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  • Gebundenes Buch

Produktdetails
  • Verlag: Detsch
  • Seitenzahl: 350
  • Erscheinungstermin: 8. November 2008
  • Deutsch
  • Abmessung: 325mm
  • Gewicht: 2424g
  • ISBN-13: 9783940602015
  • ISBN-10: 3940602019
  • Artikelnr.: 24431192
Autorenporträt
Cees W. de Jong arbeitet als Designer und Publizist im niederländischen Naarden. Er hat zahlreiche Bücher zu den Themen Design, Architektur, Kunst und Grafikdesign herausgegeben und ist derzeit als gestalterischer und verlegerischer Berater sowie als Autor tätig.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.01.2009

Elend in hässlichem Glanz
Ein Buch über das Lebenswerk Jan Tschicholds
Jan Tschichold war ein Mann der Schrift. Erst revolutionierte er 1925 als Jüngling die Typographie mit einem Manifest gegen Ornament und Jugendstil in den Leipziger „Typografischen Mitteilungen”, zu dem bald jeder Schriftsetzer eine Meinung hatte. Tschichold wollte sogar die Großbuchstaben abschaffen. Später widerrief er, erkannte in seiner „Elementaren Typografie” sogar Parallelen zur nationalsozialistischen Anschauung und verschrieb sich der Buchtypographie, deren Meister er wurde. Er erklärte die Typographie zur Wissenschaft, forschte und publizierte wie kein Zweiter und formulierte Maßstäbe auf historischen Grundlagen, die er entdeckte und bewies, weshalb sie auch heute gültig sind.
Tschicholds wichtigste Aufsätze sind in einer schönen zweibändigen Ausgabe lieferbar, ein Bildband aber mit Arbeiten aus dem gesamten Schaffen erschien zuletzt 1977 im Verlag der Kunst Dresden mit einem Vorwort des großen Buchkünstlers und graphikers Werner Klemke (1988 bei Saur in München). Er zeigt neben den berühmten schrägen Filmplakaten und den scharfkantigen rot-schwarzen Bauhaus-Sachen auch Tschicholds mustergültige klassisch-symmetrische Anzeigen für die pharmazeutische Forschung, Vitamin-Werbung, den Titel einer Skorbut-Studie, Programmblätter der Musik-Akademie Basel, private Weihnachtskarten, die Geburtsanzeige für Sohn Peter, Briefbogen, Exlibris. Tschichold saß, bevor er in London die Penguin-Books erneuerte, seit 1933 als Emigrant in Basel und nahm dankbar jeden Auftrag an. Nach dem Krieg, inzwischen ein international bekannter und akademisch dekorierter Experte, bot Deutschland ihm keine annehmbare Arbeitsmöglichkeit, und so arbeitete er zwölf Jahre lang für einen pharmazeutischen Konzern in der Schweiz. Es entstanden also viele triviale Kleindrucksachen in Tschicholdscher Brillanz, die heute Belehrung entfalten könnten.
Verworfene Krawalligkeit
Nun ist im Verlag Bernd Detsch ein dickes Buch erschienen: „Jan Tschichold. Meister der Typographie. Sein Lebenswerk in Bildern”. 450 farbige Bilder zeigt das Sammelsurium, aber nur drei ähnliche der Basler Kleinodien. Vom Lebenswerk also nur willkürliche Spuren. Dafür findet der Betrachter Privatfotos, viele der bekannten Filmplakate für den Münchner Phoebus-Palast und zu viele Arbeiten in brachialer Bauhaus-Manier. Die Erkenntnis, dass der Meister in seiner Jugend Drucksachen entworfen hat, von deren Krawalligkeit er sich später distanzierte, ist immerhin nicht ohne Trost für junge Designer.
Die Ausstattung und Typographie dieses Buches aber schlägt dem Fass den Boden aus. So übel ist Tschichold noch nie mitgespielt worden. Der Blocksatz mit ellenlangen Zeilen ohne Worttrennungen erfordert Quetschen und Zerren der Schrift. Es wimmelt von falschen Satzzeichen, von Druckfehlern und von Dummheiten wie „best gestaltetst”. Fachbegriffe sind falsch aus nicht genannten Sprachen übersetzt: Druckfarbe etwa wurde zu „Tinte” und aus Versalsatz „großbuchstabige Schrift”, manches ist sogar unverständlich. Fabrizieren ließ man dieses Elend auf schwerem Papier mit Farben, die hässlich glänzen wie Kopien. Auch in China, wo produziert wurde, gibt es bessere Druckereien. Tschichold hat es nicht verdient, von Banausen mit seinen eigenen Arbeiten derart geprügelt zu werden. Dass demnächst wohl kein Verlag wagen wird, einen vernünftigen Tschichold-Bildband zu publizieren, weil der Markt dafür überschaubar ist, betrübt sehr. MARTIN Z. SCHRÖDER
JAN TSCHICHOLD: Meister der Typographie. Hrsg. von Cees de Jong. Verlag Bernd Detsch, Köln 2008. 352 Seiten, 49,80 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Martin Z. Schröder zeigt sich tief betrübt angesichts der erbärmlichen Ausstattung ausgerechnet eines solchen Bandes. Dass man an den Meister der Typografie auf derart üble Weise erinnert, kann er nicht fassen. Den Rezensenten ärgern ein zerrender und quetschender Blocksatz, falsche Satzzeichen, Druckfehler, fehlerhaft übersetzte Fachbegriffe und Unverständlichkeiten. Das schwere Papier und hässlich glänzende Farben quälen ihn. Und dass von den Kleinodien Jan Tschicholds hier kaum etwas gezeigt wird, dafür Privatfotos und jede Menge Arbeiten in "brachialer Bauhaus-Manier" aus Tschicholds Frühphase, rundet das eher katastrophische Bild für den Rezensenten ab. Lieber als zu diesem Buch greift er da zu dem 1977 im Verlag der Kunst Dresden erschienenen Bildband. Dieser zeigt auch Tschicholds klassisch gehaltenen Anzeigengestaltungen.

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