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Produktdetails
  • Verlag: Edition Memoria / Schumann
  • Seitenzahl: 176
  • Erscheinungstermin: 29. November 2016
  • Deutsch
  • Abmessung: 298mm x 244mm x 20mm
  • Gewicht: 1085g
  • ISBN-13: 9783930353354
  • ISBN-10: 3930353350
  • Artikelnr.: 45872051
Autorenporträt
Georg Stefan Troller, geboren 1921 in Wien, emigrierte 1938 nach Frankreich, dann in die USA, lebt seit 1949 in Paris. Berühmt wurde er in den 60er Jahren mit der Fernsehsendung "Pariser Journal", danach lief seine "Personenbeschreibung" über mehr als zwei Jahrzehnte. Troller hat bedeutende Dokumentarfilme ("Mord aus Liebe"), "Unter Deutschen", "Amok") gedreht und zahlreiche Bücher veröffentlicht.
Im Mai 2005 erhielt er den Literaturpreis der Theodor-Kramer-Gesellschaft in Wien.

Mario Adorf, geboren 1930 in Zürich, Kindheit und Jugend in Mayen in der Eifel, studierte Philologie und Theaterwissenschaften. 1953 - 55 Otto-Falckenberg-Schule in München, bis 1962 an den Münchner Kammerspielen. Theater- und Filmschauspieler. Seitdem ca. 100 Filme im In- und Ausland und Arbeit am Theater.
2006 wurde der Schauspieler und Schriftsteller mit dem "Bambi" geehrt. Deutschlands wichtigster Medienpreis ehrte den renommierten Schauspieler als Multitalent, dem die Verbindung zwischen Hochkultur, Handwerk und Popularität gelingt. Neben seinen Rollen engagiert er sich für die Kultur und den schauspielerischen Nachwuchs.

Olaf Peters, geboren 1964 in Hagen/Westf. ist Professor für Neueste Kunstgeschichte und Kunsttheorie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Die deutsche Kunst des 20. Jahrhunderts ist einer seiner Forschungsschwerpunkte. 2004 hat er sich über Max Beckmann habilitiert, 2010/11 war er Kurator der Otto-Dix-Ausstellungen in New York und Montreal.Herta Müller, geboren 1953 im deutschsprachigen Nitzkydorf/Rumänien, studierte 1973 - 76 deutsche und rumänische Philologie in Temeswar. Nach dem Studium arbeitete sie als Übersetzerin in einer Maschinenfabrik. Sie wurde entlassen, weil sie sich weigerte für den rumänischen Geheimdienst "Securitate" zu arbeiten. Ihr erstes Buch "Niederungen" lag danach 4 Jahre beim Verlag und wurde 1982 nur zensiert veröffentlicht. 1984 erschien es in der Originalfassung in Deutschland. Herta Müller konnte danach in Rumänien nicht mehr veröffentlichen und war immer wieder Verhören, Hausdurchsuchungen und Bedrohungen durch die Securitate ausgesetzt. 1987 Übersiedlung nach Deutschland. 1989 - 2001 Gastprofessuren an Universitäten in England, Amerika, Schweiz und Deutschland. Seit 1995 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt. Herta Müller wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. So erhielt sie 2006 den Würth-Preis für Europäische Literatur für ihr literarisches Gesamtw

erk, den Walther-Hasenclever-Werkpreis sowie die Ehrengabe der Heine-Gesellschaft. 2009 erhielt Herta Müller den Nobelpreis für Literatur und den Franz-Werfel-Menschenrechtspreis. 2010 wurde ihr der Hoffmann-von-Fallersleben-Preis für zeitkritische Literatur verliehen, 2012 erhielt sie die Ehrendoktorwürde der Universität Paderborn, 2014 wurde sie mit dem Hannelore-Greve-Literaturpreis ausgezeichnet, 2015 mit dem Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln sowie dem Friedrich Hölderlin Preis der Universität Tübingen. Die Autorin lebt in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.11.2016

Erinnert euch an ein anderes Leben

Für die meisten kam der existentielle Bruch mit Hitler: Thomas B. Schumann rettet deutsche Exilkünstler vor dem Vergessen.

