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Seit der Schulzeit ist Frank Jacobs ein großer Kartenliebhaber. Allerdings wurde diese Liebe früh enttäuscht, da sein Schulatlas mit dem offiziellen Lehrplan abgestimmt war und somit der Fantasie wenig Raum ließ. Wie jeder enttäuschte Liebhaber sah er sich bald schon nach etwas anderem um und stieß dabei auf Karten, die mehr erzählen, als sie eigentlich zeigen: literarische Karten, Propagandakarten, kartographische Irrtümer, Kartogramme. Als Frank Jacobs viele Jahre später seinen Blog "Strange Maps" ins Leben rief, um seine mittlerweile umfangreiche Sammlung mit anderen Kartenliebhabern zu…mehr

Produktbeschreibung
Seit der Schulzeit ist Frank Jacobs ein großer Kartenliebhaber. Allerdings wurde diese Liebe früh enttäuscht, da sein Schulatlas mit dem offiziellen Lehrplan abgestimmt war und somit der Fantasie wenig Raum ließ. Wie jeder enttäuschte Liebhaber sah er sich bald schon nach etwas anderem um und stieß dabei auf Karten, die mehr erzählen, als sie eigentlich zeigen: literarische Karten, Propagandakarten, kartographische Irrtümer, Kartogramme.
Als Frank Jacobs viele Jahre später seinen Blog "Strange Maps" ins Leben rief, um seine mittlerweile umfangreiche Sammlung mit anderen Kartenliebhabern zu teilen, ging er von einigen wenigen Lesern aus. Doch schon nach einer Woche erzielte sein Blog mehrere Tausend Hits, am Ende des Jahres waren es fast eine Million Dieser Band vereint die schönsten, skurrilsten und komischsten Karten, die Frank Jacobs bislang in seinem Blog gepostet hat. Seit jeher zeugen Karten vom Wissensstand einer Epoche - und loten ganz nebenbei die Grenzen menschlicher Vorstellungskraft aus. Denn sie bringen dem Betrachter nicht nur Unbekanntes nahe, sondern sind auch veritable Fremdenführer der Fantasie.
Autorenporträt
Frank Jacobs wurde 1971 im flandrischen Bree geboren. Er studierte Klassische Philologie und Journalistik. Nach seinem Universitätsabschluss arbeitete er als Zeitungsredakteur in Limburg und Antwerpen, heute ist er hauptberuflich für die belgische Botschaft in London tätig. 2006 rief Frank Jacobs seinen Blog 'Strange Maps' ins Leben, seit 2011 schreibt er für die New York Times den Blog ''Borderlines', wo er kuriosen Geschichten über internationale Grenzen nachgeht.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.03.2013

