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Produktdetails
  • Verlag: be.bra verlag
  • Seitenzahl: 176
  • Deutsch
  • Abmessung: 265mm
  • Gewicht: 946g
  • ISBN-13: 9783930863679
  • ISBN-10: 3930863677
  • Artikelnr.: 08562742
Autorenporträt
Wolfgang Schäche, geboren 1948, ist Professor für Baugeschichte und Architekturtheorie an der TFH Berlin. Seine Schwerpunkte sind Forschungen zur Architektur- und Stadtgeschichte sowie Denkmalpflege des 19. und 20. Jahrhunderts. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Architektur der NS-Zeit gelten als Standardwerke der baugeschichtlichen Forschung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.09.2001

Aufmarschplatz und Spielstätte

Nicht nur das gesprochene oder geschriebene Wort vermag Auskunft über die Vergangenheit zu geben. Auch stumme Zeugen der Zeit haben mit beredtem Schweigen bisweilen viel zu sagen. Wie zum Beispiel das "Reichssportfeld" in Berlin. Zweifellos handelt es sich um ein "herausragendes Geschichtsdokument", das bis heute mindestens Eindruck macht.

Auch wenn man als Fußballfan nur Hertha BSC im Kopf hat oder etwa wegen des DFB-Pokalendspiels in Berlin ist - auf dem imposanten Gelände rund um das Olympiastadion fällt es nicht leicht, sich ganz im Hier und Jetzt zu verlieren. Fast zwangsläufig wird Vergangenes gegenwärtig, treten entsprechende Bilder vor das geistige Auge. So greift Erinnerung Platz, und zwar an jene Zeit, als die Arena zum Aufmarschplatz und der Sport zum Spielball der Politstrategen wurde. Schließlich handelt es sich um den Schauplatz der Olympischen Spiele von 1936, die bekanntlich nicht nur Jesse Owens, sondern auch Adolf Hitler eine Bühne boten. Schon aus diesem Wissen speist sich, auch nach 65 Jahren, eine Beklemmung, die der durchaus faszinierenden Empfindung von Größe und Weite eine gewisse Ambivalenz verleiht.

Man kann sich ihrer Wirkung kaum entziehen: "Architektur im Spannungsfeld von Sport und Macht". Der Untertitel eines neuen Buches über das "Reichssportfeld" wäre also durchaus treffend gewählt, wenn die Autoren ihren Blick tatsächlich auf die "baulichen Anlagen" als solche fokussiert und sich nicht schwerpunktmäßig mit deren Geschichte beschäftigt hätten. Ebendies wäre allerdings wünschenswert gewesen, zumal erst vor Jahresfrist ein ganz ähnlich konzipiertes, zudem ausgezeichnetes Werk aus der Feder Volker Kluges erschienen ist.

Dies freilich ist Wolfgang Schäche und Norbert Szymanski nicht anzulasten. Wie der Berliner Sportpublizist haben auch die Berliner Architekten und Bauhistoriker ein Standardwerk vorgelegt, das nicht zuletzt durch die bemerkenswerte Qualität seiner Illustration eine anregende Lektüre bietet. Ungeachtet einiger kleinerer Nachlässigkeiten - zum Beispiel: Coubertin war nicht der erste, sondern der zweite Präsident des Internationalen Olympischen Komitees - präsentiert sich eine umfassende und detaillierte Darstellung der Geschichte des "bedeutenden baulichen Dokuments des Nationalsozialismus", die sich keineswegs auf jene 16 Tage im August 1936 beschränkt. Der Blick reicht vielmehr dreißig Jahre weiter zurück, bis zu den ersten Überlegungen für die Errichtung eines "Deutschen Stadions".