Schon allein wegen Max Osborns wunderbarem Bericht über die preußisch-präzise getaktete Geburtstagsfeier des hochbetagten Adolph Menzel hätten die vergriffenen Erinnerungen des brillanten Berliner Kunstkritikers längst eine neue Auflage verdient. Hoch zu loben war es also, als Thomas B. Schumann im Jahr 2013 Max Osborns "Der bunte Spiegel" genannten Lebensrückblick in seinem 1995 gegründeten Verlag Edition Memoria wieder herausgebracht hat. Dort bemüht er sich mit Erfolg darum, die vergessenen Werke der deutschen Exilliteratur allgemein zugänglich zu machen. Genauso intensiv beschäftigt er sich mit dem Exodus deutscher Künstler nach 1933.

Seit mehr als fünfzehn Jahren erwirbt er deren Gemälde und Zeichnungen, auf Auktionen oder aus Nachlässen und verfügt heute über eine mehr als tausend Werke umfassende Sammlung. Gemälde berühmter Maler wie Max Beckmann oder Max Ernst sind aus naheliegenden finanziellen Gründen nicht darunter. Ohnehin möchte Schumann gerade jene emigrierten Künstler vor dem Vergessen bewahren, die mit ihren Werken heute oft weniger präsent sind. In diesem Sinne soll seine Sammlung ein Forum für große Kunstwerke, aber auch für Arbeiten von eher dokumentarischem Wert bieten. Und genau das zeichnet auch seinen Bildband "Deutsche Künstler im Exil. 1933-1945" aus. Schumann stellt darin zweiundsiebzig Künstler vor. Für die meisten wurde Hitlers Machtergreifung früher oder später zum Schicksal. Die Folgen sind bekannt.

In der Zeit vor 1933 war freilich die Welt des jungen Malers Julo Levin noch voller Verheißung. Im Jahr 1901 als Sohn jüdischer Eltern in Stettin geboren, studierte er an der Düsseldorfer Kunstakademie bei den prominenten Künstlern Jan Thorn-Prikker und Heinrich Campendonck. Später wurde er Mitglied des "Jungen Rheinland" und der "Rheinischen Sezession", 1931 ging er nach Südfrankreich, wo er die beiden sehr anziehenden Hafenansichten malte, die in Schumanns Buch abgebildet sind. 1933 erhielt er als "entarteter" Künstler Berufsverbot, arbeitete daraufhin als Kunstlehrer an jüdischen Schulen in Düsseldorf und Berlin, bis ihn die SS 1941 zur Reinigung von Deportationszügen heranzog. 1943 wurde er nach Auschwitz deportiert. Sein Todesdatum kennt man nicht.

Kein Entkommen gab es auch für den jüdischen Künstler Julius Graumann, der 1933 zuerst in die Schweiz, dann nach Paris emigrierte, 1940 nach Toulouse und von dort an die spanische Grenze floh, 1944 im Lager Drancy bei Paris interniert, nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde. Im Buch kann ein fröhliches Bild einer Jahrmarktbude "Welttheater", das er 1928 malte, die Erinnerung an Julius Graumann wachhalten. Und es gibt dort viele Gemälde in leuchtenden Farben zu sehen: Franz Heckendorfs südliche Landschaft von 1961 zum Beispiel, oder das Bild in den schönsten Grüntönen mit dem "Wanderer an der Bahnlinie im Wald" von Viktor Tischler aus den zwanziger Jahren oder ein "Großes Weintrauben Stillleben", das Charlotte Berend-Corinth um das Jahr 1945 gemalt hat.

Der späte Ruhm von Lotte Laserstein (1898 bis 1993), die mit einem um 1940 gemalten Bildnis eines lesenden Mannes erscheint, ist heute weithin bekannt. Aber bereits im Jahr 1927, als sie gerade ihr Studium an der Berliner Kunstakademie mit Auszeichnung abschloss, sagte man ihr eine glanzvolle Karriere voraus. Inspiriert von ihrem Lehrer Erich Wolfsfeld (hier ebenfalls mit einem Gemälde präsent), aber auch von den Künstlern der Neuen Sachlichkeit, fand sie die Themen ihrer Malerei im hektischen Berliner Leben der zwanziger Jahre. 1930 schuf sie mit "Abend über Potsdam" ihr Hauptwerk, das 2010 von der Berliner Nationalgalerie erworben wurde. 1937 emigrierte Lotte Laserstein ihrer jüdischen Herkunft wegen nach Schweden, und dort führte das Exil, wie bei vielen anderen Künstlern auch, zu einem spürbaren Bruch ihres künstlerischen Schaffens. Zurück nach Deutschland wollte sie nie, nachdem ihre Mutter im KZ Ravensbrück umgebracht worden war.

