"Painted People" ist dem uralten menschlichen Streben gewidmet, dem eigenen Körper durch Farben und Formen eine neue Identität zu geben, sein irdisches Sein zu verlassen, überzuwechseln in eine Welt mystischen Kräfte, in eine Welt des Dämonischen, Geisterhaften, Engelhaften. Gewidmet dem Verlangen in ein neues Ich zu schlüpfen, der Lust and er Metamorphose, an der Inszenierung eines "zweiten Gesichts".
"Painted People" beschreibt die Kunst verschiedener Völker und Ethnien durch Bemalung, Tätowierung und Maskerierung von Gesicht und Körper Gewalt zu erlangen, Status, Kraft und Stärke zu zeigen und fremde Mächte zu bannen.
"Painted People" beschreibt die Kunst verschiedener Völker und Ethnien durch Bemalung, Tätowierung und Maskerierung von Gesicht und Körper Gewalt zu erlangen, Status, Kraft und Stärke zu zeigen und fremde Mächte zu bannen.
Daß jeder Mensch mehrere Gesichter hat, weiß man zwar, sieht man aber nicht immer - zum Glück wahrscheinlich. Zu beherrscht sind im allgemeinen die Gesichtszüge, als daß sie die Facetten des Charakters zwischen Wunsch und Wirklichkeit ohne weiteres preisgäben. So ist es bei uns, und so ist es auch mittlerweile in der übrigen Welt - mit großartigen Ausnahmen allerdings, in denen dann Charaktereigenschaften eigens unterstrichen, ja bis ins Groteske herausgestrichen werden. Und zwar mit Farbe, wie der ausgezeichnete Band über die "bemalten Gesichter" im Gang durch verschiedene Kulturkreise von Afrika über Europa nach Australien und Südamerika sichtbar macht. Es ist eine prächtig sich ausnehmende Weltreise durch Gesichtslandschaften, die künstlich und künstlerisch geschaffen wurden, um einer Person einen expressiven Ausdruck zu verleihen. Manchmal auch kommt zum Gesicht der ganze Körper als Leinwand des gemalten Ausdrucks hinzu, und manchmal wird die Haut selbst das Material, aus dem man die Person als Rollenträgerin erschafft; so bei den Samburu, einer Hirtengesellschaft in Ostafrika. Die weiße Schminke der Japanerin verrät als Schönheitsideal den Wunsch nach dem sozialem Status des Adels ebenso wie die paradiesvogelartige Bemalung der Indianer auf Neuguinea. Die Farbe spiegelt überall auf der Welt auch die individuelle Gestimmheit der Person wider, vom kriegerischen Elan bis zur matten Melancholie. So liegt dicht unter dem Grau des Alltags eine andere, buntere Welt. Sie ist nicht besser, aber in mancher Hinsicht ehrlicher - bis in die Illusion hinein. So ist die Farbe kein Versteck, sondern eine Offenbarung.
jei
"Painted People. Die Faszination des Zweiten Gesichts" herausgegeben von Stefan Eisenhofer. Verlag Wolfgang Kunth, München 2005. 208 Seiten, zahlreiche Fotos. Gebunden, 49,90 Euro. ISBN 3-9334-0521-1.
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