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'Wir haben zuwenig Kinder und wir werden immer älter. Unsere Zukunft und die unserer Kinder steht auf dem Spiel', sagt Horst Köhler. 'Im Krieg der Generationen sind Sie dabei. Tatsächlich ist unsere Lage unhaltbar geworden', sagt Frank Schirrmacher. Nicholas Strange aber fragt: Wird die schrumpfende Zahl von Arbeitsfähigen wirklich unvermeidlich von der dramatisch steigenden Masse alter Leute erdrückt? Zwar ist an der demographischen Entwicklung kein Zweifel möglich. Die Folgen aber stellen dank der vorhandenen Produktivitäts- und Arbeitskraftreserven unserer Wirtschaft kein unvermeidliches…mehr

Produktbeschreibung
'Wir haben zuwenig Kinder und wir werden immer älter. Unsere Zukunft und die unserer Kinder steht auf dem Spiel', sagt Horst Köhler. 'Im Krieg der Generationen sind Sie dabei. Tatsächlich ist unsere Lage unhaltbar geworden', sagt Frank Schirrmacher. Nicholas Strange aber fragt: Wird die schrumpfende Zahl von Arbeitsfähigen wirklich unvermeidlich von der dramatisch steigenden Masse alter Leute erdrückt? Zwar ist an der demographischen Entwicklung kein Zweifel möglich. Die Folgen aber stellen dank der vorhandenen Produktivitäts- und Arbeitskraftreserven unserer Wirtschaft kein unvermeidliches Problem dar. Denn bei fünf Millionen Arbeitslosen, durchschnittlich zweiprozentigem Produktivitätsfortschritt pro Jahr und vergleichsweise extrem langen Ausbildungszeiten sind diese Reserven in Deutschland sehr groß. Seine detaillierte Analyse läßt den Autor zu dem Schluß kommen: Im schlimmsten Falle werden wir in 50 Jahren nur doppelt, nicht dreimal so großen Wohlstand genießen können wie heute.
Autorenporträt
Strange, NicholasNicholas Strange, geboren 1947 in Bournemouth, England, studierte Volkswirtschaftslehre, Psychologie und Philosophie in Oxford, an der London School of Economics und an der European Business School in Fontainebleau. Arbeit als Unternehmensberater in Köln und Lehrbeauftragter für Betriebswirtschaft und Infografik an der Russischen Akademie der Wirtschaft in Moskau. Bei zu Klampen veröffentlichte er »Keine Angst vor Methusalem!« (2006).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.07.2006

