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»Die Geschichte eines jungen Mannes, seiner Suche nach der Liebe und ein paar anderen Dingen, die einem das Leben zur Hölle machen. Hart, schmerzvoll, schön.« Lukas Bärfuss
Opoe ist die Fremde. Die fremd gebliebene Großmutter. Nun ist sie tot. Die einsame und exzentrische Frau, die ihn bis zum Schluss gesiezt hat. Der Enkel reist zu den Orten, an denen sie gelebt hat. Nach Holland und in die Schweiz. Versucht, ihrem Schweigen eine Stimme zu geben. Versucht, herauszufinden, wer Sie war, und was das mit ihm zu tun hat. Beide Leben verschränken sich im Ringen um einen Platz in der…mehr

Produktbeschreibung
»Die Geschichte eines jungen Mannes, seiner Suche nach der Liebe und ein paar anderen Dingen, die einem das Leben zur Hölle machen. Hart, schmerzvoll, schön.« Lukas Bärfuss

Opoe ist die Fremde. Die fremd gebliebene Großmutter. Nun ist sie tot. Die einsame und exzentrische Frau, die ihn bis zum Schluss gesiezt hat. Der Enkel reist zu den Orten, an denen sie gelebt hat. Nach Holland und in die Schweiz. Versucht, ihrem Schweigen eine Stimme zu geben. Versucht, herauszufinden, wer Sie war, und was das mit ihm zu tun hat. Beide Leben verschränken sich im Ringen um einen Platz in der Gesellschaft. Elegant erschafft Donat Blum eine atmosphärisch verdichtete Welt.
Autorenporträt
Blum, DonatDonat Blum hat ein Filmfestival geleitet, als Tellerwäscher und Geschäftsführer gearbeitet und am Schweizerischen und Deutschen Literaturinstitut studiert. Er veröffentlicht in zahlreichen Zeitschriften, ist Mitveranstalter der Werkstattgespräche "Teppich" im Literaturhaus Zürich, Initiator der Veranstaltung "Skriptor" an den Solothurner Literaturtagen und Herausgeber der Literaturzeitschrift Glitter.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.09.2018

Ein Leben auf zu großem Fuß
Geheimnisvoll gesellig: Donat Blums literarisches Debüt "Opoe"

Die Großmutter ist tot, gestorben in einem Heim in Bern, nach mehr als neunzig Lebensjahren. Sie hieß Opoe, gesprochen Opu, was im Niederländischen Oma bedeutet. Ihr Tod markiert gleichzeitig einen Anfang: die Suche nach Wahrheit, auf die sich der Ich-Erzähler, der, wie der Autor, Donat heißt, begibt - ein aussichtsloses Unterfangen also, jedenfalls solange man unter Wahrheit mehr als eine Aneinanderreihung bloßer Fakten versteht. Opoe hat den Enkel bis zum bitteren Ende gesiezt, was nicht automatisch als Beweis emotionaler Distanziertheit betrachtet werden muss, doch im Fall von Opoe und Donat war es wohl so: Die beiden haben einander nie wirklich kennengelernt. Eine Tatsache, die im Angesicht des Todes schwer wiegt und Donat zu der dringlichen Frage bewegt: Wer war Opoe? Und was hat das mit mir zu tun?

"Opoe" ist Donat Blums literarisches Debüt, und er setzt sich zum literarischen Ziel, Opoes "Schweigen eine Stimme zu geben", ihrer Unnahbarkeit auf den Grund zu gehen, ihre Geschichte zu erzählen. Das gelingt Blum, um es gleich vorweg zu sagen, mittelmäßig überzeugend, was daran liegt, dass er sich auf der Suche nach der verstorbenen Großmutter schlicht verzettelt. Anstatt den fragenden Blick konsequent auf Opoe zu richten, verliert sich der 1986 im schweizerischen Schaffhausen geborene Autor, der unter anderem am Literaturinstitut in Leipzig studiert hat, in etlichen eingestreuten Liebesepisoden und Liebeserschütterungen, die die Psyche des Ich-Erzählers in Aufruhr versetzen. So wird aus der Protagonistin Opoe nach und nach eine Nebenfigur.

