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Von der Bibel über Julius Cäsar zu den Olympischen Spielen - die Geschichte des Schwimmens ist wohl so alt wie die Menschheit. Lynn Sherr zeigt in dieser persönlichen Kulturgeschichte, wie sich das Schwimmen, die Schwimmstile, Bademoden, Becken und Gewässer im Laufe der Menschheitsgeschichte verändert haben, welche Legenden sich um das Schwimmen ranken und was die moderne Wissenschaft vom Schwimmen weiß. Sie befragt Forscher und Olympiasieger, Distanzschwimmer und "Normale", die sich ein Leben ohne den regelmäßigen Sprung ins Wasser nicht vorstellen können. Gleichzeitig bereitet sich Sherr auf…mehr

Produktbeschreibung
Von der Bibel über Julius Cäsar zu den Olympischen Spielen - die Geschichte des Schwimmens ist wohl so alt wie die Menschheit. Lynn Sherr zeigt in dieser persönlichen Kulturgeschichte, wie sich das Schwimmen, die Schwimmstile, Bademoden, Becken und Gewässer im Laufe der Menschheitsgeschichte verändert haben, welche Legenden sich um das Schwimmen ranken und was die moderne Wissenschaft vom Schwimmen weiß. Sie befragt Forscher und Olympiasieger, Distanzschwimmer und "Normale", die sich ein Leben ohne den regelmäßigen Sprung ins Wasser nicht vorstellen können. Gleichzeitig bereitet sich Sherr auf den Swim-Hellespont-Wettbewerb vor, um auf Lord Byrons Spuren die wilden Gewässer von Europa nach Asien zu durchschwimmen. Ein nicht ungefährliches Unterfangen für eine Amateurin von fast 70 Jahren.
Ein informatives, unterhaltsames und humorvolles Buch für alle, die schwimmen und das Wasser lieben.
Autorenporträt
Andreas Simon dos Santos hat in Münster und Berlin Anglistik, Italianistik und Politologie studiert. Er arbeitet als Übersetzer, Redakteur, Texter, Korrektor und Ghostwriter.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.07.2013

Es lindert jedes Weh und streichelt jeden Muskel
Die amerikanische JournalistinLynn Sherr erzählt vom Schwimmen. Ihre anekdotenreiche Kulturgeschichte ist eine große Liebeserklärung an den Sport
Die schnellsten Schwimmer der Welt messen sich in diesen Tagen bei den Weltmeisterschaften in Barcelona. Die westliche Kulturgeschichte des Schwimmens nimmt ihren Anfang allerdings am anderen Ende Europas: in den Fluten der Dardanellen, in jener Meerenge, die im Nordwesten der Türkei Europa von Asien trennt. Dort fiel Helle auf der Flucht vor ihrer hasserfüllten Stiefmutter Ino vom Rücken des fliegenden Widders ins Wasser, das man in der Folge nach ihr benannte.
  Im Hellespont, im Meer der Helle, schwamm auch der Jüngling Leander nachts heimlich vom asiatischen zum griechischen Ufer in die Arme seiner geliebten Hero, einer zur Keuschheit bestimmten Jungfrau. Den Weg durch die nächtliche Dunkelheit wies ihm die Laterne, die Hero für ihn aufhängte. Als sie eines Nachts bei einem Sturm erlosch, ertrank Leander. Und als seine Leiche an Land gespült wurde, sprang Hero kurzerhand selbst in die Fluten, um sich mit ihrem Geliebten im Jenseits zu vermählen.
  Dieser Schwimm-Mythos ist der Ausgangspunkt des Buches „Swim“ der amerikanischen Fernsehreporterin Lynn Sherr, das jetzt in deutscher Übersetzung erschienen ist. Lynn Sherr erfüllte sich mit fast 70 Jahren selbst den Traum von der Hellespont-Durchquerung, ganz in der romantischen Tradition des Lord Byron. Der Dichter nahm sich Leander zum Vorbild und durchschwamm die Meerenge auf seiner Mittelmeerreise 1810. Byron brüstete sich mit dieser Leistung „mehr als mit jeder anderen Art von Ruhm, sei er politisch, poetisch oder rhetorisch“, wie er einem Freund schrieb.
