Produktdetails
  • Verlag: Gollenstein
  • Seitenzahl: 95
  • Abmessung: 220mm
  • Gewicht: 203g
  • ISBN-13: 9783935731133
  • ISBN-10: 3935731132
  • Artikelnr.: 10412582
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.08.2002

Wie die Nachtigall
Jean Kriers Lyrikband
„Tableaux – Sehstücke”
In diesen Gedichten haust ein Ich, das sich nicht greifen lässt. Leichtfüßig variiert es die Rhythmen, eilt von Wort zu Wort und zieht sich doch gleich wieder zurück aus den Bildern, bricht die Sprache und die Motive, um sich aufs Neue in die Welt zu werfen und ihre Kleinigkeiten festzuhalten, einen „leisen Duft nach Apfel” zum Beispiel, die „Angelhaken, rostig und nackt” oder das Skelett eines Lieferwagens am Straßenrand.
„Tableaux – Sehstücke” heißt der zweite Lyrikband des 1949 geborenen Luxemburgers Jean Krier, und die Art des Sehens, von der dieser Titel spricht, hat nichts zu tun mit kontemplativem Schauen oder der Gleichmäßigkeit des Beobachtens. Sie meint vielmehr den hektischen Blick, der die Assoziationen zusammenrafft, gleichwohl eine Perspektive erkennen lässt: „nichts Besonderes hier, / beileibe nicht, ein Geschehen am Rande nur”. Was der lyrische Flaneur an den Grenzen notiert, sind kurze Beschreibungen, von Küsten etwa, Häuserschluchten oder Figuren aus der literarischen Tradition, sind Reflexionen über das Glück und die Wörter, sind auch Klischees und Redensarten, die er ironisch wendet. Manche Formulierungen mögen ein wenig überdreht sein, manche Wortspiele und Dialekteinsprengsel nicht sofort einleuchten – Kriers Gedichte laden trotzdem zum Blättern und Lesen ein, zum unruhigen Sehen in der Welt eines Fremdlings: „nein, ich bin nicht Gast hier, / dazu bin ich zu flüchtig, manche sagen, wie die Nachtigall / zu wenig sichtbar im Meeresspiegel.”
NICO BLEUTGE
JEAN KRIER: Tableaux – Sehstücke. Gedichte. Gollenstein Verlag, Blieskastel 2002. 96 Seiten, 16 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Es handelt sich um den zweiten Lyrikband von Jean Krier, der im übrigen aus Luxemburg stammt, wie man in der kurzen Kritik von Nico Bleutge erfährt. Bleutge kommt auf den Titel zu sprechen und meint, mit kontemplativer Betrachtung oder ausdauernder Beobachtung hätten die Gedichte nichts gemein. Sie zeugten vielmehr von einem hektischen Blick, der den dabei eingefangenen Assoziationen andeutungsweise eine Perspektive verleiht. Das lyrische Ich erweist sich dabei als ausgesprochen flüchtig, sprunghaft, aber wortgewandt, es hüpft - leichtfüßig, meint Bleutge - von Motiv zu Motiv, wirft Sprache und Dialekte durcheinander, variiert Rhythmen und dreht Redensarten herum. Manches wirke ein wenig überdreht, so Bleutge, aber alles in allem macht es ihm Spaß, in dieser Schule des "unruhigen Sehens" zu Gast zu sein.

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