lachen kaum zurückhalten. Einmal über den Hokuspokus, den die digitalen Großunternehmen im Windschatten der allgemeinen technischen und rechtlichen Unwissenheit über Jahre hinweg betrieben haben. Dann aber auch über die gewitzte Art, mit der Max Schrems die argumentative Nacktheit der digitalen Kaiser aufs Korn nimmt.

Sein Buch, über dessen Thesen im Einzelfall sicher noch zu diskutieren ist, führt vor Augen, dass der natürliche Menschenverstand den Supercomputern auch ohne technische Detailkenntnisse gewachsen ist. Schrems verhilft einem Nutzerstandpunkt zur Geltung, der wieder einem allgemeinen Rechtsempfinden entspricht. Der EuGH hat ihn inzwischen bestätigt, die ins Stocken geratene europäische Datenschutzreform kann daran anschließen. Dieses Buch hat das Zeug dazu, viele junge Leser aufzuklären. Es ist ein echter Wurf, der zur rechten Zeit kommt.

UWE EBBINGHAUS.

Max Schrems: "Kämpf um deine Daten". Edition a, Wien 2014. 221 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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