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Das Buch skizziert erstmals umfassend das Projekt Humboldt-Forum. Es bündelt den Stand der Debatte und wird sie in den kommenden Jahren begleiten.Bislang wurde die Debatte über das Humboldt-Forum fast ausschließlich als Architektur- und Geschichtsdebatte geführt. Nach dem nun erfolgten Abriss des Palastes der Republik und der Wettbewerbsentscheidung zugunsten des Entwurfs von Franco Stella rücken jetzt die konkreten Visionen und Planungen für das Humboldt-Forum in den Mittelpunkt des Interesses.Als ein innovatives Kultur- und Wissenszentrum, als Erkenntnis- und Begegnungsort der Welt, soll das…mehr

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Produktbeschreibung
Das Buch skizziert erstmals umfassend das Projekt Humboldt-Forum. Es bündelt den Stand der Debatte und wird sie in den kommenden Jahren begleiten.Bislang wurde die Debatte über das Humboldt-Forum fast ausschließlich als Architektur- und Geschichtsdebatte geführt. Nach dem nun erfolgten Abriss des Palastes der Republik und der Wettbewerbsentscheidung zugunsten des Entwurfs von Franco Stella rücken jetzt die konkreten Visionen und Planungen für das Humboldt-Forum in den Mittelpunkt des Interesses.Als ein innovatives Kultur- und Wissenszentrum, als Erkenntnis- und Begegnungsort der Welt, soll das Humboldt-Forum Öffentlichkeit und Erfahrung - exemplarisch für das 21. Jahrhundert - verschränken und zugleich der städtischen Mitte Berlins eine zentrierende öffentliche Sinnbestimmung verleihen.Anlässlich der ab dem 8. Juli 2009 im Alten Museum gezeigten Ausstellung, in der die zukünftigen Hauptnutzer, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit ihren Staatlichen Museen zu Berlin, die Zentral- und Landesbibliothek Berlin und die Humboldt-Universität ihre Planungen erstmals öffentlich vorstellen, erscheint bei Theater der Zeit "Humboldt-Forum Berlin. Das Projekt/ The Project".Der Band wird die integrative Idee des Humboldt-Forums, die Projektplanung seiner Hauptnutzer und die Ergebnisse des Architekturwettbewerbes dokumentieren. Darüber hinaus geht es darum, die intellektuelle Herausforderung des Projektes zu beleuchten und die Erwartungen der Öffentlichkeit (von Politik, Kultur, Kunst und Wissenschaft) aufzunehmen. Auch die kritischen Stimmen gegenüber dem Projekt kommen zu Wort. Spezielle Kapitel widmen sich den internationalen Erfahrungen bei der Präsentation der Weltkulturen sowie den internationalen Referenzprojekten neuerer Kulturbauten.
Autorenporträt
Hermann Parzinger, Archäologe, seit 2008 Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.Thomas Flierl, Philosoph, 2002 - 2006 Berliner Kultur- und Wissenschaftssenator.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.07.2009

Eine Nummer größer
Ein Band über die Pläne für das Berliner Humboldt-Forum
So oft das Wort auch benutzt wird, so ungenau sind die Vorstellungen, die sich mit ihm verbinden. Nun gut, einiges weiß man schon über das Humboldt-Forum. Es soll im Neubau auf dem Berliner Schlossplatz seine Heimstatt finden; es wird gebildet von den außereuropäischen Sammlungen der Staatlichen Museen, von der Landesbibliothek und der Humboldt-Universität. Irgendwie, hat man gehört, soll es auch eine Agora geben. Aber was, bitte, ist das Forumartige, das Humboldthafte, das Humboldt-Forum-Spezifische?
Das Humboldt-Forum wird „weit mehr sein als nur die Dahlemer Museen im Schloss”, haben nun die Chefs der drei großen Nutzer formuliert. „Es wird die Idee des Centre Pompidou weiterentwickeln für die Bedürfnisse und Anforderungen einer globalisierten Welt im 21. Jahrhundert. Museen, Bibliothek und Universität werden im Rahmen eines integrativen Nutzungskonzepts ihre Kräfte und unterschiedlichen Kompetenzen bündeln und einen lebendigen Ort der Wissensproduktion und -vermittlung zu den Kulturen der Welt bilden.”
Der hohe Ton der globalisierten Wissensgesellschaft oder wissenden Weltgesellschaft gehört offenkundig zum Humboldt-Forum dazu. Ohne ihn geht es selten ab. Meist kommen noch ein Humboldt-Zitat und ein Verweis auf das 21. Jahrhundert, als sei Mittwoch ein Fortschritt gegenüber Dienstag.