Demografische Panikmache
Die falschen Voraussetzungen der üblichen Berechnungen
Kassandra hat Konjunktur. Seit Frank Schirrmachers „Methusalem-Komplott” sind Demografie und Schwarzmalerei wenn nicht Volks-, so wenigstens Feuilletonsport geworden. Dessen Basis ist die Bevölkerungsentwicklung, der zufolge das Land einen Generationenkrieg, dann eine Vergreisung und schließlich das Aussterben erleben wird. Der britische Ökonom und Unternehmensberater Nicholas Strange möchte diese „Legende” zerstören und der „Methusalem-Hysterie” gegensteuern.
Schon das „Bevölkerungsgesetz” des anglikanischen Geistlichen Thomas Robert Malthus (1766-1834) beruhte auf falschen Prognosen. Er sagte eine Hungerkatastrophe voraus, weil die Bevölkerung geometrisch (um jährlich zunehmende Zahlen) wachse, die Nahrungsproduktion dagegen nur arithmetisch (um jährlich gleiche Größen). Malthus übersah, dass auch die Nahrungsproduktion durch bessere Methoden stärker wachsen kann. Noch älter ist der Denkfehler des französischen Ministers Jean-Baptiste Colbert (1619-1683). Er glaubte, das Wachstum eines Landes könne nur auf Kosten anderer Länder gehen, weshalb er hohe Einfuhrzölle und Ausfuhrverbote verordnete. Den dritten Fehler propagierte der Club of Rome in den 70er Jahren. Er rechnete die Begrenztheit der natürlichen Ressourcen aus, vergaß jedoch, dass Ressourcen geschont oder durch technologische Innovation ganz ersetzt werden können. Ein Gemisch aus diesen drei Fehlern befeuert auch die aktuelle Debatte.
Strange zeigt, dass die simpel gestrickte Horrorvision auf einer falschen Voraussetzung beruht. Die „Methusalem-Legende” macht die „Abhängigkeitszahl”, das Verhältnis von Erwerbstätigen und Nichterwerbstätigen, zum einzigen und obendrein konstanten Kriterium. Entsprechend düster sieht die Zukunft aus: demnach müsste ein Erwerbstätiger im Jahr 2050 1,6 Nichterwerbstätige ernähren.
Gewiss ist nur, dass die Zahl der Erwerbstätigen bis 2050 abnehmen wird. Nicht konstant ist aber die Zahl jener, die arbeiten könnten, aber dies nicht tun. Das Problem ist also gar nicht das Altern der Gesellschaft, sondern die Mobilisierung der Beschäftigungsreserven. Jede Gesellschaft hat solche Reserven - Deutschland besonders viele: Frauen ebenso wie Arbeitslose und Frührentner. Reserven bestehen aber auch im Bildungssystem: Beginnt die Schule früher und dauert sie weniger lang, kommen die Schüler früher ins Arbeitsleben oder zum Studium, das bislang nirgends so lange dauert wie hier.
Strange berechnet den - den Lebensstandard sichernden - zusätzlichen Beschäftigungsbedarf im Jahr 2050 auf 3,8 Millionen Menschen. Arbeitslose, Frührentner, Frauen mit Kindern über 15 Jahren und andere Nichterwerbstätige machen 15 bis 16 Millionen Personen aus. Es dürfte also kein Problem sein, 3,8 Millionen Arbeitsfähige und -willige zu rekrutieren, um den heutigen Standard auch in 50 Jahren zu sichern.
Zwei Probleme sind dabei nicht so leicht zu lösen. Strange zeigt, dass an dem Gerede über die Konkurrenzfähigkeit des „Standorts Deutschland” nur zwei Dinge stimmen. In der EU ist das Volumen von Feiertagen und bezahltem Urlaub im Vergleich zur BRD 13 Prozent kleiner, in den USA sogar 58 Prozent, das entspricht zwischen 5 und 28 Mehrarbeitstagen im Jahr. Strange schlägt vor, diesen Nachteil dadurch zu kompensieren, dass pro Woche eine Stunde mehr gearbeitet wird, was 6 Tagen Urlaub gleichkommt. Der zweite Standortnachteil der BRD liegt darin, dass hier das Sozialsystem über die Besteuerung der Arbeit erfolgt statt über Steuern. Die Umstellung wird zwar gerade bei der Gesundheitsreform angegangen, aber die Änderung der Sozialsysteme kann nur ein langfristiger Prozess sein.
Die demografisch gut dokumentierte Rechnung des Autors geht freilich nur
unter der Bedingung auf, dass ein permanentes Wirtschaftswachstum von 2 bis 2,5 Prozent erarbeitet wird. Nur so wäre die Arbeitslosenrate auf drei Prozent abzusenken. Was Strange dazu vorschlägt,
ist kurz und schlicht: „Wirtschaftswachstum muss also her.” Es hätte der brillanten Studie nicht geschadet, wenn Strange über das Wie und Woher etwas weniger einsilbig geblieben wäre.
RUDOLF WALTHER
NICHOLAS STRANGE: Keine Angst vor Methusalem. Warum wir mit dem Altern unserer Bevölkerung gut leben können. Verlag zu Klampen, Springe 2006. 138 Seiten, 18 Euro.
Die alternde Bevölkerung muss nicht in einen Generationenkrieg münden, wie er gelegentlich von so genannten Zukunftsforschern an die Wand gemalt wird. Der britische Ökonom und Unternehmensberater Nicholas Strange spricht von einer „Methusalem-Hysterie”. Seine Gegenrechnung mit einer starken Erhöhung der Zahl der Erwerbstätigen geht freilich nur auf, wenn ein ständiges Wirtschaftswachstum garantiert ist. Foto: U.Grabowsky
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Rezensentin Hilal Sezgin fühlte sich durch dieses Buch ein wenig erlöst von der derzeit grassierenden Methusalem-Angst. Zwar tritt Autor Nicholas Strange ihren Informationen zufolge zunächst mit sehr vielen Zahlen und Statistiken auf den Plan, weshalb aus seinem Buch seitenweise die Balken und Vergleichswerte zum Thema dem Leser entgegenwüchsen. Doch dann sieht sie Strange seine Sache mit rhetorischem Eifer so glühend verfechten, dass für sie zum Lesevergnügen auch eher beruhigende Zukunftsaussichten hinzukommen - Rezepte, wie der gegenwärtig medial beschworenen Krise beizukommen ist, inklusive. Die Rezensentin kann Strange vor allem mit dem schlüssig vorgetragenen Argument überzeugen, dass Verteilungsgerechtigkeit in einer Gesellschaft weniger mit Biologie als mit guter Politik zusammenhängt. Hier nimmt die Rezensentin besonders für den Autor ein, dass er sich bei seinen politischen Rezepten im Wesentlichen für die "gute linke Sache" stark macht und dabei "wohltuend emanzipiertes" Denken zeigt. Kleinere Schwächen, wie gelegentlich etwas überbordende Formulierungskünste und Vereinfachungen, kann sie daher leicht verzeihen.

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