Der menschliche Maßstab
Kartenkrakel gegen Datenkrake: Zwei betörend schöne Bildbände zeigen, dass Landkarten nicht immer nur mehr oder weniger
korrekte Darstellungen der Welt sind – oft locken sie einen auf die wundersam falschen Fährten und Irrwege der Phantasie
VON ALEX RÜHLE
Mit den Landkarten ist es momentan wie mit der Malerei am Ende des 19. Jahrhunderts: Plötzlich kam damals die Fotografie auf, was bedeutete, dass niemand mehr die malerische Wiedergabe irgendwelcher Landschaften brauchte, schließlich konnte man Gegenden, Gesichter, Gegenstände ab sofort akkurat reproduzieren. Die einen stimmten Abgesänge auf die Malerei an, die anderen aber stürzten sich mit ihren Pinseln in völlig neue Abenteuer: Erlöst von der Pflicht, die Dinge objektiv wiederzugeben, wurden aus Malern Im- und Expressionisten, Pointil- und Surrealisten, kurzum, die Malerei verlegte alle Kraft darauf, die eigenen Freiheiten und Grenzen zu erkunden.
  Die Kartografie ist an einem ähnlichen Punkt angelangt: Jeder hat heute seine Map-App auf dem Handy und damit die ganze Welt in der Hosentasche. In dem Moment aber, in dem Landkartenmaler so überflüssig werden wie Korbflechter und Schriftsetzer, blüht die Kartografie auf wie selten zuvor. Kein Wunder, die Landkartenmaler werden durch die digitale Vermessenheit erstmals davon befreit, uns möglichst maßstabsgetreu durch eine Gegend zu geleiten, und können anfangen, die Welt nach ihrem eigenen Willen zu gestalten. Die Pflicht hat Google übernommen, es lebe die Kür. So ist es vielleicht auch kein Zufall, dass nun zeitgleich zwei Bücher mit bizarren, subjektiven, fehlerhaften oder auch historisch kuriosen Landkarten erscheinen.
  Der Gestalten-Verlag versammelt in „A Map of the World According to Illustrators and Storytellers“ Landkarten des 21. Jahrhunderts, darunter viele Werbeillustrationen und rundumdesignte Datenvisualisierungen, aber auch geografische Gemälde und originelle Stadtpläne. Auffallend viele dieser Karten – siehe etwa das Amerikabild von Oliver Jeffers, das mit Ölfarbe auf eine Holzplatte gemalt wurde – haben etwas betont Raues, Hinskizziertes, ja gerade Jeffers’ grob gepinselte Länderbilder ergeben eher ein Klecksikon als einen Atlas, so als müsse man sich die Welt in Zeiten der Datenkraken durch Kartenkrakeln erst mal ganz neu aneignen.
  Solche Karten machen immer auch den eigenen eingeschränkten Blickwinkel zum Thema. So setzen sie sich ab von der Behauptung handelsüblicher Atlanten, die Welt objektiv ordnen zu können. Andererseits wirken sie dadurch auch so persönlich wie Tagebucheinträge oder Briefe. Die Grafikerin Marlena Zuber etwa zeigt ihre Heimatstadt Toronto aus der Alltagsperspektive: Mal zeichnet sie den Fahrradweg zu ihrem Geliebten, mal ihre Stammstrecke als Fußgängerin. Das, was im Vordergrund eines gewöhnlichen Stadtplans steht, die maßstabsgetreu wiedergegebenen Straßen, Plätze und Gebäude wird so zur beweglichen Kulisse, vor der Zubers Erinnerungen in Form von kleinen Texten frei flanieren dürfen: „In dieser Markthalle hab ich mit meinem Freund Schluss gemacht: Neonlicht, viele Leute, kein Platz für Schwäche oder Gefühlswirrwarr. Kann ich nur empfehlen.“
  Schöner noch als dieses Kompendium ist aber „Strange Maps “, das der Liebeskind-Verlag herausgebracht hat. Der belgische Diplomat Frank Jacobs sammelt seit seiner Jugend seltsame Landkarten: Propagandamaterial und Irrtümer, Versuche, weltliterarische Gegenden wie Mittelerde geografisch dingfest zu machen oder auch topografische Allegorien wie „La Carte de Tendre“, die die Stationen auf dem Weg zum Liebesglück darstellt, als wären sie wirkliche Wege und Orte.
  Die Karten sind eine Art Best-of aus Jacobs’ gleichnamigen Blog, auf dem er seit Jahren kartografische Kuriositäten nicht nur präsentiert, sondern immer auch mit klugen Begleittexten erklärt. Ohne die wäre man aber oft auch aufgeschmissen, derart rätselhaft wirken viele seiner Fundstücke: Die Dame rechts im Bild soll Deutschland sein. Sie stammt aus einem englischen Atlas, der im 19. Jahrhunderte versuchte, die Umrisse europäischer Länder mit ihren vermeintlichen Nationalcharakteren in Deckung zu bringen. Von heute aus betrachtet, zeigen die Bilder eher, welche Vorurteile die Briten seinerzeit auf ihre europäischen Nachbarn und Rivalen projizierten: Russland erscheint als Bär, Irland als tumbe Bauersfrau mit Kind.
  Eine andere Art der wechselseitigen Projektion stellt Jacobs einander gegenüber, wenn er zwei Karten aus Frankreich und Deutschland zeigt. Beide sind Sehnsuchtsgebilde, beide zeigen, wie man sich Europa nach dem Ende des Ersten Weltkriegs erträumte: einmal ohne Frankreich (wird großzügig aufgeteilt zwischen Deutschland und Italien), das andere mal mit einer neutralen Pufferzone von Belgien bis zur Schweiz und einem ansonsten angenehm kleinteilig zersplitterten Deutschland, auf dass endlich Ruhe sein möge.
  Am schönsten an Jacobs’ Sammlung sind all die kartografischen Irrtümer, Phantasiegebilde, die ihre Komik daraus gewinnen, dass ihre Zeichner glaubten, die Welt korrekt dargestellt zu haben: Eine ausnehmend akkurate Karte von 1650 zeigt Kalifornien als Insel im Pazifik – eine Vorstellung, die auf einen Ritterroman des 16. Jahrhunderts zurückging, in dem es heißt, dass „rechter Hand von Indien eine Insel namens California liegt, die sich nahe am Irdischen Paradiese befindet“. Die ersten Spanier, die die lang gestreckte Halbinsel entlangsegelten, die wir heute als Baja California kennen, waren dann sicher, die romaneske Insel gefunden zu haben. Die aus diesem Irrtum hervorgegangene Karte wurde dann wiederum lange Zeit als Beweis dafür hergenommen, dass der Roman Recht hatte.
Frank Jacobs: Seltsame Karten. Ein Atlas kartographischer Kuriositäten. Aus dem Englischen von Matthias Müller. Liebeskind Verlag, München 2012. 128 Seiten, 29,80 Euro.
Antonis Antoniou u.a.: A Map of the World – The World According to Illustrators and Storytellers Zeitgenössische Karten von bekannten Designern, Illustratoren und Kartographen. Die Gestalten Verlag, Berlin 2013. 224 Seiten, 39,90 Euro.
Die Kartenmalerei
als schöne Guerilla-Kunst
betrachtet
Die germanische Dame stammt
von 1869, die Amerikakarte wurde
kürzlich erst auf Holz gepinselt.
Wenn Sie aber wissen wollen, wann
und warum die Insel Märket derart bizarr aufgeteilt wurde, müssen Sie Frank Jacobs lesen, seine unterhaltsame Erklärung ist zwei Seiten lang.
 FOTOS: GESTALTEN, LIEBESKIND (2)
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ganz schön aufgeschmissen wäre der Rezensent ohne die Erläuterungen, mit denen der belgische Diplomat und passionierte Kartensammler Frank Jacobs seine besten Fundstücke versieht. Zum Glück weiß Jacobs, was dieser Bär auf der Karte darstellt (Russland), was eine Landkarte mit dem Liebesglück zu tun hat und wieso Kalifornien auf einer Karte von 1650 als Insel dargestellt wird. Dass Landkarten oft eher Sehnsüchte oder Vorurteile ausdrückten, anstatt die realen Verhältnisse, erkennt Alex Rühle beim Blick in den Band recht schnell. Dem Rezensenten erscheint das mitunter durchaus komisch.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Frank Jacobs gibt uns eine neue Vorstellung davon, was Karten in der Vergangenheit waren und in Zukunft sein könnten." -- THE NEW YORK TIMES

"Während herkömmliche Atlanten auf wissenschaftlicher Genauigkeit basieren, wird hier das Vorurteil zur Tugend - und zum erhellenden Moment." -- THE NEW YORKER