  Die Teilnahme der passionierten Freizeitschwimmerin Sherr am offiziellen Hellespont-Schwimmwettbewerb bildet den Rahmen für eine detailverliebte und anekdotenreiche Kultur- und Begriffsgeschichte des Schwimmens, das natürlich nicht irgendwann von einem tapferen Einzelnen erfunden worden ist. „Es war schon immer da“, schreibt die in New York lebende Autorin. Die Ägypter hatten gleich mehrere Hieroglyphen dafür. Platon, erfahren wir, erwähnt das Sprichwort, dumme Menschen könnten „weder lesen noch schwimmen“. Die thebanische Prinzessin Semele, die Göttin Aphrodite, Odysseus und die Amazonen – sie alle konnten es! Auch Julius Cäsar schwamm zum Ruhme der Republik, um den ägyptischen Feinden in Alexandria zu entrinnen, und errettete sich nach Plutarch „mit genauer Not“.
  Nachdem das Schwimmen im Mittelalter einen Niedergang erlebte, verhalf ihm der Theologe und Philosophielehrer Everard Digby in der Neuzeit zum Durchbruch. Sein Leitfaden „De arte natandi“ (Über die Schwimmkunst) lehrte Schwimmen nicht mehr als militärische Fertigkeit, sondern erstmals als Sport.
  Später ließen sich auch große Staatsmänner von der Schwimmeuphorie anstecken. Benjamin Franklin vollführte in der Themse Kunststücke „von Gewandtheit“ und schätzte den kühlen Schlaf danach. US-Präsident John Quincy Adams sprang gerne nackt in den Potomac River. Einmal soll sich eine Journalistin seiner Kleidungsstücke bemächtigt und sie so lange nicht mehr herausgegeben haben, bis der Präsident alle ihre Fragen beantwortet hatte.
  Dann gingen die ersten Ärmelkanaldurchquerungen in die Geschichtsbücher ein, zunächst die von Matthew Web 1875. Gertrude Ederle überwand die Meerenge zwischen England und Frankreich als erste Frau, mit einem „gediegenen Kraulstil“ und neuem Geschwindigkeitsrekord.
  Im kulturellen Gedächtnis Amerikas ist Schwimmen bis heute ein Sport der Weißen. Bewunderte man die amerikanischen Ureinwohner und Afrikaner lange für ihren Stil, der eifrig imitiert wurde, blieben sie doch aus den Schwimmbädern verbannt, als die Weißen den Sport für sich entdeckten. Heute sollen Initiativen wie „Make a Splash“ des olympischen Goldmedaillengewinners Cullen Jones zur Befreiung von kulturelle Stereotypen beitragen und dazu, dass Kinder von Schwarzen und Minderheiten sich mit dem Wasser anfreunden.
  „Swim“ ist mehr als eine Sammlung unterhaltsamer Anekdoten. Das Buch ist eine umfassende Reportage, die beinahe keinen Aspekt des Wassersports auslässt: Von der Darstellung des Schwimmens in Kunst und Film bis hin zur Entwicklung der Schwimmstile, der Becken und der Bademode – ja, vor gar nicht allzu langer Zeit schlichen noch Ordnungshüter über die Strände, um den Abstand zwischen Saum und Knie der Frau zu vermessen, der maximal 15 Zentimeter betragen durfte.
  Auf der Suche nach dem Fisch in uns spricht Lynn Sherr mit einem Evolutionsbiologen, der mit seinem Team das 375 Millionen Jahre alte Fossil des „großen Süßwasserfisches Tiktaalik“ entdeckte, „das fehlende Glied zwischen unseren aquatischen Vorfahren und den Landsäugern“. Dem Lungenfisch steht der Mensch in Anatomie und Genetik am nächsten. Dessen Affinität zum Wasser hat allerdings weniger mit Evolutionsbiologie zu tun als mit der Psyche und dem Wohlgefühl, von einem anderen Element vollständig umfangen zu sein, darin beinahe schwerelos zu schweben. Das macht das Schwimmen zu einer der sinnlichsten Erfahrungen, mit der wir uns schon im Mutterleib vertraut gemacht haben.
