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Die Geschichte einer WalverwandtschaftMariella fährt mit ihrer Mutter Coco und ihrem Vater Tony nach Südfrankreich ans Mittelmeer. Tony ist ein rastloser Medienmogul, der Seefahrergeschichten liebt, allen voran Moby Dick. Wieder und wieder liest er Mariella, die er zärtlich Moby nennt, aus Melvilles Roman vor. Tonys Faszination für den Weißen Wal ist das Band, das ihn mit seiner Tochter verbindet - und das sich in diesem heißen Sommer, in dem Moby aus ihrer Kindheit heraustritt, lösen wird.Gisela Stelly hat eine unvergessliche Geschichte über Wahl- und Walverwandtschaften geschrieben: heiter,…mehr

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Produktbeschreibung
Die Geschichte einer WalverwandtschaftMariella fährt mit ihrer Mutter Coco und ihrem Vater Tony nach Südfrankreich ans Mittelmeer. Tony ist ein rastloser Medienmogul, der Seefahrergeschichten liebt, allen voran Moby Dick. Wieder und wieder liest er Mariella, die er zärtlich Moby nennt, aus Melvilles Roman vor. Tonys Faszination für den Weißen Wal ist das Band, das ihn mit seiner Tochter verbindet - und das sich in diesem heißen Sommer, in dem Moby aus ihrer Kindheit heraustritt, lösen wird.Gisela Stelly hat eine unvergessliche Geschichte über Wahl- und Walverwandtschaften geschrieben: heiter, schillernd und profund."Ich erkannte, dass die unerwartet pechschwarze Nacht im Zelt nicht Dunkelheit war, sondern etwas Hartes, Festes, gegen das ich stieß, ein Teil des unüberschaubar großen Wesens, das hier hauste.Ich wagte zunächst keinen Schritt weg vom Einschlupfloch. Das dunkle Wesen erschien riesengroß, viel größer, als es von außen zu ahnen war. Ich weiß nicht, wie lange ich vor demTeil ausharrte, das schwarz und hoch wie eine Wand aufragte, aber irgendwann rief ich nach Tony. Schließlich schrie ich fast seinen Namen. Da eilte er den Gang zwischen Zelt und Walwand entlang, packte meinen Arm, zerrte mich durch die Schneise hinter sich her, und dann stand ich vor ihm.Das ist Moby Dick, flüsterte Tony."
Autorenporträt
Gisela Stelly wuchs in den 50er und 60er Jahren in Berlin auf, arbeitete als Journalistin für Die Zeit, führte Regie bei Dokumentar- und Spielfilmen und hat sowohl Drehbücher geschrieben als auch mehrere Romane veröffentlicht, zuletzt Spiel mit mir (Droemer). Gisela Stelly lebt heute in Hamburg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.01.2006

Therapie in Saint-Tropez
Walheimat: Gisela Stelly erzählt vom letzten Sommer der Unschuld

Am Ende der Kindheit gebiert die Idylle, die die Welt war, ein Chaos der Gefühle. Die Eltern werden andere. Das Meer taugt weiterhin zum Schwimmen, aber plötzlich auch zur Metapher. Ein Fremder, der aus ihm auftaucht, kann alles sein, nicht nur Freund und erster Liebhaber, sondern auch Spion, Verräter, Phantasiegestalt oder Rächer. Aus den Haaren wird eine Frisur, aus den Kleidern Mode. Und viel später wird aus der Zeit der Verwirrung nicht selten ein Roman.

In diesem Fall heißt er "Moby", und wer das für vermessen hält, wird nach wenigen Seiten erleichtert feststellen, daß die Autorin Gisela Stelly keineswegs so waghalsig ist, es mit Herman Melville aufnehmen zu wollen. Vielmehr ist Moby einfach der Spitzname der Ich-Erzählerin, eines jungen Mädchens namens Mariella, das der Vater nach dem Helden seines Lieblingsromans nennt, aus dem er seiner Tochter regelmäßig - und ohne sie je damit zu verdrießen - vorliest. Ein Code also, der am Ende der Geschichte etwas bezeichnet, das nicht mehr ist - der letzte Sommer der Kindheit, die Unschuld, die Welt und das Leben als Spiel.