Alle Momente dieser Diskurs-Folklore finden sich auch in dem prächtig illustrierten Buch über das „Humboldt-Forum Berlin”, das der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Hermann Parzinger und der einstige PDS-Kultursenator Thomas Flierl nun gemeinsam herausgegeben haben. Und dennoch beginnt mit diesem Band etwas Neues. Er eröffnet die seriöse Diskussion über das Projekt, das ehrgeizigste der Republik und ihr größtes im Reich der Kultur.
Bisher stand die Debatte stets im Schatten Schlüters, wurde vom architekturideologischen Streit über Sinn und Unsinn der Schlossrekonstruktion verdunkelt. Wenn von Nutzung die Rede war, dann ging es um Quadratmeterzahlen. Die einen nahmen das Forum in Kauf, wenn sie dafür barocke Fassaden bekamen, die anderen waren bereit, Schlüter und Eosander zu ertragen, wenn man ihnen fürs Innere global-kulturelle Erhebung versprach.
Als der Architekturwettbewerb ausgeschrieben wurde, waren die Nutzungspläne noch recht allgemein gehalten, kaum detailliert. Das wird nun nachgeholt. In dieser Woche, am 9. Juli, wird in Berlin die Ausstellung „Anders zur Welt kommen. Das Humboldt-Forum im Schloss. Ein Werkstattblick” eröffnet. Aus diesem Anlass haben sich Flierl und Parzinger mit dem Verlag Theater der Zeit zusammengetan und Stimmen, Meinungen, Bilder gesammelt. Das Buch, das kein Katalog sein will, dokumentiert die Ergebnisse des Architekturwettbewerbs, den Francesco Stella gewann, lässt noch einmal die Rekonstruktionsgegner ausführlich ihre Bedenken begründen, bietet Berichte über die Präsentation von Weltkultur in anderen Häusern. Wichtig aber ist es, weil die Verantwortlichen hier ihre bisherigen Überlegungen vorstellen und auch einige mögliche Partner, von der Bundeskulturstiftung bis zur Berlinale zu Wort kommen.
Hinter dem Buch steckt eine halb-hegelianisierende Überlegung: Der Architekturstreit wurde zwischen Schlossanhängern und Palastfreunden ausgefochten. Das neue, das Dritte bekam keine rechte Chance. Es gelte, das Humboldt-Forum als dieses „neuen Dritte” aufzufassen, „das die Antinomie von Schloss und Palast im dialektischen Sinne aufhebt”. Erforderlich sei „die Erfindung einer für Berlin gänzlich neuartigen kulturellen und wissenschaftlichen Institution für das 21. Jahrhundert”: „Mit dem Humboldt-Forum verfügt die deutsche Gesellschaft über ein ambitioniertes Zukunftsprojekt, das zwar baukulturell den Widerstreit von Tradition und Moderne auszutragen hat, aber funktionell den Anschluss an das Wissen und die Kulturen der Welt herstellen wird. Es antizipiert damit einen demokratischen Ort einer zukünftigen Weltgemeinschaft und bietet so den Deutschen wie den Besucherinnen und Besuchern aus aller Welt ein Forum ihrer eigenen Selbstverständigung.”
Verglichen damit, würde das Versprechen, die Sahara zu begrünen, bescheiden wirken. Geht es nicht eine Nummer kleiner? Am Berliner Schlossplatz offenkundig nicht. Die Debatte gehorcht seit Jahren dem Gesetz des forcierten Arguments. Es dominieren Gesten der Überbietung, der Zuspitzung. Es wäre an der Zeit, hier mit der Abrüstung zu beginnen. Das Projekt dürfte sonst daran
scheitern.
Auch stößt in dem Buch ein unduldsam-besserwisserischer Geist manchmal böse auf: „Die Sehnsucht nach Kontinuität”, schreiben die Herausgeber, „die sich in der Schloss-Rekonstruktion ausspricht, bezeugt zugleich aber auch das noch immer labile Vertrauen in das ,unvollendete Projekt der Moderne‘. Ob wir es wollen oder nicht, auch das ist ein Merkmal unserer Zeit.” Vielleicht war es eben dieser anmaßende Ton, die Angewohnheit, anders Urteilenden Charakterdefizite, ein Zurückbleiben gegenüber dem Wünschenswerten zu unterstellen, der – Gegenreaktionen provozierend – den Schlossfreunden die Mehrheit gesichert hat. Vielleicht war man auch für Schlüter, weil man als Moderner aufs eigene Urteil vertraute, mit offenen Augen durch die Stadt ging, die Bundesbauten mit Mini-Büros und Riesengängen, die gebauten Scherze am Potsdamer Platz, die Öde der Friedrichstraße und des Spreeufers gegenüber von Palast und Dom sah. Da ist, was Moderne heißen will, sehr real vollendet. Es gibt vielleicht überall auf der Welt tausend Gründe, programmatisch modernen Architekten zu misstrauen, in Berlin aber gibt es dieser Gründe tausend und drei.
