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In POLINA überrascht Bastien Vivès einmal mehr durch die Wahl eines ungewöhnlichen Sujets: Mit vitalem, präzisem Strich zeichnet er ein zärtliches und zugleich schonungsloses Bild des klassischen Balletts, in dessen Fokus das diffizile Verhältnis von Meister und Schülerin steht.Das Talent der jungen Ballerina Polina Oulinov strahlt bis hin zu Nikita Bojinski, einem der so bewunderten wie gefu rchteten Meister des zeitgenössischen Tanzes. Unter seiner Anleitung entwickelt sich Polina zur erfolgreichen Künstlerin, die trotz hartem Training und einem Leben voller Zwänge festen Willens ist, ihre Unabhängigkeit zu bewahren.…mehr

Produktbeschreibung
In POLINA überrascht Bastien Vivès einmal mehr durch die Wahl eines ungewöhnlichen Sujets: Mit vitalem, präzisem Strich zeichnet er ein zärtliches und zugleich schonungsloses Bild des klassischen Balletts, in dessen Fokus das diffizile Verhältnis von Meister und Schülerin steht.Das Talent der jungen Ballerina Polina Oulinov strahlt bis hin zu Nikita Bojinski, einem der so bewunderten wie gefu rchteten Meister des zeitgenössischen Tanzes. Unter seiner Anleitung entwickelt sich Polina zur erfolgreichen Künstlerin, die trotz hartem Training und einem Leben voller Zwänge festen Willens ist, ihre Unabhängigkeit zu bewahren.
Autorenporträt
Bastien Vivès, geboren 1984, kann auf ein ebenso umfangreiches wie vielfältiges uvre zurückblicken.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.12.2011

