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Es gibt sie heute noch, die Cowboys, nur haben sie sehr wenig mit irgendwelchen Westernhelden aus Hollywood oder mit der Plakatwerbung der Tabakindustrie gemein. Mehr als ein Jahrzehnt hat der New Yorker Fotograf Luis Fabini mit den Cowboys den kargen Alltag geteilt und zeigt uns die raue Lebenswirklichkeit dieser Männer, die noch heute in den Weiten des amerikanischen Kontinents auf ihren Pferden das Vieh über Hochebenen, Prärien oder durch Sumpflandschaften treiben. Fabini war dafür mehrfach monatelang in acht Regionen des amerikanischen Kontinents unterwegs: Er trank Mate mit den Gauchos…mehr

Produktbeschreibung
Es gibt sie heute noch, die Cowboys, nur haben sie sehr wenig mit irgendwelchen Westernhelden aus Hollywood oder mit der Plakatwerbung der Tabakindustrie gemein. Mehr als ein Jahrzehnt hat der New Yorker Fotograf Luis Fabini mit den Cowboys den kargen Alltag geteilt und zeigt uns die raue Lebenswirklichkeit dieser Männer, die noch heute in den Weiten des amerikanischen Kontinents auf ihren Pferden das Vieh über Hochebenen, Prärien oder durch Sumpflandschaften treiben. Fabini war dafür mehrfach monatelang in acht Regionen des amerikanischen Kontinents unterwegs: Er trank Mate mit den Gauchos von Uruguay, war dabei, als die Cowboys von Nebraska die Kälber mit Brandzeichen markierten, übernachtete mit den Vaqueiros in der von Dornbüschen übersäten Steppe und begleitete die Pantaneiros beim Viehtrieb durch die riesige Sumpflandschaft des Pantanal, geplagt von Mücken, umgeben von Jaguaren, Kaimanen und Anakondas. Luis Fabini wurde Teil ihrer Welt. Das sieht man den Bildern an: In Duoton und Farbe zeigt er Porträts wettergegerbter Gesichter, von Männern, deren Züge vom selbstbestimmten, aber entbehrungsreichen Leben erzählen, ihre rauhen Hände, die wogenden Rücken der Viehherden und die halbwilden Pferde, die eins mit Ihrem Reiter zu sein scheinen. Fabinis Bilder zeigen ein Leben, das fern unserer Realität liegt und doch ein Teil unserer Vorstellungswelt ist, die durch den Verlust von Klischees nur reicher wird.
Autorenporträt
Davis, Wade
Wade Davis (geb.1953) ist ein international anerkannter Anthropologe, Autor und Reisejournalist; er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und ist "Explorer in Residence" für die "National Geographic Society".

Fabini, Luis
Luis Fabini (geb. 1965) ist als Sohn eines Diplomaten auf unterschiedlichen Kontinenten aufgewachsen. Mit sieben Jahren bekam er von seinem Vater seine erste Kamera geschenkt, die von da an sein ständiger Begleiter wurde. Als junger Mann arbeitete er als Trecking-Guide, wurde Reisefotograf, drehte Dokumentarfilme und war auch als Fashion-Fotograf tätig. 2003 kehrte er dann nach Uruguay zurück zu seinen Wurzeln.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.02.2017

