Marktplatzangebote
8 Angebote ab € 3,00 €
  • Gebundenes Buch

Das Land Brandenburg besitzt eine reiche literarische Tradition: Leben und Werk von bedeutenden Autoren und Autorinnen wie Bettina und Achim von Arnim, Heinrich von Kleist, Theodor Fontane, Gerhard Hauptmann, Richard Dehmel, Peter Huchel und Hermann Kasack sind mit der historischen Kulturlandschaft der Mark verbunden. Die frühesten erhaltenen Zeugnisse deutschsprachiger Literatur gehen hier auf das späte 13. Jahrhundert zurück. Beginnend mit den Gedichten des Askanierfürsten Otto IV., die in der Manessischen Liederhandschrift überliefert sind, bis hinein in die jüngste Gegenwart - genannt…mehr

Produktbeschreibung
Das Land Brandenburg besitzt eine reiche literarische Tradition: Leben und Werk von bedeutenden Autoren und Autorinnen wie Bettina und Achim von Arnim, Heinrich von Kleist, Theodor Fontane, Gerhard Hauptmann, Richard Dehmel, Peter Huchel und Hermann Kasack sind mit der historischen Kulturlandschaft der Mark verbunden. Die frühesten erhaltenen Zeugnisse deutschsprachiger Literatur gehen hier auf das späte 13. Jahrhundert zurück. Beginnend mit den Gedichten des Askanierfürsten Otto IV., die in der Manessischen Liederhandschrift überliefert sind, bis hinein in die jüngste Gegenwart - genannt seien Günter Eich, Franz Fühmann oder Wolf Jobst Siedler - reicht die so repräsentative wie abwechslungsreiche Auswahl dieses Lesebuches. In den vorgestellten literarischen Zeugnissen spiegeln sich die Wechselfälle der regionalen Zeit- und Kulturgeschichte.
Autorenporträt
Jürgen Israel, geboren 1944 , arbeitet als Lektor, Autor und Publizist, lebt in Neuenhagen bei Berlin. Er hat einen Sohn, zwei Töchter, vier Enkelsöhne und eine Enkeltochter.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.11.2002