Tanz in Schwarz und Weiß
Bastien Vivès’ meisterlicher Ballett-Comic „Polina“
Abbildung aus dem besprochenen Band
Es ist unmöglich, von Bastien Vivès nicht begeistert zu sein. Jedes der Alben, die der gerade 27-jährige Comic-Künstler seit vorletztem Frühjahr auf Deutsch veröffentlicht hat, ist ein Ereignis. Das liegt zunächst daran, dass Vivès ein geradezu traumhaft begabter Zeichner ist, der seinen Stil mühelos und mit einer erheblichen Variationsbreite dem jeweiligen Sujet anzupassen versteht. Und Vivès hat etwas zu sagen; er will nicht nur schöne Bilder liefern. Einfühlsam ergründet er immer wieder das erotische Spannungsverhältnis zwischen Männern und Frauen: sei es im Frankreich unserer Tage („Der Geschmack von Chlor“, „In meinen Augen“), sei es – nach einem Szenario von Merwan – in der blutigen Fabelantike der dreiteiligen Serie „Für das Imperium“, wo kampferprobte römische Soldaten auf Amazonen stoßen.
In „Polina“ steht nun erstmals nicht der begehrende, ekstatisch-verwirrte Blick männlicher Figuren im Mittelpunkt, sondern das Erleben einer jungen Frau, ihr Versuch, einen Platz in der Welt zu finden. Polina ist sechs, als es ihr gelingt, in die Tanzschule, die der ebenso berühmte wie gefürchtete Nikita Bojinski leitet, aufgenommen zu werden. Wegen ihrer Leistungen wird sie einige Jahre später vom Theater übernommen, übt aber auch ein Solostück, das Bojinski für sie geschrieben hat. Als ihr die Belastung zu viel wird, bricht sie aus und flieht erst mit ihrem Freund in die Kompanie von Michail Laptar, dann allein weiter nach Berlin, wo ihre Zusammenarbeit mit zwei jungen deutschen Choreographen internationales Aufsehen erregt. Dennoch kann sie Bojinski nicht vergessen und sucht ihn schließlich in Moskau auf.
Die Stationen auf Polinas Werdegang entsprechen divergierenden Strömungen des Tanzes. Bojinski, der strenge Zuchtmeister, der gerne in Sentenzen redet, ist ein engagierter Vertreter des klassischen Balletts. Frau Litowski, die das Theaterballett leitet, hält seine Ansichten für „Abscheulichkeiten“; im Gegenzug wirft er ihr vor, den Nachwuchs nur mehr auf banale, dem Kommerz verpflichtete Einsätze in Musicals und Folklore vorzubereiten. Laptar und seine deutschen Kollegen repräsentieren dagegen das moderne Tanztheater. Allerdings zeigt sich hier nicht nur Trennendes, sondern auch Gemeinsames: Die Idee, die den Grundstock zu Polinas Erfolgen mit den Berlinern legt, kommt ihr ausgerechnet, als sie sich an einen der Merksätze Bojinskis erinnert. Zu ihrem spezifischen künstlerischen Ausdruck findet sie also, indem sie sich in verschiedenen Stilen erprobt – das verbindet sie mit Bastien Vivès.
Auffällig ist, dass die Beziehung zwischen Polina und Bojinski als wechselseitige Faszination, aber als frei von jeder erotischen Komponente beschrieben wird. Er sieht in ihr das Medium, seine Ideen zu materialisieren; sie sieht in ihm den Meister ihrer Kunst – nicht mehr. Hier wollen zwei sehr viel voneinander, aber allein im Dienst einer Sache, die sie mit nahezu religiösem Eifer betreiben. Dazu passt, dass Vivès völlig darauf verzichtet, seine Heldin mit Lolita-Reizen zu versehen; mit ihrem ernsten Gesichtsausdruck und ihren spitzen, sehr großen Ohren sieht Polina oft vielmehr aus wie ein Fantasy-Wesen.
Im Gegensatz zu den vorherigen Arbeiten von Vivès zeichnet sich „Polina“ nicht durch eine spektakuläre Farbgebung aus. Schwarz, Weiß und Beige müssen genügen; die Zeichnungen sind oft skizzenhaft; Hintergründe fehlen oder werden nur angedeutet. Unverändert ist aber die Meisterschaft, mit der Vivès seinen Figuren Leben einzuhauchen versteht. Die düster-bedrohliche Seite von Polinas Guru vermittelt er auf eindrückliche Weise: Bojinskis Bart liegt wie eine Maske über dem Gesicht; sein Mund, wenn man ihn überhaupt sieht, ist ein weißes Loch; oft spricht er vom Betrachter weg oder aus dem Off. Am Ende nimmt er seine Brille ab, und man sieht erstmals seine traurigen Augen und das faltige Gesicht eines alten Mannes – das ist der bewegende Höhepunkt einer an Höhepunkten reichen Graphic Novel.
CHRISTOPH HAAS
BASTIEN VIVÈS (Text und Zeichnungen): Polina. Aus dem Französischen von Mireille Onon. Reprodukt Verlag, Berlin 2011. 206 Seiten, 24 Euro.
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Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ohnehin von Bastien Vives' Comic-Alben absolut überzeugt, ist Christoph Haas von dessen jüngster auf Deutsch erschienenen Graphic Novel hingerissen. Dabei stellt dieses Album erstmals nicht die erotische Spannung zwischen Mann und Frau in den Mittelpunkt, und wählt mit der Tänzerin Polina auch zum ersten Mal eine weibliche Hauptfigur, lässt der Rezensent wissen. Vives zeichnet die Karriere der Tänzerin Polina nach, die sechsjährig in die berühmte Ballettschule von Nikita Bojinski aufgenommen wird und sich mühsam von ihrem "Guru" frei macht und schließlich nach Berlin geht, erfahren wir. Haas, der von den Zeichenkünsten des Autors ohnehin begeistert ist, findet auch die zeichnerische Umsetzung des vorliegenden Buches wieder genial. Vives' Talent, mit wenigen Strichen seine Figuren lebendig werden zu lassen und seine reduzierte Farbwahl beeindrucken ihn nachhaltig.

© Perlentaucher Medien GmbH