Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 23,20 €
  • Gebundenes Buch

Für eine Generation junger Deutscher schien nach Ende des Zweiten Weltkrieges der Weg in die Zukunft verbaut. Der Krieg, an dem sie teilgenommen hatten, war verloren. Viele ihrer Familien wurden aus der angestammten Heimat vertrieben. Die meisten großen Städte lagen in Trümmern. Das internationale Umfeld mied die Deutschen. In Europa waren sie isoliert.Dennoch setzte nach 1945 unter den Deutschen eine Rastlosigkeit ein, die nur ein Ziel kannte, die Apathie zu überwinden. Auch der Autor wurde davon erfasst. Er hatte das Ausland nur als Soldat kennengelernt: Finnland, Frankreich, Belgien und die…mehr

Produktbeschreibung
Für eine Generation junger Deutscher schien nach Ende des Zweiten Weltkrieges der Weg in die Zukunft verbaut. Der Krieg, an dem sie teilgenommen hatten, war verloren. Viele ihrer Familien wurden aus der angestammten Heimat vertrieben. Die meisten großen Städte lagen in Trümmern.
Das internationale Umfeld mied die Deutschen. In Europa waren sie isoliert.Dennoch setzte nach 1945 unter den Deutschen eine Rastlosigkeit ein, die nur ein Ziel kannte, die Apathie zu überwinden.
Auch der Autor wurde davon erfasst. Er hatte das Ausland nur als Soldat kennengelernt: Finnland, Frankreich, Belgien und die Niederlande.

Als Student suchte er die Begegnung mit Deutschlands Nachbarn. 1949 durfte er zum Studium in Zürich in die Schweiz einreisen. Ein Jahr später gehörte er zu den ersten Deutschen seiner Generation, die ein jugoslawisches Visum erhielten. Kurz darauf begann er ein Studium an der Georgetown University in Washington, D.C.
Der neue deutsche Auswärtige Dienst begann sich zu formierenund der Autor gehörte ihm ab 1953 an.
Sein nunmehr beruflicher Weg führte ihn durch die Wirren des Ost-West-Konflikts und er nahm teil an den zögernden Annäherungsversuchen der Bundesrepublik Deutschland an ihre östlichen Nachbarn.In seiner erlebten Zeitgeschichte schildert der Autor die Probleme einer deutschen Ostpolitik und ihr anfängliches Scheitern.Der Autor beschließt den Weg, den er als Deutscher zurückgelegt hat, mit einer Beschreibung seiner mehrjährigen Tätigkeit in Israel. Den Ausweg aus der Hoffnungslosigkeit hatte er gefunden.
Autorenporträt
Dr. Frank Sikora, geb. 1924, gehörte der deutschen Minderheit der Sudetendeutschen in der nach 1918 gegründeten Tschechoslowakischen Republik an. 1945 wurde seine Familie ausgewiesen und übersiedelte nach Bayern. Er studierte Slawistik und Osteuropäische Geschichte an den Universitäten Hamburg, Zürich und München (Promotion) und ein Studienjahr an der Georg Town University in Washington D.C. Danach trat er in den Deutschen Auswärtigen Dienst ein. Stationen: Athen - Kulturreferent, London Ostblockreferent, Hongkong Wirtschaftsreferent, Paris Internationales Sekretariat der Nato, Belgrad Pressereferent, Warschau Behördenleiter bei der Eröffnung der Botschaft, Seoul Ständiger Vertreter, Tel Aviv Vertreter des Botschafters.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.03.2007

