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Dieses Buch ist eine Weltpremiere: Hattula Moholy-Nagy, die Tochter des Künstlers und Bauhausmeisters László Moholy-Nagy, hat für diese Publikation ihr Foto-Archiv geöffnet und zum ersten Mal ist Moholy-Nagys Album von Fotokontakten zu sehen. Es entstand zwischen 1925 und 1937, zwischen Weimar und der Emigration in die USA. Moholys Fotogramme und Fotografien gehören zu den bedeutendsten Arbeiten der Kunst des 20. Jahrhunderts und sind Ikonen der von ihm maßgebliche geprägten Bewegung des Neuen Sehens - einer spektakulär neuen Art auf die Welt zu blicken und sie mit Fotoapparaten aus den Angeln…mehr

Produktbeschreibung
Dieses Buch ist eine Weltpremiere: Hattula Moholy-Nagy, die Tochter des Künstlers und Bauhausmeisters László Moholy-Nagy, hat für diese Publikation ihr Foto-Archiv geöffnet und zum ersten Mal ist Moholy-Nagys Album von Fotokontakten zu sehen. Es entstand zwischen 1925 und 1937, zwischen Weimar und der Emigration in die USA. Moholys Fotogramme und Fotografien gehören zu den bedeutendsten Arbeiten der Kunst des 20. Jahrhunderts und sind Ikonen der von ihm maßgebliche geprägten Bewegung des Neuen Sehens - einer spektakulär neuen Art auf die Welt zu blicken und sie mit Fotoapparaten aus den Angeln zu heben.

Mit mehr als 1 000 Fotografien und Illustrationen ermöglicht dieses Buch eine ganz neue Sicht auf den Fotografen Moholy-Nagy. Auf der Grundlage neu erschlossener Archivquellen und des bislang unbekannten Bilderfundus werden unterschiedlichste Aspekte seiner fotografischen Tätigkeiten erschlossen: Moholys Reisen durch Europa; seine Tätigkeit als Vortragsreisender und Vermarkter der eigenen Arbeit; das Zusammenspiel von Film und Fotografie vor dem Hintergrund wiederentdeckten Filmmaterials.
Autorenporträt
László Moholy-Nagy (1895¿1946) was born in Bácsborsód, Hungary. After military service in World War I and completing a law degree, Moholy-Nagy took up painting and moved to Berlin. In 1923 he was appointed by Walter Gropius to teach at the Bauhaus in Weimar and Dessau. Following an active intermediate period of personal design work, films and exhibitions in Berlin beginning in 1928, he immigrated to the US and founded the New Bauhaus¿American School of Design in Chicago in 1937. In his short lifetime, Moholy-Nagy published numerous books and participated in many exhibitions, both group and one-man shows. Born in 1957, Jeannine Fiedler works in Berlin as an art and film historian. Fiedler studied theatre, art history and journalism at the Freie Universität Berlin, and has written and lectured widely on László Moholy-Nagy. In 2001 Fiedler published László Moholy-Nagy, and in 2006 she curated ¿László Moholy- Nagy. Color in Transparency. Photographic Experiments in Color 1934¿1946¿ at the Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.08.2019

Schwere erotische Obsession

Einblick ins Archiv: Jeannine Fiedlers stattliches Album mit Fotografien von László Moholy-Nagy zeigt den frühen Medienkünstler in einem neuen Licht.

Wenn mitten im Bauhaus-Jahr ein großformatiger Band erscheint, der lapidar mit "Moholy Album" überschrieben ist, liegt der Verdacht nah, dass er das Jubiläum nutzt, aber nicht wirklich etwas Neues in ihm erzählt wird. Was Jeannine Fiedler hier aber im Folioformat vorlegt, schlägt diesen Verdacht gleich aus dem Feld. Der Untertitel des Bandes verspricht einen "Perspektivwechsel auf den Fotostrecken der Moderne", und zumindest für den besonderen Fall des einflussreichen Bauhaus-Lehrers László Moholy-Nagy fordert ihr Buch tatsächlich neue Betrachtungen heraus.

Es wäre falsch, den nach dem Ersten Weltkrieg aus Ungarn nach Deutschland emigrierten Moholy-Nagy auf ein Medium festlegen zu wollen. Zwischen Malerei und Fotografie, Typographie und Film, Skulptur und Installation drückte er sich auf so vielfältige Weise aus, dass man in ihm einen frühen Medienkünstler erblicken sollte. Als sich seine zweite Frau Sibyl nach Moholy-Nagys frühem Tod an einer ersten Gesamtdeutung des Werks versuchte, sprach sie von einem "Totalexperiment". Sie fand damit eine noch immer gültige Formel.

Und doch haben gerade Moholy-Nagys fotografische Experimente besondere Bekanntheit erlangt. Zeitgleich mit Man Ray und Christian Schad, das heißt seit den frühen zwanziger Jahren, versuchte auch er gemeinsam mit seiner ersten Frau Lucia, die fotografische Bildproduktion auf ihr wesentliches Prinzip zurückzuführen. Lichtgestaltung, wie er es nannte, bedurfte keiner Kamera, um zu bedeutungsvollen Ergebnissen zu gelangen. Das ohne jeden Apparat entstandene Fotogramm enthält bereits alles Wesentliche, was eine Fotografie ausmacht.

