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Menschen verdrängen wildlebende Tiere aus ihren Lebensräumen. Aber die Tiere kommen zuruck. Sie dringen in den menschlichsten aller Lebensräume ein: die Großstadt. Nadia Budde beschreibt dies mit viel Sachkenntnis und warmem Humor. Dies ist ein Buch fur Kinder und Erwachsene gleichermaßen, denn mit Großstadttieren ist die ganze Familie konfrontiert.
Tiere erobern die Großstädte, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit: Wildschweine marodieren durch Berliner Außenbezirke, Fuchse spazieren durch den Hyde Park in London, in Venedig gibt es mehr Tauben als Menschen, und in Rom verdunkeln
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Produktbeschreibung
Menschen verdrängen wildlebende Tiere aus ihren Lebensräumen. Aber die Tiere kommen zuruck. Sie dringen in den menschlichsten aller Lebensräume ein: die Großstadt. Nadia Budde beschreibt dies mit viel Sachkenntnis und warmem Humor. Dies ist ein Buch fur Kinder und Erwachsene gleichermaßen, denn mit Großstadttieren ist die ganze Familie konfrontiert.

Tiere erobern die Großstädte, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit: Wildschweine marodieren durch Berliner Außenbezirke, Fuchse spazieren durch den Hyde Park in London, in Venedig gibt es mehr Tauben als Menschen, und in Rom verdunkeln Starenschwärme zuweilen den Himmel. Sie plundern die Mulltonnen, lernen ganz neue Geräusche zu machen, um sich im Autolärm zu verständigen, und bauen ihre Höhlen oder Nester in Vorgärten und Hinterhöfen. Manchmal nerven sie die menschlichen Städter, oder aber erfreuen sie sie mit ihrer Botschaft: Ihr seid nicht allein im Dschungel der Großstadt!
Autorenporträt
Nadia Budde, geb. 1967 in Berlin, war Gebrauchswerberin, bevor sie an der Kunsthochschule Berlin-Weissensee und am Royal College of Art in London Grafik studierte. Schon ihr erstes Bilderbuch "Einszwei drei Tier" erhielt u.a. den Deutschen Jugendliteraturpreis. Auch ihre folgenden Bilderbücher wurden vielfach ausgezeichnet. Nadia Budde lebt mit ihrer Familie in Berlin.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Fridtjof Küchemann freut sich, dass gleich zwei neue Bücher der Berliner Illustratorin Nadia Budde erschienen sind. In dem nun unter dem Titel "Großstadttiere" herausgegebenen Band, der "Assoziationen, Spielereien und Beobachtungen" versammelt, die Budde seit Februar 2011 in einer Kolumne der "Berliner Zeitung" veröffentlicht hat, verliebt sich der Kritiker erneut in den ganz eigentümlichen Strich der Illustratorin. Amüsiert beobachtet er hier Kulturfolger, die vor der "Monotonie der modernen Landwirtschaft, dem Dünger und den Pestiziden" in unsere Städte geflohen sind. Küchemann erfährt etwa, dass sich Waschbären in Altkleidercontainern offenbar einkleiden, während man als Tierfreund dem Marder entgegenkommen sollte und die Motorhaube des Autors gleich auflassen sollte. Buddes liebevolle Bilder werden Kinder und Erwachsene gleichermaßen erfreuen, versichert der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.06.2013

Es hat doch jeder was zu jammern, aber niemand einen Grund

Wieder Borstiges von Nadia Budde: In zwei Büchern singt die Berliner Illustratorin der Eigenliebe und den Eigentümlichkeiten von Kulturfolgern ein Lied.