Auf dem Rücken der Pferde
Der Bildband „Amerikas Cowboys“ zeigt in berauschend schönen Aufnahmen
die harte Realität des Wilden Westens und macht Ross und Reiter zu stolzen Ikonen
VON MICHAELA METZ
John Wayne oder den Marlboro Man sucht man unter den Cowboys Amerikas, die dieser Bildband zeigt, vergeblich. „Das Einzige, was sie mit diesen Ikonen der Popkultur gemein haben, war die Art, wie sie sich bewegten. Wenn sie gingen, sah es aus, als hassten ihre Füße es, den Boden zu berühren. Sie liefen so, weil sie den Großteil ihres Lebens auf dem Rücken von Pferden verbracht hatten“, schreibt der Anthropologe Wade Davis, der den 2016 in Kanada und dann in Deutschland erschienenen Band „Amerikas Cowboys“ herausgegeben hat. Mehr als zehn Jahre lang reiste er von den Prärien Nordamerikas bis in das Hochland der Anden, um die Kultur der Cowboys mit seinen grandiosen Bildern festzuhalten.
Die Fotografien von Luis Fabini machen die raubeinigen Reiter und ihre eleganten Rösser zu Ikonen. Seit seiner Domestizierung wurde das Pferd in fast allen Kulturen verehrt. In seiner Einleitung schildert Wade Davis dessen Entwicklung vom nagergroßen Waldtier zum behuften Bewohner der Steppe und seinen enormen Einfluss auf die Geschichte des Menschen. Davis eröffnet ein Panorama von den Streitrössern, die mit den Normannen bei Hastings Britannien stürmten, den mongolischen Kleinpferden, die unter der Herrschaft von Dschingis Khan in großen Armeen durch Asien zogen. Von den nordischen Sagen, wo in Gestalt des Gottes Odin, der auf dem achtbeinigen Pferd Sleipnir durch die Lüfte reitet, geht es über den Hinduismus zum Koran, wo Mohammed nach seinem Tod auf einem Pferd in den Himmel aufsteigt.
Mit den Spaniern in der Neuen Welt dann schließt sich ein Kreis. Sie bringen die Pferde zurück auf den amerikanischen Kontinent, von wo sie einst über frühe Landbrücken nach Asien gewandert waren. Die Kolonialherren treffen auf eine Zivilisation, die noch nie zuvor ein Pferd gesehen hat. Das macht es ihnen leicht, sie zu unterwerfen. Die Anführer der Azteken und der Inkas halten Pferd und Reiter für ein einziges mythisches Wesen. Die ersten Indianer, die Pferde besaßen, waren wahrscheinlich die Apachen; durch sie wurden sie zu Nomaden, die den Büffeln durch die Steppe folgten.
Im Jahr 1521 erreichten die ersten Rinder Mexiko, die legendären Longhorns, die sich später entlang der Küste bis nach Texas ausbreiten sollten. Doch der klassische amerikanische Westen, der in den Filmen, die ihn berühmt machten, so zeitlos erscheint, hatte nur zwanzig goldene Jahre, von 1866 bis 1886. Ein Cowboy ist selbstverständlich ein weißer Held, so stellte man sich das lange vor. Tatsächlich waren ein Viertel aller Rancharbeiter in der Folge der Abschaffung der Sklaverei Schwarze. Und so gut wie alles, was wir mit dem Cowboykult verbinden, hat seine Wurzeln in Mexiko: der Slang, das Treiben der Rinder, die Brandzeichen, die breitkrempigen Hüte und hochhackigen Cowboystiefel.
Die Cowboykultur, das ist bekannt, erblühte in Folge eines Genozids. Die Indianervölker wurden ausgelöscht, die Büffel, ihre Lebensgrundlage, ebenso. Die Erfindung des Stacheldrahts zerhackte schnell die endlosen Weiden, beendete die großen Viehtrecks, und mit ihnen einen Mythos. Doch gibt es die Cowboys noch. Von Kanada bis Argentinien. Den Fotografien wohnt Stolz inne, es sind Porträts von gegerbten Gesichtern, vor der Zeit gealtert.
Was auffällt, ist der offene Blick der Männer direkt in die Kamera. Fabini zeigt berauschend schöne, weite Landschaften mit Szenen harter Arbeit. Zwei Cowboys, die ein Rind in ihrer Mitte im Galopp treiben, wunderschöne Pferde, Momente der Ruhe und der Aktion. Ein argentinischer Gaucho, der wie verschmolzen mit Staub und Erde am Gatter lehnt. Ein Reiter in Uruguay auf seinem stämmigen und doch maßlos eleganten Ross, den Schweif zusammengebunden. Dann die Pantaneiros im Südwesten Brasiliens, dem riesigen Sumpfgebiet Pantanal an der Grenze zu Paraguay und Bolivien. Dort sind die Rinder weiß und mager, mit einem Höcker auf dem Rücken. Die Vaqueiros der Sertão, des verdorrten Buschlands in der Mitte Brasiliens, sehen aus wie aus der Zeit gefallen in ihren ledernen Rüstungen, die sie und ihre Pferde gegen die Dornen der Caatinga, den nahezu undurchdringlichen Busch, schützen. Wenn es einen Ort gibt, den Gott vergessen hat, dann ist er hier.
Wade Davis und Luis Fabini: Amerikas Cowboys. Aus dem Englischen von Philip Laubach-Kiani. Sieveking Verlag, München 2016, 156 Seiten, 107 Abb., 49,90 Euro
Die Erfindung des Stacheldrahts
bereitete den großen Viehtrecks
über den Kontinent ein jähes Ende
Gegerbtes Gesicht, offener Blick: ein brasilianischer Vaqueiro in seiner handgemachten ledernen Rüstung.
Foto: Aus dem besprochenen Band
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.11.2016

Am Hut sollt ihr sie erkennen

Man weiß gar nicht, was man bei diesem Bildband zuerst loben soll: die erhellenden Texte von Wade Davis - Anthropologe, Autor und Reisejournalist - oder eben die Fotografien von Luis Fabini - Trekking­Guide, Reisefotograf und Dokumentarfilmer. Beides zusammen trägt zu einem neuen Verständnis des alten Mythos vom Cowboy bei. Staub und Regen, Einsamkeit und Männerfreundschaft, Geschwindigkeit und Verharren, der Fotograf hat viele Momente des Lebens draußen zu einem umfassenden Bogen gebündelt. Immer mit auf dem Bild: der Hut. Hat er bei den Gauchos und Huasos in Südamerika eine gerade Krempe, wird diese zum Wagenrad bei den mexikanischen Charros, um in Nordamerika zu dem Cowboyhut zu werden, den wir als typisch empfinden. Mehr als ein Jahrzehnt hat Fabini mit den Cowboys den Alltag geteilt. Fast alle Porträtierten werden namentlich genannt, was sie nicht zu Stereotypen macht, sondern zu Individuen. Die Bilder kommen ohne Anzeichen modernen Lebens aus. Es gibt keine Trucks, keine Tankstellen, keine Straßen, keine Werbeschilder und schon gar keine Mobiltelefone. Auch wenn diese heute sicherlich in den meisten Satteltaschen stecken. So bieten die Fotos, so realistisch und gradlinig sie sind, einen sozialromantischen Blick auf eine untergehende Welt - was nichts daran ändert, dass man sich kaum satt daran sehen kann.

bär

"Amerikas Cowboys" von Luis Fabini (Text) und Wade Davis (Fotografien). Sieverking Verlag, München 2016. 156 Seiten, zahlreiche Fotos. Gebunden, 49,90 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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