Ein Bildnis ihres Vaters im idyllischen Garten in Oxford, das Milein Cosman um 1944 schuf, gehört zu den anziehendsten Werken in diesem Band, genauso wie ihre gezeichneten Porträts von Marie-Louise von Motesicky, Elias Canetti und Erich Fried. Milein Cosman hat in ihrem langen Leben offensichtlich immer Glück gehabt. In einer jüdischen Familie 1921 in Gotha geboren, besuchte sie die seit 1937 im Genfer Exil ansässige Odenwaldschule und emigrierte zwei Jahre später nach England. Sie studierte an der Slade School of Fine Arts und reüssierte als Porträtistin, die unter anderen, wie Schumann schreibt, im Jahr 1949 ein Bildnis von Konrad Adenauer und seinem Kabinett schuf.

Sehr attraktiv sind auch die Werke ihrer sehr viel älteren Kollegin Julie Wolfthorn, zum Beispiel ein überaus lebensvolles Gemälde "Mädchen mit Hut vor offenem Fenster", das sie mit kühnem Pinselduktus um das Jahr 1910 schuf. Von Westpreußen, wo sie 1864 zur Welt kam, war ihr der Weg nicht zu weit nach Paris, wo sie an der Academie Colarossi studierte. Als eine von nur vier Frauen war sie Mitbegründerin der "Berliner Secession" und mehrerer Künstlerinnenverbände, fand sich als Jüdin aber seit 1933 in ihrer Arbeit immer mehr eingeschränkt. Bis 1941 bleibt sie im Jüdischen Kulturbund aktiv, wird aber im Jahr darauf mit ihrer Schwester in das KZ Theresienstadt deportiert, wo sie auch weiterhin zeichnet, bis sie 1944 kurz vor ihrem einundachtzigsten Geburtstag dort stirbt. Die schönste und expressivste Zeichnung des Buches stammt von Arno Nadel. Wer die "Frau mit Halskette" war, die mit ihrem kritischen Blick so lebendig und präsent wirkt, als hätte er sie gerade eben und nicht in schon vor Jahrzehnten dargestellt, ist unbekannt, nicht aber die Bedeutung dieses Künstlers, der auch als Musiker und Dichter wirkte, die leider in seiner Kurzbiographie nicht angemessen zur Sprache kommt.

Das Engagement von Schumann für die deutschen Exilkünstler ist bewundernswert, manchmal aber wünscht man sich mehr Informationen - wie etwa im Fall des Bildes, auf dem Erich Klossowski (1875 bis 1949), Künstler und Kunsthistoriker, seine Frau Baladine, eine Malerin, in einer leuchtend blauen Robe dargestellt hat. Als er sie 1903 heiratete, hieß sie noch Elisabeth Dorothea Spiro und war die Schwester des Künstlers Eugen Spiro. Das junge Paar lebte in Paris, 1905 und 1908 wurden die Söhne Pierre und Balthasar (später Balthus) geboren, die als Künstler große Erfolge hatten. Bei Kriegsbeginn musste die Familie 1914 Frankreich verlassen und in die Schweiz ziehen. 1917 trennte sich das Ehepaar, und bald darauf begann Baladines leidenschaftliche Affäre mit Rainer Maria Rilke. Auch hier würde es sich lohnen, die hinter den knappen Angaben verborgenen Geschichten einer genialen Künstlerfamilie zu erzählen.

KONSTANZE CRÜWELL.

Thomas B. Schumann (Hrsg.): "Deutsche Künstler im Exil 1933-1945". Werke aus der Sammlung Memoria Thomas B. Schumann.

Edition Memoria, Hürth 2016. 176 S., 170 Abb., br., 39,80 [Euro].

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