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Am 29. Februar 2004 bricht das erste eigene Schiff der Kölner Hilfsorganisation Cap Anamur zu seiner Jungfernfahrt auf. Niemand ahnt, dass dies auch seine letzte Fahrt sein wird. Im Frachtraum der "Cap Anamur" neben Hilfsgütern, Lebensmitteln, Medikamenten und Jeeps auch zwei komplette Krankenhausaustattungen. Die erste wird wie geplant nach Liberia verschifft, die zweite soll via Mittelmeer und Suez-Kanal in den Irak gebracht werden. Ein Motorschaden zwingt die "Cap Anamur" in Malta Station zu machen. Bevor das Schiff seine Fahrt jedoch wie geplant fortsetzen kann, rettet die Besatzung 37…mehr

Produktbeschreibung
Am 29. Februar 2004 bricht das erste eigene Schiff der Kölner Hilfsorganisation Cap Anamur zu seiner Jungfernfahrt auf. Niemand ahnt, dass dies auch seine letzte Fahrt sein wird. Im Frachtraum der "Cap Anamur" neben Hilfsgütern, Lebensmitteln, Medikamenten und Jeeps auch zwei komplette Krankenhausaustattungen. Die erste wird wie geplant nach Liberia verschifft, die zweite soll via Mittelmeer und Suez-Kanal in den Irak gebracht werden. Ein Motorschaden zwingt die "Cap Anamur" in Malta Station zu machen. Bevor das Schiff seine Fahrt jedoch wie geplant fortsetzen kann, rettet die Besatzung 37 Afrikaner aus Seenot - und löst damit eine europaweite politische Krise aus. Wochenlang wird die "Cap Anamur" von Kriegschiffen belagert, verweigern italienische Behörden das Einlaufen in den Hafen Porto Empedocle. Schließlich wird es genehmigt, aber kaum an Land, werden die Afrikaner unverzüglich abgeschoben. Der Kapitän und der Erste Offizier der "Cap Anamur" sowie der Cap Anamur-Vorsitzende Elias Bierdel werden verhaftet und der Schlepperei beschuldigt. Während die Solidarität mit den Deutschen in Italien ungeahnte Wellen schlägt, beginnt hierzulande eine beispiellose Medien- und Verleumdungskampagne gegen Elias Bierdel. In diesem Buch schildert Elias Bierdel erstmals exklusiv und aus erster Hand die wahren Hergänge und die ganze Geschichte der "Cap Anamur" - vom Umbau im Lübecker Hafen bis zur Beschlagnahmung durch den Berlusconi-Staat. Zugleich gemahnt er eindringlich an die Flüchtlingsproblematik auf hoher See. Denn das Sterben vor den Toren Europas geht unvermindert weiter. Mit ca. 100 exklusiven Fotos, Abbildungen und Dokumenten und einem Vorwort von Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.08.2007

Der Fall Cap Anamur
Elias Bierdels Rechtfertigung
Fast täglich werden die Leichen der afrikanischen Boat people angeschwemmt, deren überfüllte Kähne auf der Überfahrt von Afrika nach Europa vor Lampedusa oder Malta oder vor den Kanaren gekentert sind. Boat people? Da geht es schon los. Kein Mensch nennt sie so. Der halbwegs wohlwollende Begriff bleibt den Vietnamesen vorbehalten, die vor Jahrzehnten von der Cap Anamur aus dem Chinesischen Meer gefischt wurden. Heinrich Böll sagte 1979 in einem Interview: „Ich finde, dass bei all diesen Überlegungen, Auseinandersetzungen, Kontroversen vergessen wird, dass es sich um Ertrinkende handelt und sich keiner, aber wirklich keiner anmaßen darf zu sagen, der muss ertrinken, der soll ertrinken, der nicht.”
Damals stießen die Rettungsaktionen des Komitees Cap Anamur/Deutsche Notärzte noch auf ein rundum positives Echo. Das änderte sich 2004. Zum ersten Mal hatte sich die Hilfsorganisation einen eigenen Frachter gekauft (früher waren die Schiffe nur gechartert), im Jahr zuvor hatte Cap-Anamur-Gründer Rupert Neudeck den Vorsitz an Elias Bierdel abgegeben.
Als im Juni 2004 die Cap Anamur 37 Menschen auf einem überfüllten Schlauchboot aus Seenot rettet, ist der Teufel los: Die italienischen Behörden verweigern dem Schiff die Einfahrt in den Hafen Porto Empedocle auf Sizilien. Erst unter Vortäuschung einer Notlage gelingt die Landung, doch die Schiffbrüchigen werden abgeschoben, Bierdel, der Kapitän und der Erste Offizier verhaftet. Der Schlepperei-Vorwurf der italienischen Behörden wird von der deutschen Regierung umstandslos übernommen; Innenminister Otto Schily droht Cap Anamur gar noch mit den deutschen Strafverfolgungsbehörden.
Vor allem aber machen sich die Medien über das Thema her. Unter Führung des ARD-Magazins Panorama wird Elias Bierdel mit den absurdesten Vorwürfen überhäuft: Das Ganze sei inszeniert gewesen, man habe damit Geld verdienen wollen. Von den deutschen Medien konsequent ignoriert, schleppt sich auf Sizilien seit Monaten der Prozess dahin. Die nächste Verhandlung ist für Ende September angesetzt. Die Mühlen der italienischen Justiz mahlen langsam. Zumindest publizistisch ist es Bierdel indes gelungen, sich glänzend zu verteidigen und in einem bei allem Engagement dennoch sehr sachlichen Buch den Verlauf der Affäre zu schildern. Heidemarie Wieczorek-Zeul gibt ihm im Vorwort Schützenhilfe – eine schallende Ohrfeige für ihren ehemaligen Kabinettskollegen Schily. Allein der Erscheinungstermin des Buchs war ungünstig: Im vergangenen Winter interessierte sich niemand für Bootsflüchtlinge. Die kommen ja immer erst im Sommer daher. Als Leichen in den Zeitungsspalten. FLORIAN SENDTNER
ELIAS BIERDEL: Ende einer Rettungsfahrt. Das Flüchtlingsdrama der Cap Anamur. Verlag Ralf Liebe, Weilerswist 2006. 230 Seiten, 19,80 Euro.
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Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Überzeugend findet Florian Sendtner dieses Buch des Cap-Anamur-Vorsitzenden Elias Bierdel über die Hintergründe des Flüchtlingsdramas im Juni 2004, als die Cap Anamur 37 Menschen aus ihrer Seenot rettete. Er attestiert dem Autor, die Vorgänge um seine Verhaftung und die Beschlagnahmung des Schiffs nach Einfahrt in den Hafen Porto Empedocle auf Sizilien, wo ihm wegen Schlepperei der Prozess gemacht wird, engagiert und zugleich "sehr sachlich" zu schildern. Außerdem gelinge es Bierdel, sich "glänzend" gegen die Vorwürfe des ARD-Magazins Panorama zu verteidigen, das Ganze sei inszeniert gewesen, um Geld zu machen. Dass Heidemarie Wieczorek-Zeul dem Autor im Vorwort Schützenhilfe gibt, kann Sendtner nur begrüßen, zumal er darin eine "schallende Ohrfeige" für deren ehemaligen Kabinettskollegen Otto Schily sieht, der Bierdel mit den deutschen Strafverfolgungsbehörden gedroht hatte.

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