Glücklicherweise bleibt der Band nicht in der Artikulation von bedeutend Allgemeinem stecken. Man erfährt, dass es zur oft gewünschten Rekonstruktion von Innenräumen nicht kommen wird. Lediglich zur Einführung in die Sammlungsgeschichte soll die Kunstkammer – Urzelle der Bibliotheken und Museen –
„ausschnitthaft nachempfunden” werden. Vor allem die Universität will unter der Schlosskuppel die alte Kunstkammer zeitgemäß präsentieren. Die außereuropäischen Sammlungen wollen eine „Welt in Bewegung” zeigen, ästhetisch faszinierend und doch in kulturhistorische Kontexte gestellt. Die Ausstellungsmodule des Ethnologischen Museums beruhen auf 500 000 Objekten aus den großen Regionalsammlungen, hinzu kommen 140000 Tondokumente, 285000 historische Fotografien, 50000 Meter Filmmaterial. Offen, durchlässig, wandelbar will man das alles präsentieren, sich dem stetigen Wandel verschreiben und dem Blickwechsel, statt dem Kanon und der einen, der akademischen Betrachtung.
Vorgesehen sind Schaumagazine, um Fülle zu zeigen. Sie erinnern zugleich an die problematischste Folge des Umzugs der Museen: Sie werden von ihren Magazinen und Depots getrennt, für die man in Friedrichshagen baut. Die Entfernung ist selbst für Berliner Verhältnisse beachtlich, die neuen Schwierigkeiten der täglichen Arbeit nicht gering zu schätzen. Wie gewährleistet werden kann, dass die Museen nicht durch die Umzugszeit und die spätere Trennung leiden, ist als Frage interessanter und wichtiger als die nach Kontinuität und Sehnsucht. Man will es dann inzwischen doch alles sehr viel genauer wissen. Wer kümmert sich um den Spielplan und die Veranstaltungen der Agora? Wer wird letztlich Hausherr im Humboldt-Forum? Das Buch von Parzinger und Flierl ist ein erstes Zeichen für den Auszug aus den Wüsten der Abstraktion. Ganz verlassen werden wir sie wohl nie, wenn es um den Schlossplatz geht. JENS BISKY
HERMANN PARZINGER, THOMAS FLIERL (Hrsg.): Humboldt-Forum Berlin. Das Projekt. Verlag Theater der Zeit, Berlin 2009. 288 Seiten, 28 Euro.
Es wäre an der Zeit, mit der rhetorischen Abrüstung zu beginnen
Francesco Stellas Siegermodell Photo: Carsten Koall/Getty Images
Verglichen damit, würde das Versprechen, die Sahara zu begrünen, bescheiden wirken
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Zurückhaltend äußert sich Rezensent Patrick Bahners über die Ideen hinter dem "Humboldt-Forum", die im vorliegenden Band von Kulturpolitikern und Kulturmanagern erörtert werden. Bekanntlich soll das "Humboldt-Forum" die Berliner Schlossfassade füllen, mit dessen Wiederaufbau voraussichtlich 2010 begonnen wird. Vermittelt für Bahners die Ausstellung "Anders zur Welt kommen" im Alten Museum einen Eindruck von neuen Formen der Präsentation, Inszenierung und "Vernetzung" von musealen Objekten und wissenschaftlichen Fragen, die den Erfindern des "Humboldt-Forums" vorschwebt, bietet vorliegender Band ergänzend die Theorie dazu. Geleitet sieht Bahners das Projekt von einem universalistischen Programm, das auf die Gleichwertigkeit aller Kulturen abzielt. Schon in diesem Zusammenhang hat er Bedenken. Die gleichen Rechte der Kulturen erscheinen ihm hier als bloßer "Slogan". Generell versteht er das Projekt als "romantische Utopie". Neben dem Kulturrelativismus sind es weitere Momente, die ihn in diese Richtung denken lassen: eine "holistische Metaphysik", eine "Politik des unendlichen Gesprächs" und eine "Ästhetik der mikrokosmologischen Selbstbezüglichkeit".

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