Diese weit aufgerissenen Kulleraugen, das Struppige, der ungleichmäßige Strich eines ausgefransten Filzstifts, der die mit Farbflächen kolorierten Figuren schwarz konturiert: Wer einmal eines der Bilderbücher von Nadia Budde in der Hand hatte, wird jedes weitere gleich erkennen. Und er wird es schnellstmöglich ebenfalls zur Hand nehmen, in Vorfreude auf den zugleich zarten und ruppigen Witz, der die Werke der Berliner Künstlerin ausmacht. Jetzt sind gleich zwei neue Bücher Buddes erschienen, das eine, "Und außerdem sind Borsten schön!", ein klassisches Bilderbuch mit 32 Seiten, das andere die 140 Seiten starke Sammlung der Beobachtungen, Assoziationen und Spielereien, die Nadia Budde von Februar 2011 an in einer Kolumne der "Berliner Zeitung" zu "Großstadttieren" veröffentlicht hat.

Nadia Budde ist eine Sammlerin, ihre Bücher sind nicht selten Reihenschaltungen von Spinnereien, von Abweichungen wie in ihrem Debüt, "Eins zwei drei Tier", das im Jahr 2000 gleich mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet worden ist, von Alliterationen wie in "Trauriger Tiger toastet Tomaten" aus dem Jahr 2006, von seltsamen Weltallwesen wie in "Unheimliche Begegnungen auf Quittenquart", 2010 erschienen. In "Großstadttiere" hat die Bilderbuchkünstlerin Kulturfolger versammelt, vom Waschbären bis zur Pharaoameise, die der menschlichen Bewegung "raus aufs Land" entgegen vor "der Monotonie der modernen Landwirtschaft, dem Dünger, den Pestiziden, den begradigten Flussläufen und den Jägern" in unsere Städte geflohen sind. Und sich den Lebensbedingungen dort nach ihren Möglichkeiten anpassen: schönstes Material für die Gedankenspiele der Autorin.

Dass es vor Altkleidercontainern mitunter ähnlich aussieht wie bei von Waschbären durchwühlten Mülltonnen, lässt ja eigentlich nur einen Schluss zu: Die Tiere kleiden sich ein. Dass Altschuhcontainer indes verschont werden, zieht Budde konsequent zur Bestätigung dieses Verdachts heran: Wenigstens bei Schuhen haben sie Geschmack. Oder kommen doch nicht ganz aus ihrer Tierhaut.

Aus tierischer Sicht und mit Buddes Lakonie lässt sich das Phänomen der Verstädterung so beschreiben: "Manche Tiere bleiben einfach da, wo sie immer schon waren, und wachen eines Morgens als Großstadttier auf." Die Möwe gibt sich auch fern von allen größeren Gewässern größte Mühe, uns glauben zu machen, das Meer sei gar nicht weit: "Laut umkreischt sie die städtischen Mülldeponien, so dass man meinen könnte, ein Strand sei in der Nähe." Dem armen Marder, bestimmt nur seines Namens wegen so unbeliebt, sollten wir eigentlich entgegenkommen, indem wir einfach die Motorhauben unserer Autos auflassen und das Fahrrad nehmen. In London, ihrer heimlichen Hauptstadt, sollen Füchse bereits in Downing Street No. 11 zur Untermiete gewohnt haben. Wohingegen man in Moskau noch froh sein kann, wenn es das Wolfsrudel vor dem Supermarkt einzig auf die Einkäufe abgesehen hat. In Zürich schließlich hat sich eine ganze Reihe Exoten auf Dauerurlaub eingefunden: Tapezierspinnen, Alpensegler und Asiatische Marienkäfer zum Beispiel, an denen sich ganz bestimmt ein Phänomen ebenfalls beobachten lässt, auf das die aufmerksame Illustratorin weiter vorne im Buch bereits zu sprechen gekommen ist: der "Turm auf dem Kopf", der tatsächlich manches Urlaubsfoto und auch diese Seite unten ziert.

Buddes Spielereien mit Stadt und Tier haben etwas Kindliches, und auch wenn sich die Kolumne ursprünglich vor allem an erwachsene Zeitungsleser gerichtet haben wird, werden auch Kinder von acht Jahren an Spaß mit ihnen haben. Mit dem Bilderbuch "Und außerdem sind Borsten schön!" indes verhält es sich genau umgekehrt: Es richtet sich an vier, fünf Jahre alte Kinder, offenbart aber eine Lebensweisheit, die man durchaus auch manchem Erwachsenen ans Herz legen möchte. Nadia Budde versammelt allerlei seltsame Gestalten, allesamt Verwandte oder Freunde eines kleinen, unglücklichen Stachelschweins, und alle Gestalten eint die Unzufriedenheit mit ihrem Äußeren.

