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„Erinnerungen und Abrechnungen“ - unter diesem Titel plante der Herausgeber der Zeitschrift „Die Aktion“ Franz Pfemfert im mexikanischen Exil die Veröffentlichung seiner Autobiographie. Er starb 1954, seine Memoiren galten bisher als verschollen. Die erstmals veröffentlichten Briefe belegen, daß sie nie geschrieben wurden. Auslösend für die umfassenden Recherchen der Herausgeber war ein Gespräch über „Spätfolgen“ des Exils mit der heute 89jährigen Expressionismus-Expertin und Übersetzerin Ellen Otten, Witwe des Schriftstellers Karl Otten. Über vier Jahrzehnte hielt sie Briefe von Pfemfert an…mehr

Produktbeschreibung
„Erinnerungen und Abrechnungen“ - unter diesem Titel plante der Herausgeber der Zeitschrift „Die Aktion“ Franz Pfemfert im mexikanischen Exil die Veröffentlichung seiner Autobiographie. Er starb 1954, seine Memoiren galten bisher als verschollen. Die erstmals veröffentlichten Briefe belegen, daß sie nie geschrieben wurden. Auslösend für die umfassenden Recherchen der Herausgeber war ein Gespräch über „Spätfolgen“ des Exils mit der heute 89jährigen Expressionismus-Expertin und Übersetzerin Ellen Otten, Witwe des Schriftstellers Karl Otten. Über vier Jahrzehnte hielt sie Briefe von Pfemfert an Otten zurück, aus „Gründen der Diskretion“. Diese Briefe Pfemferts aus Mexico City dokumentieren den Endpunkt eines extremen Lebens, dessen Koordinaten zunehmend von Verfolgung und Paranoia bestimmt wurden. Mexiko City 1941-1954 ist die letzte Station einer radikalen Existenz: in den Jahren des Ersten Weltkriegs in Berlin hatte sich Pfemfert den Ruf eines unerbittlichen Publizisten erworben, als sich keine einzige Zeitschrift außer der „Aktion“ konsequent gegen Nationalismus und Völkervernichtung gestellt hatte. Seit 1911 hatte er zudem in der „Aktion“ der expressionistischen Künstler- und Autorengeneration zum Durchbruch verholfen. Mit dem Scheitern der Novemberrevolution 1918 begann der lange Niedergang der „Aktion „. Sie erschien noch bis 1932, steuerte aber in die politische Isolation. Im März 1933 floh Pfemfert mit seiner Frau, der Trotzki-Übersetzerin Alexandra Ramm, von Berlin nach Prag. Weitere Exilstationen in den nächsten Jahren waren Karlsbad und Paris, wo Pfemfert ein Fotoatelier betrieb und zahlreiche prominente Autoren, Künstler und Politiker fotografierte. Der weitere Fluchtweg führte über Marseille, Lissabon und New York nach Mexico City. Briefe von Franz Pfemfert an Karl Otten und den Anarchosyndikalisten Rudolf Rocker geben Zeugnis vom Leben in Mexico City: als linksradikale Kritiker des stalinistischen Regimes mieden die Pfemferts die anderen politischen Emigranten. Sie sahen sich doppelt verfolgt, durch die Agenten der Nazis und durch den sowjetischen Geheimdienst. In der Avenida Insurgentes betrieben sie ein Fotoatelier, in dem sie täglich 14 Stunden arbeiteten, um überleben zu können. Freundschaftlicher Kontakt bestand nur zur Witwe des ermordeten Revolutionärs Leo Trotzki, Natalie. Der „einzige Kamerad“ Pfemferts ist ein Vierbeiner, der Kater Katju. Als der Kater erkrankt und aufgrund einer falschen Behandlung stirbt, bricht Pfemfert psychisch zusammen. Mit paranoiden Erklärungsmustern, die sich gegen einen Tierarzt richten und den Tod des Katers mit der Ermordung Leo Trotzkis verknüpfen, sucht Pfemfert nach langem Schweigen den Weg in die Öffentlichkeit: mit einer Todesanzeige für Katju im New Yorker „Aufbau“ versucht er eine internationale Kampagne gegen den Katzen- „Mörder“ zu initiieren. Ein knappes Jahr später stirbt Franz Pfemfert am 26. Mai 1954 an Krebs. Das Buch enthält Erinnerungen an Franz Pfemfert von Manfred George, Claire Goll, Franz Jung, Daniel-Henry Kahnweiler, Hermann Kasack, Walter Mehring, Karl Otten, Kurt Pinthus, Erwin Piscator, Alexandra Ramm, Hans Richter u.a. Sowie Briefe von und an Franz Pfemfert aus den Jahren 1910 bis 1953. Briefpartner sind Gottfried Benn, Fritz Brupbacher, Maximilian Harden, Franz Jung, Karl Kraus, Else Lasker-Schüler, Heinrich Mann, Georg Friedrich Nicolai, Karl Otten, Rudolf Rocker, Egon Schiele, Carl Sternheim, Leo Trotzki u.a.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Eigentlich, fällt der Rezensent Thomas Rietzschel mit der Tür ins Haus, ist das Buch fast "ein Schwindel". Jedenfalls führt es auf falsche Fährten. Denn es handle sich keineswegs um die eigenen Erinnerungen Franz Pfemferts, des Herausgebers der expressionistischen Zeitschrift `Die Aktion`. Stattdessen über hundert Seiten "Vorworte" von anderen, dann die "Erinnerungen" - von Otten, Pinthus, Jung, Goll, Piscator, Mehring. Auf Seite 196 habe dann Pfemfert seinen ersten Auftritt: es folgt eine Auswahl seiner Briefe. Sehr viel neues über die "Aktion"-Zeit ist, bemängelt der Rezensent, da aber auch nicht zu erfahren. Im Mittelpunkt steht (da die früheren Briefe zum großen Teil nicht mehr existieren) die "sehr private Geschichte" einer großen Vereinsamung im Exil. Viel Interessantes bleibt also nicht übrig, Rietzschels Verdacht: die Herausgeber haben "einfach zusammengetragen (...), was immer ihr Buch dick machen konnte."

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