Mobys Mutter heißt Coco und war Mitte der achtziger Jahre, in denen dieser Sommer liegt, jedweder Esoterik oder, wie es hier heißt, neuen "Seelenheilmethoden" gegenüber aufgeschlossen, mehr als das: Sie erforschte mit Akribie vor allem die Innenwelt ihres Mannes Tony, der es als Beweis dafür nahm, daß ihr Interesse an ihm auch nach langen Ehejahren noch nicht erlahmt war. Der Ort, an dem Moby sich zum ersten Mal verliebt und an dem ihre Eltern einmal so erbittert streiten, daß ihre Ehe für immer verändert sein wird, liegt an der Cote d'Azur, es ist offenbar Saint-Tropez. Wir bewegen uns in den besseren Kreisen und in einer Gruppe von Egomanen.

Wer weiß, daß Gisela Stelly einmal mit Rudolf Augstein verheiratet war, mag sich damit amüsieren, Schlüsselstellen über den Mogul, wie die Autorin ihn nennt, zu suchen. Wer den Roman ohne solche Absicht liest, hat möglicherweise mehr Spaß an diesem Stück Unterhaltungsliteratur, das lebhaft und, von wenigen Stellen abgesehen, die schnell hinter einem liegen, unprätentiös daherkommt. Moby erzählt mit Bewunderung und viel Gefühl von den Eltern, aber auch mit einem deutlichen Schmerz, etwa wenn sie beschreibt, wie sie von klein auf deren begehbaren Kleiderschrank liebte und ihre Nase zwischen die Bügel steckte, weil "der Geruch machte, daß sie da waren", was heißt, daß sie meistens nicht da waren. Dafür bekamen Gestalten aus den Büchern, die sie las und vorgelesen bekam, die kleine Meerjungfrau etwa, ein eigenes Leben, und daß sie sich in Schaum auflöste, eine ganz eigene Bedrohlichkeit. Was für Moby die kleine Meerjungfrau ist, sind für ihren Vater Kapitän Ahab und sein Schicksal, Moby Dick.

Am Ende taucht Tony ab in die Melancholie. Und Mariella taucht auf, aus der Welt der Märchen, Mythen und Sagen, in der sie Moby hieß, wie der Wal, den ihr Vater bei einem Schausteller nur als mit Sägespänen ausgestopften, stinkenden Kadaver hatte besichtigen können und der noch dazu keineswegs weiß war, sondern unbestimmt dunkel, ein ordinärer Blauwal eben. Die Bilder, die Gisela Stelly erfindet, sind manchmal etwas aufdringlich. Das rundum verglaste Restaurant in Berlin etwa, in dem Tony zum ersten Mal in seiner melancholischen Stimmung versinkt, nannte er immer das "Aquarium", und auf den letzten Seiten wird er gar zu Moby Dick, der seine Frau auf den Meeresgrund ziehen will wie der Wal seinen Jäger Ahab. Doch da ist Mariella schon erwachsen und der Roman, etwas später als ihm guttut, zu Ende.

VERENA LUEKEN

Gisela Stelly: "Moby". Roman. marebuchverlag, Hamburg 2005. 173 S., geb., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Verena Lueken hatte offenbar Spaß an diesem "Stück Unterhaltungsliteratur". Der Roman erzählt vom letzten Sommer der Kindheit eines jungen Mädchens, das eigentlich Mariella heißt. Sein Vater nennt es "Moby", nach dem Helden seines Lieblingsromans, aus dem er ihr gern vorliest. Die Mutter interessiert sich für Esoterik in jeglicher Form, erfahren wir. Das ganze spielt in den achtziger Jahren in Saint Tropez. Es geht also ums Erwachsenwerden in besser gestellten Kreisen und um die erste Liebe. Die Autorin, erzählt Lueken, war mit Rudolf Augstein verheiratet. Nach Anspielungen und "Schlüsselstellen" zu suchen, lohnt sich jedoch ihrer Ansicht nach nicht. Dafür erzählt Stelly "lebhaft und von wenigen Stellen abgesehen, die schnell hinter einem liegen, unprätentiös", wie in einem Sommer aus "Moby" Mariella wird.

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