Der Bogen spannt sich bis in die unmittelbare Gegenwart. Gerade hinsichtlich der viel diskutierten Frage nach einem zeitgemäßen, "politisch korrekten" Umgang mit dem historisch belasteten Bauwerk sind die Autoren besonders kompetent. Sie gehörten einer Ende 1991 eingerichteten internationalen Arbeitsgemeinschaft an, deren dreibändige Expertise "politische, bauliche, gartengestalterische und nutzungsgeschichtliche Aspekte" umfaßte. Das Ergebnis ihrer "kritischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit" ist in die Planung des Umbaus zu einer modernen Arena eingeflossen. Ob der Spagat zwischen Vergangenheit und Zukunft gelungen ist, wird man spätestens im Jahr 2006 ermessen können. Dann wird die Fußballwelt im neuen alten Stadion zu Gast sein.

ANDREAS HÖFER

Besprochenes Buch: Wolfgang Schäche/Norbert Szymanski: Das Reichssportfeld. Architektur im Spannungsfeld von Sport und Macht, be.bra Verlag, Berlin, 160 Seiten, 59,90 Mark.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.06.2001

Kultstätte des Sports
Das einstige Reichssportfeld rund um das Berliner Olympiastadion verfällt weitgehend ungenutzt
WOLFGANG SCHÄCHE, NORBERT SZYMANSKI: Das Reichssportfeld; Architektur im Spannungsfeld von Sport und Macht, be.bra Verlag, Berlin 2001. 176 Seiten, 59,90 Mark.
Während in München seit Monaten über den Umbau des Olympiastadions gestritten wird, sind in Berlin am Olympiastadion von 1936 bereits die Bagger am Werk. Bis zur WM 2006 soll die Anlage rundum saniert sein. Während die Arena renoviert wird, liegt der Rest des einstigen Reichssportfeldes der Nazis, dessen Zentrum das Olympiastadion bildet, noch immer im Dornröschenschlaf. Seit die Briten, die das Gelände nach dem Krieg beschlagnahmten, 1994 abzogen, verwittert das Maifeld, und im Haus des Sports stauben leere Büroräume in niedrigen Zwischengeschossen. Im Familienbad wuchert Gestrüpp. Geld für den Denkmalschutz ist nicht vorhanden, Pläne für einen privat gesponsorten Freizeitpark wurden – vorerst – fallen gelassen.
Die beiden Berliner Architekten und Bauhistoriker, Wolfgang Schäche und Norbert Szymanski, haben detailliert und fachkundig die Geschichte des Reichssportfeldes nachgezeichnet. Sie berichten über das politisch-ideologisch dominierte Bauprogramm der Nazis mit seinen militärischen Elementen und den Aspekten des Todeskultes. Das Reichssportfeld war die einzige in toto realisierte Großanlage des Dritten Reiches. Daher plädieren die Autoren des leider etwas grau und textlastig geratenen Bildbandes dafür, nicht nur bei der Sanierung des Olympiastadions, sondern auch beim Rest der Anlage mit Sensibilität für die historische Bedeutung vorzugehen. Aus der Sprache der beiden Spezialisten in die Sprache der Berliner übersetzt soll das wohl konkret heißen: nicht Teilbereiche an einzelne Sportvereine abzutreten und die wechselhafte Geschichte des Reichssportfeldes mit einem öffentlich zugänglichen Sport-Park zu krönen.
ck
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

In einer kurzen Rezension zeigt sich der Rezensent mit dem Kürzel "ck" recht angetan von dieser "detaillierten und fachkundigen" Geschichte des Reichssportfeldes, das nach Abzug der britischen Alliierten 1994 nun verwittert. Der Rezensent lobt dabei sehr, dass die beiden Autoren deutlich aufzeigen, dass nicht nur das Berliner Olympia-Stadion, sondern auch das dazugehörige Reichssportfeld von historischer Bedeutung ist und daher das ganze als erhaltenswürdige Gesamtanlage zu betrachten ist. Schade findet der Rezensent es lediglich, dass der Bildband "etwas grau und textlastig" geraten sei.

© Perlentaucher Medien GmbH