  Und gesund ist es auch noch: Das Schwimmen heilt zwar nicht vom Übel der Masturbation, wie ein französischer Arzt im Jahr 1819 behauptete, aber „Schwimmen kann den Blutdruck senken, den Cholesterinspiegel optimieren, die Pumpleistung des Herzens verbessern und die Durchblutung steigern“. Keine Erschütterungen der Gelenke, kaum Verletzungsgefahr – Lynn Sherr zitiert eine Schwimmpädagogin mit den Worten: „Schwimmen kommt dem perfekten Sport auf diesem Planeten am nächsten.“
  So wird dieses Buch stellenweise zu einer schwärmerischen Ode, getragen von der Begeisterung eines stark präsenten Autoren-Ichs, das den Lesern zeigen möchte, wie richtig und wichtig es ist, sich regelmäßig im kühlen Nass zu bewegen. Da „Swim“ aber kein schlichter Bewegungsratgeber ist, verzeiht man Sherr auch seichte Passagen wie: „Ist es nicht völlig abgefahren, von Europa nach Asien zu schwimmen? Bin ich nicht ganz schön cool? Könnte ich es zweimal am Tag schaffen und zwischendurch leidenschaftlich Sex haben?“
  Für Lynn Sherr hat Schwimmen eine meditative, therapeutische, ja transzendierende Wirkung. Es „dehnt meinen Körper über seine irdischen Grenzen hinaus aus, lindert jedes Weh und streichelt jeden Muskel.“ Andrew McMahon, Bandleader der Gruppe Jack’s Mannequin, schrieb nach der Behandlung seiner Leukämie die Songtextzeilen: „Swim for the music, just keep your head above. Swim.“ In seiner metaphorischen Bedeutung meint Schwimmen die Fähigkeit, sich in stürmischen Zeiten über Wasser halten zu können. Immer wenn McMahon in der Brandung Südkaliforniens bade, werde ihm klar, wie unwichtig jeder von uns als Einzelner sei und wie viel mehr Bedeutung jeder in Verbindung mit dem Ganzen habe.
  Wer sich demnächst an einem spanischen, französischen, griechischen oder italienischen Strand mit ähnlichen Gedanken in die Mittelmeerbrandung wirft, für den ist „Swim“ zweifellos die passende Strandlektüre.
THORSTEN GLOTZMANN
  
Lynn Sherr: Swim. Über unsere Liebe zum Wasser. Aus dem Englischen von Andreas Simon dos Santos. Haffmans & Tolkemitt, Berlin 2013. 255 Seiten, 19,99 Euro.
Der westliche Mythos vom
Schwimmen beginnt dort, wo
sich Europa und Asien begegnen
Dieses Buch ist
ohne Zweifel eine
passende Strandlektüre
Der Fisch in uns: Synchronschwimmerinnen bei der aktuellen Schwimm-WM in Barcelona .
FOTO: ACTION PRESS
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Die amerikanische Journalistin Lynn Sherr hat eine Ode an das Schwimmen geschrieben, "Über unsere Liebe zum Wasser" ist eine ebenso begeisterte wie ausführliche Reportage über so ziemlich alles, was mit dem koordinierten Strampeln im Wasser zu tun hat, berichtet Thorsten Glotzmann. Da sind zunächst die Ursprünge: Mythen, frühe Fürsprecher wie Platon und Julius Cäsar, ägyptische Hieroglyphen. Sherr schreibt über die gesundheitlichen Vorzüge des Schwimmes, über die Entwicklung der Sportart und der einzelnen Stile, über berühmte Leistungen, zum Beispiel Gertrude Ederles Überquerung des Ärmelkanals, und über mögliche Erklärungen für unsere Liebe zum Wasser, fasst der Rezensent zusammen. Eine viel bessere Strandlektüre kann es kaum geben, findet Glotzmann, einzelne seichte Stellen verzeiht er der Autorin nur zu gerne.

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