Zum Anfassen
Frank Sikoras Diplomatenleben

Zweiter Mann an der Botschaft in Warschau, intime Beziehungen zur Sekretärin des Chefs, einer DDR-Agentin, Disziplinarverfahren, Versetzung in den einstweiligen Ruhestand, gescheiterte Ehe, Degradierung und erneute Berufung in den auswärtigen Dienst: Es sind schon farbige Bilder aus dem Leben eines Diplomaten, die Frank Sikora knapp und schnörkellos in seinem Lebensbericht schildert, Außenpolitik einmal nicht aus der abgehobenen Perspektive des Politikers oder Großbotschafters, sondern auf Arbeitsebene, Diplomatie zum Anfassen. Aufgewachsen im Dreiländereck von Teschen zwischen Polen, Tschechen und Deutschen, zur Wehrmacht eingezogen und Kriegsdienst in Norwegen, Belgien und Frankreich, Studium in Hamburg, München, Zürich und Washington, 1953 Aufnahme in die sechste Attaché-Crew des auswärtigen Dienstes, Posten in Athen, London, Bonn, Hongkong, Paris, Belgrad, Warschau, Seoul, Tel Aviv - das ist ein nicht ungewöhnlicher Lebenslauf für einen Angehörigen des Jahrgangs 1924. Sikora verweist selbst einmal auf Grimmelshausens Simplicissimus, und seine durchaus sympathische Mischung aus Neugier, Tatkraft, Mut und Chuzpe macht diesen Lebensbericht spannend und lesenswert.

Zeittypisch, doch heute eher ermüdend sind die Darlegungen zur Deutschland- und Osteuropa-Politik aus seiner Zeit im Auswärtigen Dienst von 1953 bis 1984. Aufschlussreicher sind seine aus der persönlichen Lebenserfahrung in einem Grenzland gewonnenen Überlegungen zu den spannungsvollen Beziehungen zwischen Polen, Tschechen und Deutschen. Für die Geschichte der deutschen Außenpolitik bringt er nichts Neues. Amüsant berichtet er hingegen über den Alltag an deutschen Auslandsvertretungen. Warmherzig portraitiert er seine ersten Chefs, die Botschafter Theo Kordt in Athen und Hans von Herwarth in London, unter denen er die ersten Staatsbesuche des Bundespräsidenten Theodor Heuss im Ausland vorbereiten durfte. Und er schildert, wie Erika Pappritz, legendäre Chefin des Protokolls, dem jungen Attaché in Athen wortlos erklärt, dass zum Frack eine weiße Fliege gehört. Den Entscheidungsspielraum hat Sikora bei seiner Arbeit gern und häufig ausgereizt und auch überschritten. Daraus mitunter entstandene Irrungen und Wirrungen führten bis zum Disziplinarverfahren, das er ebenso freimütig schildert wie seine Auseinandersetzung mit der Bürokratie des Auswärtigen Amts. Insgesamt ein erfrischender Lebensbericht eines nicht immer angepassten Diplomaten.

HANS JOCHEN PRETSCH

Frank Sikora: Als Deutscher unterwegs. Gelebte Zeitgeschichte. Autobiografie mit diplomatischem Hintergrund. Bachmaier Verlag, München 2006, 243 S., 24,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Eine spannende Lektüre hat die Autobiografie des Diplomaten Frank Sikora Rezensent Hans Jochen Pretsch beschert. Die Darlegungen zur Deutschland- und Osteuropa-Politik aus Sikoras Zeit im Auswärtigen Dienst von 1953 bis 1984 zählt er zwar nicht unbedingt zu den stärksten Passagen des Buchs. Dafür scheinen ihm die aus persönlicher Lebenserfahrung gewonnenen Überlegungen zu den spannungsvollen Beziehungen zwischen Polen, Tschechen und Deutschen um so aufschlussreicher. Besonders hat ihm die fesselnde und bisweilen amüsante Schilderung des Diplomatenalltags gefallen. Sikora biete Außenpolitik einmal nicht "aus der abgehobenen Perspektive des Politikers", sondern "Diplomatie zum Anfassen". Sein Fazit: ein "erfrischender Lebensbericht eines nicht immer angepassten Diplomaten".

© Perlentaucher Medien GmbH