Das Froschmädchen Monalies wünscht sich eine andere Augenfarbe, Opa Archibald, eine Schildkröte, beklagt das hohe Alter, eine Eule namens Brigitte versucht mittels Korsett eine dünne Mitte zu erreichen, während sich ihr Mann, ein Nilpferd, eher am Hals zu dick findet. So macht sich Nadia Budde ihren Reim, kommt unauffällig von den Tieren auf die Menschen, schließlich auf die aus unserer Hochglanzwelt vertrauten Attribute idealer Schönheit zu sprechen, den Waschbrettbauch, verstärkte Lippen, glatte Nasen oder diverse Muskelmassen, um nach dem Umblättern eine Reihe entsprechend ausgestatteter, aber vollends entstellter Wesen an uns vorüberziehen zu lassen, die zwar selbstgefällig lächeln, ansonsten aber an Hässlichkeit nicht zu übertreffen sind.

Der Anblick Onkel Parzivals, der sich auf die folgende Doppelseite fläzt, ist dann in doppelter Hinsicht eine Erleichterung: In Unterhemd und Trainingshose, einen Grashalm im Mund, liegt er da, borstig wie sein Neffe, dabei unverkennbar menschlich, und anders als jenem ist ihm sein Äußeres egal. "Und er findet: Eins ist wichtig . . .", wird die Weisheit des Buchs vor den bislang vorgestellten Figuren verkündet, die Onkel Parzival schon erwartungsvoll anstarren: "Wie du bist, so bist du richtig!"

So schlicht und schön die Botschaft, so charmant ihr Zusammenspiel mit der Widerborstigkeit von Buddes Figuren auch ist: Seinen Glanz bekommt dieses Bilderbuch durch die unbekümmert wirkende, dabei aber fein durchdachte Auswahl der Gestalten, ihrer individuellen Unzufriedenheit und ihrer Träume. Statt sich missionarisch an den kindlichen Phantasien oder anklagend an den Idealen der Erwachsenen abzuarbeiten oder aber jeden direkten Bezug zu unserer Wirklichkeit politisch korrekt auszuklammern, mischt Nadia Budde sogar innerfamiliär Mensch und Tier - und lässt einen Pudel an der Leine seine Flecken beklagen, um kurz darauf die Mädchen aus dem Haus, sommersprossenübersät, langnasig oder pummelig, wie sie sind, davon träumen zu lassen, wie Elfen auszusehen. Und die Jungs von nebenan davon, ein Supermann zu sein, so hager oder rundlich, blass oder noch in Windeln sie auch dastehen mögen. Schließlich sollte der Abstand von Wunsch und Wirklichkeit niemanden ernstlich vom Träumen abhalten.

Der schönste Twist allerdings gelingt der Künstlerin beim Traum des kleinen Olli: Der eifert seiner Tante Polly nach, einer stattlichen jungen Frau mit roten Haarspangen und überaus athletischem, tatsächlich am ehesten an Supermann erinnerndem Körperbau. Der schmale Olli schaut zu ihr auf und macht mit seinen bescheidenen Mitteln Muskeln. In einem Punkt jedoch hat er es seinem Vorbild bereits gleichtun können: Den im Zickzackmuster gestreiften Rock trägt der Kleine schon genauso wie die Tante.

FRIDTJOF KÜCHEMANN

Nadia Budde: "Und außerdem sind Borsten schön!"

Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2013. 32 S., geb., 14,90 [Euro]. Ab 4 J.

Nadia Budde: "Großstadttiere".

Verlagshaus Jacoby & Stuart, Berlin 2013. 140 S., geb., 18,- [Euro]. Ab 8 J.

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