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Im November 2014 trafen sich die finnischen und deutschen Dichter_innen Matthias Göritz, Vilja-Tuulia Huotarinen, Lassi Hyvärinen, Sanna Karlström, Markku Paasonen, Sabine Scho, Volker Sielaff und Judith Zander auf Einladung des Literarischen Colloquiums Berlin in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut und Nuoren Voiman Liitto zu einem mehrtägigen Workshop in Helsinki. Es wurde viel gelacht, gelesen und geredet, nicht nur über Lyrik. Die Anthologie "mehr als pullover borgen" stellt die teilnehmenden Dichter_innen nun mit einer Auswahl ihrer Texte einem breiteren Publikum vor, übersetzt von…mehr

Produktbeschreibung
Im November 2014 trafen sich die finnischen und deutschen Dichter_innen Matthias Göritz, Vilja-Tuulia Huotarinen, Lassi Hyvärinen, Sanna Karlström, Markku Paasonen, Sabine Scho, Volker Sielaff und Judith Zander auf Einladung des Literarischen Colloquiums Berlin in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut und Nuoren Voiman Liitto zu einem mehrtägigen Workshop in Helsinki. Es wurde viel gelacht, gelesen und geredet, nicht nur über Lyrik. Die Anthologie "mehr als pullover borgen" stellt die teilnehmenden Dichter_innen nun mit einer Auswahl ihrer Texte einem breiteren Publikum vor, übersetzt von Tanja Küddelsmann und Jukka-Pekka Pajunen.Das Buch erscheint in Kooperation mit dem Goethe-Institut Helsinki.
Autorenporträt
Volker Sielaff wurde 1966 in Großröhrsdorf geboren. seine Gedichte sind in zahlreichen Zeitschriften und in einflussreichen Anthologien erschienen und vielfach übersetzt worden. Seine Rezensionen und Porträts erscheinen im Tagesspiegel und den Dresdner Neuesten Nachrichten. Er lebt in Dresden.

Judith Zander wurde 1980 in Anklam geboren und lebt heute in Berlin. Sie studierte Germanistik, Anglistik sowie Mittlere und Neuere Geschichte in Greifswald, anschließend am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Neben dem Schreiben von Lyrik und Prosa übersetzt sie aus dem Englischen. Für ihre Arbeit erhielt Judith Zander mehrere Auszeichnungen, u.a. den Lyrikpreis beim open mike 2007, den Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis 2009 und 2015 den Poesiepreis.Sabine Scho, 1970 in Ochtrup/Westfalen geboren, lebt heute in Berlin und São Paulo. 2012 wurde sie mit "Anke Bennholdt-Thomsen-Lyrikpreis" der Deutschen Schillerstiftung ausgezeichnet. In der Begründung der Jury heißt es: "Sabine Scho, die auch fotografiert und zeichnet, malt und performt, trägt in ihrer lyrischen Sprache Worte aus allen Bereichen und Sprachen zusammen und erreicht dadurch eindrucksvolle Wortneuschöpfungen. Sie überträgt Verfahren der Fotografie und anderer Sparten der bildenden Kunst in ihre Lyrik, die beobachtet, konstatiert, spielt und provoziert, mit bebender Kühle und sachlicher Erotik lockt und trifft."
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.02.2018