Eine gute Gegend, um traurig zu sein
Alles so durcheinander schön: Ein Lesebuch über 750 Jahre Literatur in der Mark Brandenburg
Es ist nicht einfach, ein Lesebuch über das Land Brandenburg zusammenzustellen. Wie soll man das eigentlich Märkische, das mit seinen Sand- und Kieferflächen daliegt wie die leere Schale, aus der Bär und Adler, die Weltstadt und die Großmacht, lang ausgekrochen sind, rein von dem absondern, was bloß berlinisch oder preußisch ist? Gehört der Berlinschwabe Brecht mit seinen Buckower Elegien dazu? Oder Walter Rathenau, wenn er mit Kaiser und Großbourgeoisie abrechnet? Die Herausgeber Jürgen Israel und Peter Walther haben diese Fragen bejaht und so dafür gesorgt, dass ihnen ihre Sammlung an den Rändern ein wenig ausfranst.
Mit einer gewissen trotzigen Ironie wählt sich die Ausstellung, die zu diesem Band die Veranlassung gegeben hat, den Namen „Musen und Grazien in der Mark”. So hat Goethe seine Parodie über Friedrich August Wilhelm Schmidt betitelt, den dichtenden Pastor von Werneuchen, dem Verse wie die folgenden über eine Dorfkirche gelangen: „Wie schön die Fensterscheiben, rund und düster! / Des Altars Decke, wo die Motte kreucht! / Die schwarzen Spinnenweben, die der Küster / Selbst mit dem längsten Kehrwisch nicht erreicht! / Wie schön der Totenkränze Flittern, / Die hier gestäubt am kleinen Chore zittern!”
Auch der Romantiker Tieck hatte es beklagt, dass Schmidt von Werneuchen „alles so durcheinander schön” fände. Doch wer nicht die Bereitschaft mitbringt, Schönheit im Kargen zu sehen, für den ist die Mark literarisch verloren. Nicht erstaunen darf es freilich, dass die Landschaftsgedichte von Peter Huchel, Sarah Kirsch, Günter Eich fast immer einen Zug ins Melancholische haben.
Reich an Regen und Krähen
Es ist eine gute Gegend, um traurig zu sein. Jeder von den dreien hat ein Gedicht verfasst, das, nach dem Landsitz, wo Bettina und Achim von Arnim ihre sieben Kinder großzogen, „Wiepersdorf” heißt, Gebilde reich an Regen und Krähen. Die elegische Stimmung von heute gilt der Dürftigkeit von damals, als Arnim seiner Frau brieflich empfehlen muss, den mitgeschickten Kalbskopf nur ja gleich abzukochen, dass er nicht schlecht wird, und Bettina hinwiederum von den Klagen des Theologen Schleiermacher berichtet, der nicht einmal in seinem Schlafzimmer die ihm nötige Ruhe findet, weil man dort nämlich den Braten für die Gäste aufschneidet.
Solche Details machen den Reiz von Lesebüchern aus. Es gibt ja immer zwanzigmal mehr lesenswerte Bücher, als man selbst in einem müßigen Leben lesen könnte, und deshalb ist ein dickes Buch mit lauter kleinen Kostproben immer eine willkommene Orientierungshilfe. Schon nach ein, zwei Seiten sieht man ab, dass sich eine nähere Bekanntschaft mit den historischen Romanen des Willibald von Alexis entbehren lässt; und davon, dass Arno Holz, wie es immer heißt, sträflich unterschätzt würde, kann nach Lektüre einer seiner pünktchenreichen Mittelachsenpoesien keine Rede sein. Andererseits aber wird man auf die Spur von Moritz Heimann gesetzt, einem Grübler von kristallener Klarheit, und man lernt Bismarck, was immer man sonst von ihm halten mag, als einen völlig trittsicheren Stilisten kennen.
Als Leitmotiv klingt durch viele dieser Texte im Stundentakt das Potsdamer Glockenspiel, „Üb immer Treu und Redlichkeit”, dessen übertriebener altväterischer Schlichtheit ich tief misstraue. Insgesamt jedoch muss ich zugeben, dass es die konservativen Autoren sind – Reinhold Schneider, Ina Seidel, Wolf Jobst Siedler –, die die lebendigsten Gedanken dieses Buchs geäußert haben: als könnte man Preußen und seine Wiege, die Mark, nur dann plastisch sehen und begreifen, wenn man es, und sei es mit Vorbehalt, liebt.
Nicht ganz organisch verbindet sich mit diesem ein zweiter Band, ein literarisches Lexikon. Seine extrem knappen Artikel vermitteln kaum ein Bild der vielen Autoren, nicht einmal zu einer Bibliographie reicht es. Da die Sortierung nach Ortsnamen geschieht, wird Fontane z.B. in nicht weniger als sechzehn Schnipsel zerhackt; das ist nicht besonders nützlich. Den Konflikt von personalem und räumlichem Prinzip, bei einem solchen Projekt wohl unvermeidlich, hat leider der Raum für sich entschieden.
BURKHARD MÜLLER
JÜRGEN ISRAEL und PETER WALTHER (Hrsg.): Musen und Grazien in der Mark. 750 Jahre Literatur in Brandenburg. Band 1: Lesebuch. Band 2: Historisches Schriftstellerlexikon. Lukas Verlag, Berlin 2002. 341 und 350 Seiten, 19,80 und 19,80 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Eine gute Gegend, um traurig zu sein, schreibt Rezensent Burkhard Müller über die Mark Brandenburg. Kein Wunder, dass viele der Texte im Band "Musen und Grazien in der Mark" melancholisch ausfallen. Etwa die Landschaftsgedichte von Peter Huchel, Sarah Kirsch und Günter Eich. Doch der Band bietet mehr. Von Willibald von Alexis, mit dessen historischen Romanen der Rezensent keine nähere Bekanntschaft wünscht, über Moritz Heimann, für Müller ein "Grübler von kristallener Klarheit" hin zu Bismarck, der sich als "völlig trittsicherer Stilist" erweist. Zu Müllers Überraschung sind es gerade die konservativen Autoren wie Reinhold Schneider, Ina Seidel und Wolf Jobst Siedler, die für ihn die "lebendigsten Gedanken" dieses Buchs geäußert haben. Insgesamt kommt der Band nach Ansicht des Rezensenten als ein schönes Durcheinander daher. Kritik hagelt es vor allem am zweiten Band, einem literarischem Lexikon, das sich nicht ganz organisch mit dem ersten verbinde. Die Artikel sind "extrem knapp" ausgefallen und vermitteln für Müller kaum ein Bild der vielen Autoren. Nicht einmal zu einer Bibliographie reicht es, bemängelt er. Als "nicht besonders nützlich" erachtet Müller zudem die Sortierung der Autoren nach Ortsnamen. Fontane werde so z.B. in nicht weniger als sechzehn Schnipsel zerhackt.

© Perlentaucher Medien GmbH…mehr