Dabei beginnt der Roman vielversprechend mit einer Reise in die Vergangenheit, die die von Donat als so kompliziert empfundene Gegenwart zumindest etwas klarer erscheinen lassen soll. Donat fährt nach Holland, wo Opoe geboren wurde. "Am Bahnhof in Dort wartete Han, der Sohn von Opoes bester Freundin. Ein hagerer und feingliedriger Mann im Alter meiner Mutter, der letzte holländische Bekannte Opoes, von dem ich wusste." Er habe sie nur fröhlich gekannt, erzählt Han - und "gezellig".

Han und Donat trinken schwarzen Tee, wie einst Opoe das gern getan hat, die eine eigene gusseiserne Kanne dafür hatte, die sie nur ausspülte und nie mit Spülmittel auswusch. "Zum Frühstück, nach dem Mittagessen, zum Zvieri und vor dem Einschlafen: een kopje thee. Und sobald es aus der schwarzen Kanne dampfte, breitete sich ein Hauch englischer Aristokratie aus; in der eigenen Wohnung, in der Alterswohnung, und im Pflegezimmer. Sie saß im Ohrensessel, schlug die Beine übereinander und führte schaukelnd und mit abgespreiztem Finger das Teeglas zum Mund." Später wird Tante Jopi Opoe als schon immer royaal beschreiben. Stets sei sie mit einem Koffer voller Geschenke aus der Schweiz angereist, nach dem Motto: "Luxus für alle!" Ein Leben auf großem Fuß, zu großem vielleicht.

Und just in dem Moment, in dem Opoe für den Leser greifbarer wird, lässt Donat Blum ihre Konturen wieder verschwimmen. Nicht, dass man im weiteren Verlauf der Geschichte wenig über sie erführe, aber das Erzählte prägt sich nicht ein, bleibt verglichen mit dem starken Anfang blass, und zuweilen klingt es, als müsste Blum noch ein paar Lebensstationen der Großmutter abarbeiten. Joel, Levin und später Yuri - Liebespartner, Freunde, Garanten für rauschhaftes Glück und Enttäuschung zugleich - werden dafür wichtiger sowie die Frage, wie Liebe gelingen kann und ob Exklusivität mehr ist als ein lächerliches romantisches Hirngespinst. Zumal in Zeiten, in denen alles austauschbar erscheint und einem das Konsumieren von Menschen per Dating-App so leicht gemacht wird. Als hinterließen Begegnungen keine Spuren.

Einmal erzählt Donat seiner Mutter, er sei vor einigen Tagen allein im Bett aufgewacht und habe sich nach Joel gesehnt oder nach Yuri, er könne es gar nicht mehr so genau sagen. Zwei Menschen, ein Gefühl. "Die Sehnsucht nach Armen, die mich festhalten, eine warme Brust, Hände, die durch mein Haar fahren. Ein Gefühl, wie unter einer wolkig weichen Daunendecke oder von einem Gewicht, das auf mir liegt, ohne mich unter Wasser zu drücken."

Und die rätselhafte Opoe, dieses unbekannte Wesen? Ist am Ende dieses Buchs zwar keine Fremde mehr, aber zu einer Vertrauten ist sie leider auch nicht geworden.

MELANIE MÜHL

Donat Blum: "Opoe".

Roman.

Ullstein fünf, Berlin 2018. 176 S., geb., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Melanie Mühl bedauert es, die Großmutter des Erzählers in Donat Blums Debütroman nicht näher kennengelernt zu haben. Die Suche nach Wahrheit, die im Text mit dem Tod der etwas exzentrischen alten Dame beginnt, zieht Mühl zunächst in den Text. Dass der Autor die Großmutter und ihre Geschichte zunehmend aus dem Blick verliert und lieber über die Liebeleien des Erzählers berichtet, tut dem Buch laut Mühl nicht gut. Die begonnene Reise in die Vergangenheit hätte sie gern fortgesetzt, doch die Hauptfigur bleibt letztlich konturlos und das Erzählte wirkt bemüht, meint Mühl.

© Perlentaucher Medien GmbH