Doch wäre es ein Missverständnis, würde man Moholy-Nagy für einen foto-grammatischen, der Maschine entsagenden Puristen halten. Spätestens zur Mitte der zwanziger Jahre arbeitete auch er mit verschiedenen Kameras. Eine kleine Reihe dieser Bilder, zum Beispiel vom Funkturm in Berlin, gehört lange schon zu den Ikonen des Neuen Sehens. Aber innerhalb seines Werks traten diese Fotografien bislang merkwürdig solitär auf. Eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit der Kamera ließ sich im Fall Moholy-Nagys nur voraussetzen, allerdings kaum konkret nachvollziehen. Mit dem "Moholy Album" wird diese Lücke nun aber auf eindrucksvolle Weise geschlossen. In vorzüglichen Reproduktionen enthält es Hunderte von Aufnahmen, die in den Jahren zwischen 1924 und 1937 entstanden sind. Umrissen werden damit die wichtigsten Phasen von Moholy-Nagys europäischem Schaffen. Geradezu programmatisch zeigen die letzten Aufnahmen des Bandes Bilder, die im Juli 1937 zwischen Southampton und New York auf der "SS Manhattan" entstanden sind. Mit dieser Atlantik-Passage nahm Moholy-Nagy einen erzwungenen und endgültigen Abschied vom alten Kontinent.

Wie wichtig ihm sein fotografisches Werk war, zeigt bereits die Tatsache, dass er viele Aufnahmen mit nach Amerika brachte. Mehr noch: Im "Moholy Album" treten uns diese Bilder nicht in loser Folge gegenüber, sondern als ein sorgfältig eingerichtetes Archiv von Kontaktabzügen. Zu thematischen Gruppen angeordnet, wurden diese Kontakte auf großformatige Kartons aufgeklebt und beschriftet. Offenkundig wurde großer Wert gelegt auf eine genau eingerichtete Ordnung, die dem Fotografen schnelle Orientierung erlauben sollte. Uns aber, das heißt den nachträglichen Betrachtern, wird es hierbei möglich, die Entwicklung von Moholy-Nagys Blick durch die Kamera nachzuvollziehen.

Auf bemerkenswerte Weise folgte dieser Blick recht gegensätzlichen Interessen: formaler Strenge wie auch spielerischer Spontaneität. Gewiss ist richtig, was Fiedler in ihrem Kommentar mehrfach betont und in einem eigenen Anhang minutiös belegt: Moholy-Nagy war ein geradezu rastlos Reisender, der bis zu seiner Emigration in die Vereinigten Staaten beinahe überall in Europa Station gemacht hatte. In diesem Sinn sind die Kameraaufnahmen auch ein Ausdruck seiner Neugierde auf das Unbekannte; zur Qualität seiner Bilder gehört, dass er das bis dahin noch nicht Gesehene in weit mehr als bloß touristische Schnappschüsse übersetzte.

Vor allem aber in der Vielzahl seiner Frauenporträts erweist sich Moholy-Nagy als ein besonderer Augenmensch. Seine erotische Obsession ist schwer zu übersehen. Badeszenen waren offenbar ein besonders willkommener Anlass zum Fotografieren. Und doch bleibt staunenswert, wie die leicht oder gar nicht bekleideten Körper in fotografische Formstudien übersetzt werden, die alles Akademische rasch hinter sich lassen. Gerade in solchen Annäherungen beweist sich die Qualität des von Jeannine Fiedler herausgegebenen Bandes: Gezeigt werden nicht allein die als gelungen herausgestellten und für eine Publikation vorgesehenen Aufnahmen, sondern auch jene, die dem Fotografen interessant genug erschienen, um in sein Bildarchiv im Albumformat aufgenommen zu werden.

Es ist beinahe ein Wunder, dass sich trotz Moholy-Nagys gewundenen Lebenswegs diese mehr als 150 Tafeln bis heute erhalten haben; erst recht aber ist es ein Glücksfall, dass sich dessen Tochter Hattula - die anerkannte Archäologin lebt hochbetagt in den Vereinigten Staaten - seit Jahrzehnten für den Nachlass ihres Vaters einsetzt. Für die Herausgabe dieses Albums hat sie in der Bauhaus-Expertin Jeannine Fiedler eine Detektivin gefunden. Die Bildkommentare nehmen nicht selten mehr Platz ein als die reproduzierten Fotografien selbst. Man sollte keine dieser Erläuterungen übergehen. In ihrer Gesamtheit fügen sie sich zu einem Text, der als wertvolle Vorarbeit gelten kann zu einem noch immer nicht geschriebenen Handbuch über den Medienkünstler Moholy-Nagy.

STEFFEN SIEGEL.

Jeannine Fiedler (Hrsg.): "Moholy Album". Perspektivwechsel auf den Fotostrecken der Moderne. László Moholy-Nagys schwarzweißfotografische Arbeiten 1924-1937.

Steidl Verlag, Göttingen 2019. 352 S., Abb., geb., 68,- [Euro].

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