Im Muskel der bebauten Welt
Von Nachtonkeln, Winterwörtern, hüpfenden Herzen und Turmfalken: Eine finnisch-deutsche Gedicht-Anthologie feiert die Sprache
An Mittsommer kommen sie hervor. Aus Untiefen mit rostigen Fässern kann man sie steigen sehen oder aus alten Kommoden. Was die finnische Dichterin Vilja-Tuulia Huotarinen hier besingt, sind die Onkel, die Großstadtonkel etwa oder die Nachtonkel. Doch es könnten ebenso gut die Wörter sein. Sie krabbeln aus dem Schuhschrank und dem Ankleidezimmer – und fast meint man, zugrunde zu gehen „ohne dieses an die Wand geworfene, leuchtende Wort“, wie Sanna Karlström schreibt.
Man fühlt sich rasch an das altfinnische Kalevala erinnert, das große Buch zaubernaher Gesänge, in dem es zu Beginn heißt: „Leuchter, halt den Kienspan fest, / dass ich beim Singen seh! / Die Reihe ist ans Singen gekommen, / mein Mund will raunen.“ Acht leuchtende Sänger versammelt eine finnisch-deutsche Anthologie, die aus einem Workshop hervorgegangen ist. Geraunt wird darin glücklicherweise nicht. Eher schon klopfen die Dichterinnen und Dichter jene „Winterwörter“ auf die Seiten, die Matthias Göritz in einem seiner Gedichte beschwört. Während Göritz hier eine „Kranichwelt“ entfaltet, dort die Finger ans Fensterglas legt, schickt Vilja-Tuulia Huotarinen in frei schwingenden Zeilen den Onkeln Wanderfalken und Turmfalken hinterher oder collagiert die Leben von Michelle Obama und Julia Roberts.
Ganz andere „Wundertaten“ vollbringt Lassi Hyvärinen. Seine sprachstarken Gedichte wirken, als hätten sich Hugo Ball, Allen Ginsberg und Ernst Jandl beim „himmlischen Ältesten in der Höhe“ getroffen, um gemeinsam – „zirp zirp zirp“, „mmmmmm“ – Texte zu schreiben: „Heilig die Explosion des Menschen in lauter Steinsplitter durch die Wände durch die Lüfte an den Rand des Weltalls“. Dort, am Rand des Weltalls, wohnt auch Markku Paasonen und bastelt an wuchtigen Prosagedichten. Bei ihm ist das Leben ganz in der Sprache, voller Assoziationen und versteckter Elemente. Der Sprecher redet, als würde er etwas verstehen, dabei ist sein Haus „eine winzige Zelle der Stadt, im Muskel der bebauten Welt, es muss sich sehr anstrengen, sonst ist es bloß weißer Speck“.
Ebenso spannend, wie die leuchtenden Gedichtzellen der jungen finnischen Stimmen zu entdecken, ist es, deutschsprachigen Dichtern zu folgen. Viele der Gedichte kennt man schon aus deren Einzelbänden. Nun aber stehen die Texte in neuen Umgebungen. Und wie jene „kommunizierenden Röhren“, die Paasonen einmal erwähnt, gehen die Gedichte untergründig Verbindungen ein. Sabine Schos klangstarke Rhythmen, die mit wissenschaftlichen Redeweisen in die Welt der Tiere eintauchen, schließen sich etwa mit Sanna Karlströms lyrischen „Untersuchungen“ kurz. Und Volker Sielaffs „Schönheit des Waldes“ zeigt sich „herzverwandt“ mit Huotarinens Kindheitsbildern.
Ein Leser, der des Finnischen nicht mächtig ist, kann beim Stöbern in den Originalen „mit hüpfendem Herzen“ bestimmte syntaktische Muster aus den gut gemachten Übersetzungen wiedererkennen. Und ebenso kann er sich über Motive und Sprachteilchen freuen, die alle Gedichte des Bandes zusammenhalten. Am Ende kehrt er mit Judith Zanders Bild einer Taube zurück an den Anfang, wo Matthias Göritz seiner Kranichwelt eine Taubenwelt folgen lässt: „Man kann ihr Grau an der Tür kratzen hören.“
NICO BLEUTGE
Matthias Göritz, Vilja-Tuulia Huotarinen u.a: Mehr als Pullover borgen. Gedichte. Finnisch – Deutsch. Aus dem Finnischen von Tanja Küddelsmann, ins Finnische von Jukka-Pekka Pajunen. kookbooks, Berlin 2017, 144 Seiten, 19,90 Euro.
„Heilig die Explosion des
Menschen in lauter Steinsplitter“
„Man kann ihr Grau
an der Tür kratzen hören“
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